Bin wieder zurück / Bericht

Von St. Jean Pied de Port auf dem navarrischen oder vom Somportpass auf dem aragonischen Weg nach Santiago
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Klopfer66
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Bin wieder zurück / Bericht

Beitrag von Klopfer66 »

Bin wieder zurück von meinem ersten Camino


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liebe Pilger,

die 3 Wochen Camino sind nun leider vorbei, und wir ( mein Mann und ich) haben es geschafft die Hälfte bis Sahagún zu laufen 😊
Wir sind super happy und ich komme mir zurück im Alltag nur grad vor, als wenn ich in einer Glocke leben würde, von 0 auf 100……
Meine Seele ist noch nicht im Alltag angekommen, mein Körper fährt total runter, ich bin megagechillt, irgendetwas ruht in mir, was aber auch sehr positiv ist, da ich sonst immer alle Dinge schnell erledigen will, nö diesmal nur das Wichtigste, und ich versuche das beizubehalten 😊.
Ich glaube das ist nun mein Weg (meine Aufgabe) nach dem Camino, diese Gelassenheit und Unwichtiges aussortieren, dieses beizubehalten.

Ich kann es in Worte gar ich so erklären, das muss alles noch sacken…….
Es war ein Abenteuer, ein Erlebnis und auf dem Weg selbst lief nicht alles nach Plan😊

Wir sind in Saint Jean Pied de Port, mit einer Zwischenübernachtung in Biarritz, gestartet. Tags vorher waren es Tage über 40 Grad, dann
gingen die Temperaturen dann runter. In Saint Jean Pied de Port war nichts los, wir waren total erschrocken, da wir von 2019 (als wir mit dem Moped da waren) alles übervoll war. Ok es waren halt 40 Grad daher die Leere. Nach dem Start einen Tag später über die Pyrenäen haben in der Auberge Borda übernachtet und am nächsten Tag dann Nebel und Regen gehabt, so dass wir gar nicht viel sehen konnten. Aber da steckt man halt nicht drin.
Als wir dann im Kloster Roncesvalles angekommen sind, hieß es an der Rezeption: morgen dürft ihr nicht pilgern….Pilgerverbot der Polizei, wegen den
Bränden in Pamplona bis Logrono auf dem Jakobsweg….Da waren wir erst mal geschockt, wie viele andere Pilger auch. Aber dieses Thema wurde ja hier anderweitig schon beschrieben, und ich hatte auf dem Weg direkt hier auch was ins Forum dazu geschrieben als update.
Wir hatten aber Glück und wir durften am nächsten Tag weiter pilgern.

Die Etappen bis Najera haben es wirklich in sich…sie verlangen einem sehr viel ab. Die Wege sind teils sehr steinig und geröllig und wir haben uns manchmal gefragt, kann dass Sinn sein, dass die Pilger sich so quälen müssen warum macht man die Steine nicht weg? Die Etappe bis Zubiri ist Hölle…

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Wir haben deshalb „unsere“ Etappen“ so gewählt, dass wir es selber entschieden haben wie weit wir am nächsten Tag laufen wollen. Denn es ist unser Weg,
und unser Tempo. Wir sind im Schnitt am Tag 20 km gepilgert, und hatten so auch immer noch freie Kapazitäten der Unterkünfte. Wir haben immer am Abend eine Unterkunft für den nächsten Tag vorreserviert, da wir ein Doppelzimmer haben wollten. Und das hat auch immer geklappt. Wir haben die App Buen Camino genutzt, und die ist einfach nur top !

Wir haben meistens über booking com gebucht, aber auch dort angerufen oder sogar zweimal hat der Herbergswirt bei dem Anderen angerufen, weil nur spanisch. Das hat alles wunderbar geklappt.

