Jesus in Ägypten ...

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Via Comitis
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Jesus in Ägypten ...

Beitrag von Via Comitis »

donjohannes hat geschrieben: 7. Mär 2021, 15:12 Winterpilgrim (Ann Sieben: https://winterpilgrim.blogspot.com) hat es zum arabischen Frühling versucht ... . Aber sie ist von Ägypten damals über den Südsinai nach Jerusalem. Vielleicht ist dieses Teilstück des Weges ja (hoffentlich bald wieder) eine Option - auch für dich.

@Johannes

Danke für die Info!

Der Sinai Trail wird als Gruppenwanderung mit Beduinen durchgeführt, aber es soll auch individuell möglich sein:

"Outside of organised group hikes, individuals can walk any part of the 550km trail, from one to 42 days, at any time. A guide is obligatory." (BBC)

"It was voted the best new tourism project in the world at the BGTW Tourism Awards in 2016. Later, in 2017, Wanderlust and Outdoors magazines both ranked it one of the world’s best new trails." 

Also für mich wäre es ideal, denn ganz alleine könnte ich den Sinai sowieso nicht durchqueren; selbst wenn ich der Al Tour-St. Katherine-Nuweibaa road folge bleiben noch immer Probleme: Sicherheit, Checkpoints, Trinkwasserversorgung etc..

Auf dem Moses-Berg habe ich schon geschlafen um bei Sonnenaufgang die Traumlandschaft zu bewundern; und ich hatte Glück das die Gipfelkapelle nicht verschlossen war, somit konnte ich an einem "hl. Ort" beten.

Natürlich gibt es Zweifel auf welchem Berg Moses die Gesetzestafeln empfangen hat. Nächstesmal möchte ich auf den Katharinen-Berg, denn einer muss es doch gewesen sein? ;)

Und auch die direkte Zimmer-Reservierung im Katharinenkloster hat prima funktioniert.

Gruss

Stefan :)
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Pooh_der_baer
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Re: Jesus in Ägypten ...

Beitrag von Pooh_der_baer »

Ich war schon mehrfach in Ägypten.
Dort habe ich, z.B. an Häusern der Oasen der westlichen Wüste Bilder gesehen, wie die Menschen nach Mekka gepilgert sind.
Sie haben ihren Weg bildlich dargestellt. z.B. angefangen mit Kamel, dann weiter mit Schiff, dann zu Fuß.

Auch in Ägypten gilt: Pilger haben besondere Rechte und sind hochgeachtet

Der Aufstieg zum Mosesberg in der Nacht um den Sonnenaufgang zu sehen ist schon ein Erlebnnis.

2017 war ich zum Baden auf dem Sinai.
Alle touristischen Touren waren verboten. In dem Gebiet tummeln sich neben separatistischen Gruppen auch Rauschgiftschmuggelbanden.
Dazwischen muss man nicht unbedingt geraten. Es wurden von Einheimischen aber Tripps zum Katherinenkloster angeboten.
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
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Jesus in Ägypten ...

Beitrag von Via Comitis »

Pooh_der_baer hat geschrieben: 11. Mär 2021, 15:51 ... Der Aufstieg zum Mosesberg in der Nacht um den Sonnenaufgang zu sehen ist schon ein Erlebnnis. ...
... zwar nicht zum Sonnenaufgang ;), aber immerhin:

"Als erster Papst in der römischen Kirchengeschichte hat Johannes Paul II. den Berg Sinai mit dem Katharinenkloster in Ägypten besucht."

Gruss

Stefan :)
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Jesus in Ägypten ... topic Mekkatrail

Beitrag von Via Comitis »

donjohannes hat geschrieben: 10. Mär 2021, 17:25 ... Die Internetseite lässt schmunzeln und zeigt wohl den Stand des Projekts. ... Entweder ist die Seite im Aufbau oder (was wahrscheinlicher ist), ist die ganze Idee erst im Entstehen ... Mehr scheint geplant, ... dann muss man wohl abwarten, was daraus wird.

