Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
Re: Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
War eigentlich halb so wild. Der weg ist breit genug. Anstrengend ist es natürlich. Und man braucht Kondition. Augen auf den weg (und nicht in die Landschaft beim laufen!), auf sicheren stand achten und dann lässt sich auch diese Etappe gut bewältigen. Dauert halt etwas länger - 4h für 10km...
Jetzt noch 11km bis zum heutigen Bett.
Jetzt noch 11km bis zum heutigen Bett.
Buen Camino und ultreya!
Re: Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
Puh, danke für Dein Lebenszeichen, nun bin ich beruhigt. Der Weg wurde dann wohl inzwischen tatsächlich verbreitert 
There is a crack, a crack in everything
That′s how the light gets in
Leonard Cohen
That′s how the light gets in
Leonard Cohen
Re: Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
Hallo zusammen, Guten Abend,
heute mal relativ spät und kurz. Ich bin echt breit heute: 29km und 1500 Höhenmeter schlauchen unheimlich.
Los ging es heute morgen um acht nach einem wirklich feinen Frühstück (mit richtigen Kaffepötten!) in Brunnen auf dem Bauernhof. Die Nacht im Stroh war wirklich toll, weil das Stroh locker auf den Ballen lag und nicht so flach gequetscht war. So hat man sich eine richtig schöne Kuhle ins Stroh gelegen und lag wie in einem Kokon...
Der erste Weg war relativ kurz - es ging nur bis zum Dampfer. Der setzte uns (mittlerweile waren wir fünf Pilger) schnell zum anderen Ufer über. Die Stimmung durch den Regen war wirklich fantastisch. Ich habe nur fotografiert...
Die eigentliche Tour ging dann gegenüber in Treib los. Und als erstes wurden wir natürlich den Berg hoch getrieben... Zunächst Asphalt, dann quer über die Alm und dann in den Wald rein. In der Schweiz bedeutet das: Asphalt ist flach ist 20% Steigung. Alm ist leicht hügelig ist 40% Steigung. Wald ist dann etwas steiler und bis 100 und mehr % Steigung.
Zum Glück war der Weg im Wald eigentlich immer mehr wie 50cm breit (aus der sächsischen Schweiz kenne ich DEUTLICH schmalere Wege) und beidseitig mit Bäumen bestanden - sollte man abstürzen, dann meist nur ein paar Meter bis zum nächsten Baum und nicht 250m tief bis in den See. Auch das ist in der sächsischen Schweiz oft anders. Und an den ganz kritischen Stellen war dann auch Geländer aufgestellt. Trotzdem musste man permanent die Augen am Boden haben - der Weg war ziemlich ausgewaschen und auf dem lockeren Schotter... Irgendwann war ich dann endlich oben auf ca. 750m und wurde in Emmetten mit einer ganzen Anzahl an kleinen Kapellen belohnt.
Müßig zu erwähnen, dass die anderen mir schon auf der Asphalt-Strecke davon geeilt sind. Nur die beiden franz. Schweizer haben sich mehrfach verlaufen und ließen sich dann von mir den Weg zeigen.
Leider ging es dann noch steiler wieder runter wie rauf. 250m auf 750m Weg. Kein Spaß. Trotz Stufen. Die waren nämlich fast alle höher als normal. Meist so zwischen 30 und 40cm. Ein Traum für die Knie, trotz Stöcke beidseits.
Unten am See kam dann leider ziemlicher Wind auf. War bissel frisch - die Surfer hat es natürlich trotzdem gefreut. Am Ufer entlang immer HINTER den Millionärsvillen war natürlich so toll - aber eine alte Kapelle wurde stehen gelassen und davor standen sogar zwei Holzbänke (ansonsten gab es dort nur "sitzfeindliche" Metallbänke, wer die aufstellt sollte mindestens 3 Stunden daran festgekettet werden. Erst im Sommer und dann im Winter!). Perfekt für meine Mittagspause. Käse von der Alm Haggenegg gestern und Brot vom Frühstück.
Dann ging es leicht berrgauf dem heutigen Ziel entgegen. Auch wieder vorbei an einigen Kapellen und Kirchen. Teilweise richtig idyllisch. Und alle offen. Wenn auch nicht alle über entsprechende Stempel verfügten - 7 Stempel habe ich heute alleine gefunden. Ich glaub, ich brauch noch mehr Ausweise für den kompletten Weg. Der zweite wird auch schon langsam voll.
Hier in Stans gab es dann zwar keinen See zu sehen - dafür wieder richtig hohe Berge mit Schnee obendrauf. Und unten im Tal den wunderbar türkisen Aawasser-Bach (schreibt sich wirklich so). Eigentlich schon fast ein kleiner Fluß. Vermutlich wegen dem vielen Regen die letzte Zeit.
In Stans gibts mehr typisch schweizer Häuser zu sehen als in Schwyz. So der Eindruck beim Weg zur heutigen Herberge. Kirchen gibts hier allein 6 Stück. Und die beiden Leipziger habe ich auch schon kurz getroffen - die setzen ab hier ihren Weg fort (deswegen habe ich die auch vorher noch nicht gesehen), hatten letztes Jahr hier aufgehört.
So, jetzt wirds langsam kühl im Garten. Wird auch Zeit, Feierabend zu machen.
Bis morgen!
Stans

