Frances oder Küstenweg?

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Lohengrin93
Beiträge: 3
Registriert: 16. Apr 2022, 14:53

Frances oder Küstenweg?

Beitrag von Lohengrin93 »

Hallo ihr lieben,

der Jakobsweg hat jetzt wohl auch mich gerufen ;-) Mein Name ist Felix, ich bin 28 und komme aus Köln. Kurz zu meinen Beweggründen: Ich habe letztes Jahr mein erstes Studium abgeschlossen, habe schon parallel zu meinem Studium und jetzt noch ein weiteres Jahr in dem Beruf gearbeitet und mich dazu entschlossen im Herbst nochmal ein Studium in einem ganz anderen Bereich anzufangen. Neue Stadt, neues Fach, neues Umfeld, neue Menschen, raus aus der Komfortzone. Eigentlich ein kompletter Lebenswandel. Hinzu kommt eine unglückliche Trennung nach vielen Jahren Beziehung… Wohl der Klassiker ;-) Wo würde der Jakobsweg also besser reinpassen? Ursprünglich wollte ich meine freie Zeit nutzen, um für einen längeren Zeitraum nach Taizé zu gehen, wo ich früher schon oft war, habe mich dann aber doch relativ schnell dazu entschlossen, mich doch lieber auf den Jakobsweg zu begeben.

Mein Reisezeitraum wäre Ende Juli bis Anfang September. Daher kam für mich zunächst, auch wegen der Bekanntheit und meiner Kerkeling-Lektüre, der Camino Frances, klassisch ab SJPP, in Frage. Nachdem ich mich weiter informiert hatte, hat mich jedoch auch die Schönheit des spanischen Küstenweges extrem beeindruckt. Jetzt bin ich sehr hin und her gerissen. Ich bin ein ziemlich ruhiger und zurückhaltender Typ und tue mir recht schwer damit neue Menschen kennenzulernen. Irgendwie hat sich in meinem Kopf eingebrannt, dass deshalb der Frances besser für mich sein könnte weil es dort vielleicht leichter ist, Gleichgesinnte kennenzulernen. Außerdem habe ich die Vorstellung, dass der Frances als „Klassiker“ für den Einstieg besser geeignet sein könnte? Nicht zuletzt hätte ich auch einen metaphorisch ziemlich großen Stein am Cruz de Ferro abzulegen ;-P Körperlich bin ich ziemlich fit und der Herausforderung des Camino del Norte wohl einigermaßen gewachsen. Was würdet ihr mir raten?

Ich freue mich riesig auf die Zeit und bin ganz gespannt auf eure Ratschläge!
wiesicla
Beiträge: 72
Registriert: 23. Jun 2020, 22:07

Re: Frances oder Küstenweg?

Beitrag von wiesicla »

Hallo Lohengrin,

Im August ist der camino del norte sehr voll. Jede Nacht haben viele kein Bett mehr bekommen und draußen z. B. Unter einem kirchenvordach übernachtet. Wenn dich das nicht schreckt und der Betten tun, dann nimm auf jeden Fall eine Isomatte mit.
Der camino frances ist zu dieser Zeit eher leer, weil viele Angst der Hitze in der meseta haben. Es ist dort im August problemloser, ein Bett zu bekommen.

Grüße Claudia
Alter Esel
Beiträge: 102
Registriert: 13. Aug 2019, 17:39

Re: Frances oder Küstenweg?

Beitrag von Alter Esel »

Hallo

Claudia hat ja schon einiges erzählt was ich auch bestätigen kann,auch mischen sich auf dem Küstenweg viele Touristen
unter die Pilger was besonders in den Herbergen kein mit Frances zu vergleichendes Pilgerfeeling aufkommen
lässt ;)
ich traf auf dem Küstenweg einen Pilger der auf den Frances wechselte, weil der Frances mehr spiritualität ausstrahlt
und mehr pilgergemeinschaft vorhanden ist :?:

auf dem Norte kannst Du auch mal am Strand liegen auf dem Frances wirst Du mehr schwitzen :lol:

was mir noch eingefallen ist..... einige wechseln den Weg auch wenn sie schon unterwegs sind...
erst Küste dann Frances

lg
Betz
Beiträge: 115
Registriert: 20. Jul 2019, 12:10
Wohnort: 66287 Quierschied

Re: Frances oder Küstenweg?

Beitrag von Betz »

Hallo Lohengrin,

wenn du wie angegeben im Juli /August unterwegs bist, solltest du zumindest was den Camino Frances betrifft sehr gut Hitze vertragen können. Denn gerade in dieser Zeit ist es dort sehr heiß (30-40°C) und es hat kaum Regentage (durchschnittlich 2 Regentage im Monat). Nach 13:00 Uhr mittags ist es meist zu heiß zum Wandern. Es gibt sehr viele Pilger auf dem Weg und es ist sehr empfehlenswert, rechtzeitig eine Unterkunft zu reservieren, ansonsten müß man sehr früh aufbrechen um noch einen Schlafplatz zu ergattern. Ein Hut zum Schutz des Kopfs und Sonnencreme sollten in diesen Monaten nicht fehlen.

