Kick2007 hat geschrieben: ↑14. Mär 2021, 16:39
Hotel Gaudi in Astorga mit Blick auf den Palast..
Dort bin ich 2017 zwei Nächte geblieben. Luxus? Lest selbst.
Durch ein Verkettung dusseliger Fehler war meine rechte Ferse nahezu komplett von einer matschigen, entzündeten Blase überzogen. Dann war auch noch das Handy Totalschaden. Ich kam Samstag an, brauchte einen Ruhetag für den Fuß und wollte mir am Montag ein neues Smartphone besorgen.(Deal mit meinem Mann, wenn schon "mutterseelenalleine" im wilden Spanien unterwegs
, einmal abends kurz die Etappenankunft bestätigen) Im Hotel, es gab übrigens Pilgerrabatt dafür dann eben nicht das Luxuszimmer, war zum Glück ein funktionierendes Telefon am Bett. So bin ich dann an meinem freien Tag vorsichtig durch die Stadt gehumpelt, bis ich dann schließlich einen Laden gefunden hatte, wo im Fenster ein Smarty vom Vorjahr etwas günstiger angeboten wurde. Da ich, was das betrifft, aus dem Tal der Ahnungslosen komme, habe ich mit meiner Tochter telefoniert und sie meinte: "Ist ein "Golf", kannst du nehmen." Wie nun weiter. Die jungen Leute, die abwechselnd die Rezeption betreuten, waren sehr hilfsbereit. Mir wurde das System "Rucksacktransport" erklärt, denn es war klar, in Sandalen, ohne meine Einlagen, würde ich nicht den ganzen Tag mit Rucksack laufen können. Den Montag wollte ich nun nutzen, um mich mit Verbandsmaterial, ein Pflaster würde nicht mehr reichen und einem neuen Telefon versorgen. Fehlanzeige, dieser Montag war ein regionaler Feiertag! Ok, von Café zu Café humpeln und den freien Tag genießen, das Wetter war schön.
Und die Telefonrechnung? Ich hatte schließlich mehrmals zu Hause angerufen, lag unter zwei Euro. Auf meinen verständnislosen Blick kam die Erklärung: "Internettelefon".
Trotz alledem bin ich in Santiago angekommen. Hier gehts weiter.
Dienstag ging es dann eben erst gegen Mittag weiter, denn so früh öffnet ein Handyladen nun mal nicht. Bin dann noch einige Tage in Sandalen mit Tagesrucksack, böse, böse
, weitergegangen, aber mir fehlte der Rucksack tatsächlich. So habe ich dann die Verursacher, die neuen Einlagen, die nur einen Hauch höher waren als die alten, weggeworfen und mir im Outdoorladen Ersatz besorgt. Das hatte zur Folge, dass meine Füße weiter nach vorne rutschten und nun relativ schnell beide Kleinzehen nur noch aus Blasen bestanden.
Die Etappenlänge konnte ich anpassen, da ich Reservetage für den Weg nach Finesterre hatte, und nach der Mittagspause ging es dann meistens in Sandalen weiter. Ab und zu traf ich auf eine kleine Gruppe Amerikaner, u.a. wenn ich am Wegesrand meine Schuhe wechselte. Sie traf ich in der Kathedrale wieder und einer von ihnen strahlte mich an:"You did it" und ich strahlte noch mehr und antwortete:"yes,I did!" Das ist der Camino!
Eigentlich war mein Luxus, dass ich noch zwei Tage in Santiago hatte. Mit dem Bus wollte ich nicht ans Meer und so konnte ich noch morgens um acht in Ruhe die Kathedrale genießen. Es waren nur wenige Leute dort und ich stand da oben beim Jakobus, legte ihm die Hände auf die Schultern und dachte: "Nun bekommst du mich doch noch" *. Es war ein sehr bewegender Moment.
* Wir Evangelen haben es ja nicht so mit der Heiligenverehrung.
Heute glaube ich, das musste so sein, denn ich war bisher so ohne Probleme durch Deutschland gepilgert, auch der erste Abschnitt bis Leon war einfach. Und auf dem letzten Abschnitt habe ich mehr Demut, Dankbarkeit und auch durchhalten gelernt.