Oberdorf


Aawasser



Kapelle St. Anna

Loreto-Kapelle

Riedli-Kapelle

Kapelle St. Anna in Beckenried

Heiligkreuz Kapelle








Blauer Himmel wäre langweilig

heute mal relativ spät und kurz. Ich bin echt breit heute: 29km und 1500 Höhenmeter schlauchen unheimlich.
Los ging es heute morgen um acht nach einem wirklich feinen Frühstück (mit richtigen Kaffepötten!) in Brunnen auf dem Bauernhof. Die Nacht im Stroh war wirklich toll, weil das Stroh locker auf den Ballen lag und nicht so flach gequetscht war. So hat man sich eine richtig schöne Kuhle ins Stroh gelegen und lag wie in einem Kokon...
Der erste Weg war relativ kurz - es ging nur bis zum Dampfer. Der setzte uns (mittlerweile waren wir fünf Pilger) schnell zum anderen Ufer über. Die Stimmung durch den Regen war wirklich fantastisch. Ich habe nur fotografiert...
Die eigentliche Tour ging dann gegenüber in Treib los. Und als erstes wurden wir natürlich den Berg hoch getrieben... Zunächst Asphalt, dann quer über die Alm und dann in den Wald rein. In der Schweiz bedeutet das: Asphalt ist flach ist 20% Steigung. Alm ist leicht hügelig ist 40% Steigung. Wald ist dann etwas steiler und bis 100 und mehr % Steigung.
Zum Glück war der Weg im Wald eigentlich immer mehr wie 50cm breit (aus der sächsischen Schweiz kenne ich DEUTLICH schmalere Wege) und beidseitig mit Bäumen bestanden - sollte man abstürzen, dann meist nur ein paar Meter bis zum nächsten Baum und nicht 250m tief bis in den See. Auch das ist in der sächsischen Schweiz oft anders. Und an den ganz kritischen Stellen war dann auch Geländer aufgestellt. Trotzdem musste man permanent die Augen am Boden haben - der Weg war ziemlich ausgewaschen und auf dem lockeren Schotter... Irgendwann war ich dann endlich oben auf ca. 750m und wurde in Emmetten mit einer ganzen Anzahl an kleinen Kapellen belohnt.
Müßig zu erwähnen, dass die anderen mir schon auf der Asphalt-Strecke davon geeilt sind. Nur die beiden franz. Schweizer haben sich mehrfach verlaufen und ließen sich dann von mir den Weg zeigen.
Leider ging es dann noch steiler wieder runter wie rauf. 250m auf 750m Weg. Kein Spaß. Trotz Stufen. Die waren nämlich fast alle höher als normal. Meist so zwischen 30 und 40cm. Ein Traum für die Knie, trotz Stöcke beidseits.
Unten am See kam dann leider ziemlicher Wind auf. War bissel frisch - die Surfer hat es natürlich trotzdem gefreut. Am Ufer entlang immer HINTER den Millionärsvillen war natürlich so toll - aber eine alte Kapelle wurde stehen gelassen und davor standen sogar zwei Holzbänke (ansonsten gab es dort nur "sitzfeindliche" Metallbänke, wer die aufstellt sollte mindestens 3 Stunden daran festgekettet werden. Erst im Sommer und dann im Winter!). Perfekt für meine Mittagspause. Käse von der Alm Haggenegg gestern und Brot vom Frühstück.
Dann ging es leicht berrgauf dem heutigen Ziel entgegen. Auch wieder vorbei an einigen Kapellen und Kirchen. Teilweise richtig idyllisch. Und alle offen. Wenn auch nicht alle über entsprechende Stempel verfügten - 7 Stempel habe ich heute alleine gefunden. Ich glaub, ich brauch noch mehr Ausweise für den kompletten Weg. Der zweite wird auch schon langsam voll.
Hier in Stans gab es dann zwar keinen See zu sehen - dafür wieder richtig hohe Berge mit Schnee obendrauf. Und unten im Tal den wunderbar türkisen Aawasser-Bach (schreibt sich wirklich so). Eigentlich schon fast ein kleiner Fluß. Vermutlich wegen dem vielen Regen die letzte Zeit.
In Stans gibts mehr typisch schweizer Häuser zu sehen als in Schwyz. So der Eindruck beim Weg zur heutigen Herberge. Kirchen gibts hier allein 6 Stück. Und die beiden Leipziger habe ich auch schon kurz getroffen - die setzen ab hier ihren Weg fort (deswegen habe ich die auch vorher noch nicht gesehen), hatten letztes Jahr hier aufgehört.
So, jetzt wirds langsam kühl im Garten. Wird auch Zeit, Feierabend zu machen.
Bis morgen!
Stans

