Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

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Simsim
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Re: Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

Beitrag von Simsim »

Es gibt Menschen, die nicht immer alles im Griff haben und aus Gründen auf den Camino gehen, die ich niemand im Leben zu erleiden wünsche.
Dieses blinde Verurteilen ist alles andere als christlich. "Blauäugige Hohlköpfe der Unterhaltungfraktion...." uff.

Ok, sorry, ich fragte einfach nur nach Ideen.
Und ich wünsche keinem von Euch, je in so eine Situation zu geraten, in der er grad sitzt.

Ich war übrigens selbst letzte Woche noch in Südspanien und NIEMAND, weder andere Pilger, noch Hospitaleros, noch andere Verantwortliche am Camino (Gemeindeverwaltung, Guardia Civil etc) haben auch nur im Geringsten geahnt, was sich da anbahnt. In Spanien kamen die Maßnahmen ohne jede Vorwarnung. Ok, dann war er drei Tage blauäugig, aber bei weitem nicht der Einzige. Ganz viele andere auch landeten irgendwo, in Monte de Gozo oder bei Privatleuten, die ihnen dann geholfen haben. Naja. Ihr seid wohl auch ziemlich angespannt...ist für alle grad schwierig, ruhig zu bleiben.
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Simsim
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Re: Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

Beitrag von Simsim »

Noch etwas:
Und wenn er vor meiner Tür stünde, würde ich ihm helfen. Das ist ein Gebot der Menschlichkeit und das gehört zum Christsein.
Aber einen verbalen Tritt in seinen Allerwertesten, den er besser auf seinem Sofa geparkt hätte, wäre ihm von mir gewiss.
auf so eine Hilfe würde ich dankend verzichen, und...es gibt Menschen die haben kein Sofa....

Ich versuche ihm zu helfen, weil ich weiß wie es ist, ohne festen Ort zu leben. Ich weiß wie es ist, aus was für Gründen auch immer, auf Hilfe und einfaches Wohlwollen angewiesen zu sein.
Und wenn diese Woche immer noch irgendjemand glaubt, vor Ohnmacht, Schwäche, Fehlern und Kontrollverlust gefeit zu sein, irrt sehr.

Wer sich als Christ bezeichnet, könnte mal Bibel lesen :) z.B. die Geschichte vom verlorenen Sohn. Von Tritt in den Hintern keine Spur :)
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CyrusField
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Re: Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

Beitrag von CyrusField »

Naja, die Bibel... Sirach 3, 27: "Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um". Dieses nette Buch ist oft genauso hilfreich wie widersprüchlich...

Die Situation Deines Freundes will und kann ich nicht beurteilen. Vor allem ist man hinterher immer schlauer. Klar ist es jetzt einfach, zu sagen "hätte man wissen können". Ich bin selbst jemand, der nur schwer Hilfe annehmen kann und lieber erst einmal versucht, es selbst hinzubekommen. Wie ich in der Situation reagiert hätte, weiß ich nicht.

Aber ich kenne persönlich zwei Personen, die noch am 13.03. nach Spanien geflogen sind, um ihren Camino zu starten, obwohl bereits angekündigt war, dass am 14. das Land abgeriegelt wird. Sie sind also offenen Auges in die Schwierigkeiten gelaufen - und denen würde ich schon sehr gerne in den Hintern treten. Vor allem, da es ihnen nur darum ging, dass sie ja JETZT Urlaub hätten und der Flug ja auch teuer war. Da fehlt mir jegliches Verständnis und nur *ein* Arschtritt reicht da nicht aus, sorry.