Dank Sedat Çakır gibt es Fortschritte auf dem Pilgerweg nach Mekka!

"Nachdem ich den Pilgerweg [Jakobsweg] gelaufen war, kam mir die Idee, die alte Fußpilgerroute nach Mekka wieder aufleben zu lassen. Je größer allerdings die Idee wurde, desto schwieriger erschien sie mir. Also beschlossen wir, die Route in kleine Stücke aufzuteilen.

Im Jahr 2009 wanderte ich von den Niederlanden in die Türkei. Der Rest ist Geschichte: Wir entwickelten die erste Etappe des Mekka-Wegs und nannten sie den "Sultan's Trail". Der Sultan’s Trail ist eine internationale Wanderroute von Wien bis nach Istanbul.

Vor fünf Jahren eröffneten wir dann den "Sufi-Trail" von Istanbul nach Konya.

Im nächsten Schritt wollen wir eine Rad- und Wanderroute bis zur syrischen Grenze entwickeln. Wenn es die Zukunft erlaubt, werden wir sie von dort aus bis Damaskus und dann weiter nach Mekka verlängern. Im Moment ist die Durchquerung Syriens unsere größte Herausforderung."



Gruss

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donjohannes
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Re: Jesus in Ägypten ... topic Mekkatrail

Beitrag von donjohannes »

Via Comitis hat geschrieben: 4. Mai 2021, 13:45
Dank Sedat Çakır gibt es Fortschritte auf dem Pilgerweg nach Mekka!
Das ist erfreulich...für Muslime. Da Muslime aber allen Nicht-Muslimen das Betreten der Stadt verbieten, hat diese Information für die meisten Forianer hier vermutlich nur einen rein passiven Wert.

Und wie schon oben gesagt: nach meiner Erfahrung in Kleinasien und im Nahen Osten (oder auch Süditalien oder Zypern oder Griechenland) sind Wege, die in der Praxis selten begangen werden (allein schon ob der Länge); hinter denen keine lebendige Tradition steht; und die nicht von einer unterstützenden, lokalen Wanderkultur geprägt werden, nichts anderes als theoretische Routen (und dann noch dazu meist auf Asphalt). Das gilt im Grunde selbst für die Europäischen Fernwanderwege, die trotz lokaler und nationaler Wandervereine zum Teil seit 50 Jahren (mit viel Subventionen) nur halb fertig sind. Auch der Jerusalemweg wird wohl immer mehr ein Traum einiger österreichischer Aktivisten als volle Wirklichkeit bleiben. Und ich finde das nicht schlimm. Wege, die ein halbes Jahr oder länger zur Bewältigung brauchen und damit nur einer ganz kleinen Anzahl von Personen überhaupt je möglich sein werden, sind ein Abenteuer, das von der spontanen Begegnung mit "dem Anderen" lebt. Thair Abud ist von Graz nach Mekka. Ich habe unterwegs in der Türkei einen Radpilger am Weg nach Mekka getroffen. Und ich kenne ein paar Leute, die ihre eigenen Routen nach Jerusalem gegangen sind. In den Gesprächen war man sich immer einig, dass das Ungewisse ein besonderer und auch wichtiger Teil eines solchen Erlebnisses ist. Würde der Weg nach Jerusalem so aussehen wie der Weg nach Santiago, dann wäre für mich der Reiz jener ausgesteckten Route dahin. Denn die spontane Einladung zu einer Familie würde über kurz oder lang ersetzt mit einem kommerziellen, touristischen Betrieb. Keine Orte waren auf meinem eigenen Weg so schwierig wie jene Regionen, wo aus mir, dem Fremden, ein Tourist zwischen Unterkünften und Hotelburgen geworden war. Das gibt sogar für ruralen Hirten-Regionen, wie in Kyrgyzstan, wo der Eintrag eines Tals im Lonely Planet den Kontrast zu den Nachbartälern nicht gewaltiger machen könnte.
Ich finde es wertvoll, Infos zu bündeln, Konfraternitäten von "Absolventen" zu gründen, die Erfahrungen und Wegoptionen sammeln und mit Interessierten teilen (sowas gibt's zB. für Jerusalem). Aber es muss nicht immer alles durchgeplant sein. Sonst sieht es irgendwann überall aus wie am Camino oder auf den Hauptwegen der Alpen. Das hat seine Berechtigung. Aber es darf auch was anderes geben. Von daher: dem Projekt alles Gute (was es braucht, ob der realen Hindernisse) und es freut mich, wenn es jemandem hilft. Ich persönlich sehe dem ganzen in einer gewissen Distanz zu (in mehrfacher Hinsicht)
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Jesus in Ägypten ... topic Mekkatrail

