Casa Emmaus in Burgos für immer geschlossen

Von St. Jean Pied de Port auf dem navarrischen oder vom Somportpass auf dem aragonischen Weg nach Santiago
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Simsim
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Casa Emmaus in Burgos für immer geschlossen

Beitrag von Simsim »

Was ist da passiert?
Die Casa Emmaus in Burgos, die für sehr viele Pilger eine Oase der Ruhe und des Komforts war, hat ihre Türen auf Dauer geschlossen. Das Einzige, was offiziell dazu bekannt ist, ist dass es eine Entscheidung des Bischofs war, und dass keine Fragen gestellt werden sollen (so heißt es in vielsprachigen Einträgen auf der ehemaligen Facebookseite).

Ich bin betroffen, denn ich kenne die Herberge seit meinem ersten Camino 2009, da war sie noch ganz donativo und bin seitdem immer wieder dort gewesen. Noch letztes Jahr waren gute Freunde von mir dort Hospitaleros...

Wirklich schade und merkwürdig....
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Raimund Joos
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Re: Casa Emmaus in Burgos für immer geschlossen

Beitrag von Raimund Joos »

Danke für die Info

Ich bin da von meiner Seite aus nicht näher informiert beobachte diese Herberge aber seit geraumer Zeit mit Interesse.

Die Herberge ist wie ich später erfahren habe unter der Leitung der nicht unumstrittenen katholischen Organisation de Opus Dei und ich habe einmal als ich dort zusammen mit einer Studentengruppe und dann später nochmal verdeckt dort war klar beobachtet dass die Pilger hier an der Türe geschickt auf deren Zahlungswilligkeit bezüglich der "Spenden" abgeklopft werden und dann später infolge erfahren ob nun noch ein Platz frei ist oder nicht.

Die Einladung zum Gebet und die Werbung für die Katholische Kirche habe ich als aufdringlich erfahren und ich halte es für nicht angemessen nur solche Pilger aufzunehmen die auch an dem "Emausjüngermal" teilnehmen wollen.

Das man beim Opus Dei nicht gerne Fragen beantworte ist für diese stockkonservative katholische (Geheim-) Organisation übrigens recht üblich.

Bon Camino

Raimund
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Simsim
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Re: Casa Emmaus in Burgos für immer geschlossen

Beitrag von Simsim »

Ja, Raimund, Deine Erfahrung mit dieser Herberge ist mindestens 12 Jahre her und Du hast sie immer wieder, auf ewig beleidigt, in Deine Neuauflagen eingebracht.
Ich war mal drauf und dran, mich deswegen offiziell beim Verlag zu beschweren, aber dann war es mir die Aufregung nicht wert.
Ich kenne Marie-Noëlle gut (die französische Dauer-Hospitalera), und ja, am Anfang war die Herberge auf Spendenbasis und sie war tatsächlich manchmal genervt von dem Mangel an Spendenbereitschaft für die wirklich royale Herberge. Aber in den letzten mindestens 10 Jahren gab es da kein Problem mehr, da sie einen festen Tarif erhoben haben. Emmaus war allseits hochgelobt, es gab kaum negative Kommentare und viele deutsche Pilger, auch ich, fanden Deine Äußerungen im Outdoor-Führer unverschämt und unmöglich.
Nie habe ich oder andere dort jemals Druck zur Teilnahme an der Messe erlebt oder von sonst irgendeiner religiösen Beeinflussung gehört.
Die Teilnahme am gemeinsamen Abendessen (immer gegen Spende) war nicht Bedingung, aber sehr erwünscht, wie es in diesen Herbergen erfreulicherweise üblich ist, um den Kontakt unter den Pilgern zu fördern.

Was das Schweigen zu vielleicht schmerzhaften Vorfällen angeht, die zur Schließung der Herberge führten, hat das wohl kaum speziell mit dem Opus Dei zu tun, aber das vermute ich nur und weiß es natürlich nicht.

