Erste Etappe?

Von St. Jean Pied de Port auf dem navarrischen oder vom Somportpass auf dem aragonischen Weg nach Santiago
TOLA
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Erste Etappe?

Beitrag von TOLA »

Hallo liebe erfahrenen PilgerInnen,
im April 23 plane ich den Camino Frances bis Santiago zu laufen. Ich bin dann fast 69 Jahre alt, einigermaßen fit, allerdings eher untrainiert, vorallem mit Rucksack. Mir graut ein wenig vor der ersten Etappe ab SJPDP. Ist die Strecke - vielleicht "nur" bis Orisson - einigermaßen zu schaffen? 2010 bin ich die Via Tolosana von Arles nach Toulouse gelaufen und erinnere noch, dass die ersten Tage am schwersten waren.Was meint ihr? Meine Alternativen wären in Pamplona oder Logrono zu starten...
Matten
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Re: Erste Etappe?

Beitrag von Matten »

Hallo Tola
Willkommen im Forum.
Die Strecke von SJPdP nach Orisson habe ich 2016 in 3 Stunden geschafft. Da war ich 66 Jahre alt.
Es sind steile 8 Km. Danach war ich froh, dass ich in Orisson ein Bett reserviert hatte.
Der nächste Tag bis Roncesvalles war auch nicht zu verachten, aber längst nicht so steil.
Ich war nicht besonders trainiert, sondern normal fit für mein Alter. Du hast Pilgererfahrung.
Deshalb: wenn Du fit bleibst geht es wohl.
Wir dürfen Pausen machen 😃🥾🎒😎 und müssen nicht rasen.
Gute Entscheidung
Buen Camino
Martin
Niemand weiß was in ihm steckt, bevor er nicht versucht hat es herauszuholen.
Ernest Hemingway
Mike
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Re: Erste Etappe?

Beitrag von Mike »

Hola Tola
bienvenido
Ich habe großen Respekt für deinen Camino. Ich bin "erst" 55 und hab die 1. Etappe von SJPdP nach RV schon ein paarmal "geschafft".
Du planst deinen Camino ab April 2023. Tolle Jahreszeit, ABER ich weiß nicht wie das Wetter im April 2023 wird. Ich habe dieses Jahr in Lorca, also in eurer 1. Woche gearbeitet. Dieses Jahr war so warm, wie ich es noch nicht erlebt habe. Auch viele Spanier nicht.
Denk mal über die Alternative "Valcarlos" nach. Ich weiß nicht, was für dich wichtig ist. Aber meine Empfehlung, du musst nicht am 1. Tag nach SdC.

BC Mike
Mimmy2022
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Re: Erste Etappe?

Beitrag von Mimmy2022 »

Einfach langsam und gemütlich loslaufen, dann wird das schon. Zwischendurch kurz stehen zubleiben ist keine Schande, also wenn nötig Pausen machen und auch so mal zwischendurch einfach die Aussicht/Umgebung genießen.

Ich bin dieses Jahr mit Zwischenstopp in Orisson gelaufen, würde es persönlich beim nächsten Mal wieder so machen, bzw. eventuell auch Borda in betracht ziehen, das liegt glaube ich so 1km weiter.

Wenn man eine Reservierung in Orisson hat, gilt die bis 18 Uhr (sofern ich das richtig im Kopf habe). Wenn man also entspannt um 10 Uhr losgeht, hat man 8 Stunden, um die Strecke zu bewältigen.
Gerhard Nikolaus
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Re: Erste Etappe?

Beitrag von Gerhard Nikolaus »

Hallo Tola,
meine Meinung dazu:
Im April zu starten hat sich für mich in diesem Jahr als Segen herausgestellt. Perfektes Wetter, perfekte Pilgerdichte.
Ich bin nicht gleich am 1. los, sondern am 13. und damit zwei Tage nach Öffnung der Route Napoleon - also über Orisson. Dort bin ich allerdings nicht zum Übernachten eingekehrt sondern nach einer Rast weiter bis nach Roncesvalles.
Mit anderen Worten, Anfang April kann es durchaus noch sein, dass Du sowieso die Winterroute nehmen musst.

Ich hatte vor dieser Etappe ebenfalls Respekt, fühlte mich aber fit, sie in einem Zug zu machen.
Am ersten Tag ist man halt noch ausgeruht und hat alle Reserven.
Wichtig ist, dass Du Dir Pausen gönnst und unterwegs ausreichend isst und trinkst. Zum Proviant auffüllen ist Orisson perfekt.

Ich habe tatsächlich spätere Etappen als sehr viel anstrengender empfunden - was aber vielleicht auch daran gelegen haben könnte, dass ich da schon einige hundert Kilometer auf "auf dem Tacho" hatte. ;) Ich dachte aber zwischendurch durchaus, auf die erste Etappe zurückblickend, dass diese vielleicht auch nur als "schwer" kolportiert wird.
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Peregrino Klaus
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Re: Erste Etappe?