Oberdorf


Aawasser



Kapelle St. Anna

Loreto-Kapelle

Riedli-Kapelle

Kapelle St. Anna in Beckenried

Heiligkreuz Kapelle








Blauer Himmel wäre langweilig

Buen Camino und ultreya!
- Pilger Franz
- Beiträge: 903
- Registriert: 13. Okt 2019, 15:59
- Wohnort: Freiburg i. Br.
- Kontaktdaten:
Re: Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
Ronny1976 hat geschrieben: ↑8. Jun 2025, 20:26 Wenn auch nicht alle über entsprechende Stempel verfügten - 7 Stempel habe ich heute alleine gefunden. Ich glaub, ich brauch noch mehr Ausweise für den kompletten Weg. Der zweite wird auch schon langsam voll.
Hi Ronny 1976, du weißt aber schon, dass du einen vorhandenen Pilgerpass selbst beliebig erweitern kannst, mit entsprechendem Papier drangeklebt.
BC
Franz
Franz
Re: Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
ich habe leider weder Papier noch Klebeband mit...
Ich frage mal in Brienzwilen in der Herberge nach entsprechendem "Bastel-Material". Da mache ich sowieso erstmal einen Pausentag. Ansonsten muss ich dann vermutlich in Frankreich zusätzlich(e) Ausweise kaufen. Sollte halt das "Original" sein.
Ich frage mal in Brienzwilen in der Herberge nach entsprechendem "Bastel-Material". Da mache ich sowieso erstmal einen Pausentag. Ansonsten muss ich dann vermutlich in Frankreich zusätzlich(e) Ausweise kaufen. Sollte halt das "Original" sein.
Buen Camino und ultreya!
Re: Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
Hallo ihr lieben,
hier ist wieder die abendliche Stimme aus der Schweiz.
Heute mal etwas ganz ausßergewöhnliches: Am Himmel war so ein komisches gelbes Ding. Und der Himmel sah heute auch gar nicht grau aus sondern blau. Kannte ich noch gar nicht von hier...
Der Reihe nach:
Es ging heute wieder erst ziemlich spät los - das Frühstück musste zelebriert werden. Auch heute wieder mit Müsli, frischen Erdbeeren, Brot, Wurst, Käse, Marmelade, Kaffee und O-Saft. Ja, so hart und entbehrungsreich ist das Pilgerleben! Ihr habt gar keine Vorstellungen, was ich alles erleiden muss...
Um neun war ich dann endlich auf der Piste und ließ Stans hinter mir. Die beiden Leipziger kamen nach - hatten mich aber dann schon 15min später ein- und überholt. Die wollten heute noch nach Giswil laufen. Meine morgige Etappe von hier aus... Die Aussichten waren schon am morgen ziemlich fantastisch und ich bin gleich in kurzen Hosen und T-Shirt los. War zwar noch etwas frisch, es ging aber auch gleich mal wieder bergauf.
Die erste Kapelle (Knirikapelle) ließ nich lange auf sich warten und war auch schon offen. Leider stempellos - ein Schiksal, was mich heute den ganzen Tag begleiten sollte.
Es ging heute eigentlich den ganzen Tag über Almen. Und heute knatterte es überall - es ist Heu-Wetter angemeldet die nächsten Tage. Das lässt sich hier natürlich keiner 3x sagen und überall fuhren die Traktoren und Balkenmäher. Umso steiler, desto breiter wurden die Räder. Zum Schluß waren diese dann fast einen Meter breit und mit Spikes bewährt um die Hänge mit 100% Steigung zu bewältigen.
Der einzigste größere Ort heute war St. Jakob - dort gab es eine St.Jakobs-Kirche (logisch) und Pilger-Gebäck gegen Spende. Ein Tütchen hab ich mir auch mitgenommen. In der Kirche gabelte mich dann auch das Ulmer Pärchen wieder auf und wir liefen 1-2km zusammen.
Die Mittagspause verbrachte ich vor der Mei-Kapelle. Zunächst alleine - bis dann ein junger Stuttgarter (Leons Alter) auch dort vorbeikam und Mittag machte.Erst haben wir noch bissel gequatscht, dann wurde mir aber zu kühl im Schatten und ich bin weiter gezogen.
Kurz vor Flueli-Ranft ging es dann los und die Kapellen-Dichte erhöhte sich schlagartig:
Kapelle St. Anton
Kapelle Bethanien
St. Nicklausen
Müsli-Kapelle (wirklich!)
untere Ranft-Kapelle
obere Ranft-Kapelle mit Zelle von Bruder Klaus
St Karl Borromäus
Ich hoffe, ich habe keine vergessen. Leider kein Stempel. In keiner einzigen.
Dann habe ich erstmal die heutige Unterkunft aufgesucht, mittlerweile war es fast 17 Uhr, und danach noch das Wohnhaus von Bruder Klaus besichtigt. Hier im Ort war heute aufgrund des Feiertages und vor allem des Wetters ziemlich viel los. Umso steiler aber die Auf- und Abstiege zu den Kapellen waren, umso einsamer war es dann auch dort...
Hier mal noch was zur Geschichte von Bruder Klaus, sowas wie der schweizer National-Heilige: Bruder Klaus
Jetzt gehts erstmal essen. Die Wäsche ist auch schon durch. Genau wie ich - zum Glück habe ich morgen nur eine kurze Etappe. Und es geht am See entlang. Da könnte ich ja sogar...
Bis morgen!
St Karl Borromäus

