Pilgerweg nach Jerusalem: Abschnitt Syrien

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Via Comitis
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Pilgerweg nach Jerusalem: Abschnitt Syrien

Beitrag von Via Comitis »

ab diesen Monat werden Gruppenreisen von Deutschland nach Syrien angeboten.

Pro: "Sie sehen ein Land, dessen Bevölkerung nach einem 10-jährigen Bürgerkrieg, wirtschaftlich und seelisch nach einer neuen Perspektive sucht. ... Die Menschen in Syrien freuen sich auf Ihren Besuch."

Contra: "Kritiker monieren zudem, dass Regime wie die in Nordkorea und in Syrien auf diese Weise unterstützt werden. „Die Regierungen dieser Länder profitieren natürlich vom Tourismus“, sagt Antje Monshausen von Tourism Watch, einer Fachstelle von Brot für die Welt, dem Entwicklungswerk der evangelischen Kirchen in Deutschland. „Sowohl durch direkte Einnahmen als auch durch ein positives Image und eine öffentlich wahrgenommene Normalisierung der politischen Situation ihrer Länder.“

Aber: "Die Teilnahme an solchen Reisen lässt sich pauschal weder befürworten noch ablehnen", sagt Miriam Putz, Expertin bei der Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik, die im November 2020 eine Studie über ethischen Tourismus mit verfasst hat. "Würde man Reisen nur auf funktionierende Demokratien beschränken, dann würden viele Länder von der Liste gestrichen." Umso mehr komme es darauf an, derartige Reisen mit offenen Augen anzugehen."

Christen: "Christen sollten sich klarmachen, dass die Menschen, egal ob in Syrien oder anderswo, nicht gleichzusetzen sind mit ihrer Regierung und deren Politik."

Fusspilger: "Da ein Pilgern durch Syrien aus heutiger Perspektive nicht möglich ist, wird dieses Land übersprungen, ... ."


Aber es gibt auch Fortschritte für Pilger im Nahen Osten.

Im Libanon erfolgte ein neuer Appell Jerusalem zu einer Stadt zu machen, die allen Gläubigen, Juden, Christen und Muslimen offen steht.
"Dr. Souhaid hatte vor vier Jahren an einer Konferenz in Beirut teilgenommen die dazu aufrief, die Grenzen zu Israel für christliche Pilger nach Jerusalem zu öffnen. An der Konferenz nahmen palästinensische Redner teil, die bemerkenswerterweise den Aufruf zur Beendigung der 70 Jahre alten Schliessung der Grenze zu Israel unterstützten."

Für Muslime: "Die neue Pilgerroute auf irakischer Seite verläuft parallel zum Zubaydah Trail auf der anderen Seite der irakisch-saudischen Grenze, den früher Pilger aus dem Irak und den Nachbarländern nach Mecca in Saudi-Arabien führten."

Ob sich wohl daraus auch ein neuer Impuls für dieses Projekt ergibt: "Saudi-Arabien und die Türkei haben ihren Wunsch bekräftigt, die historische Hejaz-Eisenbahn zu restaurieren und wieder aufzubauen, die Damaskus über eine Schmalspurbahn mit der heiligen Stadt Medina verband. Die Hejaz-Eisenbahnlinie wurde von Pilgern genutzt, die von Istanbul über die syrische Hauptstadt zur Prophetenmoschee reisten."


Sowohl Syrien als auch der Libanon gelten als Teil des als Heiliges Land bekannten Gebiets im Nahen Osten!
"Tatsächlich finden einige der wichtigsten Ereignisse, von denen die Bibel berichtet, nicht nur an den berühmtesten Orten wie Jerusalem und Bethlehem oder Nazareth statt, sondern auch in benachbarten Regionen, einschliesslich dem heutigen Syrien und dem Libanon.
In Syrien und im Libanon entwickelten sich die ersten christlichen Gemeinden, und hier begannen die Reisen und Predigten des heiligen Paulus, der auf seinem Weg nach Damaskus um die dortigen Christen zu verfolgen, zum Christentum konvertierte."


Vielleicht geschah das Damaskuserlebnis (Konversion des Paulus > vom Verfolger zum Apostel des Christentums) auf der Via Maris: "Für die Römer war sie die Strasse, die von der wichtigen Routenkreuzung in Damaskus an das Mittelmeer führte. Während der Kreuzzüge galt die Strasse als strategischer Kreuzweg."

