Camino de San Salvador - Bericht September 2024

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TimCamino
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Camino de San Salvador - Bericht September 2024

Beitrag von TimCamino »

Liebe Pilgerfreunde,

wir sind Anfang/Mitte September den Camino de San Salvador gelaufen. Ich möchte hier kurz unsere Eindrücke schildern, weil Infos über den San Salvador ja doch etwas rar sind und künftige Pilger vielleicht Nutzen daraus ziehen können. :D

Meine ursprüngliche Planung sah 5 Etappen von León bis Oviedo vor. Da ich aber unbedingt in der Herberge von Bendueños übernachten wollte, wurden es am Ende doch 6 Etappen. Falls jemand eine Idee hat, wie man den San Salvador inkl. Bendueños in 5 Etappen schaffen kann, wäre ich sehr empfänglich dafür. :D

Die 1. Etappe nach La Robla begann für uns in León an einem Sonntag bei strahlendem Sonnenschein. Wie eigentlich fast alle Pilger liefen wir die ersten 7-8 Kilometer nicht gemäß dem offiziellen Weg, sondern direkt am Ufer des río Bernesga - ein sehr schöner Einstieg in den San Salvador. Ich kann keinen Grund erkennen, warum der offizielle Weg so überhaupt noch angeboten wird. Im Laufe des Tages wurde es angenehm warm (etwa 28 Grad), was hervorragend zur typisch spanischen Vegetation und zum Landschaftsbild der 1. Etappe passte: immergrüne Gewächse auf gelb-bräunlichem Boden. La Robla selbst ist nicht unbedingt das, was man einen schönen Ort nennt, und viele Bars hatten entweder gerade oder sogar dauerhaft geschlossen. Aber im Supermarkt haben wir immerhin noch etwas zu essen bekommen. Die kommunale Herberge ist sauber und funktional, am Ende waren alle Betten belegt.

Auf der 2. Etappe nach Poladura entfaltet sich langsam das atemberaubende Bergpanorma des Kantabrischen Gebirges. Wir liefen früh und bei frischen 5 Grad los und waren bald in einer gebirgigen Wildwest-Landschaft. Hinter Buiza kommt dann schnell der Höhepunkt der Etappe, ein spektakulärer Durchbruch des Bergkamms, der tatsächlich mindestens so imposant war, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. :-) Die Herberge in Poladura ist sehr einfach, zudem ist die Nahrungssituation im Ort schwierig: Das (einzige) Restaurant hat montags geschlossen. Wir erwischten aber noch den mobilen Brotverkauf (kommt wohl zwischen 13-15 Uhr), konnten ein paar Äpfel pflücken und einer älteren Dorfbewohnerin Eier abkaufen. Es gab sogar noch etwas San Miguel, weil direkt neben der Herberge gerade das Dorffest aufgebaut wurde und uns das Festkomitee ein paar Bierflaschen verkaufte. Da hat sich der Camino gut um uns gekümmert.

Die 3. Etappe nach Payares ist die Königsetappe. Wir begannen den Aufstieg in dichtem Nebel und machten am Cruz de San Salvador Rast. Kaum hatten wir unsere Rucksäcke abgelegt, kroch die Sonne hinter den Felsen hervor und wir erlebten einen sensationellen Sonnenaufgang: wir am Gipfelkreuz plötzlich ohne Nebel, dafür Wolkenmeer unter uns, hinten scharf konturiert der Bergkamm - atemberaubend. Wir fühlten uns wie Kinder des Glücks, nichts davon hatten wir geplant oder erwartet. Beim Abstieg eine weitere Überraschung: Ab jetzt befindet man sich nämlich in der üppig grünen Vegetation des Nordens. Der abrupte Vegetationswechsel ab dem Puerto de Payares ist wirklich erstaunlich. Für Payares selbst hatten wir wieder Nahrungsmittel-Probleme erwartet, da das Restaurant angeblich dienstags geschlossen hat. Tatsächlich konnten wir aber nach Anruf einen Tisch reservieren. Vorher hatten wir sicherheitshalber auch hier beim mobilen Brotverkauf zugeschlagen (ebenfalls wohl 13-15 Uhr), so dass wir am Ende viel zu viel Nahrung hatten. :-) Die Herberge hat mir gut gefallen, sie hat einen schönen, großen Aufenthaltsraum mit toller Aussicht und sogar einen Snack-Automaten.

Auf der 4. Etappe nach - wie oben erläutert - Bendueños hatten wir uns für die gebirgige Munistiriu-Variante entschieden, statt an der Straße entlang zu gehen. Das war goldrichtig. Der Weg erinnert teilweise an einen Klettersteig und ist mitunter nicht leicht zu gehen, macht aber immer Spaß und bietet herrliche Ausblicke ins Tal. Highlight des Tages war allerdings die Donativo-Herberge von Bendueños (kurz vor Campumanes links 1,5 km steil den Berg hoch), ein echtes Camino-Schmuckstück. Sie hat nur 6 Betten und eine Klappcouch für Notfälle, dafür aber drinnen und draußen reichlich Platz und vor allem die unglaublich herzliche Hospitalera Sandra. Wir verbrachten hier einen wunderbaren Abend und ich glaube, am nächsten Morgen sind alle mit Wehmut gegangen. Übrigens vermute ich, dass der Camino de San Salvador früher direkt an Bendueños vorbeiführte, dann neben der Herberge steht eine angesichts des kleinen Ortes überraschend große Kapelle.

