Die Qual der Wahl - Welcher Monat?

[Flipper]

Ihr Lieben,
während ich ungeduldig sehnsüchtig daran herum plane, im November direkt den Camino Português zu wiederholen, bin ich gleichzeitig voller Vorfreude und Tatendrang, nächstes Jahr den Frances (an)zugehen.

Und da ich mit viel Flexibilität für Urlaubsplanung gesegnet bin kommt zeitlich jeder Monat in Frage. Ich hab schon ein bisschen im Forum gesucht und nachgelesen und wertvolle Hinweise gefunden aber fühle mich doch immer noch völlig unsicher, daher hoffe ich hier nochmal auf zusätzliche Hinweise und Einschätzungen.

Zuerst dachte ich, der Sommer kommt sowieso nicht in Frage wegen Hitze und Überfüllung. Meine Annahme war, ich muss versuchen, am Beginn oder Ende der Saison irgendwie die Balance zu schaffen zwischen "noch nicht / nicht mehr zu voll" und "Wetter nicht mehr / noch nicht" zu ungemütlich, gepaart mit "genug Infrastruktur hat offen".

Jetzt haben aber ein paar Hinweise mich wieder zweifeln lassen, ob nicht Juni zum Beispiel eh ganz gut geeignet ist, weil noch nicht zu heiß, noch keine spanischen Sommerferien und die wilden Pilgermassen in den Statistiken sind überwiegend ab Sarria, während ich aber in SJPDP los möchte.

Generell ist mein wichtigster Punkt Flexibilität, denke ich. Ich möchte ungern vorbuchen (müssen) und spontan entscheiden, wie weit oder mit wem. Ich habe außerdem auf dem CP gemerkt, dass ich super gerne am Nachmittag noch gehe - Vormittags ist die Gesellschaft gut aber Nachmittags sind die Wege super leer und ich kann gut bei mir sein.

Da wäre also hilfreich wenn nicht alles voll ist (oder ich um 13 Uhr schon den Tag beenden muss) aber auch nicht vieles geschlossen hat.

Von der Temperatur her denke ich, ich bin halbwegs robust. Ich muss mich nicht unbedingt backen lassen aber im Zweifel ist mir warm und leichtes Gepäck lieber als kalt und schweres Gepäck, aber ich friere auch nicht super schnell.

Gerade fühle ich mich ziemlich überfordert, auszuwählen, wann ich starten will. Vor allem dauert das ja auch nen Monat oder so, also wenn ich sagen würde "passt, Juni klingt gut", geh ich dann im Mai los um im Juni anzukommen? Oder geh im Juni los?

Ist ja zum Glück noch Zeit, alles zu entscheiden etc. Und ich kann mich damit ablenken, Reisepläne für meinen CP Nummer 2 zu machen. Aber falls jemand hilfreiche Hinweise oder beruhigende Worte für mich hat, nehme ich die gerne.

Bin total hibbelig und vorfreudig und ungeduldig gerade und will das in hilfreiche Planungs-Aktivität fließen lassen aber bin noch zu wenig orientiert und ein bisschen eingeschüchtert und überfordert.

[Pater Norbert]

Hallo Flipper,

Mit der Pilgergruppe Ü 70 erlebe ich den Juni immer wieder als heiß und belastend.

Daher werfe ich Mai ein. Knackpunkt ist dann nur Pfingsten.

[Pooh_der_baer]

Hallo,

meine Erfahrungen sind schon einige Jahre her.
2010, eine´Heiliges Jahr, lief ich meinen Camino ab LePuy. Dort startete ich Anfabg Juli.
Seit August lief ich dann den Frances. Ich hatte in diesem August nie Probleme ein Bett zu bekommen.
Startet jeden Morgen so gegen 06.30, mit Sonnenaufgang. Gegen 14-15 Uhr beendete ich meinen täglichen Weg.
Ab dieser Uhrzeit erreicht die Sonne in Spanien ihren Zenit.
2014 lief ich ab Ende Mai in Lourdes los. In diesem Juni war der CF sehr voll. Einmal konnte ich nicht in einer Herberge
unterkommen und schlief in einer Pelotahalle. Die Herbergen bis Leon waren nahezu immer vollsteändig belegt.
Sogar eine Herberge, auf einer Alternativroute, bei der ich 2010 bis 17.00 uhr alleiniger Pilger war, war ab 14.00 Uhr
belegt.
Daher meine Empfehlung, nehmen wie es kommt.
Die Temperaturen waren auch im Juni in der Meseta höher als 30°.

