Loblied auf den Camino Sanabres

sowie der Camino Mozárabe und der Camino Sanabrès
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Simsim
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Loblied auf den Camino Sanabres

Beitrag von Simsim »

Es ist Vormittag, ich sitze in einer kleinen Herberge zwischen Melide und Palas de Rei, draußen gießt es dermaßen, dass ich noch ein bisschen warte mit dem Loslaufen.
Zeit, Euch ein paar Eindrücke vom atemberaubenden Camino Sanabres zu schildern.

Also für Pilger, die auf dem Camino Frances unterwegs sind und die Strecke ab Astorga schon kennen und einen ruhigeren Weg gehen wollen der landschaftlich wunderschön ist, gibt es z.b. die Option, in Astorga auf die Via de la Plata abzubiegen, bis Benavente oder Granjas de Moruela in Gegenrichtung zu laufen und dann den Camino Sanabres zu gehen.
Es gibt genügend Herbergen und sonstige Infrastruktur.
Kaum Werbung, Schmiereien, Müll.
Menschen am Weg, die sich richtig über Pilger freuen.
In einer Bar in Laza musste ich sogar meinen Milchkaffee nicht bezahlen und bekam noch Toast mit Honig dazu 😊! Und es war das einzige Mal, dass ich mir einen Kaffee in einer Bar gönnen gönnen wollte!

Landschaftlich ist der Weg bis kurz vor Ourense unglaublich. Ich finde ihn deutlich schöner als den Camino Primitivo.
Anstrengend ist er teilweise. Anspruchsvoller als der Camino Frances ab Astorga. Aber man kann langsam machen, es gibt genügend Herbergen. Ich habe zumeist gezeltet, war aber dankbar für die Sicherheit, immer, wenn nötig, ein Dach über dem Kopf zu haben.
Es sind wenige Pilger hier unterwegs, Tendenz aber steigend. Laut der Hospitaleros, soll es inzwischen im Sommer auch hier schon recht voll sein. Es gibt aber noch keinen Gepäcktransport z.b..
Insgesamt wirklich eine sehr interessante Variante, um Santiago zu erreichen. Nur die Ankunft in der Stadt finde ich schade. Man muss steil den Berg hoch, findet sich mangels Markierungen kaum zurecht und hangelt sich so zur Kathedrale etwas mühsam durch.

Soweit dazu, ich stürze mich jetzt mal mutig in die Regenfluten da draußen.....
Gargantula
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Re: Loblied auf den Camino Sanabres

Beitrag von Gargantula »

Ja, dort ist es wunderschön. Wild, einsam, gastfreundlich, lebendig und einfach bezaubernd. Nach der Extremadura mein liebstes Stück auf dem Weg aus Spaniens Süden nach Santiago.
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Via2010
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Re: Loblied auf den Camino Sanabres

Beitrag von Via2010 »

Simsim hat geschrieben: 12. Dez 2022, 09:33
... den Camino Sanabres zu gehen.
Es gibt genügend Herbergen und sonstige Infrastruktur.
Kaum Werbung, Schmiereien, Müll.
Menschen am Weg, die sich richtig über Pilger freuen.
In einer Bar in Laza musste ich sogar meinen Milchkaffee nicht bezahlen und bekam noch Toast mit Honig dazu 😊! Und es war das einzige Mal, dass ich mir einen Kaffee in einer Bar gönnen gönnen wollte!

Landschaftlich ist der Weg bis kurz vor Ourense unglaublich. Ich finde ihn deutlich schöner als den Camino Primitivo.
Anstrengend ist er teilweise. Anspruchsvoller als der Camino Frances ab Astorga. Aber man kann langsam machen, es gibt genügend Herbergen. Ich habe zumeist gezeltet, war aber dankbar für die Sicherheit, immer, wenn nötig, ein Dach über dem Kopf zu haben.
Es sind wenige Pilger hier unterwegs, Tendenz aber steigend. Laut der Hospitaleros, soll es inzwischen im Sommer auch hier schon recht voll sein. Es gibt aber noch keinen Gepäcktransport z.b..
Insgesamt wirklich eine sehr interessante Variante, um Santiago zu erreichen. Nur die Ankunft in der Stadt finde ich schade. Man muss steil den Berg hoch, findet sich mangels Markierungen kaum zurecht und hangelt sich so zur Kathedrale etwas mühsam durch.

