Wie voll sind die Wege?

Pilgerwege in Frankreich
Antworten
Der Wanderwolf
Beiträge: 6
Registriert: 25. Okt 2023, 09:08
Wohnort: Nettetal

Wie voll sind die Wege?

Beitrag von Der Wanderwolf »

Guten Morgen zusammen :)

Aufgrund von Vorerkrankungen kann ich nicht vollkommen alleine den Jakobsweg laufen, deshalb hab ich ein paar Fragen dazu.
Mein weiterer Weg führt mich von Trier über Metz nach Le Puy.

- Ist der Weg sehr abgelegen oder trifft man jederzeit jemanden, wenn man mal Hilfe benötigt? Oder trifft man sogar Pilger mit denen man mal einen Tag gemeinsam laufen kann?

-Und wie ist es dort mit Übernachtungsmöglichkeiten? Kann man dort immer etwas finden?

-Und kommt man Notfalls immer mit Bus und Bahn wieder irgendwie nach Hause von dort?

Ich weiß, es sind mehrere verschiedene Fragen, aber ich mag im Ausland lieber vorher Bescheid wissen was mich erwarten und mag mich absichern :)

Buen Camino
Euer Wolf
Benutzeravatar
Matt Merchant
Beiträge: 1007
Registriert: 10. Apr 2020, 20:46
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Re: Wie voll sind die Wege?

Beitrag von Matt Merchant »

Lieber Wolf,

Die Strecke zwischen Metz und Le Puy habe ich als spirituell sehr aufregend erlebt, gerade weil sie im Jahr 2018 überhaupt nicht überlaufen war.
Oft wirst Du allein unterwegs sein; findest aber alle paar Kilometer Dörfer mit guter Infrastruktur.
Es ist nicht die spanische Meseta, sondern ein industriell gut situierter Teil Frankreichs (aus dem u.a. die Gullideckel für halb Deutschland stammen ;-)

Ergo: Wenn es Dir nicht gut geht, dürfte schnell ein Taxi disponibel sein, zumal manche Etappen nahe oder auf Asphalt laufen.
Lediglich die Hügellandschaft in den Tagen vor Le Puy ist gewiss herausfordernd (z.B. der Aufstieg nach Montarcher ). Aber wenn Du bis dort kommst, schaffst Du den Rest spielend.
In Sachen Übernachtung habe ich nichts vermisst. Must-haves sind m.E. die Pilgerherberge in Langres und natürlich der Abstecher nach Taizé, um sich wieder jung zu fühlen. :-D
Meinen größten Fail hingegen, ein Komplettbesäufnis mit einem Bauern in Usson-en-Forez, kannst Du gerne auslassen... :lol:

Ich persönlich bin gerne mit dem Outdoor-Pilgerührer gewandert, der zwar in meiner Auflage ein paar Wegführungs-Fehler enthielt, aber v.a. in Herbergsdingen zu empfehlen ist. Außerdem ist's in diesen digitalen Zeiten immer schön, den Print-Journalismus zu unterstützen... ;-)

Viel Glück und Freude dort!!
Matthias
"Das Unscharfe um das Display herum, das ist der Camino.“ (frei nach M. M. Profitlich) :geek:
Der Wanderwolf
Beiträge: 6
Registriert: 25. Okt 2023, 09:08
Wohnort: Nettetal

Re: Wie voll sind die Wege?

Beitrag von Der Wanderwolf »

Vielen Dank für deine Antwort :)

Ist der Weg denn dennoch sehr ruhig? Das klingt ein wenig so, als würde ich durchgehend durch Großstädte laufen :P
:lol:

Ja den Outdoor Führer nutze ich auch, der hat mir wunderbar schon auf dem Linksrheinischen und dem Mosel-Camino geholfen :)
Benutzeravatar
Matt Merchant
Beiträge: 1007
Registriert: 10. Apr 2020, 20:46
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Re: Wie voll sind die Wege?