Wohnhaus Bruder Klaus


Ranft-Kapelle mit Zelle




Untere Ranft-Kapelle

Müsli-Kapelle


St. Niklausen



St. Anton

Mei-Kapelle

St. Jakob




Stans im Morgenlicht

Knirikapelle

hier ist wieder die abendliche Stimme aus der Schweiz.
Heute mal etwas ganz ausßergewöhnliches: Am Himmel war so ein komisches gelbes Ding. Und der Himmel sah heute auch gar nicht grau aus sondern blau. Kannte ich noch gar nicht von hier...
Der Reihe nach:
Es ging heute wieder erst ziemlich spät los - das Frühstück musste zelebriert werden. Auch heute wieder mit Müsli, frischen Erdbeeren, Brot, Wurst, Käse, Marmelade, Kaffee und O-Saft. Ja, so hart und entbehrungsreich ist das Pilgerleben! Ihr habt gar keine Vorstellungen, was ich alles erleiden muss...
Um neun war ich dann endlich auf der Piste und ließ Stans hinter mir. Die beiden Leipziger kamen nach - hatten mich aber dann schon 15min später ein- und überholt. Die wollten heute noch nach Giswil laufen. Meine morgige Etappe von hier aus... Die Aussichten waren schon am morgen ziemlich fantastisch und ich bin gleich in kurzen Hosen und T-Shirt los. War zwar noch etwas frisch, es ging aber auch gleich mal wieder bergauf.
Die erste Kapelle (Knirikapelle) ließ nich lange auf sich warten und war auch schon offen. Leider stempellos - ein Schiksal, was mich heute den ganzen Tag begleiten sollte.
Es ging heute eigentlich den ganzen Tag über Almen. Und heute knatterte es überall - es ist Heu-Wetter angemeldet die nächsten Tage. Das lässt sich hier natürlich keiner 3x sagen und überall fuhren die Traktoren und Balkenmäher. Umso steiler, desto breiter wurden die Räder. Zum Schluß waren diese dann fast einen Meter breit und mit Spikes bewährt um die Hänge mit 100% Steigung zu bewältigen.
Der einzigste größere Ort heute war St. Jakob - dort gab es eine St.Jakobs-Kirche (logisch) und Pilger-Gebäck gegen Spende. Ein Tütchen hab ich mir auch mitgenommen. In der Kirche gabelte mich dann auch das Ulmer Pärchen wieder auf und wir liefen 1-2km zusammen.
Die Mittagspause verbrachte ich vor der Mei-Kapelle. Zunächst alleine - bis dann ein junger Stuttgarter (Leons Alter) auch dort vorbeikam und Mittag machte.Erst haben wir noch bissel gequatscht, dann wurde mir aber zu kühl im Schatten und ich bin weiter gezogen.
Kurz vor Flueli-Ranft ging es dann los und die Kapellen-Dichte erhöhte sich schlagartig:
Kapelle St. Anton
Kapelle Bethanien
St. Nicklausen
Müsli-Kapelle (wirklich!)
untere Ranft-Kapelle
obere Ranft-Kapelle mit Zelle von Bruder Klaus
St Karl Borromäus
Ich hoffe, ich habe keine vergessen. Leider kein Stempel. In keiner einzigen.
Dann habe ich erstmal die heutige Unterkunft aufgesucht, mittlerweile war es fast 17 Uhr, und danach noch das Wohnhaus von Bruder Klaus besichtigt. Hier im Ort war heute aufgrund des Feiertages und vor allem des Wetters ziemlich viel los. Umso steiler aber die Auf- und Abstiege zu den Kapellen waren, umso einsamer war es dann auch dort...
Hier mal noch was zur Geschichte von Bruder Klaus, sowas wie der schweizer National-Heilige: Bruder Klaus
Jetzt gehts erstmal essen. Die Wäsche ist auch schon durch. Genau wie ich - zum Glück habe ich morgen nur eine kurze Etappe. Und es geht am See entlang. Da könnte ich ja sogar...
Bis morgen!
St Karl Borromäus

Wohnhaus Bruder Klaus


Ranft-Kapelle mit Zelle




Untere Ranft-Kapelle

Müsli-Kapelle


St. Niklausen



St. Anton

Mei-Kapelle

St. Jakob




Stans im Morgenlicht

Knirikapelle

Buen Camino und ultreya!
Re: Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
Die Statisik meint übrigens:
Tag 50 der nach oben offenen...
1.201.002 Schritte
960,75km
Stand gestern Abend.
Heute sind nochmal 24.000 Schritte und 19km dazu gekommen.
Tag 50 der nach oben offenen...
1.201.002 Schritte
960,75km
Stand gestern Abend.
Heute sind nochmal 24.000 Schritte und 19km dazu gekommen.
Buen Camino und ultreya!
Re: Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
Guten Abend zusammen,
ich schäme mich fast: heute waren es wieder nur 9,86km. Ob ich noch eine Runde um die Herberge drehe damit es wenigstens 10km werden? Oder zählt es auch, wenn man geschwommen ist? Aber der Reihe nach:
Das Frühstück im Tagungshotel "Zentrum Ranft" war ganz gut und ich hab mich auch nicht lumpen lassen. Müsli, Brot, Marmelade, Wurst, Käse, O-Saft und vor allem Kaffee. Mitgenommen habe ich heute nur etwas Obst.
Aus Flueli heraus war es noch mal richtig idyllisch mit besten Aussichten auf den zurückgelegten Weg und die heutige Etappe. Und gar nicht mal so anstrengend. Es ging meist schön parallel zum Berg und nicht so oft hoch und runter.
Erst in Sachseln musste ich dann runter ins Tal. Dort wartete noch die Grabeskapelle von Bruder Klaus und die Stadtkirche St.Theodul auf mich. Die Kapelle war dabei richtig schön schlicht gehalten. Genau mein Geschmack.
Danach war ich dann noch einkaufen. Die Vorräte waren doch ziemlich erschöpft. Und Nervennahrung in Form von Gummimänneln brauchte es auch wieder.
Mittlerweile war es dann schon Mittag - genau richtig für ein Bad im Sarnersee und eine kleine Mittagspause. Mit dem Mittagsbuzz wollte es leider nicht so richtig klappen. Die Bahnlinie war einfach zu nah am Ufer.
Weiter ging es dann immer schön am See entlang - und das habe ich dann auch noch 3-4 mal ausgenutzt um zu baden. War doch ganz schön warm geworden.
Die letzten Kilometer nach Giswil, dem heutigen Bett, musste ich dann leider ohne See hinter mich bringen. Dafür wartete dann hier eine schöne Dusche und kühle Räume auf mich.
Jetzt gibts erstmal Abendbrot aus dem Rucksack und dann schauen wir mal. Zwei weitere Pilger kommen heute Abend noch aus Stans. Die meisten laufen die 25km gleich durch. Für mich wäre das nnichts - bleibt sonst ja keine Zeit für die ganzen Kapellen und Wirkungsstätten von Bruder Klaus... Sylvia und Rainer, die beiden Leipziger von vorgestern, haben es ja auch so gemacht und waren letzte Nacht schon hier und haben mich "angekündigt".
Es ist doch irgendwie etwas anderes, wenn man "nur" Urlaubspilgern betreibt. Man nimmt sich deutlich weniger Zeit für die Dinge links und rechts am Wegesrand.
Getroffen habe ich heute niemanden weiter - auch kein Wunder, wenn man mehr auf der Liegewiese und im Wasser herumlümmelt, als sich auf der Piste abzumühen.
Ach, was mir noch aufgefallen ist: In der Schweiz scheint es keine Zecken zu geben. In Deutschland habe ich an manchen Tagen 2-3 Zecken von mir abgesammelt. Hier noch keine einzige. Von daher: Autan gegen Zecken zu verkaufen. Noch fast voll. Bei Interesse kostengünstig an Selbstabholer abzugeben...
Ach. Meine Lieblingsbeschäftigung die letzten Wochen nähert sich langsam dem Ende: Theresa von "einfach los" ist mittlerweile schon 100km vor Santiago. Noch 3-4 Folgen, dann muss ich mir einen neuen Podcast suchen den ich anhöre wenns mal wieder über Asphaltstrecken oder neben Straßen her geht. Irgendwie schade, dass sie "schon" am Ziel ist.
www.theresa-seiter.de
Jetzt aber: bis morgen!


