Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Pilgerwege in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Mimmy2022
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Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Mimmy2022 »

Hallo zusammen,

ich hätte einmal die große Frage, was man beachten muss, wenn man in/durch Deutschland pilgert.

Das ist natürlich eine ziemlich ungenaue Frage.

Daher versuche ich mit ein paar Punkten einen kleinen Leitfaden zu generieren:
- Was sind die größten Unterschiede im Vergleich zu den spanischen Jakobswegen?
- Ich habe gelesen, dass man sich teilweise drei Tage vorher bei Unterkünften anmelden muss. Stimmt das? Schon nachmittags am Tag davor, fände ich unschön.
- Wie findet man am besten möglichst günstige Unterkünfte?
- Wie ist eure Erfahrung mit dem Übernachten in Kirchen/Gemeindehäusern? Ist das eine Möglichkeit, oder sind die Gemeinden dem gegenüber eher abgeneigt?
- Gibt es Pilger-Apps die man empfehlen könnte?
- Braucht eventuell bestimmte Ausrüstung unbedingt? Also irgendwas Mitteleuropa spezifisches?

Mir ist klar, dass es je nach Region und Wegabschnitt Unterschiede geben könnte, aber ich wollte es erstmal allgemeiner halten, so hat jeder was davon. :)
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Anne Ruschmann
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Anne Ruschmann »

Hi Mimmy,
du hattest zwar nach Pilgerwegen in Deutschland gefragt, da wirst du bestimmt hier noch einige Infos bekommen.
Aber vielleicht kannst du ja bzgl. der Übernachtungen damit auch was anfangen:

... als ich auf dem E 1 von der dänischen Grenze über Flensburg, Schleswig, Itzehoe, Hamburg bis zum Steinhuder Meer gelaufen bin, war das zwar mal kein Pilgerweg, aber die Übernachtungssituation musste ich auch klären. (Vorsorglich hatte ich mein Zelt dabei)
Auf diesem Weg kommt man teilweise durch sehr kleine Dörfer.
Ich hatte dort eigentlich immer super schöne Gespräche mit den wenigen Dorfbewohnern.
Die wollten immer alles ganz genau wissen, so nach dem Motto: „wer bist denn du, wo kommst du her, wo willst du hin“.
Und ich habe dann einfach gefragt ob sie vielleicht wissen wo ich übernachten könnte oder mein Zelt aufschlagen dürfte.
Das hat fast immer geklappt, irgendwo gab es dann jemanden der was zu vermieten hatte.
In den größeren Städten habe ich bei z.B. bei Booking.com geschaut.
Oft gibt es dort auch Unterkünfte mit Mehrbettzimmern und Gemeinschaftsbad. Auch das war problemlos.
Vom Budget her muss man natürlich deutlich tiefer in die Tasche greifen als z.B. in Spanien für die klassischen Herbergen.
Zwischen 30.- und 50.-€ pro Nacht (je nach Unterkunft) ist man locker dabei, nach oben keine Grenzen.
Ich habe absolut nix vorgebucht, immer taggleich.
Was tatsächlich ein etwas größeres Problem war, das war die Möglichkeit Essen zu kaufen.
Die ersten Tage war ich viel zu naiv, dachte mir dass es bestimmt irgendwie immer mal einen Bäcker oder kleines Geschäft geben würde.
Aber das war nicht der Fall. Und da ich beim Laufen oft vollkommen ausblende welchen Wochentag wir haben, war ich dann insbesondere am ersten Wochenende sehr hungrig unterwegs. Es gab absolut nichts. Aber man ist ja lernfähig 😉

BC
Anne
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Hans-Jörg
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Hans-Jörg »

Hallo Mimmy,
du bekommst sicher noch gute Antworten von erfahrenen Pilgern, die dir ihre subjektiven Erfahrungen mitteilen. Da deine Fragen sehr umfassend gestellt sind, möchte ich dir auch diese Internetseiten empfehlen, bei denen viele deiner Fragen beantwortet werden:

https://pilgerwissen.de/
https://pilgertools.de
https://deutsche-jakobswege.de/wege

Wünsche dir viel Vorfreude bei deiner Planung und gute Wege!
Hans-Jörg
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beliperegrina
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von beliperegrina »

