wir sind Anfang/Mitte September den Camino de San Salvador gelaufen. Ich möchte hier kurz unsere Eindrücke schildern, weil Infos über den San Salvador ja doch etwas rar sind und künftige Pilger vielleicht Nutzen daraus ziehen können.

Meine ursprüngliche Planung sah 5 Etappen von León bis Oviedo vor. Da ich aber unbedingt in der Herberge von Bendueños übernachten wollte, wurden es am Ende doch 6 Etappen. Falls jemand eine Idee hat, wie man den San Salvador inkl. Bendueños in 5 Etappen schaffen kann, wäre ich sehr empfänglich dafür.

Die 1. Etappe nach La Robla begann für uns in León an einem Sonntag bei strahlendem Sonnenschein. Wie eigentlich fast alle Pilger liefen wir die ersten 7-8 Kilometer nicht gemäß dem offiziellen Weg, sondern direkt am Ufer des río Bernesga - ein sehr schöner Einstieg in den San Salvador. Ich kann keinen Grund erkennen, warum der offizielle Weg so überhaupt noch angeboten wird. Im Laufe des Tages wurde es angenehm warm (etwa 28 Grad), was hervorragend zur typisch spanischen Vegetation und zum Landschaftsbild der 1. Etappe passte: immergrüne Gewächse auf gelb-bräunlichem Boden. La Robla selbst ist nicht unbedingt das, was man einen schönen Ort nennt, und viele Bars hatten entweder gerade oder sogar dauerhaft geschlossen. Aber im Supermarkt haben wir immerhin noch etwas zu essen bekommen. Die kommunale Herberge ist sauber und funktional, am Ende waren alle Betten belegt.
Auf der 2. Etappe nach Poladura entfaltet sich langsam das atemberaubende Bergpanorma des Kantabrischen Gebirges. Wir liefen früh und bei frischen 5 Grad los und waren bald in einer gebirgigen Wildwest-Landschaft. Hinter Buiza kommt dann schnell der Höhepunkt der Etappe, ein spektakulärer Durchbruch des Bergkamms, der tatsächlich mindestens so imposant war, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.

Die 3. Etappe nach Payares ist die Königsetappe. Wir begannen den Aufstieg in dichtem Nebel und machten am Cruz de San Salvador Rast. Kaum hatten wir unsere Rucksäcke abgelegt, kroch die Sonne hinter den Felsen hervor und wir erlebten einen sensationellen Sonnenaufgang: wir am Gipfelkreuz plötzlich ohne Nebel, dafür Wolkenmeer unter uns, hinten scharf konturiert der Bergkamm - atemberaubend. Wir fühlten uns wie Kinder des Glücks, nichts davon hatten wir geplant oder erwartet. Beim Abstieg eine weitere Überraschung: Ab jetzt befindet man sich nämlich in der üppig grünen Vegetation des Nordens. Der abrupte Vegetationswechsel ab dem Puerto de Payares ist wirklich erstaunlich. Für Payares selbst hatten wir wieder Nahrungsmittel-Probleme erwartet, da das Restaurant angeblich dienstags geschlossen hat. Tatsächlich konnten wir aber nach Anruf einen Tisch reservieren. Vorher hatten wir sicherheitshalber auch hier beim mobilen Brotverkauf zugeschlagen (ebenfalls wohl 13-15 Uhr), so dass wir am Ende viel zu viel Nahrung hatten.

Auf der 4. Etappe nach - wie oben erläutert - Bendueños hatten wir uns für die gebirgige Munistiriu-Variante entschieden, statt an der Straße entlang zu gehen. Das war goldrichtig. Der Weg erinnert teilweise an einen Klettersteig und ist mitunter nicht leicht zu gehen, macht aber immer Spaß und bietet herrliche Ausblicke ins Tal. Highlight des Tages war allerdings die Donativo-Herberge von Bendueños (kurz vor Campumanes links 1,5 km steil den Berg hoch), ein echtes Camino-Schmuckstück. Sie hat nur 6 Betten und eine Klappcouch für Notfälle, dafür aber drinnen und draußen reichlich Platz und vor allem die unglaublich herzliche Hospitalera Sandra. Wir verbrachten hier einen wunderbaren Abend und ich glaube, am nächsten Morgen sind alle mit Wehmut gegangen. Übrigens vermute ich, dass der Camino de San Salvador früher direkt an Bendueños vorbeiführte, dann neben der Herberge steht eine angesichts des kleinen Ortes überraschend große Kapelle.
Die 5. Etappe nach Mieres war leider ein Totalausfall. Der Weg führt fast die ganze Zeit entlang der Autobahn, streckenweise ist er sogar nur wenige Meter von der Fahrbahn entfernt. Die ganze Zeit Autogeräusche, dazu permanent Starkregen - ein Tag, an dem der Pilger seine Entschlossenheit prüfen kann (insofern vielleicht doch ein positives Erlebnis). Leider war die präromanische Kirche Santa Christina de Lena kurz hinter Campumanes geschlossen, zu der ein uralter Steinweg hinaufführt. Mieres selbst ist eine Stadt mit außerordentlich wenig Glanz, um es vorsichtig zu formulieren. Allerdings haben wir eine tolle panaderia entdeckt, La Esquina de Chus.
Die 6. Etappe nach Oviedo ist auf der ersten Hälfte unangenehm urban, auf der zweiten Hälfte entwickelt sie sich nach einem schönen Anstieg dann doch noch zu einer idyllischen Landetappe mit endlich auch Eukalyptusduft. Oviedo selbst ist eine sehr elegante Stadt und man kann hier sehr gut noch ein oder zwei Tage anhängen. Wir sind allerdings am nächsten Morgen weiter nach Avilés gefahren und von dort den Norte weiter nach Santiago gewandert.
Mein Fazit zum Camino de San Salvador? Von León bis Bendueños vielleicht der schönste Weg, den ich je gelaufen bin. Die 4 Etappen folgen geradezu einer stringenten Dramaturgie. Die Vegetationsscheide zwischen Poladura und Payares fand ich außerordentlich beeindruckend. Auf dem Weg ist sehr wenig los, es gibt ein sehr schönes Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den wenigen Pilgern. Wegen der schwierigen Restaurantsituation in Poladura und Payares würde ich aber nicht mehr Sonntag lospilgern, sondern eher Samstag oder vielleicht sogar Freitag.
Wir werden den San Salvador in einigen Jahren sicher noch einmal gehen, dann werden wir uns aber eine Alternativroute von Bendueños nach Oviedo suchen. Vielleicht hat jemand eine Idee? Übrigens habe ich auch von einer östlichen Variante des San Salvador gehört, darüber aber keine weiteren Infos mehr gefunden. Wenn jemand etwas darüber weiß, wäre ich für Hinweise sehr dankbar.
Buen camino
Tim