Kinofilm “Auf dem Weg”

[Pilger Franz]

“Auf dem Weg” habe ich zufällig gerade als Tipp aus unserem Programmkino gelesen. Den habe ich mir vorgemerkt.

Ab 30. November läuft der Film in Freiburg i. Br.

Pierres Reise beginnt im Süden in der Provence. Durch unberührte Natur und auf verborgenen Pfaden wandert er 1.300 km bis an die Küste der Normandie. Habe Frankreich auf mehreren Jakobswegen durchwandert und bin daher gespannt auf das Wiedersehen

Der Film läuft in der Originalversion mit Untertiteln im Friedrichsbau Freiburg schon am 27. und am 28. November!

[Pilger Franz]

Heute schon kam die Originalversion mit Untertiteln im Kino.
Pierre, der Wanderer, schlägt sich nach seinem fatalen Fenstersturz weidlich, gar verbissen, durch.
Erfahrenen Pilgern stockt mitunter der Atem, wenn man ihn querfeldein und über hohe Bergkuppen laufen sieht,
durch unwegsames Dickicht und über steile Geröllhalden, stolpernd und fallend.
Mehrmals hat er schieres Glück im Unglück, muss sich gar retten lassen.
Geradezu witzig, wie er einmal einen Fahrweg kreuzt und auf der anderen Seite wieder ins Dickicht
eindringt - ich wäre eher dem Weg gefolgt...
Insgesamt ist die Erzählung mit zahlreichen Rückblenden auf sein Leben vor der Wanderung vermengt
und für meinen Geschmack ein wenig zu romantisch gefärbt, jedoch landschaftlich ein Genuss!
Ich werde ihn mir wohl nochmal ansehen...

[Matt Merchant]

Komme gerade aus den Münchner Theatiner-Filmspielen (meinem zweiten Wohnzimmer ) - -
und möchte durchaus die Vermutung wagen, dass dieser Film über kurz oder lang zu den Pilger-Klassikern zählen dürfte.

Das heißt nicht, dass er perfekt ist; zumal die Verwandlung des narzisstischen, alkoholkranken Frauenhelden Pierre in einen philosophischen Feingeist, über zwei verschlungene Realitätsebenen erzählt, ebenso wie die 1300 Wanderkilometer in den raschen 90 Filmminuten so kurzatmig abläuft, dass man sich leider kaum so richtig mit ihm identifizieren kann...
Allerdings: Dem Film wird sein Originaltitel "Sur les chemins noirs" deutlich besser gerecht. Er ist eine kleine, intime Ode an das Querfeldeinlaufen abseits der Mainstream-Routen. Es geht um das Entdecken verborgener Wege abseits der Zivilisation (eben dieser "chemins noirs"), die sich entsprechend in der Seele wiederspiegeln. Mithin: Der neue Kultfilm für GPS-Wander*innen und Camino-Improvisator*innen...

Der Film punktet mit veschiedenen schönen Alltags-Situationen und Kamera-Einstellungen in freier Natur, sodass man als Pilger-Veteran*in laufend Déjà-vu-Momente empfinden darf. Und wartet durch Jean Dujardin als Protagonist mit einem Oscar-prämierten Könner auf, dem man gerne zuschaut.

Ergo: Der antiken Größe von "The Way" als ultimativem Pilger-Leinwand-Epos läuft "Auf dem Weg" nicht den Rang ab. Ist aber allemal sehenswert!!

[chrisbee]

Hier handelt es sich wohl um die filmische Adaption besagten Buches von Sylvain Tesson

viewtopic.php?t=2836

gruß chrisbee

[Anhalter]

Danke für den Hinweis auf den Film, ich hab dann auch mal im lokalen Programmkino geschaut und Sonntag gehen wir uns das ansehen. Bin gespannt.

[Matt Merchant]

[...]Sonntag gehen wir uns das ansehen. Bin gespannt.

Ich bin gespannt, was Du sagst. Berichte gerne hinterher!!

[SteinimSchuh]

Ich war auch drin und muss sagen, die "Pilgerreise des Harold Fry", die ich kurz zuvor im Kino gesehen habe, hat mich deutlich mehr berührt.

Klar, die Landschaftsaufnahmen sind schön, vor allem am Anfang. Und die Geschichte ist durchaus nicht schlecht erzählt, die verschiedenen Zeitebenen so verknüpft, dass man sich immer fragt, was im nächsten "Segment" passieren wird. Leider war ich dann von dem, was ich gesehen habe, eher enttäuscht. Was passiert denn in ihm oder um ihn auf seiner Wanderung eigentlich? Das wurde mir nicht wirklich deutlich, und ich habe auch keine subtilere, offene Deutungsmöglichkeit in die Richtung gefunden. Der Typ blieb mir letztendlich irgendwie fremd, und als er am Meer ankam hat das nichts mit mir gemacht.
Ausserdem hat mich die "Zivilisationskritik" in der Philosophie des Films genervt. Alle starren nur auf Bildschirme und hasten durch graue Städte, jaja... habe ich jetzt schon öfter von Leuten gehört, die Wandern gehen Irgendwas daran kommt mir nicht besonders... nun ja, menschenfreundlich vor. Und eine besonders spannende Analyse der Probleme unserer Gegenwart steckt darin auch nicht. Aber immerhin wurde sehr klar gesagt, dass es dem Mann einfach nur um eine eigene, individuelle Flucht vor diesem Leben ging. Und weniger ein leuchtendes Beispiel von wegen "Schaut! Kehret zurück zur Natur (in euren Daunenschlafsäcken, die andere in Fabriken produzieren)!"
Angucken kann man sich das aber schon mal.