Beitrag von Matt Merchant »

Der Wanderwolf hat geschrieben: 27. Okt 2023, 08:41 Ist der Weg denn dennoch sehr ruhig? Das klingt ein wenig so, als würde ich durchgehend durch Großstädte laufen :P
:lol:
Keine Sorge: Der Weg führt überwiegend durch Dörfer und Streusiedungen, aber auch viel Natur; der Ballungsraum Dijon wird weitgehend umgangen (wobei es sich da tatsächlich lohnt, von der Route abzuweichen und diese nette Stadt mit ihrem Senf zu genießen), ebenso macht der Weg einen großen Linksbogen um den Großraum Roanne, den Du nur aus der Ferne siehst.
Nicht zuletzt durchquerst Du tagelang eines der teuersten und berühmteste Weingebiete der Welt: die Côte-d'Or südlich von Dijon.

Meines Wissens war zuletzt unser Forianer Ötz auf der Route unterwegs; er ist bei aktuellen Fragen gewiss der beste Informant.

Alles Liebe,
Matthias
"Das Unscharfe um das Display herum, das ist der Camino.“ (frei nach M. M. Profitlich) :geek:
Benutzeravatar
Matt Merchant
Beiträge: 1007
Registriert: 10. Apr 2020, 20:46
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Re: Wie voll sind die Wege?

Beitrag von Matt Merchant »

[Fußnote: Ich verschiebe das Thema mal in den Frankreich-Themenbaum; denn es ist spezifisch dafür gemacht. ;-) ]
"Das Unscharfe um das Display herum, das ist der Camino.“ (frei nach M. M. Profitlich) :geek:
Benutzeravatar
SteinimSchuh
Beiträge: 77
Registriert: 16. Jun 2022, 19:14

Re: Wie voll sind die Wege?

Beitrag von SteinimSchuh »

Ich war diesen Sommer auch dort unterwegs, wenn auch letztendlich nur eine Woche (Trier-Liverdun)Und ich würde den Weg als ruhig und beruhigend beschreiben, obwohl er viel durch bewohnte Gegenden geht. Man läuft z.B. entlang von grünen Kanälen, durch kleine Dörfer...
Ich hatte fast jeden Tag einzwei Pilger-Begegnungen, im Vorbeigehen oder beim Camping. Aber wenn man mit gebrochenem Bein im Graben läge wäre es sicher wahrscheinlicher von einem Gassigeher oder Bauern aufgesammelt zu werden als von anderen Pilger_innen.

Ah und zum Thema Anbindung: zumibdest auf dem ersten Teil der Strecke von Trier aus ist es sehr praktisch da man viel an der Mosel unterwegs ist. Da findet sich schnell ein Bahnhof von dem aus man zurück nach Hause kommt.

Die Übernachtungs-Situation ist eine andere und planungs-aufwändige Frage :roll: kommt sehr auf deinen Geldbeutel, Spontaneität und Abenteuerlust an!

Viel Spass erstmal beim Planen!
Camping_Camino
Beiträge: 46
Registriert: 30. Dez 2021, 15:09

Re: Wie voll sind die Wege?

Beitrag von Camping_Camino »

Hallo Wanderwolf,

ich bin die Strecke 2022 gepilgert und Teile davon (bis Metz und dann wieder ab Le Puy) auch schonmal 2017.

Ich habe die Strecke bis Le Puy größtenteils als ruhig und entspannt erlebt, in manchen Teilen auch sehr einsam. Ich habe mir öfter meinen eigenen Weg gesucht um Campingplätze anzulaufen, abzukürzen, oder um einkaufen zu können (der offizielle Weg führt oft im großen Bogen an den Orten und der Infrastruktur vorbei und nicht hinein).

Bis Langres habe ich ab und an mal Pilger auf dem Weg nach Rom getroffen, zu Beginn an Rhein und Mosel auch einige Radpilger. Aber nur einen Fußpilger auf dem Weg nach Santiago. Und das obwohl ich im schönsten Frühsommer unterwegs war!

Dann ab Langres bis Cluny habe ich so ich mich recht erinnere überhaupt keine anderen Pilger mehr getroffen. An manchen Stellen ist die Unterkunftslage auch etwas schwierig und die Etappen unter Umständen sehr lang. Ich fand es trotzdem toll.