Beitrag von Via Comitis »

Danke Johannes für deine Information.

Natürlich besteht immer die Gefahr wie z.B beim Camino Frances das es zu "Massen-Tourismus" kommt.

Und es gibt auch in diesen 'armen' Ländern keine Organisation die sich bemüht alles in eine 'vernünftige' Bahn zu lenken.

donjohannes hat geschrieben: 5. Mai 2021, 11:31 ... Das ist erfreulich...für Muslime. Da Muslime aber allen Nicht-Muslimen das Betreten der Stadt verbieten, hat diese Information für die meisten Forianer hier vermutlich nur einen rein passiven Wert. ...
Aber auch beim 'Pilgerweg nach Mekka' wäre ich und sicherlich auch andere mit einem "der Weg ist das Ziel" zufrieden ... ein Ankommen in Mekka ist deshalb nicht erforderlich und wie du auch richtig erwähnt hast als Nicht-Muslim auch gar nicht möglich. 

Auf meinem Weg durch die Türkei bis kurz vor die syrische Grenze bin ich weder dem Sultan's Trail noch dem Sufi Trail gefolgt, sondern ich habe meine 'eigene Route' gebastelt.

Aber ich freue mich trotzdem wenn es Menschen wie Sedat Çakır gibt die mit viel Engagement diesen 'Pilgerweg nach Mekka' neu kreieren.

Wenn solche Projekte dazu führen das 'arme Menschen' ein kleines (Zusatz-)Einkommen erhalten, die Dörfer nicht ganz aussterben, ... dann mache ich hierfür gerne Werbung. :idea:

Ich war im armen Albanien über die Geschenke überrascht die ich am Weg erhalten habe, ebenso in der Türkei über die fast täglichen Tee-Einladungen. Ob diese 'Gastfreundschaft' bei zu vielen Pilgern - die sich 'vernünftig' benehmen - verloren geht???

Die Sicht als 'reicher Europäer' muss nicht die gleiche sein wie die der ländlichen Bevölkerung; ebenso hat jeder seine eigene Meinung.

Schauen wir mal wie sich dieses Projekt entwickelt, auch in Bezug auf Syrien.


Gruss

Stefan :)
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chrisbee
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Re: Jesus in Ägypten ...

Beitrag von chrisbee »

Einen zweiten Camino oder einen vergleichbaren Erfolg wird es wohl für keinen der neuen Pilger- oder Fernwanderwege mehr geben – von daher ist die Frage von Menschenmassen auf dem Weg wohl rein rhetorisch. Es wäre ja schon gut, wenn es den ländlichen Regionen tatsächlich etwas brächte, ein paar Einnahmen, einige Menschen mehr, etwas mehr Interesse und Leben, den Erhalt von Kulturgütern. Ich halte diese Kulturrouten für gute Projekte. Einerseits ökologisch (umweltverträgliches Reisen) und zum anderen als sozialen Beitrag. ( Und nicht zuletzt wegen der europäischen Idee, die ohnehin, wie mir scheint, etwas mehr Zuspruch braucht. )

