Mit dem Zelt pilgern

Von St. Jean Pied de Port auf dem navarrischen oder vom Somportpass auf dem aragonischen Weg nach Santiago
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Pilgrim99
Beiträge: 7
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Mit dem Zelt pilgern

Beitrag von Pilgrim99 »

Grüß Euch!

Ich bin der Seppi!

Ich würde gerne folgende Frage in den Raum stellen : PILGERN MIT ZELT ?

Was spricht dafür ?
Was spricht dagegen?

Habt Ihr Erfahrungen damit und wenn ja waren die eher positiv oder negativ. Gibt es welche unter Euch die schon beide Erfahrungen (mit und ohne Zelt am Jakobsweg) machten ?

Da sich einige mit Erfahrung und einige weniger Pilger-Erfahrene (so wie ich) diese Frage stellen, könnten wir vielleicht ein paar hilfreiche Aspekte und technische Infos rausarbeiten.

Bin gespannt auf Eure Anregungen.

Seppi
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Simsim
Beiträge: 2507
Registriert: 23. Okt 2019, 11:33

Re: Mit dem Zelt pilgern

Beitrag von Simsim »

Hallo Seppi :D ,

Ich bin erfahrene Zelt-Pilgerin, kenne aber auch gut die Situation ohne Zelt, denn die allermeisten gehen ohne.
Erstmal würde ich sagen dass die Antworten mehr Sinn machen, wenn Du präziser sagst, auf welchem Weg und in welcher Jahreszeit Du Pilgern willst.
Außerdem findest Du mit der Stichwortsuche hier im Forum schon etliche Meinungen und Infos zum Thema (ich habe über 600 Ergebnisse, wenn ich "Zelt" eingebe :D ).
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Pilger OllO
Beiträge: 110
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Re: Mit dem Zelt pilgern

Beitrag von Pilger OllO »

Hallo Seppi,

neben der Frage des Weges stellt sich auch die Frage, wie wichtig ist dir der Anschluss an andere Pilger, oder möchtest du überwiegend alleine bleiben. Auf Wegen, wie dem Frances mit all seiner guten Infrastruktur, kann ein Zelt auch Ballast sein.

Gruß Olaf
... und Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus – ihnen gab er den Namen Boanerges, das heißt: Donnersöhne –
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Kruemel
Beiträge: 159
Registriert: 17. Jul 2019, 17:10

Re: Mit dem Zelt pilgern

Beitrag von Kruemel »

Pilgrim99 hat geschrieben: 3. Feb 2024, 10:31 ...
Was spricht dafür ?
Was spricht dagegen?
...
Seppi
Hallo Seppi,

dafür: ein ganzes Stück mehr Unabhängigkeit von Zeitdruck, vollen Unterkünften und irgendwo ankommen müssen
dagegen: wenn du es gut anstellst, dennoch ca. 1 kg mehr an Gepäck

Grüße Stephan - Zelt immer dabei, egal wo, egal wann
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donjohannes
Beiträge: 254
Registriert: 21. Jul 2019, 21:40

Re: Mit dem Zelt pilgern

Beitrag von donjohannes »

Bin ein bekennender Zeltpilger - allerdings weil meist auf Pilgerwegen ohne Infrastruktur unterwegs. Wenn ich auf kreuzenden Wegen auf Pilgerherbergen treffe, dann genieße ich schon mal einen Abend in Gesellschaft und mit Austausch. Die Nacht im Anschluß genieß ich selten. Denn mein leichter Schlaf lässt mich bei Schnarchern das Weite suchen (auch auf Berghütten). Mit Ohrstöpseln kann ich nicht schlafen. In Einsiedeln hab ich zum Beispiel mal das Pilgerzimmer verlassen und habe auf dem Boden im Badezimmer meine Matte ausgerollt (im Gang lief ein lauter Entlüfter). Aber im Grunde lande ich bei den meisten Gruppenunterkünften nach einer Stunde am Gang oder im Aufenthaltsraum oder vor der Tür um Stille zu finden.