Gleich hinter der deutsch-französischen Grenze in Sierck les Bains in der Touristeninformation kann man eine Liste mit Pilgerunterkünften bei privat erwerben. Da die Hotels am Weg oft sehr teuer sind, ist das absolut empfehlenswert. In diesen Unterkünften muss man aber jeweils einige Tage vorher anrufen und sich anmelden, damit die Gastgeber sich vorbereiten können. Ist meist für recht kleines Geld oder gegen Spende, und so kommt man auch mit den Einheimischen in Kontakt. Wenn man schlecht französisch spricht, kann man in den Touristeninfos darum bitten, dass sie einem helfen zu reservieren.

Ich persönlich würde die Strecke aber nur mit Zelt gehen (habe beide mal die ich da unterwegs war auch meist im Zelt geschlafen) weil mir Hotels zu teuer sind und die Privatunterkünfte Tage vorher zu reservieren zu nervig. Günstige Campingplätze gibt es glücklicher Weise viele. Aber da hat ja jeder andere Präferenzen.

Wenn man nicht alleine unterwegs sein will ist die Strecke bis Cluny nicht die beste Wahl, meiner Meinung nach. Ich erinnere mich an einen Tag, da konnte ich die Menschen die ich unterwegs zwischen den Orten getroffen habe gefühlt an einer Hand abzählen. An einem Tag habe ich auf 25km keine Wasserquelle gefunden ohne mindestens 2km Umweg, und das bei fast 40°C im Schatten. Da muss man gut planen.

Ab Cluny gibt es insgesamt etwas mehr Pilger (aber immernoch nichtmal ansatzweise so viele wie ab Le Puy) und die Unterkunftslage ist ab da deutlich besser (mehr günstige Pilger- und Wanderherbergen), der Weg super markiert. In der Touristeninformation in Cluny kann man einen guten Reiseführer samt Unterkunftsliste erstehen.

Ich persönlich fand es sehr spannend, im Laufe des Weges immer mehr und mehr Pilger getroffen zu haben.

Gänzlich allein gestartet, lange größtenteils eher einsam der Weg, dann ab Cluny ein paar Mitpilger, ab Le Puy nicht zu voll aber gut belebt, und in Spanien dann die große internationale Pilgerfamilie.

Trotz aller Schwierigkeiten würde ich das sofort immer wieder machen, wenn ich könnte.

Viel Freude bei der Planung und guten Weg!

Grüße, Camping Camino
Doro pèlerine
Beiträge: 12
Registriert: 27. Nov 2022, 18:20

Re: Wie voll sind die Wege?

Beitrag von Doro pèlerine »

Hallo Wanderwolf,
ich bin dieses Jahr von Ende März bis Anfang Mai den Jakobsweg von Bonn nach Taizé gegangen. Was mehrere andere schon geschrieben haben, kann ich nur bestätigen: Es ist nicht gerade belebt auf dieser Strecke. Zwischen Trier und Taizé sind mir in fünf Wochen ganze 8 andere Pilgernde begegnet.
Auf ein Zelt habe ich wegen Kälte und zusätzlichem Gewicht verzichtet. Tatsächlich war die Unterkunftssuche so manchmal schwierig. Ich habe alles genutzt, was mir in die Finger kam: den Outdoor-Führer, das Update dazu auf der Verlags-Website, eine Liste aus einem Lorraine-Jakobswegführer (hatte ich mir vorher schicken lassen), Listen im Internet, dieses Forum, Listen von der Touri-Info. Und wenn gar nichts mehr half, bin ich auch über die bekannten Buchungsportale gegangen.
Den Bus habe ich nur einmal nach eineinhalb Stunden Warten von Rouvres la Chetive nach Neufchâteau genommen, das nicht direkt auf dem Weg liegt. Für zurück gab es zwischen 6 und 13 Uhr ganze zwei Busse. Auch die Infrastruktur in den Dörfern war oft sehr mager. Baguette-Automaten habe ich in dieser Gegend zum ersten Mal in Frankreich gesehen. Die Tagesverpflegung musste ich oft gut vorplanen.
Aber insgesamt war es toll. Es gab sehr schöne Waldstrecken und überraschende Begegnungen. Ich wurde immer wieder von Einheimischen auf der Straße angesprochen und die Aufnahme in den Unterkünften war oft sehr herzlich und manchmal berührend. Wenn Du dazu konkrete Empfehlungen haben möchtest, schreib mir einfach nochmal.
Ich bin sehr wenige Strecken mit anderen (Pilgernden oder auch mal einer Wandergruppe) gemeinsam gegangen; ich gehe auch sehr gerne alleine. Einmal bin ich allerdings auf einem matschigen Weg im Wald gestürzt. Kurz danach ist mir eine sehr hilfsbereite Frau mit Hund begegnet, die mich gleich wieder aufgebaut hat. So hatte ich auch auf den einsamen Strecken nie das Gefühl, verloren zu sein, wenn mir etwas passiert.
Dir weiter eine gute Vorbereitung!
Doro
Benutzeravatar
beliperegrina
Beiträge: 469
Registriert: 8. Aug 2019, 14:32
Wohnort: Raum Bonn