Ich hoffe, Dein Freund kommt sicher unter!
Camino Francés 2018
Mosel-Camino 2019
Via Mosana 2019 - ... (das wird noch :lol:)
Caminho Portugês Central 2020
Camino Inglés 2022
...und auch sonst viel zu Fuß unterwegs: https://stefansspuren.com 8-)
Gellogir
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Re: Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

Beitrag von Gellogir »

finde auch nicht schön das in dieser situation auf den armen pilger rumgehackt wird.war vor 1,5 wochen noch auf la palma,üben für mein diesjähigen camino.bin froh das ich dort ohne probleme noch frühzeitig weg gekommen bin.erst wollte ich es auch nicht einsehen.zwei drei tage spöter hätte ich schon probleme bekommen.hoffentlich kommt er bald nach hause.wünsche ihn ganz viel glück.
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Simsim
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Re: Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

Beitrag von Simsim »

Danke....ausserdem hackt ihr nicht auf ihm, sondern auf mir rum....und...wiegesagt, Zuhause hat er keins....nur eine Anlaufadresse, auf die er wenig Lust hat, auch daher das Zögern bei ihm.
GretaBo

Re: Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

Beitrag von GretaBo »

Simsim,

Du hattest Deinen Pilgerfreund bzw. seine Situation, warum er in diese Schieflage geraten ist, ganz anders geschildert. Von Obdachlosigkeit oder Mittellosigkeit war bis dato keine Rede (Oder ich habe es überlesen)
Ich darf diesbezüglich nochmals zitieren:
Simsim hat geschrieben: 23. Mär 2020, 07:12 [....]Ist schon heftig, das Ganze, finde ich. Sein Fehler war halt, dass er zu lange nicht realisiert hat, wie ernst es wird, dass wirklich alles dichtmacht und es Ausgangssprre gibt. Er hat getrödelt...geglaubt, es ginge doch noch irgendwie mit dem Laufen...
So musste ich davon ausgehen, dass er - wie viele andere - seine Pilgerreise fortgesetzt hat. Allen Warnungen zum Trotz und mit dem Gedanken "so ein Aufstand für ein paar Grippeviren....das vergeht schnell wieder".

Die Kritik richtet(e) sich ausschließlich an ihn, und keinesfalls an Dich. Du willst ihm helfen, und das ist doch in Ordnung.

Es wäre für die Frage, welche Hilfsmöglichkeiten bestehen, vielleicht hilfreich gewesen, Du hättest in Deinem Eingangsbeitrag klar beschrieben, dass es sich bei dem Hilfsbedürftigen um einen Nichtsesshaften handelt. Dies erklärt auch für mich, dass sich französische Stellen (Polizei) und schlimmstenfalls auch die deutschen Auslandsvertretungen als für nicht zuständig erklären.

Ich denke, dass Dein Pilgerfreund wohl wenig Alternativen hat, als sich an seine "Anlaufstelle" zu wenden. Ob er Lust hat, oder nicht. Danach wird er wohl kaum gefragt werden.
Kick2007
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Re: Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

Beitrag von Kick2007 »

Von Bayonne gehen doch Züge nach Paris Montparnasse und dann von Paris lest nach Deutschland? Sehe ich zumindest in der Auskunft.
Vielleicht hilft die Auskunft am Bahnhof Bayonne?
Was der Frühling nicht sät, kann der Sommer nicht reifen, der Herbst nicht ernten, der Winter nicht genießen.“ (Johann Gottfried Herder)
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Simsim
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Re: Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

Beitrag von Simsim »

Ja, die Züge werden noch angezeigt, man kann reservieren. Aber fast immer werden sie dann kurzfristig wieder gestrichen. Die SNCF legt sich immer nur für 24 Stunden fest.
Der Pilger ist nicht mittellos, aber psychisch etwas angeschlagen. Er ist auch nicht der "typische" Obdachlose. Er ist Dauer-Reisender.
Die Anlaufadresse sind seine Eltern..
Aber mal sehen. Immerhin hat er jetzt einen Platz, draußen zwar, aber mit Grundversorgung. Dort kann er mal ausruhen, Wäsche waschen, zu sich kommen. Die Restriktionen werden hier derweil weiter verschärft ab morgen. Auch für mich, klaustrophobisch wie ich bin, eine extreme
Nervenbelastung. ...
Für den Pilgerfreund wird es letztlich irgendwie weitergehen. Ich bleibe dran. Das allein unterstützt auch schon etwas.
Kick2007
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Re: Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

Beitrag von Kick2007 »

Wie ging es weiter. Gab es eine gute Lösung und happy end?

fragt

Kick
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Pinie
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Re: Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

Beitrag von Pinie »

