Lieber Fred Mario,
ein paar versöhnliche Worte von meiner Seite aus.
Ich schätze Dich und Deine Pilgerberichte seit vielen Jahren. Und glaube, dass wir beide uns zwischenmenschlich trefflich verstehen würden, wenn wir uns bei einem Glas Primitivo einnmal kennenlernen und zusammensetzen würden. Denn im Grunde teilen wir eine Reihe argumentativer Gemeinsamkeiten und Interessen:
Vom großartigen Pasolini (ich erinnere mich an unseren schönen Kunst-Austausch zu den
"Die 120 Tagen von Sodom" hier im Forum, den Du dann leider bei Deinem Ausstieg auch weg-fragmentiert hast) - bis hin zur Rücksichtnahme auf historische Orte (z.T. des Grauens), die es auf dem Weg zu berücksichtigen gilt: Von den Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges in Frankreich (2016) bis zum Kriegsfriedhof auf dem Pasubio (2022) baue auch ich sie sehr bewusst in meine Wege ein.
Und ins Spello war ich im Sommer 2024 einmal, auf dem Franziskusweg von Florenz nach Rom.
Ja, es war gut gefüllt. Aber geradezu erholsam und nicht nicht so grauenhaft zugestopft, überteuert und kommerziell hyper-zynisch wie das benachbarte Assisi:
- - das wiederum noch voller geworden ist, seit der dortige Bischof den Pilger-Tourismus über den Carlo-Acutis-Kult
bewusst und willentlich noch weiter angekurbelt hat: Die Leiche des armen Knaben wird dort neuerdings als Silikon-Puppe distribuiert, gerade WEIL man die bis dahin unbedeutende Kirche Santa Maria Maggiore pilger-touristisch wiederbeleben wollte.
Mir kam, um es lutherisch auszudrücken, das kalte Kotzen. Lasst den armen Jungen doch bitte in Frieden ruhen! Aber nein:
Und nächstes Jahr sollen dann vorübergehend auch noch die Knochen des Franz von Assisi in einen Schneewittchensarg überführt werden, um noch mehr Pilger*innen zu generieren. Sowas ekelt mich an - gerade als evangelischer Pfarrer im Nachklang des Reformationstages. Dazu stehe ich.
Aber was mich noch mehr anekelt, ist KI.
Sie lässt sich aus unserer zukünftigen Welt nicht mehr verbannen. Und ich gebe zu, dass ich sie selber gerne kreativ nutze und befrage - dann aber vor allem humorvoll-parodistisch. Oder taktisch: Letzte Woche habe ich meine alte katholische Mutter als Pilgerbegleiter nach Fátima geführt, und da hat mir die Google-KI geholfen, die besten Restaurants zu finden. Das war toll.
Hier im Forum aber finde ich es grauenvoll, wenn sie als Beleg, Fußnote oder sogar Textmaterial verwendet wird.
Habe das vor zweieinhalb Jahren schonmal problematisiert.
Lass uns doch bitte gemeinsam versuchen, das zu lassen, solange es noch geht. Und lieber einen analogen Primitivo anpeilen, wenn Dich Deine Reisen mal in den Raum Rosenheim führen.
Pace e bene,
Matthias