Die 5. Etappe nach Mieres war leider ein Totalausfall. Der Weg führt fast die ganze Zeit entlang der Autobahn, streckenweise ist er sogar nur wenige Meter von der Fahrbahn entfernt. Die ganze Zeit Autogeräusche, dazu permanent Starkregen - ein Tag, an dem der Pilger seine Entschlossenheit prüfen kann (insofern vielleicht doch ein positives Erlebnis). Leider war die präromanische Kirche Santa Christina de Lena kurz hinter Campumanes geschlossen, zu der ein uralter Steinweg hinaufführt. Mieres selbst ist eine Stadt mit außerordentlich wenig Glanz, um es vorsichtig zu formulieren. Allerdings haben wir eine tolle panaderia entdeckt, La Esquina de Chus.

Die 6. Etappe nach Oviedo ist auf der ersten Hälfte unangenehm urban, auf der zweiten Hälfte entwickelt sie sich nach einem schönen Anstieg dann doch noch zu einer idyllischen Landetappe mit endlich auch Eukalyptusduft. Oviedo selbst ist eine sehr elegante Stadt und man kann hier sehr gut noch ein oder zwei Tage anhängen. Wir sind allerdings am nächsten Morgen weiter nach Avilés gefahren und von dort den Norte weiter nach Santiago gewandert.

Mein Fazit zum Camino de San Salvador? Von León bis Bendueños vielleicht der schönste Weg, den ich je gelaufen bin. Die 4 Etappen folgen geradezu einer stringenten Dramaturgie. Die Vegetationsscheide zwischen Poladura und Payares fand ich außerordentlich beeindruckend. Auf dem Weg ist sehr wenig los, es gibt ein sehr schönes Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den wenigen Pilgern. Wegen der schwierigen Restaurantsituation in Poladura und Payares würde ich aber nicht mehr Sonntag lospilgern, sondern eher Samstag oder vielleicht sogar Freitag.

Wir werden den San Salvador in einigen Jahren sicher noch einmal gehen, dann werden wir uns aber eine Alternativroute von Bendueños nach Oviedo suchen. Vielleicht hat jemand eine Idee? Übrigens habe ich auch von einer östlichen Variante des San Salvador gehört, darüber aber keine weiteren Infos mehr gefunden. Wenn jemand etwas darüber weiß, wäre ich für Hinweise sehr dankbar.

Buen camino


Tim
massulli
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Re: Camino de San Salvador - Bericht September 2024

Beitrag von massulli »

Danke für deinen tollen Bericht, wir möchten den San Salvador auch nächstes Jahr im Herbst gehen.
War sicher ein tolles Erlebnis :😀
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TimCamino
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Re: Camino de San Salvador - Bericht September 2024

Beitrag von TimCamino »

Klasse, ich wünsche euch schon mal viel Spaß!
Vergesst nicht, Bendueños anzusteuern. ;)
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OmNamahOm
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Re: Camino de San Salvador - Bericht September 2024

Beitrag von OmNamahOm »

Danke für den kurzen Bericht, habe ich erst jetzt entdeckt.
Der San Salvador steht nun auch auf meiner Liste. Mal sehen, ob es sich noch in diesem Jahr ergibt, oder später.
Würde deiner Meinung nach die "Dramaturgie" (ggf. auch die Dynamik) stark leiden, wenn man von Oviedo Richtung León geht?

Liebe Grüße

[P.S.: In mir kam gerade der Impuls, den CF von SJpdP bis León zu gehen, von dort nach Oviedo und dann entweder den Primitivo anzugehen oder auf den Norte zu wechseln. (kenne bereits alle drei Caminos, insofern würde ich zumindest geografisch gesehen nichts "verpassen").
--
Buen Camino
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Bob
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Re: Camino de San Salvador - Bericht September 2024

Beitrag von Bob »

TimCamino hat geschrieben: 4. Okt 2024, 21:08

Falls jemand eine Idee hat, wie man den San Salvador inkl. Bendueños in 5 Etappen schaffen kann, wäre ich sehr empfänglich dafür. :
Leon - La Robla
La Robla - Poladura de la Tercia
Poladura de la Tercia - Pajares
Pajares - Benduenos
Benduenos - Oviedo
moviable
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Re: Camino de San Salvador - Bericht September 2024

Beitrag von moviable »

Ich bin den Camino del San Salvador schon 2 x gelaufen, ich finde ihn ansonsten sehr genial. Und jedes Mal habe ich mir die Strecke vor Mieres geknickt. Einmal bin ich mit dem Bus gefahren, einmal mit der Bahn. So etwas tue ich mir nicht mehr an. Der Bus klappert auch den größten Teil der Strecke ab, man sieht also, wo man langgelaufen wäre und ich habe mir gratuliert.
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Via2010
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Re: Camino de San Salvador - Bericht September 2024

Beitrag von Via2010 »

Ich bin den Salvador im August 2022 auch gelaufen in 5 Etappen. An den Weg vor Mieres habe ich keine (negative) Erinnerung. Lag vermutlich an meiner Etappeneinteilung und der Vorfreude auf Oviedo.

