Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

sowie der Camino Mozárabe und der Camino Sanabrès
Rhadonna
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Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

Beitrag von Rhadonna »

Liebe Pilgergemeinde,

im nächsten Jahr nehme ich mir eine Auszeit von 3 Monaten und möchte gerne lange durch Spanien wandern. Meine Freundin ist gerade in Südfrankreich auf einem Pilgerweg unterwegs und hat wunderbare Erlebnisse - allerdings kommen ihr sehr oft bellende Hunde entgegengerannt. Ein Hund hat sie gebissen, sodass sie ziemlich verletzt ist. Habt Ihr Erfahrungen diesbezüglich auf der Via de la Plata? Gibt es auf den einsamen Wegen aggressive Wach-/Hütehunde, die die Pilger belästigen/ bedrohen/ beißen?
Ich habe bisher zu diesem Thema noch gar nichts gelesen oder gehört.
Ich danke Euch für Eure Rückmeldungen
Nicole
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Simsim
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Re: Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

Beitrag von Simsim »

Auf der Via de la Plata hatte ich persönlich nie ein ernstes Problem mit Hunden. Gebellt wird natürlich überall, aber weiter nix.
In Frankreich ist es mir allerdings auch mal passiert, dass mich ein Hund ernsthaft gebissen hat. Vorher hatte ich nie Angst vor Hunden, seither aber schon. Ich schütze mich mit meinen Stöcken (drohe dem Hund damit) und notfalls brülle ich den Hund an. So ging es bisher gut.
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Anne Ruschmann
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Re: Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

Beitrag von Anne Ruschmann »

Ich war mit meinen eigenen drei Hunden auf der Via de la Plata. Hunde gibt es dort viele, aber wir hatten keine Probleme.
Grundsätzlich sollte man natürlich mit dem nötigen Respekt einen gewissen Abstand halten, insbesondere bei den Hütehunden.
Diese sind sehr zwar sehr souverän und interessieren sich nicht für Pilger, machen aber auch ihren Job. D.h. man sollte jetzt nicht gerade versuchen mitten durch die Herde zu laufen welche von denen gehütet wird, da verstehen die wenig Spaß.
Manchmal haben sich uns auch mal von den freilaufenden Hunden welche angeschlossen und sind ein ganzes Stück mitgelaufen.
Einen haben nach ein paar Kilometern dann Jäger, welche dort gerade am jagen waren mitgenommen. Sie kannten den Hund und wussten wo er hingehört. Er hatte sich anscheinend ganz arg in eine meiner Hündinnen verliebt.
Die anderen haben dann irgendwann einfach von selbst wieder abgedreht.
Aber alle waren sehr freundliche Hunde und es war immer friedlich.
Angst muss man nicht haben. Hier bei uns gibt es auch Hunde die man besser nur aus der Entfernung sieht. Und da sind i.d.R. die Besitzer dabei.
Also, nur Mut und Buen Camino
Anne
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Matt Merchant
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Re: Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

Beitrag von Matt Merchant »

Liebe Nicole,

ich kann Deine Ängste gut verstehen; die hatte ich auch massiv vor meinem ersten Camino (mehr als vor Menschen).
Und prompt geschah's dann auch, dass mir kurz vor Schluss, auf der Finisterre-Route im Dörfchen A Pena ein sehr agressiver, aufgepeitschter schwarzer Hund den Weg abriegelte, raste und sprang wie auf Koks und gefühlt zum Angriff übergehen wollte. Ich drehte betont langsam um, versuchte, ihn nicht anzuschauen und schlenderte übertrieben lässig zurück zum Doffriedhof (Friede meiner Asche)... Bis ich weitere Mitpilgernde fand, mit denen wir dann als Gruppe vorbeizogen. Das schüchterte Doggy dann ein.

