Vorstellung und Vorbereitung für den Cammino dei Cappuccini

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Anne Ruschmann
Beiträge: 78
Registriert: 9. Aug 2019, 21:08

Re: Vorstellung und Vorbereitung für den Cammino dei Cappuccini

Beitrag von Anne Ruschmann »

Hallo Lars,
danke für deine Worte und das Offenlegen deiner Empfindungen.
Dass du deinen Camino jetzt im März nicht wie geplant starten kannst ist zwar ärgerlich aber kein Weltuntergang.
Alleine hier im Forum dürften einige sein, die – aus welchen Gründen auch immer- schon mal einen geplanten Start verschieben mussten.
Von daher: träume und plane weiter, das gehört auch zum Camino und erhöht die Vorfreude. Der Start wird kommen, auch wenn das genaue Datum jetzt für dich noch unklar sein mag.
Ein Weg, der Weg, dein Weg, der erhoffte Weg…du bist seit deiner Geburt auf dem Weg, deinem Lebensweg.
Dieser verläuft nicht immer nach Wunsch, nicht immer problemlos, nicht immer gerade und nicht immer schmerzfrei.
Wenn der Fokus – dein Fokus – sich ausschließlich auf die „unschönen“ Erfahrungen und Erlebnisse konzentriert, quasi dein ganzes aktuelles Sein dominiert, dann gibst du dir selbst nicht den Hauch einer Möglichkeit, auch die schönen Dinge zu sehen. Fang‘ mit kleinen Dingen an, freu‘ dich über die momentan wiedererwachende Natur, ein kleines Blümchen, eine schöne Wolkenformation, einen guten Geruch, das freundliche Lächeln eines Fremden… es gibt so viele Dinge.
Deine aktuelle Lebenssituation mag für dich grausam sein und dich sehr bedrücken, lässt dich traurig sein und verzweifelt.
Bedenke dennoch dass du auch damit nicht alleine bist, viele andere Menschen haben ähnliche Probleme, leiden ähnlich. Wenn du weinst, dann weinen zeitgleich viele andere Menschen überall auf der Welt verteilt ebenfalls. Auch sie haben Gründe unterschiedlichster Art.
Wenn du dich selbst als Opfer siehst und glaubst, dass alles Unglück der Welt nur bei dir ist, dann unterstellst du praktisch allen andere, dass es bei ihnen nicht so „schlimm“ ist.
Deine Situation, die du schilderst, die ist jetzt halt wie sie ist. Nicht besser, aber auch nicht schlimmer.
Dein geplanter Camino kann dir vielleicht dabei helfen, danach „wieder ins Licht zu treten“ wie du es nennst und dir wünschst.
Allerdings fällt auf: du projizierst bereits jetzt mit deinen Vorstellungen für deinen Camino, dass dir die geplanten 400km die Lösung deiner Probleme bringen. Du glorifizierst diesen Weg, von dem du glaubst, dass danach alles besser ist.
Sei versichert: dies ist nicht der Fall. Du wirst vielleicht Dinge anders sehen, vielleicht gelassener werden, vielleicht beeindruckende Erlebnisse haben und tolle Menschen kennenlernen und noch so vieles mehr.
Die Probleme eines „Scheidungs-Krieges“ einer „endlosen Schlacht“ löst ein Camino aber nicht.
Du befindest dich weder im Krieg noch in einer Schlacht, diese Worte hast du leider selbst gewählt.
Du befindest dich in einer unschönen Auseinandersetzung, was eine Scheidung leider oftmals mit sich bringt - und anscheinend verläuft sie (aus welchen Gründen auch immer) nicht so optimal.
Zwei Menschen, die am Anfang mal dachten alles ist perfekt, haben irgendwann gemerkt, dass es halt eben doch nicht so perfekt ist. Vielleicht ist einer deutlich mehr verletzt als der andere, „legt mehr drauf“.
Vom juristischen Ablauf ist eine Scheidung aber nach einer gewissen Zeit abgeschlossen, das mag mal etwas länger dauern, aber der Tag kommt, da ist es vorbei.
Emotional mag das anders aussehen und da kann dir ein Camino auch gewiss helfen, dass Wunden wieder heilen und man auch Freude wieder zulassen kann.
Und nun komme ich nochmal auf den Anfang zurück, auf deinen Post, deine Offenheit hier vor uns deine Gefühle zu zeigen, diesen Einblick in deine Seele zu gewähren:
Das ist ein guter Anfang (für dich). Hut ab, nicht jeder hätte den Mut.
Vielleicht kannst du es jetzt weiter nutzen, bis du deinen Camino starten kannst.
Denn auch du kannst deine Zeilen immer wieder lesen und hast somit selbst die Möglichkeit, diese von dir ge(be)schriebenen „Extreme“ mal für dich zu analysieren.
Wenn du bereit bist, so harte Worte wie „Krieg“ und „Schlacht“ vielleicht in „Auseinandersetzung“, „schwierige Lebenssituation“ oder ähnlich umzuformulieren, dann klingt es vielleicht auch für dich selbst gar nicht mehr sooooo schlimm.
Und im Umkehrschluss die Erwartungshaltung, welche du an den Camino stellst, etwas reduzierst,
dich vielleicht einfach auf eine Auszeit, auf eine Zeit nur für dich, auf eine Zeit mit neuen Eindrücken und einfachen, aber schönen Dingen freust, das für dich selbst einfach auch zulässt, dann, lieber Lars, kommst du deiner berechtigten Hoffnung näher, wieder „ins Licht“ zu treten.
Ich wünsche es dir von ganzem Herzen.