Wegen der Abwanderung aus ländlichen Regionen und dem Verlust von Kulturräumen in den Alpen (Bergbauernwirtschaft) wurde in den 80er Jahren die GTA (Grande Traversata delle Alpi) versucht aufzubauen. Rund 1000 km zum Mittelmeer. Hat auch funktioniert – dank etlicher sehr engagierter Menschen, allen voran dem Geographen Werner Bätzing, der auch die entsprechenden Reiseführer schrieb. Es ging genau darum: das Leben und Wirtschaften in diesen Berggebieten zu erhalten, die alten Routen weiterzugehen, den Verfall der Dörfer aufzuhalten, indem man als Wanderer dort nächtigte und sich verpflegte. Es wurde viel Werbung dafür gemacht und sehr viel darüber in den Medien publiziert. Ich kenne einen Teil dieser Route westlich von Turin, weil ich in den 80ern selbst dort in einer Gruppe unterwegs war. Es war unvergleichlich.

Inzwischen hat das allgemeine Interesse wohl nachgelassen. Wenige andere Fernwanderwege dagegen boomen geradezu. Der Camino nach Santiago hat zwar viele Menschen auf die Beine gebracht, die sonst nie und nimmer gegangen wären. Aber die Zahl derjenigen, die bereitwillig und begeistert lange und schwere Strecken zu Fuß gehen, wird wohl immer überschaubar bleiben. Das soll jetzt aber kein Argument gegen die Idee neuer Wege sein – ganz im Gegenteil. Besser Pilger- oder Wander-Projekte, die unperfekt sind, als gar keine. Zumal in diesen Zeiten, in denen man ohnehin etwas geneigter werden könnte umzudenken. Angeblich zieht es aktuell ja immer mehr Menschen ins Freie.

Gruß chrisbee
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donjohannes
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Re: Jesus in Ägypten ...

Beitrag von donjohannes »