Geburtshaus Bruder Klaus





Garbkapelle Bruder Klaus


Suchtpotenzial: Dinkelkekse mit Schokolade

viele kleine Ronnys


Grabkapelle und Stadtkirche Sachseln

ich schäme mich fast: heute waren es wieder nur 9,86km. Ob ich noch eine Runde um die Herberge drehe damit es wenigstens 10km werden? Oder zählt es auch, wenn man geschwommen ist? Aber der Reihe nach:
Das Frühstück im Tagungshotel "Zentrum Ranft" war ganz gut und ich hab mich auch nicht lumpen lassen. Müsli, Brot, Marmelade, Wurst, Käse, O-Saft und vor allem Kaffee. Mitgenommen habe ich heute nur etwas Obst.
Aus Flueli heraus war es noch mal richtig idyllisch mit besten Aussichten auf den zurückgelegten Weg und die heutige Etappe. Und gar nicht mal so anstrengend. Es ging meist schön parallel zum Berg und nicht so oft hoch und runter.
Erst in Sachseln musste ich dann runter ins Tal. Dort wartete noch die Grabeskapelle von Bruder Klaus und die Stadtkirche St.Theodul auf mich. Die Kapelle war dabei richtig schön schlicht gehalten. Genau mein Geschmack.
Danach war ich dann noch einkaufen. Die Vorräte waren doch ziemlich erschöpft. Und Nervennahrung in Form von Gummimänneln brauchte es auch wieder.
Mittlerweile war es dann schon Mittag - genau richtig für ein Bad im Sarnersee und eine kleine Mittagspause. Mit dem Mittagsbuzz wollte es leider nicht so richtig klappen. Die Bahnlinie war einfach zu nah am Ufer.
Weiter ging es dann immer schön am See entlang - und das habe ich dann auch noch 3-4 mal ausgenutzt um zu baden. War doch ganz schön warm geworden.
Die letzten Kilometer nach Giswil, dem heutigen Bett, musste ich dann leider ohne See hinter mich bringen. Dafür wartete dann hier eine schöne Dusche und kühle Räume auf mich.
Jetzt gibts erstmal Abendbrot aus dem Rucksack und dann schauen wir mal. Zwei weitere Pilger kommen heute Abend noch aus Stans. Die meisten laufen die 25km gleich durch. Für mich wäre das nnichts - bleibt sonst ja keine Zeit für die ganzen Kapellen und Wirkungsstätten von Bruder Klaus... Sylvia und Rainer, die beiden Leipziger von vorgestern, haben es ja auch so gemacht und waren letzte Nacht schon hier und haben mich "angekündigt".
Es ist doch irgendwie etwas anderes, wenn man "nur" Urlaubspilgern betreibt. Man nimmt sich deutlich weniger Zeit für die Dinge links und rechts am Wegesrand.
Getroffen habe ich heute niemanden weiter - auch kein Wunder, wenn man mehr auf der Liegewiese und im Wasser herumlümmelt, als sich auf der Piste abzumühen.
Ach, was mir noch aufgefallen ist: In der Schweiz scheint es keine Zecken zu geben. In Deutschland habe ich an manchen Tagen 2-3 Zecken von mir abgesammelt. Hier noch keine einzige. Von daher: Autan gegen Zecken zu verkaufen. Noch fast voll. Bei Interesse kostengünstig an Selbstabholer abzugeben...
Ach. Meine Lieblingsbeschäftigung die letzten Wochen nähert sich langsam dem Ende: Theresa von "einfach los" ist mittlerweile schon 100km vor Santiago. Noch 3-4 Folgen, dann muss ich mir einen neuen Podcast suchen den ich anhöre wenns mal wieder über Asphaltstrecken oder neben Straßen her geht. Irgendwie schade, dass sie "schon" am Ziel ist.
www.theresa-seiter.de
Jetzt aber: bis morgen!