BC
Anne
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FredMario
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Re: Vorstellung und Vorbereitung für den Cammino dei Cappuccini

Beitrag von FredMario »

Ciao Lars,

Anne hat dir ein paar besonders wichtige Sichtweisen dargelegt. Da siehst also, hier im Pilgerforum bekommst du Anteilnahme und Zuspruch.

Ich möchte aus der Ertfahrung von 16 Jahren Fernwandern noch ein paar Dinge hinzufügen. Eine Pilgerreise kann den Umgang mit einem großen persönlichen Problem zum Besseren hin lenken. Aber du kannst das nicht erzwingen. Wenn du Glück hast, dann wird es dir geschenkt.

Das Schicksal meint es erstmal gut mit dir; damit, dass du nämlich nicht schon Ende März starten kannst. Im April kann nämlich auf diesem Weg noch sehr viel Schnee liegen. Keine guten Bedingungen. Dann hast du jeden Tag fast 1.000 Höhenmeter rauf und gleichviel wieder runter. Das ist ziemlich extrem für einen Anfänger, zumal die Wegstrecken mit durchschnittlich 25 km in den Bergen ganz nett anstrengend sein werden. Hast du dir das schon mal überlegt? Wie bist du denn auf diesen eher noch unbekannten Pilgerweg gekommen? Hast du dir vielleicht schon mal andere Wege angeschaut?

Zur Übersicht: https://sutterer.eu/2025/il_cammino_dei_cappuccini/

Pace e Bene

Mario
OpenSoulWanderer
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Re: Vorstellung und Vorbereitung für den Cammino dei Cappuccini

Beitrag von OpenSoulWanderer »

Liebe Anne und Mario,

vielen Dank für Eure Anteilnahme und Einsichten. Es ist mir bewusst, dass der Weg vor mir keine leichte Herausforderung ist. Als erfahrener Bergwanderer aus dem Chiemgau bin ich zwar mit anspruchsvollen Strecken und Höhenmetern vertraut, doch die 17 aufeinanderfolgenden Etappen stellen eine neue Intensität dar, die ich durch eine Ausdehnung auf 30 Wandertage zu reduzieren plane.