@chrisbee,

na dann warst du ja schon mal in meiner Ecke. :-) Die alte Ostvariante der GTA in den Waldensertälern führt direkt hinter meinem Haus vorbei. Die GTA ist - wie ihr Initiator - vornehmlich ein deutsches Projekt und wird auch heute vornehmlich von deutschensprachigen (80%?) begangen. Auch die Percorsi Occitani im Val Maira sind fest in deutscher Hand (auch weil eine Deutsche in San Martino einen Posto Tappa für GTA und PO hat und der BR regelmäßig in seinen Wanderformaten über das Val Maira berichtet). Warum ist das so? Vermutlich weil es seit über 200 Jahren in Deutschland eine Wanderkultur gibt. Wie es auch die Reisekultur - in Verbindung mit einer gewissen allgemeinen Affluenz - bei den Deutschen sehr ausgeprägt ist. Einschließlich Reise- und Diafestivals, die in dieser Form wohl in keinem Land sonst so verbreitet sind. Die Holländer haben ihre Wohnwägen, die Briten haben aus der alten Zeit die Grand Tour beerbt und auch sie zieht es daheim und in der Fremde auf die Wege. Aber Italiener, zum Beispiel, sind auf allen großartigen Weitwanderwegen in ihrem eigenen Land (VF, Assisiwege, AVML, GEA, GTA, SI) eine kleine Minderheit. Das ist sicher auch eine Kulturfrage, denn Italiener gehen zwar schon gern in die Berge - aber meist als Tagesgäste um der Hitze zu entfliehen. Und je weiter in den Süden es geht, desto weniger überlebensfähig sind diese Wegprojekte -einfach, weil die Wege mangels Nutzung überwuchern. Ich bin, wie gesagt, einigen Kulturrouten in der Türkei gefolgt - oder hab es versucht. Doch Bauern pflügen die Pfeiler nieder und Hirten zerstören die Markierungen (zb am Phrygischen Weg). Die Leute dort verstehen, das mit dem "herumgehen" nicht. Siehst du dort einen mit Rucksack ist es zu 99% ein Ausländer. Niemand in den Dörfern wartet dort auf die 10 Wanderer, die wenn es hoch hergeht, diesen Weg pro Jahr gehen und darum verschwindet er schneller als er entsteht. Das Sterben der Dörfer lässt sich damit nicht aufhalten - so gut der langsame Tourismus ist. Das hat auch die GTA nicht geschafft. Dafür ist bei der geringen Frequenz die Saison Juli/August in den Alpen einfach zu kurz. Ein gutes Zubrot für die Hütten und ein paar Betriebe ja, aber keine Lebensgrundlage für 12 Monate. Ich schreibe diese Zeilen übrigens aus einem sterbenden Dorf an der GTA.
Und doch gibt es Veränderungen. Das wichtigste, was eine signifikante Verschiebung gebracht hat, ist ausgerechnet Corona. Torre Pellice am Eingang des Val Pellice hat mit seinen 4500 Einwohnern binnen eines Jahres 400 Zuzüge erlebt, weil die Leute durch die rigorosen Einschränkungen in den Städten ein neues Gefühl für die Freiheit am Land gewonnen haben und die Prioritäten sich verschieben. Baumschulen (hab letzthin mit einem geplaudert) hatten mehr Umsatz, weil die Leute Gärten einrichten und alte Grundstücke in den Bergtälern wieder lebbar machen. Dies verstärkt den Trend der letzten Jahre, wonach Italien in Europa führend ist, was den Rückzug der Jungen auf das Land betrifft. Hochqualifiziert ohne Job in der Stadt verlassen viele nicht nur das Land, sondern manche zieht es zurück in die Dörfer ihrer Ahnen und in die Landwirtschaft. https://www.nzz.ch/gesellschaft/italien ... ld.1609117 oder https://www.youtube.com/watch?v=B29EuKANqmE
Ein Sterben wendet das natürlich nicht überall ab. Ich kenne Dörfer, die in den letzten 60 Jahren von 800 auf 80 geschrumpft sind obwohl sie nur 10km von einem Haupttal (Val Dossola) sind (bei uns in Österreich wäre das eine Hochpreislage). Aber es ist schön, dass es solche jungen Leute gibt. Internet und Arbeitsmöglichkeiten via PC haben hier den Bergdörfern jedoch mehr gebracht, als jeder Wanderer - eben weil damit 12 Monate Lebensgrundlage gesichert sind.
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Re: Jesus in Ägypten ...

Beitrag von chrisbee »

@Johannes

Schön zu lesen, dass es inzwischen nicht nur die immergleiche Bewegung „weg“ gibt, sondern auch mal wieder zurück in diese wunderbaren Regionen. Danke für die Infos! (auch über die neuen technikaffinen Landwirte!)

Gruß chrisbee
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Jesus in Ägypten ... topic Mekkatrail

Beitrag von Via Comitis »

Covid-19 Effekt! :-(
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Beitrag von Via Comitis »

chrisbee hat geschrieben: 5. Mai 2021, 22:46 Einen zweiten Camino oder einen vergleichbaren Erfolg wird es wohl für keinen der neuen Pilger- oder Fernwanderwege mehr geben – von daher ist die Frage von Menschenmassen auf dem Weg wohl rein rhetorisch. Es wäre ja schon gut, wenn es den ländlichen Regionen tatsächlich etwas brächte, ein paar Einnahmen, einige Menschen mehr, etwas mehr Interesse und Leben, den Erhalt von Kulturgütern. Ich halte diese Kulturrouten für gute Projekte. Einerseits ökologisch (umweltverträgliches Reisen) und zum anderen als sozialen Beitrag. ( Und nicht zuletzt wegen der europäischen Idee, die ohnehin, wie mir scheint, etwas mehr Zuspruch braucht. )

