Hallo Gerhard,
es ist doch wirklich erstaunlich....aber erstmal danke für die schönen Erinnerungen an die Atmosphäre von vor fast 20 Jahren!
Erstaulich, weil ich tatsächlich sogar auf dem Camino Frances immer noch manchmal genau das erlebe, was du beschreibst.
Ich kenne den Weg erst seit 10 Jahren und bin ihn gefühlte 25 mal gelaufen, warum so oft etc, ist jetzt aber nicht das Thema. In den letzten Jahren allerdings nur im Winter. Hin und zurück, manchmal mehrmals.
Ja, es hat sich extrem viel verändert, und dennoch....meine große Bewunderung gilt den vielen Hospitalero/as, die teils seit Urzeiten immer noch ständig für die Pilger und sonstigen NutzerInnen der Infrastruktur da sind.
Angesichts des Verhaltens vieler, wär bei mir da schon längst die Luft raus.
Aber es ist wahr, neben allem, was sich äußerlich beobachten und großteils bedauern lässt, wenn man den Weg aus früheren Zeiten kennt,
bleibt der Weg sehr wirkungsvoll für viele Menschen.
Für mich ist der Camino inzwischen wie ein Freund, eine Person, jemand der so viel größer und weiser ist, als alles was Menschen mit ihm anstellen können. Wenn man sich wirklich offen auf ihn einlässt, kann man immer noch aus dem Wundern kaum herauskommen.
Wenn man ihn sucht, dann lässt er sich finden
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, auch mitten im Konsumgedöns.
OK im Sommer (also April bis November
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) ist das vielleicht schwierig geworden...auf dem CF, das weiß ich nicht, da gehe ich nie.
Aber in den ruhigeren Monaten, ..-Du ahnst nicht wie oft ich überrascht werde!
Hier nur eins von vielen Details: als ich vor drei Jahren erstmals im Winter zurück lief von Santiago Richtung Frankreich, rannte mir bei Reliegos ein alter Schäfer entgegen, der sogar seine Schafe dafür einen Moment alleinließ, um mich begeistert zu beglückwünschen "Vuelta, vuelta, ya, ya !!!" Sowas! Mir kamen die Tränen...
Und sehr oft sagen Leute in großen Städten leise im Vorbeigehen mindestens noch "buen Camino" und mehr. Wenn man den Weg verfehlt (was bei mir manchmal Absicht ist), ruft immer noch irgendwer eine Warnung...etc.
Aber es gibt auch viele Überraschungen seitens der Pilger. Unglaubliche, phantastische und sehr berührende Momente.
Und ok, die Leute, die einfach nur konsumieren wollen, nur billig unterwegs sein wollen, saufen was geht, die Nächte durchdaddeln etc., die erleben vielleicht auch nicht, was der Weg zu bieten hätte. Ja immer noch. Ich versuche auf meinen Caminos, ganz absichtslos und nur wenn es sich ergibt, Menschen dazu einzuladen, sich dem Weg mehr anzuvertrauen.
Selbst reise ich einfachst, mit Zelt und Kocher (ja auch im Winter), weil ich mir bei meinen langen Wegen auch die billigen Herbergen nicht jede Nacht leisten kann und auch weil ich es liebe, zwischendurch allein draussen zu sein, in der Nacht. Auch ist es für mich ein fast unerträglicher Streß in den Herbergen, mit den vielen Smartphones, WLAN u.s.w. Eine extreme Unruhe, wenn man elektrosensibel ist....auch so eine Veränderung...seufz....
Na dir dann mal eine gute Erbeerernte im Februar....
Herzlich grüßt Simone