Übrigens war José Ignacio Díaz Pérez, der ehemalige Priester von Grañon (dann Logroño) und Initiator der meisten kirchlichen Donativo-Herbergen am Camino Frances, auch ein überzeugtes Opus Dei Mitglied (er starb letztes Jahr).
Ohne ihn hätte der Camino
schwerlich diesen ganz besonderen Charakter durch die vielen Hospitaleros Voluntarios, deren Existenz und Ausbildung auch anfangs seiner Initative zu verdanken war.
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Raimund Joos
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Re: Casa Emmaus in Burgos für immer geschlossen

Beitrag von Raimund Joos »

Hallo

Ich werde - da es sich nun auch praktisch nicht mehr loht und ich meinen alten Text nun wohl löschen kann nicht alles Nachrichten meiner Leser zu dieser Herberge wiederholen ... bei denen meine Dartellungen übrigens nie wirklich kritisiert wurden.

Als ich (noch im alten Haus) mit einer Jugendgruppe dort war kahm die erwähnte Dame zu mir und wollte wissen wie viel die Übernachtung wert sei ... ich habe dann meine Schätzung genannt und sie brannte dann ganz g... darauf dass ich das umbedingt aller meiner Jugendlichen auch sage solle und denen am besten das Geld persönlich anbnehme da sie sonst wohl verhungert.

Später kahm ich mal an und sie erkannt mich nicht gleich .... erzählte mir damals als es noch offiziell Spende war ob ich denn wissen würde dass es nun keine Spende mehr sei und da die meisten Führer da wohl noch falsch informieren würden ....

Ich antwortete dass sei mir neu aber kein Problem ...

Dann meinte sie plötzlich sie wisse nicht ob noch ein Platz frei sei ... wie viel ich denn geben könne und ob ich auch beim gemeinsamen essen teilnehmen wollte -
Ich nannte einen guten Preis und .... plötzlich war ein Platz frei.

Später als ich mich dann outete und mitteilte ich wolle nun einen Preis reischreiben ... bat sie mich inständig das zu lassen da sie weite als (steuerbegünsigte) Spendenherberge gelten wolle und gabe mehr oder weniger zu dass das mit der Befragung vor der Tür sowas wie ein Test war.

Später kahm sie dann insgesammt 3 x an und wollte mich zu ihrer Andacht einladen obwohl ich schon beim ersten Versuch gesagt hatte dass ich froh bin wenn ich auch mal etwas Ruhe habe ... Ihre Bemerkungen über Christen anderer Konfessionen und Religionen waren sehr abfällig als ich mich als Katholik outete. Sinngemäß "Wir alleine haben den einzig richtigen Glauben und müssen alle eifrig dafür sorgen dass die armen Kreaturen endlich den rechten Glauben finden um auch eine Chace zu haben in den Himmel zu kommen"

Bei einem weiteren Besuch hatte Sie mir dann den Zutritt verweigert als ich zu erkennen gegeben habe dass ich nicht mit ihr essen wollte. Ich hätte da wohl nicht das Konzept dieser christlichen Herberge versanden bei der das Mahl so zentrale Bedeutung habe dass man Pilgern die da nicht dran teilnehmen wollen eine andere Unterkunft empfehlen würde...

Sorry - für mich ist klar dass die Herberge sich wohl kaum ändert solang diese Person da das Sagen hat... Ich habe nie behauptet dass die Herberge an sich schlecht ist ... und dass die anderen Herbergen auch vom Opus Dei sind weiß ich auch schon längst aber auch da kann man ja nicht alle Mitglieder über einen Leisten ziehen obwohl ich dieser Gruppe auch weiter sehr kritisch gegenüberstehe. Sollten mir da aber die bekannten Ausfälle für die der Opus Dei bekannt ist bekannt werden werde ich diesen Umstand auch in meinen Bücher bekannt machen. Das habe ich José Ignacio Díaz Pérez den ich mal in Logrono traf auch klar face to face mitgeteilt.