Die größte Zahl an Hofhunden erlebte ich auf der Nordroute des Camino Primitivo zwischen Lugo und Sobrado dos Monxes. Alle paar hundert Meter ein übereifriger Hof-Wächter... Da gewöhnte ich mir an: Langsam vorbeischlendern, nicht (!) dem Hund in die Augen schauen, meditativ, mit fester Stimme wiederholen: "Ich respektiere Dich nicht! Ich res-pek-tie-re-Dich-nicht!!" - und einfach weiterlatschen...
Irgendwo las ich mal, allein die Existenz eines Wanderstabes schüchtere viele Hunde ein; man/frau wirke dann als 'Herr und Gebieter'. Ich versuche, immer einen dabei zu haben.Schlage damit aber nicht.

Eins noch: In einem unseligen Forum las ich mal, Pfefferspray sei die Lösung. Um Gottes Willen! Das ist Tierquälerei!! Die Hunde verteidigen ja nur ihr Terrain...

In diesem Sinne: Wuff!
Matthias
"Das Unscharfe um das Display herum, das ist der Camino.“ (frei nach M. M. Profitlich) :geek:
tsetse
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Re: Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

Beitrag von tsetse »

Hallo Nicole,

herzlich willkommen im Forum.

Ich war noch nie auf der Via de la plata, bellende Hunde kenne ich aber von all meinen Pilgerwegen in Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Spanien und Italien. In Südfrankreich wurde ich ebenfalls, wie Deine Freundin, von einem Hund gebissen und musste zum Verarzten und getröstet werden in die Notaufnahme des nächsten größeren Ortes. Danach kam ich nur sehr langsam voran, denn wenn ich irgendwo Hunde hörte oder sah, bin ich zurückgegangen und Umwege gelaufen, querfeldein über Äcker geflüchtet oder habe gewartet, bis mich ein Auto mitgenommen und 50 m hinter dem Hund wieder abgesetzt hat.
Zwei Jahre ging das so, und dann beschloss ich, dass mich Hunde nicht mehr von meinem Weg abbringen werden. Zuerst bin ich laut betend und innerlich zitternd an ihnen vorbeigezogen und habe mir dabei vorgestellt, dass der Erzengel Michael seine Flügel schützend hinter mir ausbreitet. Inzwischen rede ich mit den Hunden und lobe sie, weil sie so tolle Aufpasser sind. Je lauter sie bellen, um so lauter und euphorischer lobe ich sie. Ich glaube, das gefällt ihnen 😊; mir tut es jedenfalls gut, und ich habe deutlich weniger Angst als zuvor.

Daher – lass auch Du Dich nicht von Deinem Weg abbringen. Geh los und sei offen für alles. Du wirst eine tolle Zeit haben. Drei (!!) Monate, ich beneide Dich!


Für Kühe habe ich übrigens noch keine Lösung gefunden. Da bekomme ich nach wie vor Panik, renne davon oder gehe Umwege…
There is a crack, a crack in everything
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Leonard Cohen
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Walter
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Re: Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

Beitrag von Walter »

Hallo Nicole,
ich war auch auf der Via de la Plata und wurde nur einmal von Hunden bedrängt. Ein Problem war das keines. Ich habe sie einfach mit meinen Wanderstöcken verscheucht (nicht schlagen) und ging gleichmäßig weiter. Die meisten freilaufenden Hunde sind eh froh, wenn man sie in ruhe lässt. Die eingepferchten Hunde benehmen sich dagegen wie die Wilden.

Ich hatte vor ein paar Wochen ein nettes Erlebnis auf meinem Pilgerweg. Ein Hund hat mich wie wild angekläfft. Ich ging an ihm vorbei und setzte mich in der Nähe auf eine Bank und habe mein Mittagessen ausgepackt. Kurze Zeit später saß der Hund neben meinem Rucksack und hat mich mit großen Augen angebettelt. :)

Versuche deine Angst zu unterdrücken – die Hunde spüren deine Angst - sei mutig.
Ich hatte selber einen großen Hund und gehe deshalb mit dem Thema vielleicht besser um.