Wegen der Abwanderung aus ländlichen Regionen und dem Verlust von Kulturräumen in den Alpen (Bergbauernwirtschaft) wurde in den 80er Jahren die GTA (Grande Traversata delle Alpi) versucht aufzubauen. Rund 1000 km zum Mittelmeer. Hat auch funktioniert – dank etlicher sehr engagierter Menschen, allen voran dem Geographen Werner Bätzing, der auch die entsprechenden Reiseführer schrieb. Es ging genau darum: das Leben und Wirtschaften in diesen Berggebieten zu erhalten, die alten Routen weiterzugehen, den Verfall der Dörfer aufzuhalten, indem man als Wanderer dort nächtigte und sich verpflegte. Es wurde viel Werbung dafür gemacht und sehr viel darüber in den Medien publiziert. Ich kenne einen Teil dieser Route westlich von Turin, weil ich in den 80ern selbst dort in einer Gruppe unterwegs war. Es war unvergleichlich.

Inzwischen hat das allgemeine Interesse wohl nachgelassen. Wenige andere Fernwanderwege dagegen boomen geradezu. Der Camino nach Santiago hat zwar viele Menschen auf die Beine gebracht, die sonst nie und nimmer gegangen wären. Aber die Zahl derjenigen, die bereitwillig und begeistert lange und schwere Strecken zu Fuß gehen, wird wohl immer überschaubar bleiben. Das soll jetzt aber kein Argument gegen die Idee neuer Wege sein – ganz im Gegenteil. Besser Pilger- oder Wander-Projekte, die unperfekt sind, als gar keine. Zumal in diesen Zeiten, in denen man ohnehin etwas geneigter werden könnte umzudenken. Angeblich zieht es aktuell ja immer mehr Menschen ins Freie.

Gruß chrisbee
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Auch hierzu wieder ein kurzes Dankeschön für deinen informativen Beitrag!


Gruss

Stefan :)
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Re: Jesus in Ägypten ...

Beitrag von donjohannes »