Re: Wie voll sind die Wege?

Beitrag von beliperegrina »

Hallo Wolf,

bei mir ist es schon einige Jahre her, dass ich diese Strecke gelaufen bin, offensichtlich hat sich nicht viel grundsätzlich verändert.
Die prägnanteste Erfahrung hinsichtlich der Veränderung des Pilgeraufkommens und der Infrastruktur im Laufe der Strecke bis schließlich nach Santiago war, dass alles immer leichter für mich wurde:
zunehmend wurde die Planung der Verpflegung, des Wassernachschubs und der Unterkunft einfacher bis hin zu weitgehend unnötig. Die zunehmende Gesellschaft unterwegs und am Abend war mir erst ungewohnt, später sehr willkommen. Auch ich kann nur empfehlen, den langen Atem bis nach Santiago aufzubringen.
Manch einer beginnt in Südfrankreich oder in Spanien und entschließt sich danach, später doch den Weg von Deutschland aus quasi als Ergänzung zu gehen. Zwar hat man dann viel Erfahrung im Pilgern, aber ich vermute, dass ich den nördlichen Teil des Weges dann als schwieriger oder herausfordernder empfunden hätte.

Noch ein Wort zum ÖPNV in Frankreich: Die Busverbindungen, die ohnehin sehr sehr spärlich sind auf dem Lande, dienen oft vor allem dem Schülertransport und entfallen während der Sommerferien, oder sie dienen den berufstätigen Pendlern und haben somit im Umkreis von Städten oft genau die "falsche" Richtung.
Falls es Bahnverbindungen gibt, habe ich damit ausschließlich gute Erfahrungen gemacht.

Viel Freude bei der Planung und buen camino,
Beate
Benutzeravatar
donjohannes
Beiträge: 254
Registriert: 21. Jul 2019, 21:40

Re: Wie voll sind die Wege?

Beitrag von donjohannes »

Servus,

Wenn auch die anderen schon brauchbarere Hinweise gegeben haben, hier noch ein Erfahrungsbericht zum Sommer 2022. Zwischen Metz und Trier (und Koblenz) habe ich Ende Juli/Anfang August 4 Pilger getroffen - und zwar beim Laufen in die Gegenrichtung, wo die Chance also größer war, jemanden zu treffen. Dazu kamen einige Wanderer (von Trier Moselabwärts) und Radfahrer, die auf der Strecke unterwegs waren.
Überlaufen ist es also nicht, einsam ist die Strecke trotzdem nur bedingt.
Zum Weiterweg nach Le Puy kann ich nichts sagen, weil ich via Genf nach Le Puy gepilgert bin und ich 1998 exakt null Pilger bis St. Jean Pied-de-Port getroffen habe (wobei damals auch der Weg selbst bis dorthin noch nicht so fix war)
Österreich -Santiago 1998
Liechtenstein - Jerusalem und zurück 2013-14 (http://www.4kmh.com/neo)
Triest - Cannes (Via Alpina Sacra) 2018 ( http://www.4kmh.com/vas )
Irland - Italien (Via Columbani) 2022
Benutzeravatar
Simsim
Beiträge: 2507
Registriert: 23. Okt 2019, 11:33

Re: Wie voll sind die Wege?

