Ja, es stört mich vieles am Verhalten anderer. Manches finde ich sogar extrem respektlos, unachtsam, gar völlig inakzeptabel.
Aber:
Die Wahrnehmung ist da tatsächlich je nach Kultur sehr verschieden.
Da wo ich koche vor Ärger, weil mich das Gequatsche im Schlafsaal am Schlaf hindert, fühlen sich andere damit erst wohl, geborgen und in Sicherheit. Je mehr "Leben" um sie herum, desto lieber.
Das ist nur ein Beispiel für viele Aufreg-Situationen.
Manche können unsere Empfindlichkeiten überhaupt nicht nachvollziehen. Und wir sind dann empört und denken "wie kann man nur!". Aber bin ich die Norm und das Zentrum des Interesses?
Vielleicht trete ich unbewusst mit manchem was für mich selbstverständlich ist, anderen total auf den Schlips?
Bei Franzosen weiß ich z.b., dass für sie direkte, persönliche Fragen unglaublich respektlos rüberkommen können und sie empören sich oft sehr darüber, ziehen sich ganz zurück und ich hab dann keine Ahnung warum und was los ist, denn für Deutsche ist das typisch und normal.
Auch nur ein Beispiel.
Also der Camino kann ein phantastisches Feld sein, um zu lernen, feste Vorstellungen wie etwas zu sein hat, ein Stück loszulassen.
Dann ist der kleine aber feine Unterschied, dass mich das Verhalten anderer zwar immer noch stört und das manchmal bis zum Anschlag, aber ohne mich zu empören über die bösen Ignoranten. Ich stelle dann einfach nur fest, dass meine Nerven vibrieren



Und ok, es gibt Grenzen.
Müll in die Landschaft werfen oder Haustüren bekritzeln, Inventar beschädigen, Sachen stehlen, offene Aggressivität, penetrante Anmache u.s.w. fallen nicht in die Kategorie kulturelle Eigenheiten, die ich als solche erkennen und akzeptieren lernen kann. Wenn mir sowas begegnet, werde ich rabiat