Ich hatte immer das Prinzip: ein Pilger muss seinen Rucksack / seine Last auf dem Camino schleppen, er muss „leiden“, seinen Körper spüren…Fand das komisch, dass so Viele nur einen Dayback anhatten…..Und dann hats mich selber erwischt…..der da oben meinte wohl, hey geh von Deinem Prinzip runter, jeder geht seinen Weg und man darf niemanden verurteilen…..So bekam ich nach 2 Wochen plötzlich ein tauben Oberschenkel, mit Leistenschmerzen….Völlige Überanstrengung des Körpers….Ich hatte nun die Wahl: abbrechen oder weiterlaufen ohne Rucksack……Abbrechen kam für mich nicht in Frage, Aber ich fing an, tatsächlich zu hinterfragen, warum ich 10 kg bei 55 kg schleppen muss….Also eigentlich sind es 7 / 8 kg gewesen. Doch durch die Hitze habe ich ca. 2 Liter noch an Wasser mitgeschleppt…Das ist definitiv viel zu viel…..So entschied ich mich, meinen Rucksack die letzte Woche per Rucksacktransport täglich schicken zu lassen…..Und kaufte mir einen ganz kleinen Dayback für wenigstens Wasser, Regenklamotten und Wechselshirt und Socken.
Und wir haben dann 2 Ruhetage gemacht, haben in Santo Domingo de la Calzada ganz entspannt das Kloster angeschaut, und dann einen Tag später den Bus nach Burgos genommen und so halt diese Etappe übersprungen, aber so what, was tatsächlich einige Pilger auch so gemacht haben. In Burgos haben wir dann auch die Kathedrale angeschaut und unser Fazit ist: das war alles zum richtigen Zeitpunkt genau richtig so. Ein schlechtes Gewissen hatte ich komischerweise nicht (obwohl ich das Prinzip hatte jeden km zu pilgern) denn ich wurde ja ausgeknockt und es ist mein Weg.
Mir ging es besser, und ich konnte dann weiterpilgern 😊
Es kam die Meseta………die Gefürchtete…ja tatsächlich die Etappe nach Calzadilla de la Cueza hat mir einiges abverlangt…..30 Grad und so endlos im Nichts…..(warum gibt es da kaum Bäume und kaum Bänke ?) ich habe gedacht: wann kommt endlich die Kirche zum Dorf? Es wollte nicht enden ich wollte abbrechen…aber wir haben es geschafft….und soll ich Euch was sagen? Ich war soooo stolz……..und bin es immer noch.

In Sahagun brach dann alles aus mir raus, als ich durch das „Tor“ bin….habe ich Rotz und Wasser geheult…

Dann gings nach Hause, wir müssen ja noch arbeiten…wobei……wir haben so viele Pilger getroffen, die können bis Santiago pilgern weil sie Zeit haben…beneidenswert…..aber lieber in Etappen als gar nicht 😊


Dinge, die auf dem Weg „passiert“ sind, wo ich ganz sicher bin, dass wir da oben einen Camino Engel hatten, der uns auf dem ganzen Weg beschützt hat:

In Pamplona Stadt war unsere Unterkunft abseits und wir kannten Pamplona schon und wollten mit dem Bus fahren. So standen wir an der Bushaltestelle und blickten null durch…Plötzlich kam ein junges Mädel, und sprach uns auf Englisch an, ob und wie sie helfen kann…..sie hat uns alles erklärt, stieg mit in den Bus ein, und sprach mit dem Busfahrer, dass er Bescheid sagen soll, wenn unsere Station kommt und sie steigt 3 Stationen früher aus….Es hat alles geklappt, und die war so nett…ich weiß nicht, ob das in Deutschland jemand gemacht hätte…..

Als wir am Tag später in Pamplona uns auf den Weg machten, kam urplötzlich auf dem Fahrrad der Hotelangestellter hinter uns her, sprach uns an, dass wir auf dem falschen Weg sind, er fährt nebenher weiter mit uns mit, bis der Camino anfängt…
Woher wusste er, dass wir falsch sind? Der Weg vom Hotel war richtig und später erst dann nicht mehr….das empfand ich als Fügung, das kam von oben…..
Dann kam noch auf dem Weg als wir dann richtig waren, eine Madonna Statute, und ich flennte schon wieder…. 😊

Dann in Logrono wusste ich ja, dass da der Stand von Maria Felisa ist / war.. die ja leider gestorben ist, und es hieß, da sitzt niemand mehr…
Aber es saß jemand da, es war wohl die Enkelin mit Baby und ich hab mich wahnsinnig gefreut, dass es in der Generation weitergeht…..Der Stand war da, ich hab was gekauft, war freundlich und sie auch, und das hat mich sehr bewegt…..