[Anhalter]

Ich bin 2019 und 2022 jeweils am 14.Mai in St. Jean gestartet. Das gehört wohl mit zu den beliebtesten Daten, bei mir hat es aufgrund der folgenden Feiertage halt auch gut gepasst (und ich vermute eben bei vielen anderen auch).
Ganz ehrlich, auch wenn die Herbergen immer gut gefüllt waren, großartig vorbuchen musste ich nicht. Gut, beim zweiten Mal hatte ich Orisson gebucht (einfach weil ich die Berge mag, die Strecke bis Roncesvalles ist auch nicht so schlimm wie manche sie immer klingen lassen), aber dann Zubiri, Pamplona... das gefürchtete Nadelöhr... völlig problemlos. Nach Pamplona eh entspannt, da ziehen sich die "Massen" auseinander. Gelegentlich auch mal reserviert, aber dann eher weil wir als Gruppe zusammenbleiben wollten. Aber ich bin auch oft genug am späteren Nachmittag an die Herbergen gekommen und hab ein Bett gefunden. Also möglich ist das durchaus.
Ich muss aber auch sagen, ich hatte mir halt nen Plan gemacht was ich tue wenn es mal nicht klappt. Und da bin ich eben in der glücklichen Situation im Zweifel durchaus nochmal 5km weiterlaufen oder mir ein Hotel/Taxi leisten zu können.
Das mit dem Nachmittags laufen verstehe ich übrigens sehr gut. Es ist schon fast unheimlich wie leer der Frances ab 13.00 Uhr wird. Nur mit dem Wetter muss man Glück haben...
In diesem Faden finden sich einige meiner Erlebnisse aus 2022, aber auch viele von anderen: viewtopic.php?t=1992

[Flipper]

Vielen Dank für eure Einordnungen und den Link zum Faden. Ich halte auf jeden Fall schon mal fest, dass ich zwei beruhigende Erkenntnisse habe:

- Ich bin völlig fein damit, irgendwo vor, nach oder zwischen üblichen Etappenzielen oder großen Städten zu schlafen, und das dürfte wohl schon mal viel helfen

- Ich hab zum Glück den finanziellen Freiraum, gelegentlich mal ein Hotelzimmer oder ähnliches zu nehmen. Ich hab sowieso vor, das einzuplanen, einfach falls ich mal ein bisschen Ruhe und Isolation, ein eigenes Bad oder Schutz vor Schnarchen brauche - auch wenn ich überwiegend Herbergen nutzen möchte. Das könnte also auch ggf. mal enge Situationen entlasten.

Gemischte Gefühle macht die Erkenntnis, dass es (zumindest entstand der Eindruck nach dem Lesen des gelinkten Fadens) insgesamt sehr variabel ist und im Grunde zu jeder Zeit voll oder leer sein kann. Irgendwie beruhigend, grundsätzlich auf gute Umstände hoffen zu können aber auch schwierig, nicht sicher die "richtige" Entscheidung schon im Vorfeld treffen zu können.

[Anhalter]

Gemischte Gefühle macht die Erkenntnis, dass es (zumindest entstand der Eindruck nach dem Lesen des gelinkten Fadens) insgesamt sehr variabel ist und im Grunde zu jeder Zeit voll oder leer sein kann. Irgendwie beruhigend, grundsätzlich auf gute Umstände hoffen zu können aber auch schwierig, nicht sicher die "richtige" Entscheidung schon im Vorfeld treffen zu können.

Die Variabilität kann aber auch was schönes sein. Vor meinem Camino 2022 hatte ich ja 3 Jahre zeit mir das alles genau zu überlegen, zu planen, Ausrüstung zu optimieren, die "optimalen Etappen" auszudenken... etc.
Hat dann genau bis Tag 2 funktioniert. Kam in Roncesvalles an, irgendeinen Prozession im gange, viel zu viele Menschen und ich hab nichtmal für einen Kaffee gehalten und bin weitergelaufen. Dann damit quasi meine gesamten Pläne übern Haufen geworfen und einfach den Camino sein Ding machen lassen. Hat wunderbar funktioniert und ich hatte eine tolle Zeit.

[Simsim]

Richtig wird Deine Entscheidung wahrscheinlich dann sein, wenn Du sie weniger abhängig davon machst, Deine Kriterien bestmöglich zu erfüllen, denn Du kannst sicher sein, dass nichts sicher ist. Das hast Du ja schon selbst als irgendwie beruhigend empfunden.
Wie wärs, einfach den Monat zu wählen der Dir am meisten Lust macht, ganz unabhängig von den Unwägbarkeiten wie voll/leer oder dem Wetter. Im Juni kann es brutal heiß werden, manchmal heißer als im Sommer, oder auch feucht und kühl, wie dieses Jahr z.b. in weiten Teilen Frankreichs.
Mein Lieblingsmonat für den CF ist inzwischen der Dezember oder auch der Januar.... .

[Joker]

Achte ggf darauf, dass Du nicht an einem Feiertag/Brückentag o.ä in SDC ankommst....2023 kam ich am 1.Mai an und verpeilte, dass der auch in Spanien frei ist...
und 2022 kam ich während eines Musikfestivals an...

Beide Male war es sehr sehr voll und deutlich teurer als sonst...