Beitrag von Simsim »

Unglaublich!! Null Pilger von le Puy bis Saint Jean!!!
In was für einer Jahreszeit war das?
Wie gerne hätte ich manchmal eine Zeitmaschine, um mal zu sehen, wie es z.b. vor 25 Jahren auf der Via Podiensis war :D

Übrigens zum Thema öffentliche Verkehrsmittel in Frankreich: ja, die Versorgung mit Bussen ist im Vergleich zu Spanien nicht existent. Dafür aber geht trampen wirklich gut und ist ziemlich allgemein akzeptiert. Auch Blablacar ist sehr verbreitet.
Benutzeravatar
Gertrudis
Beiträge: 490
Registriert: 15. Jul 2019, 23:35
Wohnort: Hohenpeißenberg

Re: Wie voll sind die Wege?

Beitrag von Gertrudis »

Liebe Simone, das mit den 0 Pilgern erscheint mir auch ziemlich unglaublich. Ich war auf der Via Podiensis im Juni 1996 von le Puy bis Conques (und schwanger im 7. Monat 😅) und es gab eine Menge Pilger. Der Weg war auch ganz klar und gut markiert, die Infrastruktur mit Gites d'etappe und Herbergen einwandfrei.

Im August 2000 war ich dann mit Thierry und unserem dann 4jährigen Jakob wieder dort (wir sind auch ein paar kleine Etappen gewandert und ich musste auch mal das letzte Bett in einer Gite mit dem kleinen Jakob teilen, weil completo war. Sogar der Riesenschlafsaal in Conques mit den dreistöckigen Betten war ziemlich voll). Wir waren dann als Hospitaliers zwei Wochen in der Hospitalité St. Jacques in Estaing und hatten eigentlich immer volles Haus...
Benutzeravatar
Simsim
Beiträge: 2507
Registriert: 23. Okt 2019, 11:33

Re: Wie voll sind die Wege?

Beitrag von Simsim »

Gertrudis hat geschrieben: 25. Nov 2023, 22:45 Liebe Simone, das mit den 0 Pilgern erscheint mir auch ziemlich unglaublich. Ich war auf der Via Podiensis im Juni 1996 von le Puy bis Conques (und schwanger im 7. Monat 😅) und es gab eine Menge Pilger. Der Weg war auch ganz klar und gut markiert, die Infrastruktur mit Gites d'etappe und Herbergen einwandfrei.

Im August 2000 war ich dann mit Thierry und unserem dann 4jährigen Jakob wieder dort (wir sind auch ein paar kleine Etappen gewandert und ich musste auch mal das letzte Bett in einer Gite mit dem kleinen Jakob teilen, weil completo war. Sogar der Riesenschlafsaal in Conques mit den dreistöckigen Betten war ziemlich voll). Wir waren dann als Hospitaliers zwei Wochen in der Hospitalité St. Jacques in Estaing und hatten eigentlich immer volles Haus...
Ja, so hörte ich das auch von meiner Freundin Monique in Conques. Sie hat sich bis 2002 um den Gite Communal in Conques gekümmert.
Vielleicht ist Johannes ja im Januar gelaufen....aber selbst im Winter gab es auch vor 25 Jahren schon einzelne Pilger und laut einigem Urgestein auf der Podiensis war die Infrastruktur für Winterpilger sogar besser in dieser Zeit. Der Weg war noch nicht touristisch vermarktet und die wenigen Unterkünfte meist ganzjährig zugänglich.
Benutzeravatar
donjohannes
Beiträge: 254
Registriert: 21. Jul 2019, 21:40

Re: Wie voll sind die Wege?