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Dann hatten wir ein Unwetter…Einen Tag nur Gott sei Dank. Es kündigte sich schon einen Tag vorher an, es war sehr sehr windig vorher. Es wurde irgendwann schwarz am Himmel und es fing dann an zu regnen…leider blitzte es auch, und da hab ich Angst ! Mein Mann wusste das, und wie aus dem Nichts kam rechts ein abgelegenes Haus (was ich gar nicht gesehen hatte) und er bog ab dorthin, wir wollten uns unterstellen und wussten, die Spanier lassen uns rein….Es war eine Finca (Hotel) und wir gingen rein, nasse Klamotten aus, Kaffee getrunken, Taxi gerufen und nur noch 5 km da war dann unsere Unterkunft.
Wir hatten echt Glück!

Ein Pilger, der die Urne seines Opas dabei hatte um sie zu verstreuen. Das hat mich sehr bewegt. Wir hatten ihn immer wieder mal gesehen….

Die gesamten Pilger, mit ihren Geschichten, sie sind der Camino ! Man hilft sich, man kümmert sich, man möchte sie nicht missen, nur sie geben einen die Motivation weiterzumachen. Sie alle haben ihr Päckchen zu tragen, sie alle laufen „unrund“ grins, sie kamen aus aller Welt und das ist das, was ich für mich mitnehme – die vielen Pilger sie sind der Camino ! Und die spanischen Einheimischen dort die immer ein buen camino oder ola riefen.

Und der Weg, der es irgendwie richtet, vertraue ihm und Du wirst beschützt.
Der Spruch „ der Weg gibt dir nicht das was du willst, sondern was du brauchst“ trifft nun auf mich 100% zu, obwohl ich es vorher nicht zuordnen konnte.
Nämlich mein Vorsatz „ich laufe jeden km“ und „ich trage meinen schweren Rucksack ein Pilger macht das so“……Der da oben hat mich eines Besseren belehrt 😊.

Leider konnten wir ja nur die Hälfte des Caminos laufen, aber es ist alles gut so, wie es war ! Mein Bein ruht sich nun aus ( auch wenn noch nicht ok ) und nächstes Jahr kommt dann der Rest nach Santiago/Muxia, denn der Weg er ruft mich weiter.

Was ich aber für nächstes Jahr anders machen werde: noch weniger einpacken. Ich weiß jetzt was ich getrost weglassen kann, und das ich tatsächlich zu viel mit hatte….ich möchte versuchen mit Rucksack, werde mir aber einen leichten Daypack einpacken für den Fall, dass es wieder irgendwann nicht geht.


Highlights – Herbergen als Tip:

Herberge Camino del Perdon in Uterga
( DZ alles sauber und bequem, super Essen, super nette Wirtin und Personal, eine Herberge wo man sich als Pilger wohl fühlt, urig)

Herbere Restaurant Fuente in Rabé de las Calzadas
(DZ alles sauber und bequem, super Essen, hat das Frühstück extra für uns früher gemacht, netter Wirt, tolles Ambiente, urig)

Herberge Los Canarios in Calzadilla de la Cueza
(DZ einfach aber sehr sauber und bequem, super netter Wirt, super Essen, hat das Frühstück für uns früher gemacht – mehr brauchts als Pilger nicht)

Eine Herberge die überhaupt nicht ging:
Herberge Puente Fitero in Itero de la Vega)
(ein steinalter Mann, der seine Angestellten unterdrückt, anschreit, der Service dadurch völlig chaotisch, das Essen unterirdisch und die verstehen nur spanisch)


Wobei es ja tatsächlich so ist : man will nach einer Etappe einfach nur ankommen, sauberes Bett und Bad und was Essen, und man ist glücklich.

Was mir aber aufgefallen ist, auch wenn es mein erster Camino zu Fuß war ( 2019 mir dem Motorrad) : der Weg verändert sich.
Die Menschen verändern sich, die Zeit ändert sich, der Weg ändert sich.
Aber eines wird immer bleiben: der Weg 😊

Wie ich das meine: ich nehme mal als Beispiel die Fahrradpilger mit Elektrobikes….die sausen ohne Klingeln ! an einem vorbei, und fahren einen fast über den Haufen. Nicht alle…aber wir haben es sehr oft erlebt. Das macht einen traurig denn es ist respektlos. Fahren ja natürlich, aber bitte mit Respekt den laufenden Pilgern gegenüber – eine Klingel hat jeder. Und es waren tatsächlich nicht die normalen Fahrradpilger die nicht klingelten, es waren die mit den Elektrobikes….und vor allem in welchem Tempo…..sorry dafür habe ich kein Verständnis. Auch wenn es jetzt wieder Kritik geben wird jeder so wie er will, ich beziehe mich da ausdrücklich nur auf den Respekt und nicht die Art und Weise wie jeder einzelne pilgert !