Anne Ruschmann hat geschrieben: 1. Feb 2024, 09:28 Die ersten Tage war ich viel zu naiv, dachte mir dass es bestimmt irgendwie immer mal einen Bäcker oder kleines Geschäft geben würde.
Aber das war nicht der Fall. Und da ich beim Laufen oft vollkommen ausblende welchen Wochentag wir haben, war ich dann insbesondere am ersten Wochenende sehr hungrig unterwegs. Es gab absolut nichts. Aber man ist ja lernfähig 😉

BC
Anne
Und wenn man vielleicht doch einen Laden findet, hat er möglicherweise gerade seine 2-stündige Mittagspause, oder es ist Mittwoch und damit u.U. nachmittags geschlossen. 🥴
Aber bald stellt man sich darauf ein und hat eine Notration (Nüsse, Müsliriegel oder ähnliches dabei).
Insgesamt habe ich Pilgern in Deutschland als spannend erlebt, so gar nicht exotisch, aber sehr erlebnisreich und bereichernd.

Dir einen Guten Weg,
Beate
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Gertrudis
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Gertrudis »

Hallo Mimmy,
die Jakobswege in Deutschland sind ja ganz unterschiedlich, was die spezielle "Pilgerinfrastruktur" anbelangt.
Auf manchen, z.B. dem Ökumenischen Pilgerweg, gibt es viele einfache Unterkünfte für wenig Geld, auch der Münchner Jakobsweg ist in der Hinsicht schon recht gut aufgestellt, wobei man da schon auch für übernachten mit frischer Bettwäsche und gutem Frühstück mindestens 25 bis 30 Euro rechnen soll, was auch angemessen ist.
Vorher anzurufen empfiehlt sich auf jeden Fall, und zwar vor allem deshalb, weil sich die Leute, die die Unterkunft anbieten, ja darauf einstellen und alles vorbereiten wollen. Auch die Bewohner in den kleinen Dörfern sind ja in der selben Situation und können dann auch nicht einfach schnell noch zum Supermarkt rennen und spontan Essen für plötzlich aufgetauchte Pilger einkaufen 😅, und sie haben auch noch ein Leben außer dem Warten auf eventuelle Pilgergäste...
Wobei es natürlich nicht notwendig ist, wochen- oder gar monatelang vorher zu reservieren. Das ist eher die Unsitte, die ich in den letzten Jahren erlebe 😜. Ein, zwei Tage vor der Ankunft anrufen - das dürfte die Spontaneität nicht allzu sehr einschränken.
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Pater Norbert
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Pater Norbert »

Hallo Mimmy,

ich antworte aus einer vierfachen Erfahrung:
Ökumenischer Pilgerweg 2014
Via Juztlandica 2018
Priester in zwei Landgemeinden mit verschiedenen Kirchen
Hausoberer unseres Klosters in Freiburg

Anmeldung ist in meinen Augen in Deutschland nötig. Gertudis hat es aus ihrer Sicht beschrieben und ich habe es bei meinen Wegen auch erlebt. Es braucht Vorbereitung für die Gastgeber.
Auch bei Fragen zu den Gemeindehäusern gilt Anmeldung. Manche Pfarrbüros haben nur an einigen Tagen einige Stunden auf. Gemeindehäuser haben auch noch die Belegung durch die Dinge der Gemeinde. Da kannst du nicht einfach so aufschlagen.

Wir in unserem Kloster sind 5 Mitbrüder und haben alle unsere Dienste. Bei uns schellen manche auch vergebens.
Wenn ich (Stand Donnerstag Mittag) einen Anruf für Samstag bekäme, könnte ich in meinen Kalender schauen und die Mitbrüder fragen, wer den Gast erwarten kann.
Leider erleben wir dann auch die Erwartungspilger: "Ich will um 16:00 Uhr ankommen und aufgenommen werden". Ein Hinweis, dass an dem Tag frühestens um 18:30 Uhr jemand da ist, wird dann manchmal so kommentiert:
Variante A: Es ist Ihre Aufgabe, immer für uns ansprechbar zu sein.
Variante B: Ok, ich hänge die Zeit in einer Kneipe ab und Sie zahlen den Deckel.
Dass die Übernachtung natürlich für umme erwartet wird, muss fast nicht mehr erwähnt werden.
Wer pilgert, wird von einem Virus infiziert, das nicht vergeht.
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Pater Norbert
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Pater Norbert »

