Das Pilgerforum

Liebe Wanderer

ich habe die Idee, im Sommer den Franziskusweg auf der Strecke Florenz Richtung Rom zu laufen. Wie weit ich gehen möchte, habe ich noch nicht entschieden. Ich bin einigermaßen erfahren, was weite Strecken angeht. Ich bin bereits den portugiesischen Jakobsweg gelaufen, einen Teil des französichen und einen Teil des spanischen Küstenweges. Außerdem bin ich den Fishermanstrail in Portugal gelaufen, der ja auch als schwierig für Menschen mit Höhenangst gilt.
Nun ist es aber so, dass ich tatsächlich Probleme mit der Höhe habe, besonders, wenn es um ausgesetzte Wege geht oder Pfade, die direkt an einem steilen Abhang mit hoher Höhe entlang gehen.
Nun habe ich gelesen, dass der Franziksusweg in dieser Hinsicht sehr anspruchsvoll sei. Daher wollte ich einfach mal fragen, ob jemand Erfahrungen hat, wie schwierig dieser Weg in dieser Beziehung sein könnte. Und ob es vielleicht nur ein - zwei schwere Etappen sind, die ich überspringen könnte oder ob ihr dann den Weg eher abraten würdet.

Ich würde mich sehr freuen, von jemandem etwas darüber zu lesen. Natürlich schaue ich mir auch die Höhenprofile an, aber persönliche Berichte sind doch manchmal mehr Wert.

Herzliche Grüße
Iris

Hey Iris,

ich habe auch mittelschwere Höhenangst und hatte auf dem Franziskusweg (bis Spoleto) nur einmal Probleme auf einem kurzen Stück, wo der Pfad sehr schmal war und es linker Hand senkrecht zum Fluss runterging. Laut Sandy Brown waren zu der Zeit, als er seinen Guide schrieb, linker Hand noch viele schützende Bäume am Abhang, die aber dann später komplett gefällt wurden.

Dieses Stück kann man aber umgehen, indem man vorher schon rechts durch eine kleine eingewachsene Unterführung geht und dem Weg bergauf folgt (Beschreibung auch bei Kees Rodenburg nachzulesen). Diese Stelle ist hinter Pieve Santo Stefano, nach dem Euro-Hotel.

Ich bin hauptsächlich nach dem Buch von Sandy Brown gepilgert, das war damals das neueste. Er hat sehr darauf geachtet, dass keine grenzwertigen oder unklaren Passagen beschrieben wurden und wenn doch, hat er auch Alternativen aufgezeigt. Diese eine Stelle habe ich ihm damals gemeldet und meines Wissens hat er inzwischen für diese Passage die Wegbeschreibung von Kees Rodenburg übernommen.

Es kommt ein bisschen drauf an, welche Etappen du gehst bzw. welchem Buch du folgst. Es gibt ja nicht DEN Franziskusweg. Ich habe Mitpilger getroffen, die Etappen z. T. auch bei schlechtem Wetter gingen und für jemanden mit Höhenangst wahre Horrorgeschichten erzählten. Das waren aber Etappen, deren schwierige Abschnitte z. B. bei Sandy Brown gar nicht aufgetaucht sind. Vielleicht hab ich dadurch etwas verpasst. Wahrscheinlich aber hatte ich mit meiner Höhenangst einfach nur Glück Wenn es dich interessiert, kann ich dir meine Etappen auch gerne durchgeben.

Lass dich aber von den Höhenmetern nicht ins Bockshorn jagen. Der Weg ist - egal mit welchem Buch du gehst - ziemlich anstrengend. Ich habe auf der Etappe hoch zum Consuma-Pass Pilger getroffen, die davor halt den Frances gegangen sind und weil sie es von dort so gewöhnt waren, Etappen von 25 km geplant haben. Die sind kläglich gescheitert und saßen dann schon bald darauf im Bus. Der Weg ist mit durchschnittlicher Kondition gut zu bewältigen, aber vielleicht bleibt man mal hier und dort besser unter 20 km Vele Höhenmeter bedeuten übrigens ja nicht gleichzeitig technisch schwierige Wege.

Ich wünsch dir viel Freude beim Planen und noch viel mehr beim Gehen!

LG,
Andrea

Ich kann dir aus eigener Anschauung nur von der Strecke Florenz bis Assisi/Eremo di Caceri sowie Monterotondo-Rom berichten. Da gab es keine der von Dir beschriebenen Engstellen über Abgründen, nur manchmal sehr steile oder geröllige Abschnitte.

Was die Etappenlängen anbelangt, sind 25 km hier sehr ambitioniert, abhängig von den Höhenmetern.

Ich bin 2019 von Florenz nach Rom nach der Beschreibung vom Rother.Auch ich hab ab und an Höhenangst, doch auf diesem Weg gab es keine Probleme. Ein/zweimal musste ich aber Schlechtwetterbedingt den Weg über Strasse suchen, da ich sonst im Matsch versunken wär.Es war Anfang Mai, ab Passo della Consums lag Schnee, in Gubbio am 15.Mai tagsüber 7°C. In Rom dann 25°C . Schön war's....

Hallo Iris,

ich bin den Weg auch von Florenz bis Rom mit dem Rother Wanderführer gegangen.
Der Weg wird dir einiges abfordern, was möglicherweise deine körperliche Leistung anbelangt – es sind doch rund 18000 Höhenmeter zu bewältigen. Es gibt auch immer wieder Abschnitte die recht steil nach oben oder unten gehen, aber ausgesetzte Wege oder Pfade, die direkt an einem steilen Abhang mit hoher Höhe entlang gehen kenne ich keine. Du darfst dir auch keine hochalpinen Wege vorstellen; die meisten Wege führen durch Walgebiete.
Im Wanderführer von Rother wird auf einen Weg hingewiesen, der für trittsichere Pilger beschrieben ist. Dort ist aber auch eine Alternative angegeben.
Also nur Mut!
Gruß Walter

... Wanderführer Seite 147 ...

Ihr Lieben

vielen Dank für eure ermutigenden Antworten. Ich habe mich jetzt entschieden, den Weg zu wagen. Es ist toll, eure Erfahrungen hören zu können, das macht mir Mut, dass ich es schaffen werde. Jetzt freue ich mich tatsächlich sehr und bin gespannt auf den Weg.

Herzliche Grüße
Iris