@Stefan,

Der Sultan's Trail ist nicht das gleiche wie der Pilgerweg nach Mekka, oder? Der Sultan's Trail folgt den Raub-, Mord- und Eroberungszügen verschiedener Sultane, die nach der Einnahme von Konstantinopel und der Zerstörung des byzantinischen Reiches auf dieser Route andere Nationen unterworfen und bis vor die Tore Wiens vorgedrungen sind (wo die Österreicher letztlich von den polnischen Husaren gerettet wurden). Manche, so hab ich gehört, finden den Namen geschmacklos und sagen, man macht ja auch keinen "Hitler's Trail" und folgt dem Weg der Wehrmacht nach Paris. Dazu muss man vielleicht verstehen, dass es in Ostösterreich und in Ungarn kaum ein Dorf gibt, das nicht von Knabenlese und Verwüstung betroffen gewesen wäre. Ich verstehe diese Kritik, aber ich sehe das nicht so. Ich denke genau deswegen sollte man solche kriegerischen Wege nachzeichnen und bewusst im Geist des Friedens, der Vergebung, der Heilung gehen und Verbindung schaffen, wo unsere Vorfahren Blut vergossen.
Aber wie gesagt, der Sultan's Trail ist nicht nicht der "Pilgerweg nach Mekka", auch wenn er für westliche Muslime gewiss einen Abschnitt auf ihrem viel längeren Weg darstellen kann. Der Sultan's Trail lädt als Trail auf einen Weg, der einen Start- und Endpunkt hat und für alle Menschen offen ist. Von daher ist er für alle Geher grundsätzlich relevant. Der "Pilgerweg nach Mekka" nicht. Dir ist es, wie du geschrieben hast, nicht wichtig, das Ziel eines Weges zu erreichen, weil der Weg alleine zählt. Das ist ok. Aber für viele ist das wohl nicht so. Stell dir vor, Santiago und sein Umland wären für alle Nicht-Katholiken gesperrt. 30km vor dem Ziel wäre für diese Leute Schluss. Ja, den Camino und sein Feeling könnte man auch auf den hunderten von Kilometern davor erleben, aber viele fänden es wohl unbefriedigend (wenn ich allein schon an die Diskussionen um die Compostela hier im Forum denke). Würden die Leute dann den Camino gehen? Oder würde es Sinn machen ihn für diese Leute "Camino de Santiago" zu nennen, wenn ihnen das Betreten von Santiago verboten wäre? Wieviele werden also auf einen Weg nach Mekka aufbrechen, wenn sie Mekka und das Umland als unreine Ungläubige nicht betreten dürfen? Solange also die saudischen Wahabiten die heiligen Stätten des Islam kontrollieren wird ein Weg mit Mekka als Ziel nunmal ein muslimischer Weg sein, da sie ihn allein komplett begehen können. Ich hab kein Problem damit. Ich toleriere die Ansicht, dass ich in den Augen von Muslimen ihr Heiligtum durch meine Gegenwart verunreinigen würde und daher meine Anwesenheit verboten wird. Ich habe auch toleriert, dass ein Athosmönch für den ich als Papist ein schlimmer Häretiker bin, mir erklärte, ich dürfe als katholischer Priester auf dem Athos während meines Aufenthalts nicht die Messe feiern (auch nicht privat), denn das sei dem Herrn ein Gräuel. Dass also katholische Laien leichter für ein paar Tage auf den Athos kommen, als ich, katholischer Priester, habe ich respektiert, hingenommen und den Athos am Heimweg von Jerusalem ausgelassen. Und auch wenn ich direkt daran vorbeigelaufen bin habe ich den Abschnitt dorthin übrigens nicht meinen "Pilgerweg zum Athos" genannt. Pilgerwege haben für mich ein Ziel. Und kann ich das Ziel von vorne herein nicht erreichen, dann macht es für mich wenig Sinn, den Weg zu gehen. Einfach zu gehen, um zu gehen, nenne ich Spazieren. Das tu ich auch. Das ist schön. Aber auch wenn ich bis zum Basecamp den identischen Weg laufe wie Reinhold Messer dann rede ich nicht von meinem "Weg zum Gipfel des Mount Everest", wenn ich dort unten und er dort oben war.

Mit dieser Unterscheidung noch zu deinen Fragen und Punkten:
- ich habe keine Statistik zum Sultan's Trail. Und eine Pilgerstatistik schon gar nicht, weil der Sultan's Trail kein Pilgerweg sondern eine Kultur-wander-route ist. Aber weil der Sultan's Trail für alle offen steht und Wandern in der Türkei selbst nicht sehr weit verbreitet ist, vermute ich, dass er von mehr Europäern als Türken begangen wird und daher der Anteil der Muslime ähnlich hoch sein wird wie in der europäischen Bevölkerung generell. Fusspilger nach Mekka aus Europa, die den Sultan's Trail als Abschnitt genutzt haben, gab es in den letzten 10 Jahren vermutlich weniger als 10 (ich weiß nur einen). Aber das ist natürlich eine reine Vermutung. Sorry. Echte Zahlen hab ich keine.

- ich weiß nicht, ob es Leute gibt, die Konsequenzen für ihr Seelenheil befürchten, wenn sie Richtung Mekka laufen. Ich glaub nur, dass wenige losziehen werden, wenn ihnen das Ziel verboten ist. Wer bricht zum Beispiel auf den Weg nach Jerusalem auf, wenn in Israel selbst gerade wegen eines Kriegs die Einreise verboten wäre. Viele sind vielleicht bereit Teile wie Syrien im Notfall auszulassen. Aber das Ziel? Wenn man von vorne herein weiß, dass man nicht hinkommt? Auch nicht in einem "Teil 2" ein paar Jahre später? Du gehörst hier vielleicht zu den wenigen Ausnahmen. Schön für dich.