Oder die Pilger, die mehr mit dem Handy beschäftigt waren , als mit dem Weg ….Die nahmen nix mehr war, nix links nix rechts…..Es waren Gott sei Dank nur wenige, und ja es gehört zur heutigen Zeit, aber haben die den Sinn des Weges verstanden?


Was ich schlimm empfand, war die Rückreise mit den Zügen ( von Sahagun nach Irun und einen Tag später dann von Irun nach Limburg)…….von 0 auf 100 voll im Alltag…..Da hatte nichts geklappt und es war einfach nur anstrengend. Vielleicht werde ich/wir zurück nächstes Jahr fliegen.

Meine Gedanken sind auf dem Camino, denn hier ist wieder Alltag …das hat man auf dem Camino komplett abschalten können. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass es Sorgen dort nicht gibt. Denn teurer ist es dort nicht unbedingt geworden…. Und es war mal gut 3 Wochen keine Nachrichten zu lesen.


Mein Fazit:
Man muss den Weg selber laufen, man kann das nicht erklären, was der Weg mit einem macht.


Glücklich und zufrieden freue ich mich, es geschafft zu haben, bereue keinen km, und den Weg weiter gehen zu können um anzukommen……

LG Claudia

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der eigentliche Pilgerweg liegt im Alltag des Lebens
Gerhard Nikolaus
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Re: Bin wieder zurück / Bericht

Beitrag von Gerhard Nikolaus »

Hallo Claudia,
vielen Dank für diesen schönen Bericht.
Bei einigen Deiner Schilderungen erkenne ich mich wieder. Gerade auch das wieder zu Hause sein fühlte sich sehr seltsam an. Ich saß tatsächlich hier daheim und wusste erstmal nicht, was ich machen sollte.

Unterwegs hatte ich Pilger getroffen, die den Camino in voller Länge bereits schon zwei- oder dreimal gegangen sind und gerade an Stellen wie dem Abstieg nach Zubiri oder El Acebo fragte ich mich, wie man sich so eine Schinderei mehr als einmal antun kann. Auch Sätze wie "Auf dem Camino fühle ich mich wie wieder zu Hause angekommen zu sein" konnte ich nicht verstehen. Mir war auf dem Weg so vieles fremd und an manches davon werde ich mich wohl nie gewöhnen.

Und so einige überraschend hilfreiche oder auch seltsam bis schräg wirkende Begebenheiten sind ebenfalls passiert.

Jetzt nach, einem Abstand von 2 Monaten bin sich mir sicher, den Camino im nächsten Frühjahr wieder zu gehen und dabei das Gefühl zu haben, mich etwas wie zu Hause zu fühlen. :lol:
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Simsim
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Re: Bin wieder zurück / Bericht

Beitrag von Simsim »

Danke Claudia!
Ich freu mich immer sehr über solche ausführlichen Berichte!

Eine kleine Anmerkung:
Die paar wenigen steilen Naturpfade, die auf dem Camino Frances noch nicht zubetoniert wurden und daher unbequemer zu laufen sind, halten wenigstens an diesen Stellen die Radfahrer davon ab, uns Fußpilger mit Adrenalinschocks zu beglücken. :D
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Pooh_der_baer
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Re: Bin wieder zurück / Bericht

Beitrag von Pooh_der_baer »

Klopfer66 hat geschrieben: 15. Jul 2022, 08:42
Wie ich das meine: ich nehme mal als Beispiel die Fahrradpilger mit Elektrobikes….die sausen ohne Klingeln ! an einem vorbei, und fahren einen fast über den Haufen. Nicht alle…aber wir haben es sehr oft erlebt. Das macht einen traurig denn es ist respektlos. Fahren ja natürlich, aber bitte mit Respekt den laufenden Pilgern gegenüber – eine Klingel hat jeder. Und es waren tatsächlich nicht die normalen Fahrradpilger die nicht klingelten, es waren die mit den Elektrobikes….und vor allem in welchem Tempo…..sorry dafür habe ich kein Verständnis. Auch wenn es jetzt wieder Kritik geben wird jeder so wie er will, ich beziehe mich da ausdrücklich nur auf den Respekt und nicht die Art und Weise wie jeder einzelne pilgert !
Dies habe ich auf meinen Caminos , damals ohne Elektrountertützung, oft erlebt.
Auch im Nachtigallental.