Hallo Simsim,
Ich kann leider nicht mit Tipps dienen.
Ich möchte dir aber meinen ganz großen RESPEKT dafür zum Ausdruck bringen, wie du dich für ihn einsetzt.
Du siehst ihn als Mensch, der Hilfe braucht...ohne wenn und aber.Das ist für mich Nächstenliebe pur!
Vorgehende Kommentare finde ich teilweise sehr beschämend.
Bleib behütet,Pinie
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Uti
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Re: Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

Beitrag von Uti »

Pinie hat geschrieben: 25. Mär 2020, 18:31 Hallo Simsim,
Ich kann leider nicht mit Tipps dienen.
Ich möchte dir aber meinen ganz großen RESPEKT dafür zum Ausdruck bringen, wie du dich für ihn einsetzt.
Du siehst ihn als Mensch, der Hilfe braucht...ohne wenn und aber.Das ist für mich Nächstenliebe pur!
Pinie, das hast du sehr schön ausgedrückt 😊
Jedes Gehen auf unvertrauten Wegen ist eine Reise ins Vertrauen.
MaKatrin
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Re: Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

Beitrag von MaKatrin »

Hallo Simsim,
die Welt kann dankbar sein, dass es Menschen wie Dich gibt. Da braucht Jemand Hilfe, und Du hilfst. Du fragst nicht, wie es dazu gekommen ist, sondern Du hilfst. Wenn der "vermeintlich" Helfende (... dieses Botschaft sei an alle Meckerer gerichtet) stets erst fragt, wie es dazu gekommen ist und dann erst das Ereignis nach eigenem Ermessen bewertet, bevor er EVENTUELL hilft, bedient er damit sowieso nur das eigene EGO. Wenn jetzt bei infizierten schwerkranken Corona-Patienten die Ärzte erst fragen würden, wie es dazu kam, würde viele Hilfe zu spät kommen.
Deshalb meine Botschaft an Dich Simsim: Lass Dich nicht verunsichern. Du willst helfen? Tue es. Frag nicht nach dem Warum. Ich danke Dir für Deine Menschlichkeit und wünsche Dir und Deinem Pilger Freund alles Gute.
Angst. Wer sie durchsteht, wird sie los.
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Legionär
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Re: Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

Beitrag von Legionär »

Bin gerade erst auf diesen Faden gestoßen und habe das Bibelzitat Sirach 3, Vers 27 zum Anlass genommen, ein bisschen in der Bibel zu schmökern. Es ist eine alte Lutherbibel aus 1919 und das Zitat lautet ein bisschen anders und lässt den hilfebedürftigen Pilger in einem milderen Licht erscheinen
"Denn wer sich gern in Gefahr gibt, der verdirbt darin."
Fred
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Re: Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

Beitrag von Fred »

Also bei mir haben die Warnungen aus dem Pilgerforum von Uti und Uwe am 13. März gewirkt:
Mario d'Abruzzo hat geschrieben: 13. Mär 2020, 20:19 Okay, ich fange an zu stornieren.

Ganz lieben Dank!

Mario
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Simsim
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Re: Dringender Hilferuf eines gestrandeten Pilgers an alle

Beitrag von Simsim »

Oh ihr Lieben, ganz vielen vielen Dank für Eure Worte, die mir gut tun!

Also die Geschicht geht täglich weiter...von offiziellen Stellen nur Hilflosigkeit oder Schweigen.

Der Pilger hat einen einigermaßen guten Zeltplatz am Meer, etwa 40 km nördlich von Bayonne. Die Leute drumrum sind wohlwollend und helfen ihm ein bisschen. Er hatte letzlich vorgestern neue Hoffnung, konnte ein Hotel in Dax und die Zugfahrt nach Straßburg buchen, aber heute, mit den verschärften Restriktionen, wurde alles wieder annulliert. Er sitzt also weiter fest. Ich werde ihn jetzt unterstützen, die Situation anzunehmen wie sie ist, und mit Geduld zu vertrauen, dass sich etwas auftut. Eine überraschende Wendung.
Ich glaube inzwischen, dass ihn die Situation auch in der Tiefe weiterbringen wird, innerlich, denn er ist mit schweren Themen unterwegs. Ich bleibe dran so gut ich kann.

Liebe Grüße!

Simone
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