Beitrag von donjohannes »

@simsim @gertrudis

das kommt daher, dass ich den Weg hinter Le Puy rasch wieder verloren hatte bzw gar nicht wußte, dass ich da jetzt durchgehend einer Markierung hätte nachlaufen können. Ich hatte Le Puy nicht als traditionelle Jakobswegssammelstelle angesteuert - davon wußte ich nicht -, sondern als einen durch eine Busreise 1997 mir schon bekannten schönen Wallfahrtsort. Tolle Vorbereitung. :lol: Ich hätte vielleicht im Jahr davor ein Buch über den Jakobsweg kaufen sollen :lol: Für mich hatte alles mit einem Vortrag eines ehemaligen Schülers in meiner Schule begonnen, der daheim in OÖ gestartet war. "Das mach ich auch", hab ich mir gedacht, und hatte 2 Jahre später aus einem Autoatlas einen ca 50km breiten Korridor von Linz bis Lourdes und weiter nach SJPdP ausgeschnitten. SJPdP war der einzige Fixpunkt, den ich kannte. Ich dachte, erst ab da gibt es einen offiziellen Weg. Die Schnipsel hab ich nummeriert, in eine transparente Folie geklebt (3m lange rolle) zusammen mit einem Pilgerbrief des Kardinals von Wien und bin ohne Rucksack und Geld in einer Pilgerkutte los. So war das damals :-) Ich bin zufällig immer wieder (nachträglich?) offizielle Teilstücke des Jakobswegs gelaufen, in Tirol, bei Einsiedeln, beim Lac Lemain, in Le Puy. Conques hab ich irgendwie "umlaufen" und erst 10 Jahre später besucht. In SJPdP hab ich dann tatsächlich die ersten Pilger getroffen - und vom Pilgerzentrum eine Muschel und ein Ding für die Stempel erhalten. Geschlafen hab ich, was ich mich erinnere, am Boden im Büro (oder nebenan). Denn Zimmer gab es damals keine mehr. Nach 0 Pilgern bis dahin traf ich hier dann gleich auf Dutzende. Und so blieb es dann auch. Denn auch 1998 kamen immerhin schon 30.000 Pilger in Santiago an :-)

Ich hätte also besser schreiben sollen, nicht dass der Weg noch nicht so fix war, sondern, dass ich nicht so "fix" war, zu wissen ob und wo er verlief. In jedem Fall habe ich auch auf den Strecken, wo ich nachträglich gewahr wurde, dass ich auf ihm lief, den Jakobsweg ohne Reiseführer und Literatur immer wieder schnell verloren. Bereue aber nichts. Die ersten 2000km waren in dieser Hinsicht die spannensten- auch von den Unterkünften, den Nächten in Pfarrhäusern, auf Sportplatztribünen, in Schafställen oder zwischen Heuballen auf Wiesen vor dem Hintergrund des "Alpenglühns" der Pyrenäen.
Österreich -Santiago 1998
Liechtenstein - Jerusalem und zurück 2013-14 (http://www.4kmh.com/neo)
Triest - Cannes (Via Alpina Sacra) 2018 ( http://www.4kmh.com/vas )
Irland - Italien (Via Columbani) 2022
Benutzeravatar
Simsim
Beiträge: 2507
Registriert: 23. Okt 2019, 11:33

Re: Wie voll sind die Wege?

Beitrag von Simsim »

Ja, so ist das auch heute noch :D
Man merkt auf der Via Podiensis dass man sich verlaufen hat, wenn plötzlich Null Pilger zu sehen sind ;) oder mindestens keine eingelaufene Spur.

Ich glaube, die rot-weißen Markierungen waren auch damals schon gut und dicht vorhanden. Aber ich entnehme Deinem tollen Bericht, Johannes, dass Du es gar nicht unbedingt drauf angelegt hast, dem "offiziellen" Weg zu folgen.

Ich ging 1984 zum ersten Mal in Frankreich einen GR (Weitwanderweg). Den GR 10 durch die Pyrenäen. Er war gut markiert und zählte mit dem GR 65 zu den populärsten Wegen.
Antworten