Der Cammino dei Cappuccini hat mich besonders gereizt, da die meisten Übernachtungen in Klöstern stattfinden, was mir die Möglichkeit gibt, selbst in Kontemplation zu gehen. Die detaillierten GPS-Daten habe ich studiert und werde zusätzlich Karte und Kompass nutzen. Ich bin auch ein offener Mensch, der nicht zögert, um Hilfe zu bitten, wenn nötig.

Ich betrachte diese Pilgerwanderung nicht als Wettbewerb um Zeit, sondern als eine 30-tägige spirituelle Reise mit Pausen auf dem Weg. Zudem habe ich bereits drei Monate am Stück Bergsteigen und Bergwandern durch die Schweiz, Italien und Frankreich erlebt.

Danke für den Hinweis bezüglich der Schneeverhältnisse im April. Ich werde dies bei meiner Planung berücksichtigen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen.

Pace e Bene,
Lars
OpenSoulWanderer
Beiträge: 6
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Re: Vorstellung und Vorbereitung für den Cammino dei Cappuccini

Beitrag von OpenSoulWanderer »

Liebe Anne,

ich bin zutiefst berührt von Deiner einfühlsamen und ausführlichen Antwort. Deine Worte haben eine Tiefe, die mich dazu veranlasst, innezuhalten und über meine Situation und meine Gedanken intensiv nachzudenken.

Es stimmt, dass der Umstand, meinen Camino nicht wie geplant im März starten zu können, enttäuschend ist. Doch wie Du sagst, ist es kein Weltuntergang. Dein Hinweis darauf, dass viele andere Pilger im Forum ähnliche Erfahrungen gemacht haben, erinnert mich daran, dass mein Weg nicht einzigartig ist und dass es Teil des Prozesses ist, Träume und Pläne zu haben, die sich manchmal verzögern oder verändern.

Deine Analogie vom Lebensweg, den wir seit unserer Geburt beschreiten, berührt mich zutiefst. Es ist wahr, dass das Leben nicht immer nach unseren Wünschen verläuft und dass es oft von Herausforderungen, Rückschlägen und Schmerzen begleitet wird. Deine Ermutigung, auch in kleinen Dingen Schönheit und Freude zu finden, erinnert mich daran, wie wichtig es ist, dankbar zu sein für die kleinen Momente des Glücks, die uns oft im Alltag begegnen.

Die Betrachtung meiner aktuellen Lebenssituation als Teil eines größeren Ganzen, in dem viele Menschen ähnliche Probleme und Kämpfe durchmachen, ist ein wichtiger Perspektivwechsel für mich. Es erinnert mich daran, dass ich nicht allein bin und dass es wichtig ist, Mitgefühl für mich selbst und für andere zu haben.

Deine Analyse meiner Formulierungen und Erwartungen an den Camino ist äußerst treffend. Ja, ich habe vielleicht zu viel Hoffnung und Erwartung in diesen Weg gesetzt, als Lösung für meine Probleme zu dienen. Dein Vorschlag, meine Erwartungen zu reduzieren und den Camino als eine Zeit der Selbstreflexion und des Wachstums zu betrachten, ist äußerst hilfreich. Ich werde daran arbeiten, meine Sichtweise zu ändern und den Camino als einen Teil meines Weges zu sehen, der mir neue Einsichten und Erfahrungen ermöglichen kann, aber nicht als alleinige Lösung für meine Probleme.

Nochmals vielen Dank für Deine einfühlsamen Worte, Deine Unterstützung und Deine guten Wünsche. Sie bedeuten mir unendlich viel und geben mir Hoffnung für meinen weiteren Weg.

