danke schön für das tolle Forum und die interessanten Beiträge hier. Gerne möchte euch von meinem Pilgerweg berichten, der mich unter anderem auch durch Frankreich bis nach Santiago de Compostela und Fisterra und Muxia geführt hat.
Ich bin Anfang April diesen Jahres von meiner Haustüre im schönen München zur Aussendungsfeier in das Kloster St. Jakob am Anger gegangen. Die "Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau in München" haben dort einen sehr alten Aussendungsritus wieder aufleben lassen. Dort gibt's in aller Frühe den Pilgersegen, Pilgergeleitbrief und es wird gemeinsam gebetet und gesungen. Oft habe ich auf dem Weg an die folgenden Aussendungsworte gedacht, das hat mir immer Kraft gegeben: DIOS AYUDA Y SANTIAGO (Gott möge uns helfen und Sankt Jakob!)
Anschließend bin ich über den Münchner Jakobsweg - Via Jacobi (Schweizer Jakobsweg) nach Frankfreich und die Via Gebennensis bis Gillonay gepilgert. Die Schweiz ist landschaftlich ein Traum, z. B. das Berner Oberland mit den 4000ern Eiger, Mönch & Jungfrau als Begleiter und dann mit dem Schiff nach Spiez zum Naturschauspiel-campen im Gantrisch Sterne schauen, da war ich sehr verzaubert.
Zurück zu Frankreich und der Via Gebennensis, schöne Wegstrecke durch das Rhonetal, hübsche Dörfer und mitunter auch knackige Strecken mit Höhenmetern und traumhaften Ausblick. Manche Dörfer wie zB Chanaz - das kleine Venedig Savoyens - werden mir immer in Erinnerung bleiben. Nach 170 km dann die letzte Chance doch noch nach Le Puy zu gehen ist am Wegweiser Richtung Saint-André (Le Puy) oder St Antoine l'Abbaye (Via Rhodana) mit Ziel Arles:
Aus einer inneren Überzeugung heraus, wollte ich unbedingt die Rhodana bzw. Tolosana gehen und das ist gut so gewesen. Die ersten Kilometer auf der Via Rhodana waren etwas verwirrend, weil anscheinend die Beschilderung vergessen wurde bzw. ein Bauer sein Feld das als Durchgang dient(-e) abgeriegelt hat. Später waren die Wegweiser vorzüglich angebracht, in der Hinsicht gibt's keine Probleme.
Die Natur der Via Rhodana ist anfangs "No man's Land", puristisch, rau, Felder über Felder, ein wunderschöne Farbenspiel (ähnlich der Meseta in Kastilien), der Duft von Heu & Freiheit, keine supermarché, kein Kaffee. Nope. Von der Assoication Rhône-Alpes des Amis des Saint-Jacques gibt's einen kleinen blauen guide zu kaufen, den habe ich mir zugelegt. Im guide stehen Unterkünfte, teils sind Privatpersonen gelistet, die der Association angehören und auf Spendenbasis Übernachtungsmöglichkeiten in ihrem Haus anbieten mit Abendessen und Frühstück. Allerdings nur mit Vorlauf & Glück, oft hat das für mich nicht funktioniert. Wichtig war für mich, dass ich ein Zelt & gute Isomatte dabei hatte, denn so war ich unabhängig und in den einsamen Gefilden und nie unter Not keinen Schlafplatz zu finden.
Nach meiner Expertise gehen die Via Rhodana nur sehr wenige Pilger. Ich habe keinen einzigen Pilger gesehen und die Wege sind teilweise sehr wild, entsprechend unberührt und einsam, genau das was ich gesucht habe. Interessante Klöster sind auf dem Weg, so das Kloster Chambarand, eine ehemalige Trappistinnen-Abeit in Rybon uvm.; einige sehr alte romanische Kirchen (die 1000jährigen) und kleine Kapellen. Im Gegensatz zu D oder der Schweiz sind die Kirchen und Kapellen meist geschlossen bzw. nur zu bestimmten Zeiten geöffnet.
Einen Pilgerstempel auf der Rhodana zu bekommen gleicht einem Kunststück, ich habe Rathausmitarbeiter (mairie) kennengelernt, die nicht wussten, dass ihr Dorf durch den Jakobsweg führt und das es so etwas wie Stempel gibt.
Gleich zu Anfang führt der Weg an die Eglise Saint-Pierre de Marnans aus dem 11.-12. Jahrhundert, wunderschöne Romanik mitten in der Natur gelegen.
2 Tagesreisen später erscheint der Wallfahrtsort Saint-Antoine l'Abbaye mit seiner gotischen Kirche und einem wunderschönen Klostergebäude, anbei das Hauptportal dazu:
Zeitweise hatte ich einen Pilgergefährten, der einen Sonderweg nach Le Puy eingechlagen ist, der Punkt oberhalb der Muschel steht für die Alternativ-/Sonderwege:
Bei Glun geht's dann in das Mittelgebirge der Ardèche, eine alte Römerstrasse eingebettet in Hügeln führt nach Cruas, eine der schönsten Etappen auf dem ganzen Camino für mich. Herrliche Wälder mit Tannen, Edelkastanien, Kiefern und verlassenen und verwilderten Wegen.
Die Etappe am Folgetag ging nach Viviers, ich habe noch nie eine solch' mittelalterlich geprägte Stadt gesehen, ein wenig im Dornröschenschlaf versunken und doch voller Charme und unzähligen historischen Gebäuden, der Kathedrale und einer Aussicht auf einem Felsplateau mit Sicht weit hinein in die Schluchten der Ardeche und die Kalkfelsen, das Rhonetal und das Naturreservat. Für kleines Geld habe ich in der Diözese dort übernachten können.
Noch ganz entzückt von Viviers bin ich bergan in das für mein Empfinden schönste Dorf gelangt - Saint Montan - kleine Gassen am Hang, eine bezaubernde Marienkirche an der mich ein 95-jähriger Einwohner freudig als Pilger erkannte und mich in sein Haus einlud in dem seine Frau uns bekochte. So nice und einen verstaubten Stempel hat er auch noch hervorgekramt, der erste Stempel seit langem. Wie toll ist das denn! Danke - Danke - Danke!
Anschließend bin ich die Variante über de Bourg-St-Andeól und Marcel + St. Martin-d' Ardeche gepilgert und weiter nach ...
Fortsetzung folgt!
Buen Camino, Steven