Mein "Prachtexemplar" war jemand, der es nicht für nötig hielt, seinen MP3 Player während des Abendbrots abzuschalten.
Dafür weckte er mich um 05:30 mit der Info, er wolle nun vom Ortsrand Freiburg aus starten und erwartete einen entsprechenden Shuttledienst. Dafür, dass er uns die Ehre seines Besuchs gegeben hat, wollte er auch noch eine Spende!
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Matt Merchant
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Matt Merchant »

Liebe Mimmy,

die Deutschland-Durchquerung von Kiel nach München zwischen 2020 und 2022 zählt zu meinen schönsten Pilgererfahrungen - gerade weil es sich nochmal völlig anders anfühlt als die Pilgerwege in Frankreich oder Spanien.
Man muss viel mehr improvisieren, manchmal auch Routen mit GPS variieren -, hat dafür dann aber auch viel mehr Freiheiten, so ohne Sprachbarriere.

Ich nehme immer ein kleines Zelt mit und klingle gerne abends an Pfarrhäusern mit der Frage und Bitte, auf der Pfarrwiese biwakieren zu dürfen. Denn die gehört ja i.d.R. nicht den Pfarrersleuten, sondern der ganzen Gemeinde.
Und da habe ich so gut wie nie schlechte Erfahrungen gemacht [Okay, Ausnahme: neben dem Pfarrhaus von Friedewald steht eine Disco, neben der ich versehentlich zeltete, bis mir die Ohren abflogen]; ganz im Gegenteil: Man lernt viele bunte Charaktere kennen - und manche schließen einem dann sogar unaufgefordert das Pfarrheim auf, zwecks Dusche und Küche. Manchmal gibt's sogar das Kirchensiegel als Pilgerstempel. :-)

Einfach ausprobieren.
Immerhin ist Gastfreudschaft eine christliche Kerntugend - wie im Grunde bei allen Religionen.

Viel Erfolg!
Matthias

[Mein 1000. Beitrag! Champagner für alle!! 🍾 ]
"Das Unscharfe um das Display herum, das ist der Camino.“ (frei nach M. M. Profitlich) :geek:
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Pater Norbert
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Pater Norbert »

Matt Merchant hat geschrieben: 1. Feb 2024, 13:41 [Mein 1000. Beitrag! Champagner für alle!! 🍾 ]
Schade, ich fahre noch Auto und kann nicht mittrinken.
Aber herzlich willkommen bei den 100ern!
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Pooh_der_baer
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Pooh_der_baer »

Hallo,

kann nur von den beiden Wegen 2021, Tübingen-Beuron, und 2023 Moselcamino berichten.
Es gibt auf beiden Wegen Herbergen mit Frühstück zu einem Betrag von damals € 35.
Für preisgünstige Hotels ein Buchungsportal anwenden.

Wollte 2021 zuerst den Moselcamino im Okt gehen. Meine ersten Anfragen liefen schon Anfang Mai 2021 ins Leere.
Die Pilgerherbergen waren schon ausgebucht und Zimmer 70€+ nur für ÜF waren mir zu teuer.

Habe dann gleich mich um Unterkünfte für die Beuronensis gekümmert.
Für den Moselcamino Aug 2023 buchte ich schon im Feb die Herbergen.
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
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Tritta
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Tritta »

Pater Norbert hat geschrieben: 1. Feb 2024, 13:16 Variante A: Es ist Ihre Aufgabe, immer für uns ansprechbar zu sein.
Variante B: Ok, ich hänge die Zeit in einer Kneipe ab und Sie zahlen den Deckel.
Dass die Übernachtung natürlich für umme erwartet wird, muss fast nicht mehr erwähnt werden.
Ich bin entsetzt, dass es so etwas gibt. :?
Pooh_der_baer hat geschrieben: 1. Feb 2024, 14:38 Die Pilgerherbergen waren schon ausgebucht und Zimmer 70€+ nur für ÜF waren mir zu teuer.
Genau so ist es mir in Deutschland, aber auch in Norwegen und Irland ergangen.
Daher buche ich immer vor, auch zum Teil monatelang vorher.
Ich liebe diese Planerei und brauche einfach Struktur beim Pilgerwandern. 8-)