Bon Camino

Raimund
Joker
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Re: Casa Emmaus in Burgos für immer geschlossen

Beitrag von Joker »

Auch wenn vllt OT ist:
Ich kann das von Raimund geschilderte Verhalten der Hospitaleros in Bezug auf die Spenden ein Stück weit nachvollziehen. Leider habe ich es oft erlebt, dass einige Pilger meinten, dass "Spende" umsonst oder Kostenlos bedeutet.
Extrem krass fiel mir das in Tabara auf. die dortige Herberge war komplett auf Spendenbasis. Als dann der Hospitalero nach dem Essen bat, Geld in die Spendenbox zu legen, waren die Reaktionen sehr verhalten.
Erst als der zweite Hospitalero sehr deutliche Worte fand besannen sich einige weitere Pilger.
Wenn man so ein Verhalten ein paarmal erlebt, bleiben nur drei Möglichkeiten:
- man macht die Herberge dicht
- man setzt einen festen Betrag an, der auch kassiert wird oder aber
- man fordert die Spende ein.

Klingt traurig, ist aber so.
„Nicht alle, die wandern, sind verloren …“

Gandalf
Mimmy2022
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Re: Casa Emmaus in Burgos für immer geschlossen

Beitrag von Mimmy2022 »

Immer schade, wenn eine Herberge schliesst. Wobei ich sie nicht persönlich kannte.

Wegen dem Fragen stellen: Wenn man nach der Herberge googelt, dann kann man folgenden Kommentar der Betreiber entdecken:
DO NOT ask further questions as this account is no longer being monitored.
Was bedeutet, dass die Seite der Herberge einfach nicht mehr betreut werden. Es würde also keine Antwort auf Fragen erfolgen.
Das macht auch Sinn - die Herberge ist schließlich zu.

Zu der Herberge:
Ich sehe kein Problem, an einer Andacht teilzunehmen oder gemeinsam Abend zu essen. Ich befürworte es sogar.
Wenn man z. B. komplett kaputt ist oder Abendessen erst um 20 Uhr ist - dann verstehe ich es wenn man ausnahmsweise auf eine Teilnahme verzichtet. Man sollte es dann aber so darlegen und nicht einfach nein sagen.

Und was viele immer vergessen: Es ist ein Pilgerweg. - Nicht ein Fernwanderweg, auch wenn er von vielen dafür missbraucht wird.
Ein Pilger hat damit generell deutlich weniger Probleme - er geht aus Glaubensgründen. Da passt das gemeinsame Beten, Essen usw. besser.

Ich versuche immer die Gastfreundschaft zu genießen. Jede Herberge, wie auch jeder Mensch, hat so ihre Macken/schlechte Seiten. Das ist ganz normal, aber man sollte sich nicht immer am Schlechten aufhalten.

Zum Spenden:
Das ist immer so ein Ding - man sollte immer etwas geben, je nach Möglichkeit.
Aber jeder fast eine Herberge anders auf, legt Wert auf andere Sachen. Ein großes Problem ist, dass bei wenig Spenden die "Qualität" leidet - wodurch weniger Spenden reinkommen.

Ich erinnere mich als ich auf dem CF war, war ich nur in einer Donativo und es war eine Tolle Erfahrung, mit Abendessen und "Andacht". Die Herberge an sich war nicht so der Brüller, aber der Rest hat es zu einer besonderen Erfahrung gemacht. Ich habe nicht wenig gegeben - aber später dachte ich "Mensch, hättest doch nochmal 10 Euro mehr in die Box werden sollen". Einfach weil die Erfahrung so positiv im Kopf haften geblieben ist.

Auf dem CP habe ich in einer Donativo später nochmal Geld nachgeworfen, weil die Waschmaschine umsonst war. Damit hatte ich nicht gerechnet und wollte ich nochmal gesondert wertschätzen.

Und das ist aus meiner Sicht ein wichtiger Punkt: Es geht nicht nur um das Decken der Kosten die mein "da sein" verursacht, sondern auch um das Wertschätzen.

Würde man mir aber gleich am Anfang eine "Spende" abfordern, würde ich bestimmt irgendwo einen Cent oder so finden... Und viel mehr würde es auch im Nachhinein nicht.