Habe nach der ersten Begegnung mit den Trekkingstöcken die Technik vom Skifahren angewendet.
Einfach die Stöcke nach hinten leicht schräg vom Körper weghalten.
Ich war mir wichtiger als die rasenden Radfahrer. Es mussten einige kräftig bremsen.
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
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Simsim
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Re: Bin wieder zurück / Bericht

Beitrag von Simsim »

Habe nach der ersten Begegnung mit den Trekkingstöcken die Technik vom Skifahren angewendet.
Einfach die Stöcke nach hinten leicht schräg vom Körper weghalten.
Ich war mir wichtiger als die rasenden Radfahrer. Es mussten einige kräftig bremsen.
Sehr gute Idee!!

Ich landete schon zweimal im Graben bzw. Gebüsch, als ich bei einem Sprung zur Seite das Gleichgewicht verlor....die Gebüschlandung war sehr unangenehm, denn es waren Brombeeren.. :twisted:
Manchmal mache ich einfach nicht gleich Platz, und manchmal spare ich nicht mit deutlichen Worten, besonders wenn direkt neben dem schmalen Pilgerpfad ein fast autofreies Sträßchen verläuft.
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Frau Holle
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Re: Bin wieder zurück / Bericht

Beitrag von Frau Holle »

Danke für den ausführlichen, schönen Bericht.
Es klingt toll und perfekt 😊

Ja, den Weg in einem Rutsch gehen zu können ist ein Privileg und ich bin glücklich, dass ich 2x die Chance dazu hatte. Heute ist das Maximum 2- 2,5 Wochen am Stück, länger kann ich der Arbeit derzeit nicht fernbleiben.

Die Probleme wieder im Alltag anzukommen kennen wir glaube ich alle. Das ist jedes Mal schwer und das Gefühl, dass es keine Probleme auf dem Weg gibt kenne und genieße ich auch sehr. Darauf freue ich mich jedes mal

Dein Bericht macht mich richtig sehnsüchtig, ich würde jetzt auch gern aufbrechen... 🙂
u l t r e i a
Gerhard Nikolaus
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Re: Bin wieder zurück / Bericht

Beitrag von Gerhard Nikolaus »

Jep, die Radfahrer waren schon eine besondere Prüfung auf dem Camino, mit der ich so gar nicht gerechnet hatte. Hier, bei meinen Streifzügen durch den Teuto, habe ich mich schon oft über die heran brausenden Radler (oft mit E-Antrieb) geärgert. Auf dem Camino dachte ich dann, ok, das ist jetzt die spezielle Pilgerprüfung nur für mich😂
Ich bin aber, so scheint es, nicht alleine.

Besonders „hinterhältig“ fand ich immer die Nachzügler. Man macht Platz für die Gruppe bis sie an einem vorbei ist, will wieder auf die Wegesmitte und wird dann fast doch noch überfahren.
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Pilgerbär
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Re: Bin wieder zurück / Bericht

Beitrag von Pilgerbär »

Wir sind auch erst wieder gut vier Wochen zurück. Und als ich deinen tollen Bericht gelesen habe wollte ich sofort wieder dahin...

Wir können das mit den Radpilgern diesmal allerdings nicht bestätigen. Überraschender Weise fanden wir die allermeisten (nur wenige Ausnahmen) sogar als sehr Rücksichtsvoll, vieleicht hatten wir auch einfach nur Glück.

Jetzt freuen wir uns auf September und hoffen die letzten gut 200 Km pilgern zu können...aber es ist noch soooooooo voll lange bis dahin....
Ultreya, euer Pilgerbär
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Kater
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Registriert: 9. Nov 2019, 15:45

Re: Bin wieder zurück / Bericht

Beitrag von Kater »

Liebe Claudia,

Danke für den tollen Bericht!
Das steigert meine Vorfreude!