Mit herzlichen Grüßen
Lars
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Simsim
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Re: Vorstellung und Vorbereitung für den Cammino dei Cappuccini

Beitrag von Simsim »

Wie schön....Danke Euch beiden...
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FredMario
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Re: Vorstellung und Vorbereitung für den Cammino dei Cappuccini

Beitrag von FredMario »

Salve Lars,
OpenSoulWanderer hat geschrieben: 18. Mär 2024, 18:23 Der Cammino dei Cappuccini hat mich besonders gereizt, da die meisten Übernachtungen in Klöstern stattfinden, was mir die Möglichkeit gibt, selbst in Kontemplation zu gehen.
ich hab' mal nachgerechnet. Es sind nur sieben von 18 Übernachtungen in Klöstern. Bei der Abbazia del Beato Angelo bin ich mir nicht sicher. Zumindest gilt dort wohl nicht a donativo wie bei den sieben markierten Klöstern.

Bild

Ich wünsche dir alles Gute für dein Vorhaben und bin gespannt auf deine Zwischenberichte.

Pace e Bene

Mario
OpenSoulWanderer
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Re: Vorstellung und Vorbereitung für den Cammino dei Cappuccini

Beitrag von OpenSoulWanderer »

Liebe Pilgerfamilie,

es berührt mich zutiefst, wie wir alle hier gemeinsam unsere Pilgerreisen mit so viel Leidenschaft und Spiritualität gestalten. Es ist mir ein Herzensanliegen, einen Aspekt anzusprechen, der mir besonders am Herzen liegt. Für mich geht es nicht nur um die Klöster als physische Orte, sondern vielmehr um die tiefe Verbundenheit und die spirituelle Nahrung, die sie mir bieten.
Indem ich meine Reise von ursprünglich 17 Etappen auf 30 Tage ausdehnen möchte, öffne ich mein Herz für zusätzliche Zwischenübernachtungen in den Klöstern. Diese Entscheidung kommt nicht aus einem rationalen Kalkül heraus, sondern aus einem tiefen inneren Ruf nach mehr Zeit für Stille, Reflexion und Nähe zu Gott.
Auch das Planen der Übernachtungen in den Kirchen der Zwischenstops birgt eine tiefe emotionale Bedeutung für mich. Es ist ein Ausdruck meines tiefen Vertrauens in das Universum und meine innere Gewissheit, dass ich stets einen Schlafplatz finden werde, wenn ich offen und suchend meinen Weg gehe.
Für mich steht das authentische Erleben der Spiritualität über allem. Finanzielle Erwägungen verblassen vor der strahlenden Pracht der göttlichen Führung und des tiefen Seins, das ich auf dieser Reise erfahre.
Mit Tränen der Dankbarkeit und einer unermesslichen Liebe im Herzen freue ich mich darauf, diese heilige Pilgerreise anzutreten und mit euch allen die Wunder des Universums zu teilen.
In inniger Verbundenheit und mit einem Herzen voller Demut

Lars
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FredMario
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Re: Vorstellung und Vorbereitung für den Cammino dei Cappuccini

Beitrag von FredMario »

Lieber Lars,
OpenSoulWanderer hat geschrieben: 19. Mär 2024, 10:46 Indem ich meine Reise von ursprünglich 17 Etappen auf 30 Tage ausdehnen möchte, öffne ich mein Herz für zusätzliche Zwischenübernachtungen in den Klöstern.
ich bewundere dich für deinen Mut. Nur zur Info für die Leser deines Posts, die sich für den Cammino dei Cappuccini interessieren: Es gibt KEINE Klöster für Zwischenübernachtungen. Es gibt sehr viele B&B für 65€ - 90€, Hotels und Hostels. Aber oft konzentriert an einem Ort. Nicht wie beim Camino Francés mehr oder weniger gleichmäßig über den Weg verteilt.

Ich habe dazu den Pilgerführer von Sergio Lorenzini vom Terre di Mezzo-Verlag komplett durchforstet. NIENTE, NADA, NICHTS. Außer in San Severino Marche noch ein drittes Kloster im selben Ort.

Pace e Bene

Mario
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