Ich erinnere mich ebenfalls an die schwierige Verpflegungssituation in Poladura de Tercia (aber den Sidra in der Casa Rural konnten wir auch ohne Vorbestellung genießen), die klettersteigähnliche Munistiriu-Route und die schöne, aber leider geschlossene Kirche Santa Cristina de Lena.

Meine Etappen waren:
Leon - La Robla
La Robla - Poladura de Tercia
Poladura de Tercia - Pajares (kürzeste Etappe mit den meisten Höhenmetern)
Pajares - Pola de Lena
Pola de Lena - Oviedo

BC
Alexandra
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TimCamino
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Re: Camino de San Salvador - Bericht September 2024

Beitrag von TimCamino »

OmNamahOm hat geschrieben: 7. Mär 2025, 12:51 Würde deiner Meinung nach die "Dramaturgie" (ggf. auch die Dynamik) stark leiden, wenn man von Oviedo Richtung León geht?
Das ist schwer zu sagen, da man dann ja immer in die andere Richtung blickt und vielleicht einen ganz anderen Eindruck vom Panorama erhält, aber schön ist es bestimmt. Es hätte jedenfalls den Vorteil, dass man das etwas unangenehme Stück Mieres-Campumanes bereits frühzeitig erledigt und anschließend 4 herrliche Etappen vor sich hat (oder 3, wenn man sich beeilt :-)). Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass man bei dieser Wegrichtung mit Navi-App laufen muss, da man sich nicht an entgegenkommenden Pilgern orientieren kann - dafür sind dann doch zu wenige unterwegs ...
[P.S.: In mir kam gerade der Impuls, den CF von SJpdP bis León zu gehen, von dort nach Oviedo und dann entweder den Primitivo anzugehen oder auf den Norte zu wechseln.
Den Gedanken hatte ich tatsächlich auch schon. Landschaftlich bestimmt kein ganz schlechtes Tauschgeschäft. :D Ich vermute übrigens, dass diese Route auch historisch nicht soooo selten war. Wenn man als Pilger schon in Oviedo war, bot sich der Primitivo (oder eben sogar der Norte) doch geradezu an! Allerdings glaube ich nicht, dass diese Kombination aktuell viel gelaufen wird. Es ist eben doch ein erheblicher Umweg, noch dazu über vergleichsweise anstrengendes Terrain.
Zuletzt geändert von TimCamino am 14. Apr 2025, 11:20, insgesamt 4-mal geändert.
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TimCamino
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Re: Camino de San Salvador - Bericht September 2024

Beitrag von TimCamino »

@Bob @Alexandra

Vielen Dank für eure Vorschläge für 5 (statt 6) Etappen! Ich habe inzwischen noch etwas recherchiert und bin auf den Vorschlag gestoßen, am ersten Tag bis La Pola de Gordon zu laufen. Hätte den Vorteil, dass man ganz am Ende nicht >40 km schaffen muss; allerdings muss man dann statt dessen gleich am ersten Tag 34 km laufen.
Joker
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Re: Camino de San Salvador - Bericht September 2024

Beitrag von Joker »

Hier kurz meine Erfahrungen mit dem Camino San Salvador:
- 5 Etappen sind optimal
- man braucht mE eine mehr als durchschnittliche Fitness und Trittsicherheit, vor allem bei Nässe und Regen
- die Versorgung ist sehr übersichtlich, man muss vorplanen und ggf Essen mitführen
- waren wenige Pilger unterwegs; ich traf 7 und sah 4 weitere
- die Herberge Benduenos ist ein echtes Kleinod: toller Empfang, großer Service, Führung durch die Kirche usw...und das alles auf Spendenbasis. Ich hoffe, das diese Herberge noch lange erhalten bleibt.
- der zweite Teil zwischen Mieres und Oviedo war traumhaft. Er entschädigte mich total für den etwas öden Vorabschnitt
„Nicht alle, die wandern, sind verloren …“

Gandalf
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TimCamino
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Re: Camino de San Salvador - Bericht September 2024

Beitrag von TimCamino »

Kannst Du noch kurz sagen, welche Etappen es genau waren?
Joker
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Re: Camino de San Salvador - Bericht September 2024

Beitrag von Joker »

1. Leon - La Robla
2. La Robla - Poladura de la Tercia
3. Poladura de la Tercia - Buenduenos
4. Buenduenos - Mieres
5. Mieres - Oviedo
„Nicht alle, die wandern, sind verloren …“

Gandalf
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