Beitrag von Peregrino Klaus »

Hallo Gerhard,
ich denke die erste Etappe auf einem Camino ist immer die Schwerste. Mein erster Camino vor 14 Jahren war der Frances bis Burgos. Damals war es für mich kein Problem von Saint Jean bis Roncesvalles zu gehen. Vor 2 Jahren machte ich den selben Weg noch einmal und hatte grosse Probleme nach Roncesvalles zu gelangen obwohl ich ein erfahrener Pilger bin. Man sollte diese erste Etappe nicht unterschätzen besonders wenn man nicht sicher ist so eine Distanz zu bewältigen, besonders weil man doch mehr als 1000 Höhenmeter bewältigen muss. Ich habe Pilger erlebt die schon nach dem ersten Tag nach Hause fahren mussten. Du kannst zwar Pausen machen, das macht aber die Distanz nicht kürzer. Meiner Ansicht sollte man diese erste Etappe mit Respekt angehen. Wenn du den Weg völlig erschöpft beendest geht einem doch so manche schöne Begegnung abhanden. Also lieber die Caminos mit Bedacht angehen.
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Simsim
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Re: Erste Etappe?

Beitrag von Simsim »

Ich bin ja wirklich viel unterwegs (ca 30 000 km in 10 Jahren), aber ich schaffe die Etappe von SJPdP bis Roncesvalles definitiv nicht in einem Tag.....
Gerhard Nikolaus
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Re: Erste Etappe?

Beitrag von Gerhard Nikolaus »

Wer Zweifel hat, ob er die erste Etappe gleich in einem Stück schafft, sollte natürlich defensiv vorgehen und im Bereich von Orisson eine Nacht bleiben. Es wäre fatal, wenn man dann z.B an der Vierge de Biakorri mit den Kräften am Ende ist und immer noch ein ziemliches Stück vor sich hat und der Rückweg da aber auch kaum Sinn macht.

Einige mit mir aus Bayonne angereiste Pilger sind nach nur kurzem Aufenthalt in SJPdP gleich weiter nach Orisson. Schlussendlich sind wir dann alle am gleichen Tag in Roncesvalles angekommen. Mein „Anlauf“ über den Col war halt länger. Man muss da also nicht einmal einen Tag „verlieren“.
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Pilgerbär
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Re: Erste Etappe?

Beitrag von Pilgerbär »

Wenn du bei jedem Schritt immer nur denkst: ob ich das schaffe, ob ich das schaffe....wirst du nicht mit freiem Kopf laufen und dich auf deine Umgebung einlassen können. Wenn du nach acht Kilometer meinst: hach, da wäre mehr drin gewesen.." dann ist es mM nach eher egal...

Versau dir nicht auf der ersten, sehr schönen, deinen ganzen Camino wegen zuviel Ehrgeiz...
Ultreya, euer Pilgerbär
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Pilgerbär
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Re: Erste Etappe?

Beitrag von Pilgerbär »

Etappe gehört da noch rein, war aber wohl zu früh für mich :D
Ultreya, euer Pilgerbär
TOLA
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Re: Erste Etappe?

Beitrag von TOLA »

Ich danke euch allen für die Antworten, die mir sehr geholfen haben. Sie haben mich in meinem Plan bestärkt bis Orisson zu laufen. Gleich nach Ostern, also Mitte April werde ich mich auf den Weg machen. 3 Stunden - selbst sehr steile - traue ich mir zu und wenn es ein paar mehr werden, ist das ja auch ok. Ich freue mich sooo sehr...
Poorboy
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Re: Erste Etappe?

Beitrag von Poorboy »

Hi Tola,
Ich finde es toll, dass du dich auf den Weg machst. Ich kann verstehen wie gross deine Vorfreude ist.
Du schreibst, dass du nicht sonderlich gut trainiert bist. Das ist kein Problem! Es gibt für Fernwanderer zwei Strategien, die beide gut funktionieren.
Wenn du nicht so gut trainiert bist, dann mach' die ersten 1-2 Wochen kurze Etappen und nimm' es locker. Nach 2 Wochen bist du dann gut eingelaufen.
Wenn du dich vorbereitest, d.h. mit dem vollen Rucksack ein paar kürzere Touren oder Tageswanderungen im Vorfeld machst, dann läufst du halt schon gut eingelaufen los und kannst die Sache anders angehen.
Die zweite Strategie empfiehlt sich dringend, wenn du noch Teile der Ausrüstung ausprobieren musst bzw. die Schuhe noch eingelaufen werden müssen.
Ansonsten: die steilsten und längsten Anstiege kannst du locker packen, wenn du deinen eigenem Rhythmus findest: langsam und kontinuierlich...
Genug trinken, Pausen machen und nicht vergessen dass es ja eigentlich auch Spass machen soll 😀
Buen Camino!
"Afoot and light-hearted I take to the open road, healthy, free, the world before me, the long brown path before me leading wherever I choose."
- Walt Whitman
Berta71
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Re: Erste Etappe?