Ich finde es aber richtig und wichtig, beim Anmelden die Pilger auf das Spenden und die Spendenbox hinzuweisen. Das ruft nochmal in den Kopf, dass Kosten entstehen und man weiß, wo man später das Geld einwerfen kann.

Falls man es nicht so schafft die Kosten zu decken, dann könnte ich mir auch vorstellen einen kleinen Preis für die Unterkunft zu nehmen und zusätzlich auf eine Spendenbox hinzuweisen. So kann jeder nochmal etwas extra hinterlassen, falls er die Herberge als "würdig" ansieht.

So das reicht, Finger sind schon wund vom Tippen.
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Pilgerbär
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Re: Casa Emmaus in Burgos für immer geschlossen

Beitrag von Pilgerbär »

Gutes Statement! Danke dafür.
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Tritta
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Re: Casa Emmaus in Burgos für immer geschlossen

Beitrag von Tritta »

Mimmy2022 hat geschrieben: 15. Mär 2024, 12:03
Es ist ein Pilgerweg. - Nicht ein Fernwanderweg, auch wenn er von vielen dafür missbraucht wird.
Sehr unglückliche Wortwahl. :shock:
Wenn ich, ein nicht religiös motivierter Pilger bin, dort unterwegs bin, missbrauche ich den Weg?
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Pilgerbär
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Re: Casa Emmaus in Burgos für immer geschlossen

Beitrag von Pilgerbär »

Per Definition ist der Pilger (m/w/d) jemand der aus religiösen Gründen in die Ferne zieht. Demnach ist jemand der keine religiösen Gründen hat eben kein Pilger, sondern ein Wanderer.

Von missbrauchen möchte ich hier ausdrücklich aber nicht sprechen, das ist in der Tat unglücklich ausgedrückt. Allerdings hat einmal meine Bettnachbarn nicht mitbekommen, dass ich auch Deutscher bin, oder sie haben nicht mitbekommen das ich da war, und sich über christliche Gepflogenheiten lustig gemacht. Und da hört der Spaß für mich dann allerdings auch auf...

Ansonsten hatte ich viele gute Erfahrungen und Gespräche mit "Wanderern" gehabt die ich nicht missen möchte.

Aber der Respekt vor meiner Religion, den fordere ich ein.
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Simsim
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Re: Casa Emmaus in Burgos für immer geschlossen

Beitrag von Simsim »

Na gut, womit wir wieder mal bei der uralten Diskussion über die Definition des Pilgers wären....
Das hat irgendwie nicht mehr viel mit der Casa Emmaus zu tun...
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Camineiro
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Re: Casa Emmaus in Burgos für immer geschlossen

Beitrag von Camineiro »

Für mich bedeutet Pilger/peregrinus = Fremdling, jmd der in der Fremde weilt.

Das ist des Wortes ureigentliche Bedeutung.

Und da ich meistens überall fremd bin, bezeichne ich mich als Pilger! ;)
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Pilgerbär
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Re: Casa Emmaus in Burgos für immer geschlossen

Beitrag von Pilgerbär »

Simsim hat geschrieben: 16. Mär 2024, 16:35 Na gut, womit wir wieder mal bei der uralten Diskussion über die Definition des Pilgers wären....
Das hat irgendwie nicht mehr viel mit der Casa Emmaus zu tun...
Du hast da allerdings recht, entschuldige bitte.
Ultreya, euer Pilgerbär
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Simsim
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Re: Casa Emmaus in Burgos für immer geschlossen

Beitrag von Simsim »

Pilgerbär hat geschrieben: 16. Mär 2024, 19:08
Simsim hat geschrieben: 16. Mär 2024, 16:35 Na gut, womit wir wieder mal bei der uralten Diskussion über die Definition des Pilgers wären....
Das hat irgendwie nicht mehr viel mit der Casa Emmaus zu tun...
Du hast da allerdings recht, entschuldige bitte.
Macht ja nix....wollte jetzt nur nicht endlos unter diesem Titel die alte Suppe aufrühren.
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