- Mein Jerusalemweg hat mich südlich des Wadi Rum bis auf ein paar Kilometer an die Saudische Grenze geführt. Nur war es kein "Pilgerweg nach Mekka", weil Mekka eben nicht das Ziel war. Ich hatte übrigens in der Routenplanung auch Varianten über den Iran, den Golf und Saudiarabien angesehen um Syrien zu umgehen, aber da die Saudis auch Bibeln verbieten und deren Besitz bestrafen wird es auch für "(gläubige) Protestanten" (und katholische Priester sowieso) dann schnell mal ungemütlich - nicht für das Seelenheil, sondern für das leibliche Heil. Allen, die sich für Mekka interessieren, empfehle ich generell eine Auseinandersetzung mit dem Islam. Ich hab unterwegs in den muslimischen Ländern den Koran gelesen (später einen Teil der Hadithen) und viele Gespräche gehabt. Verdichtet habe ich später meine Begegnungen in dieser Reihe hier: https://www.youtube.com/playlist?list=P ... LVZy62BAbs
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Re: Jesus in Ägypten ...

Beitrag von Pooh_der_baer »

@donjohannes

War vor einigen Jahren während der Großen Woche auf dem Berg Athos.
Das Verhalten der Mönche gegenüber den nicht orthodoxen Mitchristen war gelegentlich unchristlich.


Mekka war schon vor den saudischen Wahabiten eine verbotene Stadt für Christen.

Die Via del la Plata war früher gelegentlich auch eine Heerstrasse. Die jetzige Bezeichnung soll eine
Einspanischung der ursprünglichen maurischen Bezeichung, breiter gepflasteter Weg, sein.
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donjohannes
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Re: Jesus in Ägypten ...

Beitrag von donjohannes »

@Pooh
richtig. Mekka war auch vorher verbotene Stadt. Die Muslime begannen schließlich schon unter Mohammed in der medinischen Periode die jüdischen Stämme der Gegend auszurotten und die Halbinsel von nicht-Muslimen zu "säubern" - fortgesetzt und abgeschlossen unter den "vier rechtgeleiteten Kalifen" - wobei ich bin mir eben nicht ganz sicher, ob es zunächst noch Handelsreisende sowie einen Dhimmi-Status gab und ein formeller Bann erst später entstand. Aber hier meinte ich eher, dass die Wahabiten einen traditionellen und klassischen Islam vertreten und das daher den Zugang zu Mekka nicht ändern werden - während es ja wenigstens im Westen ein paar "liberale Muslime" gibt (in den Augen des klassischen Islams freilich ebenso Kuffar), die vermutlich diese Verbote aufheben würden. Und selbst unter den Ottomanen war das Leben in jener Ecke dort über Jahrhunderte "liberaler" als es gegenwärtig ist. Es waren die Saudis, die dort nach den Geboten des klassischen Islam die Gräber zerstörten und etwa den Schmuck des Grabes Mohammeds entfernten.
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Re: Jesus in Ägypten ...

Beitrag von Fred »

donjohannes hat geschrieben: 8. Mai 2021, 07:48 Verdichtet habe ich später meine Begegnungen in dieser Reihe hier: https://www.youtube.com/playlist?list=P ... LVZy62BAbs
Über deinen Link bin ich schließlich zu deinen Video über den 'Altaraufbau für die Kapelle der Einsiedelei...' gelangt.

Ein Einsiedler mit Dekupiersäge; da bleibt mir die Spucke weg und ich bin sprachlos. Wirklich beeindruckend.

Besonders gefreut hat mich aber der Name deiner Einsiedelei. 'l'Eremo Sant'Onofrio' das erinnert mich vielfach an die Abruzzen und natürlich dort ganz besonders an den Sentiero dello Spirito und einen anderen Superhelden, Pietro da Morrone aka papa Celestino V

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Eremo di Sant'Onofrio al Morrone bei Sulmona, am Beginn des Sentiero dello Spirito

Bild
Kapelle im Eremo di Sant'Onofrio nahe Serramonacesca, am Ende des Sentiero dello Spirito

Mario
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