Geburtshaus Bruder Klaus





Garbkapelle Bruder Klaus


Suchtpotenzial: Dinkelkekse mit Schokolade

viele kleine Ronnys


Grabkapelle und Stadtkirche Sachseln

Zuletzt geändert von Ronny1976 am 10. Jun 2025, 18:41, insgesamt 1-mal geändert.
Buen Camino und ultreya!
Re: Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
Sieht alles so ... super aufgeräumt aus. Na, Schweiz halt.
Schöne Bilder ...
Danke
Schöne Bilder ...
Danke
Re: Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
Finde ich tatsächlich klasse. An jeder ecke steht ein Mülleimer. Der auch geleert wird.
Und an jeder zweiten ecke findest du ein offenes und kostenloses WC. Selbst im Wald bei den grillplätzen stehen Kompost-Toiletten.
Wenn wir Deutschen unsere Arroganz ablegen würden, könnten wir von anderen viel lernen...
Und an jeder zweiten ecke findest du ein offenes und kostenloses WC. Selbst im Wald bei den grillplätzen stehen Kompost-Toiletten.
Wenn wir Deutschen unsere Arroganz ablegen würden, könnten wir von anderen viel lernen...
Buen Camino und ultreya!
Re: Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
freue dich, ist in Frankreich genauso, sogar Pilgertoiletten im Wald, kein Müll, viele Rastplätze
buen camino angel
buen camino angel
Re: Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
Man traut sich gar nicht, etwas wegzuwerfen. Selbst beim Apfelgriebs hab ich ein schlechtes gewissen...
Buen Camino und ultreya!
Re: Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
Vielen Dank für die Berichte und die Bilder sind (wie immer) erste Klasse!
Re: Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
Hallo zusammen,
heute nur ganz kurz. Ist gerade etwas emotional...
Bereits heute morgen habe ich mich etwas mit den Herbergseltern verquatscht.
Der Weg war dann auch unfassbar schön heute. Leider auch anstrengend.
Dann ist heute noch meine 1000km-Marke gefallen.
Und zu guter Letzt bin ich in der Herberge in Brienswilen angekommen und absolut perfekt (gerade heute) empfangen worden.
Mehr vielleicht morgen - endlich ein Pausentag.
Gute Nacht!
Brüning-Pass (Saum-Weg)







1000km-Marke Kapelle St Beatus Obsee


Badestelle Nummer 2

Obsee

Giswil (Startpunkt heute)

Brüning-Pass

Badestelle Nummer 1

Kapelle Bürglen


heute nur ganz kurz. Ist gerade etwas emotional...
Bereits heute morgen habe ich mich etwas mit den Herbergseltern verquatscht.
Der Weg war dann auch unfassbar schön heute. Leider auch anstrengend.
Dann ist heute noch meine 1000km-Marke gefallen.
Und zu guter Letzt bin ich in der Herberge in Brienswilen angekommen und absolut perfekt (gerade heute) empfangen worden.
Mehr vielleicht morgen - endlich ein Pausentag.
Gute Nacht!
Brüning-Pass (Saum-Weg)







1000km-Marke Kapelle St Beatus Obsee


Badestelle Nummer 2

Obsee

Giswil (Startpunkt heute)