Ich will ja auch im Herbst, und mit dem Rad. Ich versichere euch, das mit dem Rad geht auch rücksichtsvoll. Auf schmalen Pfaden bleibe ich oft auch hinter den Fusspilgern, schiebe auch mal ein Stückchen während wir miteinander sprechen. Ich kenne ja auch die Fusspilger-Perspektive selbst.

Ich weiß aber auch, wenn ich klingele … mit weitem Abstand, dass die Leute oftmals sofort zur Seite springen … so konditioniert von den Rad-Rowdies. Das tut mir dann immer sehr Leid.

Also: an alle Radpilger unter euch! Nehmt Rücksicht! Rast nicht, sondern genießt den Weg in Ruhe. Ihr habt mehr davon! Abhetzen könnt ihr euch im Alltag.

Nochmals herzlichen Dank für den Bericht und deine Hinweise.

LG
Kater
Transalper
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Registriert: 16. Jul 2019, 21:03

Re: Bin wieder zurück / Bericht

Beitrag von Transalper »

Danke für den Bericht, hat mich bestätigt , diesmal mit 5 KG loszu gehen, habe auch ein geringes Gewicht, mit 48 KG kommt man an seine Grenzen, wenn der <rucksack gepackt werden soll, Nehme diesmal meinen Mann mit , der kann die fehlenden Teile tragen.Er ist es gewohnt, lange Strecken zulaufen, auch mit Gewicht,
Wir laufen im August los und lassen uns überraschen, was kommt.Diesmal von SJPdP nach Santiago, finisterre, Muxia und weiter nach Porto ab Vigo.
An alle die unterwegs oder noch gehen wollen ein
Buen Camino
Ultreia
Transalperin :D
Berta71
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Re: Bin wieder zurück / Bericht

Beitrag von Berta71 »

Hallo Claudia
Danke für den schönen Bericht.
Er zeigt aber auch, dass man vor dem Weg selber Respekt haben muss.....
Ich bin im August das erste Mal unterwegs.... Bin sehr gespannt... Freude und Bedenken vor der eigenen Courage wechseln sich ab....

Hoffe sehr dass die Radfahrer nicht überwiegen....
Danke und jedem der unterwegs ist oder sein wird alles gute 👍👍
Römer 8, 38-39 🙏👑
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Klopfer66
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Re: Bin wieder zurück / Bericht

Beitrag von Klopfer66 »

D A N K E Euch allen für die lieben Antworten.

und bestärkt mich darin, dass ich nicht einzige bin, die das alles so erlebt hat.


Ich wollte damit auch viele bestärken, die sich vielleicht unsicher sind den Weg zu gehen: geht den Weg wenn er ruft ! Es hat alles seinen Sinn, auch wenn man das erst viel später versteht.

Mir hat der Weg aufgezeigt, dass ich was bewegen / ändern muss für mich, dass ich ruhiger werden muss. Ich bin immer noch total gechillt, meine Seele ist immer noch nicht richtig daheim angekommen, und pilgert nachts weiter :D , und es ist meine Aufgabe, das Ruhige beizubehalten, Unwichtiges auszusortieren - denn es tut mir sehr gut.

Wenn ich hier im Alltag zb morgens zur Arbeit, auf Schottersteinen gehe, ist es ein vertrautes Gefühl....Ich denke an meinen Camino zurück :-)
der eigentliche Pilgerweg liegt im Alltag des Lebens
WoM
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Registriert: 15. Jul 2019, 13:23

Re: Bin wieder zurück / Bericht

Beitrag von WoM »

Holã Claudia,

auch von meiner Seite: vielen Dank! Toller Bericht, offen und ehrlich mit guten Analysen!

Auf meinem Camino portugues dieses Jahr waren nur die Radfahrerpulks aus mehrheitlich lauten hochmotivierten Männern störend. Sie waren meist freundlich, keine Frage, aber auch laut. In solchen Gruppen ist man aufgedreht, das gehört dazu, aber es stört einfach, wenn man in Gedanken versunken seinen Weg in aller Stille geht.

Schön, dass es genau dein Weg war und ich hoffe, dass du viel in den Alltag übernehmen kannst.

