Hobbypilger hat geschrieben: ↑13. Apr 2021, 13:13
Es dürfte unbestreitbar sein, dass der Geschlechtstrieb das wichtigste Instrument zur Arterhaltung ist.
Soweit zum Tierreich, wo der Geschlechtstrieb durch die Biologie geregelt und begrenzt wird.
Beim Menschen sieht das etwas komplexer aus. Oder warum landen Millionen durch reinen Geschlechtstrieb entstandenen Kinder im Müll (durch Abtreibung)? Verzeiht mir die Brutalität, aber so ist es nun mal.
Der Mensch ist aus Geschlechtstrieb zu schlimmsten Perversionen fähig, wie z.b. die Nötigung und Vergewaltigung von Kindern.....
Die bewusste Kontrolle des Geschlechtstriebs ist für den Menschen absolut notwendig.
Dazu kommt noch, dass in Sexualität ein so wunderbares Potential an Erfahrung enthalten ist, das weit über Triebbefriedigung hinaus geht. Das braucht Schutz, Zeit und Achtung.
Und "lieben" wird oft genannt, was eigentlich eher Vergnügen ist. Am Vergnügen ist nix verkehrt, wenn es sich aber um Sex dreht, kann man kaum wirklich so oberflächlich damit umgehen, möge man es auch noch so sehr versuchen. Irgendwie berührt man doch immer auch tiefere Schichten...ob man will oder nicht.
Die Ehe ist eine, vom Grundsatz her sehr gute, Möglichkeit, dem Geschlechtstrieb einen würdigen Rahmen zu geben.
Die Kirche vertritt, dass eine glückliche Ehe nur mit Gottes Hilfe möglich ist, und aus eigener Kraft (also ohne Gott) unrealistisch.
Naja, die Kirche ist halt mit ihrer Botschaft leider nicht überzeugend, denn so wenigen gelingt die glaubwürdige Umsetzung. Aber gut....in allen Institutionen und sonstigen organisierten Gruppen sind immer nur einzelne, sehr wenige, die sich an der eigentlichen Quelle ihrer nach außen vertretenen Ansichten orientiert. Auch in der Kirche gab es einzelne, oft randständige, die wirklich mit ihrem ganzen Wesen lebten, was sie predigten (oder auch nicht predigten).
Und was die "Weltfremdheit" der Kirche angeht, ist das wohl kaum der Grund für die Austritte. Evangelikale Gemeinden haben viel Zulauf und vertreten oft maximale Strenge in Sachen Moral.
Ich meine, das Menschen in der Kirche nach einer echten, tiefen und grundlegenden Alternative zum "Weltgeist" suchen.
Je mehr sich da versucht wird anzupassen, vor allem weil die Amtsträger selbst nicht die Radikalität Jesu begreifen verinnerlichen und umsetzen, desto heilloser ist es.
Auf dem Camino begegnete mir einmal ein relativ junges spanisches Paar. Sie waren Hospitaleros in San Anton, der Ruine vor Castrojeritz.
Ich fand etwas berührendes und besonderes in ihrem Verhalten zueinander und am Abend kamen wir ins Gespräch.
Sie vertrauten mir an, dass sie im nächsten Jahr heiraten wollen und schon über ein Jahr zusammen sind. Dass sie aber nach beiderseits schmerzlichen Vorerfahrungen mit anderen Partnern, für dieses Mal beschlossen haben, sich zwei (!) Jahre des Sex zu enthalten. Nicht aus religiösen Gründen, sondern sie erklärten, dass sie ihre Beziehung auf solide Freundschaft gründen wollen. Dass der Sex aber schnell ganz andere Dimensionen einbringt, die schwer zu händeln sind, wenn man sich nicht gut genug kennt.
Und dass sie sich im Verzicht üben wollen, sozusagen als Training für schwierige Zeiten.
Ich war sehr beeindruckt. Sie waren so hübsch, alle beide, und sprühten vor Anmut und Lebendigkeit. Aber was ich schon vorher wahrnahm, war dieser besondere Respekt zwischen den beiden. So ein angenehmer Abstand, bei aller Verliebtheit.
Soweit....ein paar Gedanken von mir zum Thema.