Brüning-Pass

Badestelle Nummer 1

Kapelle Bürglen


Buen Camino und ultreya!
Re: Mein persönlicher Camino - von Sachsen ans Ende der Welt
Guten Morgen ihr lieben,
gut gestärkt nach einem reichhaltigen Frühstück kann ich hoffentlich etwas besser über den gestrigen Tag berichten.
Der Start in den Tag wurde mir mit einem sehr leckeren Frühstück mit Joghurt, Müsli, Brot usw. versüsst. Dazu gab es ein fast zweistündiges Gespräch mit den Herbergseltern, vor allem mit dem Herbergsvater. Dadurch, dass er auch Handwerker ist, gab es natürlich einige Berührungspunkte.
Für die gestrige Etappe ging es dann fast schon zu spät los - halb zehn stand ich erst auf der Straße. Erster Stopp in einem Musikgeschäft - meine Frage nach einer Speicherkarte konnte der Inhaber sogar positiv beantworten. Verrückt daran: eine 64GB-Micro-SD kostet im schweizer Bergdorf im Urlaubsgebiet 18 Franken - der Gegenwert eines Döner...
Der erste Aufstieg des Tages wartete auf mich: Vorbei an der Baustelle des A8-Tunnels ging es die erste Etappe zum Kaiserstuhl und Lungerer See hinauf. Nur ein Hügel mit 200 Höhenmetern. Und gleich die erste Badestelle am See! Türkisblaues Wasser (ok, etwas frisch), kostenlose Badestelle mit Grill-Hütte und WC, Bänke und Einstieg ins Wasser. So lässt es sich leben. Leider konnte ich nur kurz pausieren, bin ja zu spät los.
Die erste Kapelle des Tages stand in Bürglen. Leider ohne Stempel, aber Zeit für ein kurzes Gebet (war notwendig: es war schon Mittag und der Auf- und Abstieg des Brünig-Saumweges stand noch bevor) war dennoch.
Weiter am See entlang und immer wieder die Aussicht auf das türkisblaue Wasser und im Hintergrund die hohen Berge mit Schnee auf der Spitze.
Zweiter Stopp dann in Lungern. Zuerst neben dem Campingplatz - noch einmal Baden gehen! Danach dann zur Kapelle St.Beatus - und hier (ungefähr) habe ich dann die ersten 1000km meines Weges voll gemacht. Ein absolut überwältigender Moment. Deswegen fiel der Halt in der Kapelle (leider wieder ohne Stempel) etwas länger und feuchter aus. Lag bestimmt nur an der trockenen Luft das die Augen so tränten...
Ich musste dann trotzdem langsam weiter: es war mittlerweile fast schon zwei und der Brünig lag immer noch vor mir. Hoch von 700m auf 1100m und wieder runter auf 750m auf gerade mal 8km Länge versprach kein Zuckerschlecken zu werden. Zumal es mittlerweile hier zum Sommerausbruch gekommen ist...
Hoch ging (abgesehen vom Schweiß, der in Strömen floß) wieder erstaunlich gut. Der Brünig-Saumweg ist der historische Pass-Übergang seit der Steinzeit vor 9000 Jahren. Zumindest legen das entsprechende Funde nahe. Die entsprechende Broschüre lag kostenlos aus und wurde natürlich auch mitgenommen. Zur Lektüre heute am Pausentag. An diesem Weg wurde so zeimlich alles gefunden aus Europa - aus der Steinzeit, Bronzezeit, Römerzeit, Mittelalter. Also unglaublich alt ist dieser Pfad. Irre, dass auch ich meine müden Glieder dort hinauf schleppen darf.
Irgendwann war ich dann oben auf der Passhöhe des Straßenübergangs. Unglaublicher Lärm und Gestank! Autos, Motorräder, WOhnmobile - und dazwischen Radfahrer. Unbegreiflich, wie man in diesem Gestank den Berg hoch strampeln kann...
Zum Glück war der Aufenthalt dort recht kurz (wenige hundert Meter) und danach ging es wieder in den fast unberührten Wald Brääch und Häsli hinein. Eine uralte Alm auf der seit Jahrhunderten jeder Quadratmeter halbwegs ebenes Land durch Entfernung der Steine und Felsbrocken und Aufschichtung zu Bruchsteinmauern dem Berg abgerungen wurde. Heute (vermutlich) Naturschutzgebiet. Zumindest ist dort alles sehr ursprünglich der Wald nahezu im Urwald-Stadium. Man (ich) geht dort oben fest...
Der Abstieg nach Brienzwiler zur Pilgerherberge war dann umso haariger: ausgewaschen in unzähligen oftmals kaum als Weg identifizierbaren Serpentinen ging es unheimlich steil bergab. Ohne meine Stöcke... plötlich überholte mich von hinten in einem Affenzahn eine junge Frau Ende 20 mit einem Baby im Tragetuch! Naja, dachte ich, die Einheimischen...
Irgendwann war auch diese schöne aber auch anstrengende Etappe geschafft und Brienzwiler erreicht. Dieses Dorf ist "Schweiz pur"! Fast alle Häuser sind alte schweizer Blockhäuser - und mittendrin die Pilgerherberge!
Und wen treffe ich dort wieder? Marie, die mich am Berg überholt hat! Diese pilgert mit ihrem Baby (4 Monate alt) immer mal ein paar Tage während ihres Baby-Urlaubs. Und gestern "mal eben" die Etappe Sachseln - Brienzwilen. EIne Etappe, die ich in zwei geteilt habe weil zu anstrengend und zu lang... Total verrückt. Zu meiner Entschuldigung sei angemerkt: Marie hat auch schon den PCT (Pacific Crest Trail) von Mexiko in die Rocky Mountains in einer Saison bewätigt. Ein Weg von knapp 5000km Länge, den man von April bis Oktober gehen muss - von Ende Schnee bis Anfang Schnee. Oder halt in zwei Etappen aufteilt. Was die meisten tun.
Die beiden Hospitaleros aus den Niederlanden haben uns aufgenommen wie Familienmitglieder. Es gab ein Drei-Gang-Pilgermenü zum Abend (mit gaaaanz viel Frischem!!!) und eine von mir gesponserte Flasche Weißwein. Zur Feier meiner ersten 1000km. Und auch hier in der Herberge war wieder ziemlich trockene Luft und die Augen tränten deswegen...
Gegen neun ging es dann todmüde ins Bett. Die kleine Cleo schlief schon seit dem Abendessen in ihrem Taragetuch. Und genauso schnell war ich auch weg...
Ausblick aus der Herberge