[chrisbee]

Interview mit dem Hauptdarsteller Jean Dujardin

https://www.welt.de/iconist/fitness/art ... aufen.html

[Anhalter]

Ich bin gespannt, was Du sagst. Berichte gerne hinterher!!

...Was passiert denn in ihm oder um ihn auf seiner Wanderung eigentlich? Das wurde mir nicht wirklich deutlich, und ich habe auch keine subtilere, offene Deutungsmöglichkeit in die Richtung gefunden. Der Typ blieb mir letztendlich irgendwie fremd, und als er am Meer ankam hat das nichts mit mir gemacht...

So in die Richtung ging es bei mir auch. Die Grundlegende Geschichte hätte richtig Potential gehabt. Lebemann hat Unfall und geht dann 1300km auf versteckten Wegen durch Frankreich. Nur Irgendwie hätte ich mir von der Wanderung mehr erwartet. Die Landschaftsaufnahmen waren toll. Mit der Handvoll der gezeigten Begegnungen ging es dann aber schon los. Da werden ein paar kurze Sätze ausgetauscht, irgendwas passiert, tschüss, Abreise. Das hätte man doch mehr draus machen können. Und gefühlt haben sie die erste Hälfte des Films die ersten 20km gezeigt und den Rest dann in die zweite gezwängt. Ist denn auf KM 700 bis 1300 nichts mehr passiert? Da hätte ich lieber auf einige der Rückblenden verzichtet. Die kamen dann auch gerne mal genau dann wenn die Erzählung der Reise gerade am Fahrt aufnehmen war...
Die Landschaftsaufnahmen waren, wie gesagt, richtig gut. Das hat richtig Lust gemacht wieder mehr draußen zu sein.

An sich kein schlechter Film, da haben mich andere Projekte mehr enttäuscht, aber eben auch schade, ich finde er hätte viel besser sein können.

[Matt Merchant]

[...] Und gefühlt haben sie die erste Hälfte des Films die ersten 20km gezeigt und den Rest dann in die zweite gezwängt. Ist denn auf KM 700 bis 1300 nichts mehr passiert? [...]

Danke Dir für Deinen Bericht; da kommen wir ja mit sehr ähnlicher Meinung aus dem Kino.
Eine acht- bis zehnteilige Serie wäre dem Stoff heutzutage gewiss angemessener gewesen als das überhastete Format eines 90-Minüters...

Aber im Süden Frankreichs befinden sich wohl einfach die malerischsten Ecken (bzw. jene Départements, die den Film tourismusaffin mitfinanziert haben dürften )

Allemal, zur Vollständigkeit: hier der Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=oTjA4Ru3b0A

[Pilger Franz]

Aber im Süden Frankreichs befinden sich wohl einfach die malerischsten Ecken (bzw. jene Départements, die den Film tourismusaffin mitfinanziert haben dürften )

Im Abspann des Films waren eine Reihe von Ortsnamen aufgeführt - leider zu schnell, um alle zu lesen.
Einige davon waren mir aus eigener Anschauung bekannt.
Gibt es davon ein Video?

[Matten]

Aber im Süden Frankreichs befinden sich wohl einfach die malerischsten Ecken (bzw. jene Départements, die den Film tourismusaffin mitfinanziert haben dürften )

Im Abspann des Films waren eine Reihe von Ortsnamen aufgeführt - leider zu schnell, um alle zu lesen.
Einige davon waren mir aus eigener Anschauung bekannt.
Gibt es davon ein Video?

Moin Franz
Schau mal hier

https://www.amazon.de/Auf-dem-Weg-1300- ... 109&sr=8-1

Möglicherweise gibt’s den auch noch woanders.

[Pilger Franz]

Hab's gefunden mit vielen Originalquellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Auf_dem_W ... te_note-10
Die Landkarte aus dem Buch und eine Bildergalerie aus dem Film finden sich hier:
https://provence-alpes-cotedazur.com/de ... is-imbert/

[Matt Merchant]

Hab's gefunden mit vielen Originalquellen [...]

"Provence - Alpes - Côte d'Azur"...
Damit ist wohl klar, warum der Großteil des Filmes ebendort im Südosten spielt...
Vive le tourisme!!

[Shabanna]

Da mich Harold Fry weder berührt noch beeindruckt hat, bin ich gespannt, wie es mir mit diesem Film geht.

LG,
Andrea