Bellende Hunde beißen nicht! ... und nie einem Hund in die Augen schauen, wurde ja schon erwähnt. Hier ein Artikel von dpa.
Wusstest du, dass man einem fremden Hund nicht direkt in die Augen starren soll? Wenn man das nämlich tut, könnte der Hund sich bedroht fühlen.
Dieses Verhalten kennt der Hund von Artgenossen: Wenn sich zwei Tiere noch fremd sind, versuchen sie, über das Starren den anderen einzuschüchtern. Wenn einer wegguckt, hat der andere gewonnen. Wenn keiner wegguckt, kämpfen die Hunde, um herauszufinden, wer der Stärkere ist.
Auch wenn Menschen einem Hund in die Augen starren, kann es passieren, dass dieser sich verteidigen will. Das ist gefährlich. Deswegen guckt man einem Hund am besten auf die Schnauze oder auf die Ohren.


Wenn der Hund knurrt und als Drohzeichen auch die Lefzen hochzieht, dann ist Vorsicht geboten und dann auch lieber einen Rückzieher machen.
Über die Körpersprache der Hunde findet man auch einige Artikel im Internet. Vielleicht verstehst du dann die Hunde besser.

Good Luck :D

Gruß Walter
Cam. Frances, Cam. del Norte, Via Gebennensis, Via dela Plata, Via Podiensis, Via Regia, Jakobsweg Schweiz, Via Francigena, Olavsweg, Português, Ignatiusweg, Fränkisch Schwäbischer Jakobsweg, Münchner Jakobsweg, Via Scandinavica, Franziskusweg, Primitivo.
Superfrauandrea
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Re: Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

Beitrag von Superfrauandrea »

weder am CF noch am CP hatte ich Probleme mit Hunden, die haben sich zwar furchtbar aufgeführt, aber passiert ist nichts.
Nur am Tiroler Jakobsweg wurde ich in einer Pilgerunterkunft von einem Hund einer deutschen Urlauberin gebissen, musste ins Spital und musste den Tiroler Jakobsweg abbrechen.
Seitdem habe ich doch Respekt vor Hunden.
lg. Andrea
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Bob
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Re: Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

Beitrag von Bob »

Die Anzahl der freilaufenden Hunde auf der VdlP erschien mir wahnsinnig hoch.
Noch nie hatte ich so viele Begegnungen mit Hunden.
Bei sehr agressiven Exemplaren (am Schlimmsten waren 3 Mastinos die aus einer Finca Einfahrt auf mich zuliefen) habe ich Meldung an die Guardia Civil gemacht, ob es was nützt weiss ich nicht.
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VerlaufNix
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Re: Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

Beitrag von VerlaufNix »

Wesentlich besser als Pfeffersprays sind Ultraschallgeräte. Von mir auf diversen Jakobswegen erfolgreich ausprobiert.
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https://verlaufnix.wordpress.com/
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Bob
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Re: Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

Beitrag von Bob »

VerlaufNix hat geschrieben: 3. Jul 2023, 15:21 Wesentlich besser als Pfeffersprays sind Ultraschallgeräte. Von mir auf diversen Jakobswegen erfolgreich ausprobiert.
hatte ich erfolglos benutzt
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VerlaufNix
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Re: Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

Beitrag von VerlaufNix »

Das von mir verwendete Model funktioniert je nach Hund und Hundealter (Gehör) etwas unterschiedlich aber es funktioniert.

Dazzer Dog Dazer II Ultraschall

Wenn jmd. Angst hat sollte er sich damit beschäftigen.

Buen Camino
Stefan
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Rhadonna
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Re: Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

Beitrag von Rhadonna »

Liebe Leute,

ich habe so viele gute Ratschläge von Euch erhalten. Vielen Dank. Ich werde es wagen, obwohl ich Angst vor Hunden habe. Mit dem Thema "Ultraschallgerät" werde ich mich beschäftigen. Einem Hund würde ich niemals in die Augen schauen, ich habe viel zu viel Schiss. Da ich leider schon dreimal gebissen wurde, sitzt die Angst tief und leider ist es für mich noch ungemütlicher, weil jeder bzw. wirklich jede Hundebesitzerin mir versichert, dass ihr Hund meine Angst spürt. Aber was soll ich dagegen machen? Angst hat eine wertvolle Schutzfunktion, kann aber - wie in meinem Fall - auch ein echtes Handicap sein.
Über Wiesen laufen, Umwege gehen und all das kommt mir recht vertraut vor :-)
Liebe Grüße und nochmals vielen Dank für Eure Aufmunterungen und Kommentare.
Nicole
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Simsim
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Re: Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