Für den Camino del Norte gilt, dass das Wetter an der Küste Nordspaniens sehr schnell schwankt und selbst im Sommer sehr unbeständig sein kann. Gute Outdoor-Ausrüstung, auch Regenschutz, ist daher empfehlenswert. Durch den Wind der Küstennähe kann es schon mal frisch werden. Andererseits ist das Klima auf dem Camino del Norte so, dass es auch im Hochsommer selten weit über 30 Grad hinaus geht. Obwohl auf dem Norte viel weniger Pilger unterwegs sind, sind die Herbergen im Sommer (Juli, August) ähnlich voll wie auf dem Frances. Dies liegt daran, dass die Anzahl der Unterkünfte auf dem Camino del Norte nicht so zahlreich sind.

Egal für welchen Weg du dich letztendlich entscheidest wünsche ich dir einen BC

Betz
2014 - 2016 Trier - Vezelay, Via Lemovicensis
2017- 2018 Camino del Norte bis Ribadeo
2018 Ribadeo - Ferrol
2019 Camino dos Faros und Finesterre bis SdC
Camping_Camino
Beiträge: 46
Registriert: 30. Dez 2021, 15:09

Re: Frances oder Küstenweg?

Beitrag von Camping_Camino »

Hallo Lohengrin!

Ich war im August noch nicht unterwegs, aber Juli schon (auf dem Francés 2019) und fand es nicht sehr voll. Ich habe jeden Abend ohne vorher zu reservieren problemlos ein Bett bekommen. Manchmal bin ich auch tagsüber längere Zeit gelaufen, ohne andere Pilger zu sehen, oder nur wenige. Eher am Abend dann in der Herberge. Vor allem wenn man noch nachmittags läuft hat man den Weg eher für sich. Die Temperaturen sind eigentlich auch gar nicht so schlimm, da es eine trockene Hitze ist, nicht schwül. Wenn man morgens früh genug losgeht (kurz vor Sonnenaufgang) ist es kein großes Problem. Es gibt auch einige Herbergen mit kleinen Pools und einige Orte, in denen es öffentliche Schwimmbäder gibt, oder zumindest Flüsse/Bäche in denen man sich die Füße kühlen kann, das hilft enorm :-) Notfalls ein Tuch in Wasser tauchen und in den Nacken oder über den Kopf legen, geht an jedem Dorfbrunnen!

Der Francés ist schon etwas besonderes, und meiner Meinung nach trotz recht hoher Pilgeranzahl nicht vorrangig touristisch, da es auch viele komplett unkommerzielle Herbergen gibt und man auch von den Einheimischen eher als Pilger und nicht als Tourist gesehen wird (an den touristischen Küstenorten ist man unter Umständen nur ein Rucksacktourist unter vielen).

Ich empfehle vor allem die kirchlichen Herbergen, z.B. in Logrono, Granon, Tosantos ect. Da kommt eine tolles Pilger-Gemeinschaftsgefühl auf. Oft wird dort zusammen gekocht, gegessen, gesungen... So lernt man auch unkompliziert sehr nette Mitpilger kennen. Auf der Liste der Unterkünfte, die man in St Jean im Pilgerbüro bekommt, sind diese auch verzeichnet. Teils sind diese speziellen Herbergen auf Spendenbasis (donativo), man sollte aber wenn man das Geld hat mindestens so viel geben wie z.B. in einer städtischen Herberge der Preis ist, und wenn es auch Abendessen gibt, entsprechend mehr.

Wenn man dann hunderte Kilometer durch das trockene, heiße Inland gepilgert ist, ist es umso beeindruckender, am Atlantik in Finisterre anzukommen :-)

Nur ein Vorschlag, natürlich. Auf jeden Fall einen guten Weg dir!
Lohengrin93
Beiträge: 3
Registriert: 16. Apr 2022, 14:53

Re: Frances oder Küstenweg?

Beitrag von Lohengrin93 »

Wow, tausend Dank für die vielen großartigen Ratschläge! Ich werde die Entscheidung wohl einfach noch ein bisschen vertagen und mal schauen, wo es mich eher hinzieht. Im Laufe der kommenden Wochen wird sich ja auch sicher abzeichnen, wie sich die Auslastung auf den beiden Wegen in diesem Jahr so entwickelt. Momentan fühle ich mich vielleicht doch etwas mehr zum spirituelleren Charakter des Frances hingezogen… Mal schauen ;-)
angel2969
Beiträge: 150
Registriert: 15. Jun 2021, 21:08

Re: Frances oder Küstenweg?

Beitrag von angel2969 »

halllo herzlich willkommen,
mein erster weg war der norte und auch auf dem cf bin ich inzwischen mehrfach unterwegs gewesen, allerdings nicht im sommer,
jeder weg ist anders und hat seinen eigenen charme. Auch ich bin durch das Buch von Hape auf die Jakobswege gestoßen.

als pilgerneuling hatte ich mich trotzdem der camino del norte "gerufen" und ich habe diesen weg als erstweg bepilgert.
obwohl viele mir für pilgeranfänger den cf empfohlen haben, ich habe es nicht bereut und auch mitpilger wirst du finden, ich war im april 2012 unterwegs, für mein empfinden, war die pilgergemeinschaft im vergleich zum cf viel intensiver, zum einen weil es nicht so viele herbergen gab, inzwischen ist das angebot gewachsen und dadurch die pilger sich oft in der gleichen herberge trafen, hat sich eine stärkere Verbundenheit entwickelt.

deswegen wäre mein rat, entscheide nach deinem bauchgefühl und gehe den Weg der dich "ruft" und wie auch ein vorschreiber erwähnt hat es gibt es alternativ auch oft die Möglichkeit den Weg zu wechseln

bc angel
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