Grüßle Wolfgang
Nach dem Camino ist vor dem Camino 8-)
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Klopfer66
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Registriert: 14. Jan 2022, 08:20

Re: Bin wieder zurück / Bericht

Beitrag von Klopfer66 »

WoM hat geschrieben: 20. Jul 2022, 13:51 Holã Claudia,

auch von meiner Seite: vielen Dank! Toller Bericht, offen und ehrlich mit guten Analysen!

Auf meinem Camino portugues dieses Jahr waren nur die Radfahrerpulks aus mehrheitlich lauten hochmotivierten Männern störend. Sie waren meist freundlich, keine Frage, aber auch laut. In solchen Gruppen ist man aufgedreht, das gehört dazu, aber es stört einfach, wenn man in Gedanken versunken seinen Weg in aller Stille geht.

Schön, dass es genau dein Weg war und ich hoffe, dass du viel in den Alltag übernehmen kannst.

Grüßle Wolfgang
danke Dir.

Mein Alltag ist leider schneller zurück als ich dachte. :roll:
Meine Aufgabe durch den Weg, ruhiger zu werden und in vielen Dingen einfach mal abwarten und vertrauen, konnte ich bis jetzt gut umsetzen. :D
Was der Weg mit einem macht, kommt sowieso erst später....aber für mich ist es so: der Weg war genau so richtig für mich wie er war.

Der Weg ruft mich weiter, und 2023 werde ich den Rest bis Santiago laufen.

P.S. schön ist, ich habe mir "Mein Weg" , " Nur die Füsse tun mir leid" , " Ich bin dann mal weg" und "Himmel über dem Camino" noch mal angeschaut.....und dies nun mit andererer Betrachtung geguckt, mit Gänsehaut und anderem Verständnis. Ich bin sooo stolz, dass ich den Camino nun selbst erleben durfte.

LG Claudia
der eigentliche Pilgerweg liegt im Alltag des Lebens
Berta71
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Re: Bin wieder zurück / Bericht

Beitrag von Berta71 »

Hallo an alle,
auch ich bin leider zurück. Musste meinen Weg in Frómista abbrechen/unterbrechen bis zum nächsten Mal, aus Kälte und gesundheitlichen Gründen.
Hier ein kurzer Bericht, den ich meiner Familie u Freunden geschickt habe.

Vorher noch, ja leider waren sehr viele nervige respektlose Radpilger unterwegs, die keine klingeln kannten und einfach vorbeirauschten. Der Weg in den Graben musste leider manches Mal sein. Schade.....
Trotzdem möchte ich nie all die Erfahrungen müssen und freue mich auf die weitere Etappe.

Hier mein Bericht:
Immer wieder erstaunt mich, dass ich etwa 400 km (inkl gehen in den Städten und teilweise alternativen Wegen ,da schöner)zu Fuß gegangen bin. .... Unglaublich
und ebenso unglaublich wieviele verschiedene Menschen aus allen Ländern und Kontinenten der Welt und ihre Geschichten ich kennenlernen durfte.
Auch das Gefühl, die ganze Welt ist zusammen und alle sind friedlich, wollen auch den Frieden.  Helfen sich gegenseitig.....fragen nach einander,schauen aufeinander
Das tut so gut.....

Viele Menschen bewusst alleine so wie ich....

Die Gemeinschaft mit den anderen beim Essen war sehr schön und bereichernd in den Herbergen.
Manchmal ist man kurz auf dem Weg zusammen gekommen um sich dann 100 m weiter wieder zu trennen.... Einfach weil jeder in seinen Gedanken war, manchmal gab es erstaunlich lange tiefe Gespräche, die mich sehr beschenkt, manchmal traurig gemacht haben aber oft sehr beieindruckt haben. Nicht zu vergessen dass wir auch viel gelacht haben.

Ich empfinde große Dankbarkeit, diese Reise unternommen haben zu können, auch wenn ich jetzt leider schon so viel eher als geplant am Heimweg bin.....


Claudia, das 477.7 km Bild hab ich auch😁weiß nur nicht Bilder hier einzufügen.... Und stolz dürfen wir sein. Es kommt nicht auf die Länge des Weges an, sondern dass wir los gegangen sind.

Lg Berta ( Brigitte)
Römer 8, 38-39 🙏👑
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