...

Liebe Simone,

ich singe das Loblied gerne mit! Ich bin im August 2021 (nach Mai/Juni 2010) nochmals den Sanabrés gelaufen.

Solche gravierenden Veränderungen, wie sie auf anderen Wegen zu beobachten sind, mit allen negativen Auswüchsen, blieben mir dort erspart. Die Einheimischen sind durch die Bank sehr gastfreundlich, hilfsbereit, zu einem Gespräch aufgelegt.

Der Empfang in Laza, für viele nach einer wirklich anstrengenden Etappe von A Gudina aus, ist schon etwas Besonderes. In der Bar A Picota habe ich beide Male ein sehr gutes, reichhaltiges und wirklich hausgemachtes Menü genossen.

Ab Ourense wird es etwas voller. Correos bietet hier m. W. auch einen Gepäcktransport an. Dennoch kein Vergleich mit den letzten 100 km auf anderen Wegen, da doch Etappen von wenigstens 15 km zu bewältigen sind.

Landschaftlich ist der Weg m. E. mit dem Primitivo (den ich dieses Jahr gegangen bin) vergleichbar, allerdings doch deutlich weniger frequentiert.

Den Weg nach Santiago rein empfand ich - im Unterschied zu Dir - als besonders schön. Bis etwa 2 km vor der Stadt ist alles noch vollkommen ländlich (Kühe, Obstgärten....) . Dann geht es durch eine Wohngegend mit niedrigen älteren Häusern und plötzlich siehst Du die Kathedrale. Ab der herrlich windschiefen romanischen Kirche Sta. Maria do Sar (eine meiner Lieblingskirchen in Santiago) geht es dann ziemlich steil, aber nicht lang zur Altstadt hoch. Und plötzlich stehst Du an den Markthallen...

BC
Alexandra
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Simsim
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Re: Loblied auf den Camino Sanabres

Beitrag von Simsim »

der Bar A Picota habe ich beide Male ein sehr gutes, reichhaltiges und wirklich hausgemachtes Menü genossen.
Jaaa! Genau dort war es!
Ich kam nach der wunderbarsten Nacht im Freien, an einem Platz mit unglaublicher Aussicht oberhalb von as Eiras, am Vormittag in Laza an und war in Feierstimmung. Für mich ist der Gang in eine Bar die ganz große Ausnahme 😊😊.
Steuerte instinktiv diese Bar an, nicht die erste. Und die Besitzerin strahlte mich an, erklärte mir, wie sehr sie sich über Pilgerbesuch freut und als sie hörte, dass ich die Nacht im Zelt verbracht habe, verwöhnte sie mich nach Strich und Faden gratis :D. Einfach nur phantastisch!

Den von Dir beschriebenen Weg in die Innenstadt von Santiago empfand ich stressig, aber es stimmt, dass es wunderbar ist, so plötzlich und unerwartet die Kathedrale vor
Augen zu haben!

Ab Requejo (schreib ich das richtig? ) kann man seit diesem Sommer endlich wieder den Camino begehen und muss nicht mehr bis zum Redondela-Pass stundenlang auf der Straße laufen. Das war wohl leider einige Jahre wegen der AVE Baustelle so.
Der Weg führt über wilde, idyllische Waldwege am Flüsschen entlang, an kleinen Wasserfällen vorbei und könnte nicht schöner sein. Aber nach etwa 7 km steht man plötzlich vor den Pfeilern der hoch oben verlaufenden Bahntrasse und muss eine Betonrampe rauf.....da begegnen sich die Welten....und das tun sie eh auf dem ganzen Weg immer wieder....dafür sorgt eben die fertiggestellte Bahntrasse und die Autobahn mit ihren Aquädukten.

Im Sommer muss es nochmal ganz anders sein, aber auch jetzt, mit Kälte, Wind und Matsch, fand ich diesen Weg sowas von traumhaft!!!
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