Summa summarum: Ohne den syrischen Abschnitt bleibt der Fusspilgerweg nach Jerusalem unvollständig.

Gruss

Stefan :-)
Mein Jerusalem-Wegenetz: AL ~ AT ~ BA ~ BG ~ CH ~ CY ~ DE ~ GR ~ HR ~ HU ~ IT ~ ME ~ MK ~ RO ~ RS ~ SK ~ TR ~ VA
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Pilgercarlchen
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Re: Pilgerweg nach Jerusalem: Abschnitt Syrien

Beitrag von Pilgercarlchen »

Hallo Stefan, ich bin seit 2 Jahren in Etappen unterwegs nach Jerusalem. In diesem Jahr verläuft mein Weg durch Albanien, Griechenland, Türkei. Syrien steht bevor und ich möchte es nicht umgehen. Ich bin mir bewusst, dass es ein Risiko ist und trotz allem will ich mich nicht abhalten lassen, durch dieses Land zu pilgern. Hast du selbst Erfahrung oder kannst du mir Tipps geben.

Lieben Gruß Carla
wiesicla
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Registriert: 23. Jun 2020, 22:07

Re: Pilgerweg nach Jerusalem: Abschnitt Syrien

Beitrag von wiesicla »

Hallo Carla,
Mein Ehemann ist aus Syrien. Ich kenne mich deshalb mit der Situation vor Ort aus. Ich selber riskiere trotz arabischkenntnissen seit 2009 keine Reise nach Syrien und rate dir von einer Individualreise ab. Die Botschaft in Damaskus ist geschlossen, zuständig ist die sehr überlastete Botschaft in Beirut. Da du entgegen der Reisewarnungen reisen würdest, wirst du im Notfall nur sehr eingeschränkte Hilfe bekommen und voll kostenpflichtig.

Die Grenze im Norden zwischen der Türkei und Syrien ist geschlossen. Alle übergänge sind nur informelle Schmuggelrouten, da sich die Türkei mit Syrien im Kriegszustand befindet. Der einzige offene übergang ist von der türkei in die Rebellengebiete der Provinz idlib. Dort herrscht der IS, und das ist sehr risikoreich bzgl. Entführung oder schlimmerem.
Im süden von Syrien ist die Provinz daraa auch unsicher. Auch dort gibt es vom IS kontrollierte Gebiete. Du kommst deshalb nicht zu Fuß nach Jordanien. Viele (einheimische) nehmen von Damaskus den Bus nach Amman in Jordanien, das ist sicher. Dann kannst du von Jordanien nach Israel. Aber auch das ist derzeit sehr volatil: ein bekannter von mir ist israelischer Palästinenser. Er plant eine Reise nach Nazareth, aber er ist sich nicht sicher, ob das selbst für ihn derzeit problemlos geht.
Sicher ist es auf dem Gebiet, das vom syrischen Regime kontrolliert wird, also im Norden beginnend ab Aleppo (nicht weiter nördlich!), über homs nach Damaskus, in lattakia ( nicht nördlich davon!) und tartus. Einreise in den Libanon würde ich dir nur über tartus oder Damaskus empfehlen. Lieber über Damaskus als über tartus, die Libanesen im Norden bei tartus sind sehr konservativ. Von Damaskus kannst du sicher nur nach Beirut hinüber, aber von Beirut nach süden wird es immer unsicherer, je näher du der libanesisch -israelischen Grenze kommst. Der südlibanon wird von der Hisbollah beherrscht und die führt Krieg gegen Israel. Deshalb auch kein offener grenzübergang. Von Syrien direkt nach Israel gibt es keine Möglichkeit. Nach Jordanien nur mit dem Bus.
Von der türkei nach Syrien wie oben geschrieben sehr gefährlich. Vielleicht eher per Schiff nach lattakia oder Beirut, sofern du eines findest, das offiziell Personen transportiert. Meines Wissens sind das alles nur illegale wege.
Wenn wir nach Syrien einreisen, dann ist der Weg, den die Syrer hier von Deutschland nehmen per Flugzeug nach Beirut, von dort mit dem vorbestellten Taxi Richtung tartus in Syrien. Das geht, du musst aber einen ganz zuverlässigen fahrer haben, der dich sicher durch den Zoll bringt. Die Einreise ist selbst für Syrer nicht so ohne.

Grüße Claudia
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