Sonntags waren für mich Tankstellen immer gute Anlaufstellen um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Doch normalerweise denke ich dran, mich vorher für 2 Tage einzudecken.
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Via2010
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Via2010 »

Ich bin den Moselcamino und Teilstücke der Via Colonensis in Deutschland gelaufen, aber auch schon den Camino Francés, Portugues (ab Lissabon), Primitivo, Via de la Plata und Camino Salvador, den Franziskusweg von Florenz nach Assisi sowie die Magna Via Francigena auf Sizilien.

Im Vergleich zu den spanischen Hauptwegen musst du auf den anderen Wegen sorgfältiger vorausplanen. Spontan loslaufen und schauen, wo man abends unterkommt, ist hier nicht möglich. Auch Verpflegung will besser geplant sein, manche Casa Rural auf dem Salvador z. B. bietet Essen nur nach Voranmeldung.

Die Unterkunftskosten sind höher, da es keine "Herbergsinfrastruktur" gibt. In Deutschland hatte ich meist um die 45,00 € verauslagt, in Italien um die 35,00 €. Ich habe die Unterkünfte im Voraus gebucht. Das sollte man zumindest dort machen, wo es im Ort keine Alternativen gibt.

Mitpilger begegnen einem eher selten, dafür gibt es nette Gespräche mit interessierten Einheimischen.

BC
Alexandra
Mimmy2022
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Mimmy2022 »

Anne Ruschmann hat geschrieben: 1. Feb 2024, 09:28 Vom Budget her muss man natürlich deutlich tiefer in die Tasche greifen als z.B. in Spanien für die klassischen Herbergen.
Zwischen 30.- und 50.-€ pro Nacht (je nach Unterkunft) ist man locker dabei, nach oben keine Grenzen.
Ich habe absolut nix vorgebucht, immer taggleich.
Was tatsächlich ein etwas größeres Problem war, das war die Möglichkeit Essen zu kaufen.
Die ersten Tage war ich viel zu naiv, dachte mir dass es bestimmt irgendwie immer mal einen Bäcker oder kleines Geschäft geben würde.
Aber das war nicht der Fall. Und da ich beim Laufen oft vollkommen ausblende welchen Wochentag wir haben, war ich dann insbesondere am ersten Wochenende sehr hungrig unterwegs. Es gab absolut nichts. Aber man ist ja lernfähig 😉
Das mit den Übernachtungen macht mir tatsächlich ein wenig Sorgen, vorallen falls es mal voller sein sollte. Wenn man länger unterwegs ist, könnte es schnell teuer werden.

Mit dem Essen hätte ich nicht erwartet. Da wäre ich jetzt auch von ausgegangen, dass man schon immer was finden wird. Sonntag und Feiertags mal ausgenommen.
beliperegrina hat geschrieben: 1. Feb 2024, 11:17 Und wenn man vielleicht doch einen Laden findet, hat er möglicherweise gerade seine 2-stündige Mittagspause, oder es ist Mittwoch und damit u.U. nachmittags geschlossen. 🥴
Aber bald stellt man sich darauf ein und hat eine Notration (Nüsse, Müsliriegel oder ähnliches dabei).
Gut zu wissen. Zwei Stunden Mittagspause hätte ich jetzt nicht mit gerechnet. Zumindest nicht in Deutschland.
Gertrudis hat geschrieben: 1. Feb 2024, 12:53 Vorher anzurufen empfiehlt sich auf jeden Fall, und zwar vor allem deshalb, weil sich die Leute, die die Unterkunft anbieten, ja darauf einstellen und alles vorbereiten wollen. Auch die Bewohner in den kleinen Dörfern sind ja in der selben Situation und können dann auch nicht einfach schnell noch zum Supermarkt rennen und spontan Essen für plötzlich aufgetauchte Pilger einkaufen 😅, und sie haben auch noch ein Leben außer dem Warten auf eventuelle Pilgergäste...
Also ist "spontan anklopfen" eine eher schlechte Idee. :)
Wobei ich nicht mit einer Mahlzeit rechnen würde. Wenn ich trocken und im wenigstens halbwegs Warmen schlafen kann, wäre ich vermutlich schon zufrieden.
Pater Norbert hat geschrieben: 1. Feb 2024, 13:16 Anmeldung ist in meinen Augen in Deutschland nötig. Gertudis hat es aus ihrer Sicht beschrieben und ich habe es bei meinen Wegen auch erlebt. Es braucht Vorbereitung für die Gastgeber.
Auch bei Fragen zu den Gemeindehäusern gilt Anmeldung. Manche Pfarrbüros haben nur an einigen Tagen einige Stunden auf. Gemeindehäuser haben auch noch die Belegung durch die Dinge der Gemeinde. Da kannst du nicht einfach so aufschlagen.

