Matt Merchant hat geschrieben: ↑6. Sep 2023, 11:51
Ötzi, ich freu mich mehr als riesig, Dich wieder im Forum begrüßen zu dürfen!
Wie riet mein Doktorvater einst:
„Choose your battles well!“
Insofern darf ich Dich herzlich einladen und fragen, ob Du nicht lieber einen eigenen Thread öffnen magst, in dem Du uns erzählst, ob und wie Du Santiago erreicht und Deinen großen Jakobsweg beendet hast - anstatt Dich hier in einem bräsigen Sommerloch-Disput vulgär angehen zu lassen…
Prost aus Cebreiro mit einem Tinto de verano
von einem frischgebackenen Ex-Hospitalero auf Heimfahrt,
Matthias
Moin auch.
Prolog: Ich war doch nie wirklich weg, sondern hatte nur nicht allzu viel zu sagen resp. keine zeit oder Muße oder beides.
Oder anders: Als ich am 21. Juli in Santiago ankam (letzlich dann doch über den Primitivo), blieb ich dort erstmal knapp eine Woche - teils in Post-Camino-Blues, teils in bester Gesellschaft, teils in Trubel-Abneigung und teils auch froh zufällig den Santiago-Tag mitnehmen zu dürfen. Anschließend ging es als gewöhnlicher Mochilero bzw. Backpacker noch nach Portugal (Braga, Coimbra, Fatima, Lissabon), durchaus mit dem Hintergedanken das Met-Thema "Orte des Katholizismus" noch etwas auszubauen, und ja Zur Krönung war dann eben (ebenfalls von mir un geplant und unbeabsichtigt) ja auch noch der Papst da...
Generell halte ich meine Erfahrungen zwar durchaus so einzigartig und teilenswert, aber gleichzeitig als "innerer Schatz" so wertvoll und persönlich, dass ich mir nicht anmaßen möchte, ihnen einen eigenen Thread zu widmen und sie vollständig zu teilen. Bruchstückhaft bei mir passender Gelegenheit/Laune oder Nachfrage aber gerne.
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Zum Thema:
1. Mir war neu, dass es Sommerlöcher auch in zeitlosen Foren wie diesem gibt... Ich hielt das eher für ein journalistische Phänomen, in einem (nicht immer Schönwetter-)Pilgerforum hätte ich das nicht erwartet. Gibt es eine Statistik?
2. Mir war vor allem der erste Teil meines Beitrags wichtig, da dies noch keine*r so äußerte.
3. Beim zweiten und vermehrt diskutierten Teil scheiden sich wohl die Geister. Wobei es letzlich für mich auch eine Frage der Toleranz und des Charakters ist, Separation und Exklusivität anderer ("im Privaten" / nicht jedoch "im Öffentlichen") aushalten zu können - ich habe es noch nie verstanden, was es die (vermeintlich) Ausgeschlossene daran stört. Es gibt eine Teil von Frauen/Männern, die nur mit anderen Frauen/Männern wandern möchte?! So what? Vielleicht haben sie ihre Gründe (, die nicht unbedingt in der Sexualität liegen müssen...)
Auch ich hatte auf meine Weg auf der Via Podiensis Tage, wo ich ganz bewusst die Gesellschaft von "Frisch-Rentner*innen" vermieden habe und hatte dafür meine (nicht-sexualitätsbezogenen Gründe) ... Ganz einfach deshalb, weil ich keine Lust auf Diskussionen über die Rentenreform sowie die Fragen"Was mache ich nun mit meiner vielen freien Zeit als Rentner*in und wie generiere ich Lebenssinn, wenn ich diesen zuvor aus der Arbeit gezogen habe?" hatte. Ich würde niemals diesen Fragen ihre Berechtigung absprechen, auch sprachen natürlich nicht alle" Frisch-Rentner*innen" ausschließlich darüber, aber diese Themen betreffen mich aktuell nicht, die Gespräche langweilten (oder/und überforderten) mich phasenweise und ja, ich fühlte mich in junger Gesellschaft an manchen Tagen wohler. Ist das Altersdiskriminierung? Ich empfinde es nicht so... Und ähnlich empfinde ich es auch bei geschlechtsspezifischen Gruppen... Ich bin doch frei in der Wahl meiner Kontakte / Begleitungen / Angebote und letztlich geht es beim Pilgern doch auch darum, bzw. kann es darum gehen, sich und seine eigenen Bedürfnisse und Interessen mal in den Mittelpunkt zu stellen und an seinen eigenen Baustellen zu arbeiten... Solange man andere damit nicht stört?
4.
Raimund Joos hat geschrieben: ↑6. Sep 2023, 11:15
Ohhhaaa! - also die normative Kraft des Faktischen ..... dh es paßt schon weil es jeder macht .... Nun ja - ich dachte immer, beim Pilgern kann man mal erleben, wie sich Menschen aller Kulturen auf wunderbare Weise verstehen da sie mal abseits des persönlichen Alltages den gleichen Hintergrund haben ohne dann gleich reflexartig in das alltägliche Schubladendenken verfallen zu müssen ....
Das ist leider wohl ein Träumchen. Ich habe auf meinem Weg u.a. zwei kenianische Schwestern, eine Frau aus Mali, zwei Libanesinnen mit Kopftuch sowie einen alleinreisenden Iraker kennengelernt - sie alle würden mir zustimmen, dass man selbst und auch die anderen auch beim Pilgern nicht abseits des persönlichen Alltags und ohne Schubladendenken umherschweifen... Teilweise werden vorhandene Stereotype, rassistische Stereotype sogar noch deutlich offener als im Alltag geäußert - weil ohnehin viele den Weg mit offenem Visier und ohne Maske angehen und das soeben Gedachte direkt äußern....ich könnte hierzu von mir gegenüber geäußerten Erzählungen, aber auch eigenen Erlebnissen (- allein wie oft unterstellt wurde, dass man bei 32 Grad Hitze keine körperlichen Beschwerden haben dürfte, weil Arabien und Afrika ja doch selbst so heiss seien und man sich hier doch in dieser Umgebung sich eigentlich erst richtig wohlfühlen dürfte -) ein Buch schreiben, aber ich möchte diesen Thread nun wirklich nicht allzu zweckentfremden.
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Gute Heimfahrt Matthias, wo bischt?