Beitrag von Simsim »

Mir hilft ein bisschen, wenn der Hundebesitzer in Sicht ist, ihm zu sagen, dass ich Angst habe und daher darum bitte, den Hund gut festzuhalten.
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Via2010
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Re: Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

Beitrag von Via2010 »

Hallo Nicole,

mit Hundebegegnungen im ländlichen Spanien musst Du rechnen. Gerade auf der Via de la Plata hatte ich mehrmals Begegnungen mit Herdenschutzhunden, die aufgrund ihrer Größe durchaus Respekt- bzw. Angsteinflößend wirken. Wichtig ist es m. E. bei diesen Begegnungen die Ruhe zu bewahren.

Eine frühmorgendliche Begegnung mit zwei riesigen und laut bellenden Herdenschutzhunden Alcuescar war zwar angsteinflößend. Aber die Hunde wollten nur sicher gehen, dass wir ihr Revier verließen. Also nicht stehenbleiben, sondern ruhig auf dem Weg in der eingeschlagenen Richtung weitergehen. Ähnliche Situationen habe ich mit einem Schäferhund auf dem Portugues, mehreren Wachhunden auf dem Camino Primitivo und auf dem Camino nach Finisterre erlebt. Diese Hunde schlugen zwar lautstark und angsteinflößend wirkend "Alarm", ließen mich aber, als sie erkannten, dass ich nur vorbei wollte, ungehindert passieren.

Ein anderes Mal machten wir in der Nähe eines Bauernhofs gerade Picknickpause, als plötzlich zwei große Hunde auftauchten und sich vor uns positionierten, so dass an Aufstehen und Weitergehen zunächst nicht zu denken war. Des Rätsels Lösung dort: Der Bauer kam mit ihnen von der Herde, die Hunde liefen vor und sahen uns als Eindringlinge in ihrem Revier an. Nachdem der Bauer ein paar Worte mit uns gewechselt hatten, folgten sie ihm ins Gehöft.

Als "bedrohlich" empfand ich lediglich die Begegnung mit 5 Herdenschutzhunden hinter Tabara, die - ohne Schäfer - eine Wanderherde bewachten. Ich wollte das idyllische Bild fotografisch festhalten, was ihre Alarmbereitschaft weckte. Sie verfolgten mich dann über einen Kilometer, um sicher zu gehen, dass ich von "ihren Schafen" nichts wollte. Da habe ich mich auch mit einem Stock und einem Stein bewaffnet, um meine Wehrhaftigkeit zu demonstrieren und sie auf respektvollem Abstand zu halten.

Gebissen wurde ich auch einmal, allerdings von einem kleinen unerzogenen Familienhund kurz vor Cea. Dieser machte sich offenbar einen Spaß daraus, plötzlich hinter Pilgern nachzusetzen und diese in die Waden zu zwicken, wenn diese meinten, das Grundstück bereits sicher passiert zu haben. Ich habe jedenfalls im Nachhinein erfahren, dass am gleichen Tag noch weitere Pilger Begegnungen mit ihm hatten.
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Walter
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Re: Freilaufende/ bellende oder beißende Hunde

Beitrag von Walter »

Wird das jetzt eine Seite um Pilger zu vergraulen? ;)
Wer das hier alles liest, der wird vermutlich seine Pilgerpläne wieder ad acta legen.

Ich habe jetzt rund 10.000 Kilometer Pilgerwege hinter mir und wurde bis dato nur zweimal von einer Meute umrundet – eine direkte Gefahr bestand nicht.

Ergo – alles halb so schlimm. Nur Mut! :D
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