Wir in unserem Kloster sind 5 Mitbrüder und haben alle unsere Dienste. Bei uns schellen manche auch vergebens.
Wenn ich (Stand Donnerstag Mittag) einen Anruf für Samstag bekäme, könnte ich in meinen Kalender schauen und die Mitbrüder fragen, wer den Gast erwarten kann.
Leider erleben wir dann auch die Erwartungspilger: "Ich will um 16:00 Uhr ankommen und aufgenommen werden". Ein Hinweis, dass an dem Tag frühestens um 18:30 Uhr jemand da ist, wird dann manchmal so kommentiert:
Variante A: Es ist Ihre Aufgabe, immer für uns ansprechbar zu sein.
Variante B: Ok, ich hänge die Zeit in einer Kneipe ab und Sie zahlen den Deckel.
Dass die Übernachtung natürlich für umme erwartet wird, muss fast nicht mehr erwähnt werden.
Das mit den Zeiten von den Gemeinden, hatte ich garnicht im Kopf. Guter Hinweis.

Das heutzutage so mancher ziemlich hohe Erwartungen/merkwürdige Vorstellungen hat, ist leider nichts neues. :(
Matt Merchant hat geschrieben: 1. Feb 2024, 13:41 Man muss viel mehr improvisieren, manchmal auch Routen mit GPS variieren -, hat dafür dann aber auch viel mehr Freiheiten, so ohne Sprachbarriere.

Ich nehme immer ein kleines Zelt mit und klingle gerne abends an Pfarrhäusern mit der Frage und Bitte, auf der Pfarrwiese biwakieren zu dürfen. Denn die gehört ja i.d.R. nicht den Pfarrersleuten, sondern der ganzen Gemeinde.
Und da habe ich so gut wie nie schlechte Erfahrungen gemacht [Okay, Ausnahme: neben dem Pfarrhaus von Friedewald steht eine Disco, neben der ich versehentlich zeltete, bis mir die Ohren abflogen]; ganz im Gegenteil: Man lernt viele bunte Charaktere kennen - und manche schließen einem dann sogar unaufgefordert das Pfarrheim auf, zwecks Dusche und Küche. Manchmal gibt's sogar das Kirchensiegel als Pilgerstempel. :-)
Das man viel improvisieren muss, hätte nicht erwartet. Das nicht immer alles so gut gezeichnet ist, wie in Spanien war zu erwarten. Aber das klingt erstmal nach einem Abenteuer.

Das mit dem Zelten widerstrebt mir persönlich irgendwie. Mal abgesehen vom Gewicht und das ich ein Zelt kaufen müsste. Ich mir das ganze nicht so ganz geheuer.

Ob ich da (vernünftig) schlafen könnte... Habe so meine Zweifel. Seidenn ich mache einen auf Römer, rode einen halben Wald und baue für die Nacht immer ein ordentliches Lager, damit ich beruhigt schlafen kann. :D
Tritta hat geschrieben: 1. Feb 2024, 16:17
Pooh_der_baer hat geschrieben: 1. Feb 2024, 14:38 Die Pilgerherbergen waren schon ausgebucht und Zimmer 70€+ nur für ÜF waren mir zu teuer.
Genau so ist es mir in Deutschland, aber auch in Norwegen und Irland ergangen.
Daher buche ich immer vor, auch zum Teil monatelang vorher.
Ich liebe diese Planerei und brauche einfach Struktur beim Pilgerwandern. 8-)

Sonntags waren für mich Tankstellen immer gute Anlaufstellen um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Doch normalerweise denke ich dran, mich vorher für 2 Tage einzudecken.
Das ist eine der großen Sorgen, die ich habe. Auf, für meinen Zweck, überteuerte Unterkünfte angewiesen zu sein. Oder weit vorausplanen zu müssen.