morgendliche Eindrücke Brienzwiler



Herberge Brienzwiler



gut gestärkt nach einem reichhaltigen Frühstück kann ich hoffentlich etwas besser über den gestrigen Tag berichten.
Der Start in den Tag wurde mir mit einem sehr leckeren Frühstück mit Joghurt, Müsli, Brot usw. versüsst. Dazu gab es ein fast zweistündiges Gespräch mit den Herbergseltern, vor allem mit dem Herbergsvater. Dadurch, dass er auch Handwerker ist, gab es natürlich einige Berührungspunkte.
Für die gestrige Etappe ging es dann fast schon zu spät los - halb zehn stand ich erst auf der Straße. Erster Stopp in einem Musikgeschäft - meine Frage nach einer Speicherkarte konnte der Inhaber sogar positiv beantworten. Verrückt daran: eine 64GB-Micro-SD kostet im schweizer Bergdorf im Urlaubsgebiet 18 Franken - der Gegenwert eines Döner...
Der erste Aufstieg des Tages wartete auf mich: Vorbei an der Baustelle des A8-Tunnels ging es die erste Etappe zum Kaiserstuhl und Lungerer See hinauf. Nur ein Hügel mit 200 Höhenmetern. Und gleich die erste Badestelle am See! Türkisblaues Wasser (ok, etwas frisch), kostenlose Badestelle mit Grill-Hütte und WC, Bänke und Einstieg ins Wasser. So lässt es sich leben. Leider konnte ich nur kurz pausieren, bin ja zu spät los.
Die erste Kapelle des Tages stand in Bürglen. Leider ohne Stempel, aber Zeit für ein kurzes Gebet (war notwendig: es war schon Mittag und der Auf- und Abstieg des Brünig-Saumweges stand noch bevor) war dennoch.
Weiter am See entlang und immer wieder die Aussicht auf das türkisblaue Wasser und im Hintergrund die hohen Berge mit Schnee auf der Spitze.
Zweiter Stopp dann in Lungern. Zuerst neben dem Campingplatz - noch einmal Baden gehen! Danach dann zur Kapelle St.Beatus - und hier (ungefähr) habe ich dann die ersten 1000km meines Weges voll gemacht. Ein absolut überwältigender Moment. Deswegen fiel der Halt in der Kapelle (leider wieder ohne Stempel) etwas länger und feuchter aus. Lag bestimmt nur an der trockenen Luft das die Augen so tränten...
Ich musste dann trotzdem langsam weiter: es war mittlerweile fast schon zwei und der Brünig lag immer noch vor mir. Hoch von 700m auf 1100m und wieder runter auf 750m auf gerade mal 8km Länge versprach kein Zuckerschlecken zu werden. Zumal es mittlerweile hier zum Sommerausbruch gekommen ist...
Hoch ging (abgesehen vom Schweiß, der in Strömen floß) wieder erstaunlich gut. Der Brünig-Saumweg ist der historische Pass-Übergang seit der Steinzeit vor 9000 Jahren. Zumindest legen das entsprechende Funde nahe. Die entsprechende Broschüre lag kostenlos aus und wurde natürlich auch mitgenommen. Zur Lektüre heute am Pausentag. An diesem Weg wurde so zeimlich alles gefunden aus Europa - aus der Steinzeit, Bronzezeit, Römerzeit, Mittelalter. Also unglaublich alt ist dieser Pfad. Irre, dass auch ich meine müden Glieder dort hinauf schleppen darf.
Irgendwann war ich dann oben auf der Passhöhe des Straßenübergangs. Unglaublicher Lärm und Gestank! Autos, Motorräder, WOhnmobile - und dazwischen Radfahrer. Unbegreiflich, wie man in diesem Gestank den Berg hoch strampeln kann...
Zum Glück war der Aufenthalt dort recht kurz (wenige hundert Meter) und danach ging es wieder in den fast unberührten Wald Brääch und Häsli hinein. Eine uralte Alm auf der seit Jahrhunderten jeder Quadratmeter halbwegs ebenes Land durch Entfernung der Steine und Felsbrocken und Aufschichtung zu Bruchsteinmauern dem Berg abgerungen wurde. Heute (vermutlich) Naturschutzgebiet. Zumindest ist dort alles sehr ursprünglich der Wald nahezu im Urwald-Stadium. Man (ich) geht dort oben fest...
Der Abstieg nach Brienzwiler zur Pilgerherberge war dann umso haariger: ausgewaschen in unzähligen oftmals kaum als Weg identifizierbaren Serpentinen ging es unheimlich steil bergab. Ohne meine Stöcke... plötlich überholte mich von hinten in einem Affenzahn eine junge Frau Ende 20 mit einem Baby im Tragetuch! Naja, dachte ich, die Einheimischen...
Irgendwann war auch diese schöne aber auch anstrengende Etappe geschafft und Brienzwiler erreicht. Dieses Dorf ist "Schweiz pur"! Fast alle Häuser sind alte schweizer Blockhäuser - und mittendrin die Pilgerherberge!
Und wen treffe ich dort wieder? Marie, die mich am Berg überholt hat! Diese pilgert mit ihrem Baby (4 Monate alt) immer mal ein paar Tage während ihres Baby-Urlaubs. Und gestern "mal eben" die Etappe Sachseln - Brienzwilen. EIne Etappe, die ich in zwei geteilt habe weil zu anstrengend und zu lang... Total verrückt. Zu meiner Entschuldigung sei angemerkt: Marie hat auch schon den PCT (Pacific Crest Trail) von Mexiko in die Rocky Mountains in einer Saison bewätigt. Ein Weg von knapp 5000km Länge, den man von April bis Oktober gehen muss - von Ende Schnee bis Anfang Schnee. Oder halt in zwei Etappen aufteilt. Was die meisten tun.
Die beiden Hospitaleros aus den Niederlanden haben uns aufgenommen wie Familienmitglieder. Es gab ein Drei-Gang-Pilgermenü zum Abend (mit gaaaanz viel Frischem!!!) und eine von mir gesponserte Flasche Weißwein. Zur Feier meiner ersten 1000km. Und auch hier in der Herberge war wieder ziemlich trockene Luft und die Augen tränten deswegen...
Gegen neun ging es dann todmüde ins Bett. Die kleine Cleo schlief schon seit dem Abendessen in ihrem Taragetuch. Und genauso schnell war ich auch weg...
Ausblick aus der Herberge

morgendliche Eindrücke Brienzwiler



Herberge Brienzwiler



Buen Camino und ultreya!