Beitrag von Berta71 »

Ich bin ziemlich untrainiert ab SJPDP los früh um 7h Ende August diesen Jahres zu meinem 1. camino
Nach 4h kam ich in Orrison an und war dankbar, dort gebucht zu haben.
(Bin 59J, aber gesundheitlich angeschlagen)
Mit mir kam ein 75 jährige Dame an, die eigentlich nach Roncesvalles direkt weiter wollte.
Mit mehreren haben wir ihr das ausgeredet und sie hatte Glück dass noch ein Bett frei war. Sie war schon sehr k.o.
Am anderen Tag gingen wir gemeinsam nach Roncesvalles los, da zeigte sich dann, dass diese Strecke nicht zu unterschätzen ist. Und die Dame war super froh, dass sie übernachten konnte in Orrison.
Ich für mich würde es wieder so machen, bis Orrison oder Borda gehen und am anderen Tag weiter.
Wie schon gesagt es soll ja auch Freude machen...

Buen camino.... Der Weg ist soooo schön und tut der Seele gut

Achja und frohe Weihnachten, feliz navidad y próspero año nuevo
Römer 8, 38-39 🙏👑
@Wolfgang
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Re: Erste Etappe?

Beitrag von @Wolfgang »

Hallo, ich bin den Camino mit 59 Jahren im August 2022 bei Regen und schlechter Sicht gegangen. Ich hatte großen Respekt vor der ersten Etappe. Im Nachhinein fand ich die Strecke nicht schwierig. Ein Verlaufen ist kaum möglich. Nur an einer Stelle war die Wegführung und Markierung nicht eindeutig. Die Strecke verläuft lange auf einer asphaltierten Straße. Bis zum Pass geht es stetig bergauf. Aufgrund der „dramatischen“ Wegbeschreibung in meinem Wanderbuch, bin ich schon um 6:00 Uhr aufgebrochen. Gegen 11:30 Uhr war ich dann in Roncesvalles. Wegen der frühen Ankunft habe ich mich dann entschieden, weitere 7 km bis Espinal zu wandern. Mein Fazit: Bei normaler Kondition gut machbar. In jedem Fall Pausen machen, viel trinken und zwischendurch etwas essen. Wanderstöcke sind sehr zu empfehlen. Sollte ich die Strecke noch einmal gehen, würde ich in Roncesvalles übernachten. Einige Pilger haben ganz begeistert über die Übernachtung im Kloster berichtet (großer, jedoch perfekt eingerichteter Schlafsaal / Wecken mit Gesang der Mönche …). Eine Übernachtung in Orisson bietet sich für Pilger an, die gegen Mittag mit Etappe 1 starten. Bon Camino!
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Simsim
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Re: Erste Etappe?

Beitrag von Simsim »

Hallo Wolfgang,

Vorsicht mit Verallgemeinerungen.

Bin in Deinem Alter, fit und lauferfahren, aber mir ist die Etappe Saint Jean-Roncesvalles in einem Tag unmöglich und wie Du sie in gerade mal 5 1/2 Stunden geschafft hast, ist mir völlig schleierhaft.....
Immerhin geht es ca. 1200 Höhenmeter rauf und dazwischen sogar nochmal wieder ein Stück runter und dann wieder rauf....nee, also ich schaff das mit meinem wegen Autonomie relativ schwerem Rucksack wirklich nicht.

Und viele haben sich schon überschätzt und sind völlig auf dem Zahnfleisch sehr spät in Roncesvalles eingetrudelt.

Außerdem kann in Saint-Jean-Pied-de-Port bestes Wetter sein, oben aber ein völlig anderes Wetter, Sturmwind in Gegenrichtung, Kälte, Nebel, Regen, sogar Schnee mitten im Sommer ist nicht unmöglich.
Mag schon sein, dass Du trotz Regen einigermaßen gute Bedingungen hattest und das Ganze für Dich ein anspruchsvoller Spaziergang war, aber angesichts der Massen völlig unerfahrener Pilger ist es nicht gut, die Etappe deswegen als allgemein gut machbar zu beschreiben.

Ich war selbst schon unzählige Male dort oben, um die Nacht in der Nähe der Rolandsquelle zu verbringen und ich habe etliche, völlig erschöpfte, manchmal unterzuckerte Pilger aufgelesen, ermutigt, mit Schokolade verköstigt, begleitet, oder zur Straße gebracht und ein Taxi gerufen.....

Besser ist es also, bei der dramatischen Beschreibung zu bleiben und wenn es den Leuten dann geht wie Dir, umso besser 😀.
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