Nichts gegen ein gewisses Pensum an Planung, aber so ist das nicht wirklich meins.

Wenn ich nur dran denke, dass ich Tage voraus geplannt hätte und aus irgendeinem Grund, es an einem Tag dann doch nicht soweit schaffe wie geplannt. Dass ich dann gucken müsste, was ich nun an diesem Tag mache und wo ich unterbleibe, im Zweifel für deutlich höherem Preis - passiert, komme ich mit klar. Aber allein der Gedanke, dann entweder eine doppelte Etappe hinter mich bringen zu müssen, oder alles um planen zu müssen, sorgt für Stress bei mir...
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Icecube84
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Icecube84 »

Huhu,

auch ich möchte meinen Senf dazugeben.
Inzwischen bin ich in Deutschland mehr Kilometer gewandert/gepilgert als in Spanien und Portugal.

Ich kann den meisten hier zustimmen: unbedingt vorbuchen.
Als erstes suche ich mir die Kirchengemeinden am Weg raus und starte dort Anfragen per Telefon oder Mail. Auf manche Anfragen von 2021 habe ich bis heute keine Antwort erhalten. Das finde ich sehr traurig, das manche einen einfach ignorieren.
Telefonisch sind manche Gemeinden sehr schwer zu erreichen, Dienstag 2 Stunden am Vormittag und dann nochmal Donnerstagnachmittag eine Stunde, da is dann nix mit spontan klingeln. Ich stand auch schon während der Öffnungszeiten vor verschlossener Tür...
Für die restlichen Tage suche ich dann günstige Pensionen am Weg, Campingplätze gehen auch, manche haben inzwischen Schlaffässer oder sogar ein Haus in dem sie Zimmer vermieten.
Tja und das nächste is dann die Verpflegung. Es kann tatsächlich passieren, dass man ein bis zwei Tage lang an keinem Supermarkt vorbei kommt (je nach Weg und Region). Das sollte man vorher wissen und entsprechend planen. Man bekommt ja auch nicht immer was von der Unterkunft zu essen...

Wenn du mal einen Tag nicht bis Ende laufen kannst, dann nimm einfach den Bus. Mach dir keinen Stress deswegen. Keiner verurteilt dich dafür und laufen ist kein Zwang. Wir haben auch schon mal ein Kumpel-Taxi kommen lassen.

Voll werden wird es auf Deutschlands Pilgerwegen wohl eher nicht. Rechne damit, dass du tagelang deine einzige Gesellschaft bist.
Ich habe bewusst Pilgerwege geschrieben, denn auf berühmten Wanderwegen (Beispiel Hexenstieg, Malerweg, Heidschnuckenweg) wird mehr los sein, da wird man immer Menschen treffen und da die meisten ähnliche Etappen gehen, kommt dort auch ein gutes Camino-Feeling auf und man trifft immer die gleichen und ja, man schleppt sich sogar vergessene Klamotten hinterher).

Geht es eigentlich um einen bestimmten Weg oder war das allgemein? Hab ich da irgendwas überlesen?

BC
Jani
Buen Camino,
Jani

Camino francés / Pilgerweg McPomm / Camino portugués / Jakobusweg Lüneburger Heide / Via Scandinavica
Eifel-Camino
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Tritta
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Tritta »

Icecube84 hat geschrieben: 1. Feb 2024, 18:32 Wenn du mal einen Tag nicht bis Ende laufen kannst, dann nimm einfach den Bus. Mach dir keinen Stress deswegen.
Genau so!
Auch ich hab wenn es erforderlich war einen Bus genommen, oder bin getrampt und einmal hab ich (weil es schon dunkel wurde) für die letzten 5km ein Taxi genommen.
Es gibt immer eine Lösung, da vertraue ich drauf.

Wahrscheinlich buche ich nur vor, weil ich telefonieren hasse. :lol:

Und ja, welcher Weg soll es bei dir, Mimmy, werden?
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