Vorteile:
- Stille und tatsächlich Schlaf.
- Unabhängigkeit. Das Quartier diktiert weniger den Haltezeitpunkt. Ich gehe am liebsten bis nach Sonnenuntergang und genieße die schönsten Lichtstimmungen des Tages am Weg. Auch in der Früh bin ich vor Sonnenaufgang zurück und lausche den Vögeln unter dem sich färbenden Firmament.
- Kostenersparnis (vor allem auf Wegen ohne pilgerspezifische Infrastruktur, wo nur Hotels und Fremdenzimmer zu finden sind)
- automatisches Erwachen mit der Dämmerung (Gewohnheitssache)


Nachteile:
- rechtlicher Graubereich in manchen Gegenden - oder schlicht verboten. Man sollte wissen was man tut - und eher im Dunkeln bivakieren als vom 17.00h bis 9.00h zu "campen". Und wenn man sich entscheidet, den Buchstaben des Gesetzes übertritt ohne den Sinn des Gesetzes zu missachten (d.h. Warum ist es verboten? - Naturschutzgebiet? Als Regel, die in Wahrheit diskriminierend gegen Fahrendes Volk gerichtet ist? etc) gilt es immer noch Benimmregeln zu kennen und zu achten (z.B. keine Hinterlassenschaften, kein Feuer, kein Müll, kein Lärm wie Musik).
- zusätzliches Gewicht.
- soziale Kontakte und Gemeinschaft sind beschränkt (aber das kann je nach Anlage auch ein "Vorteil" sein)
Österreich -Santiago 1998
Liechtenstein - Jerusalem und zurück 2013-14 (http://www.4kmh.com/neo)
Triest - Cannes (Via Alpina Sacra) 2018 ( http://www.4kmh.com/vas )
Irland - Italien (Via Columbani) 2022
Pilgrim99
Beiträge: 7
Registriert: 1. Feb 2024, 09:58

Re: Mit dem Zelt pilgern

Beitrag von Pilgrim99 »

Hallo Simsim, Hallo Olaf, Hallo Stephan, Hallo Don Johannes

Danke für Eure Anregungen. Beginnend würde ich gerne auf den Einwand von Don Johannes eingehen. Und zwar wegen Wildzelten verboten. Wie kann ich mir das am besten vorstellen am CF ? Ist da die Guardia Civil oder die Local Police verstärkt unterwegs ? Fahren die täglich den CF auf und ab zu gewissen Uhrzeiten oder bleibt man weitgehend von Polizeiautos verschont und sieht man die bestenfalls 1 mal pro Woche. Hmm. Habt Ihr viel Polizei gesehen am CF?

Wie schon erwähnt wäre es bei mir der CF etwa Anfang März. Ich habe bei den "Neuvorstellungen" dazu einiges angemerkt.

Ich stell mir das so vor das ein Zeltpilger ja in der Herberge mit den anderen Pilgern bis zu einer gewissen Uhrzeit abhängen kann und irgendwann sein Zelt aufbaut auf einem Platz der vorher ausgesucht wird.

Hinterlassenschaften werden selbstredend nicht zurückgelassen.

Und neben dem Unabhängigkeitsaspekt ist auch finanziell das Zelten interessant. Denn wenn man von ca. 40 Übernächtigungen ausgeht, bei manchen Pilgern noch viel mehr, kommt man auf etwa 400 Euro Nächtigungskosten. Um diesen Betrag bekommt widerum man einen sehr guten Schlafsack, eine tolle Isomatte ( daran sollt man nicht sparen) und sogar ein Zelt falls man noch keines hat. Und diese 3 Dinge hat man dann vieeele weitere Jahre für was auch immer. Ist meine persönliche Überlegung.

Der "Ruhefaktor" ist natürlich auch wesentlich für mich. Was für "junge" Menschen ein Abenteuer und a Gaudi ist, mit z.B. 100 neuen Schwestern und Brüdern die Nacht in einem Schlafsaal zu verbringen, kann für jemanden der 50 Jahre oder 55 plus ist eine enorme Belastung sein. Aber das ist für jeden anders.

Einen schönen ruhigen Sonnntag Euch alle.

Seppi
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Simsim
Beiträge: 2507
Registriert: 23. Okt 2019, 11:33

Re: Mit dem Zelt pilgern

Beitrag von Simsim »

Zum Thema Guardia Civil auf dem CF hatte ich Dir ja schon geschrieben. Nein, sie fahren nicht Streife überall am Camino.
Man sieht sie öfters und sie sind zumeist nett und hilfsbereit.
Sie beschützen die Pilger. Mir ist noch nie beim Zelten die Polizei begegnet, aber ich hörte von anderen, dass sie Besuch von ihr am Zelt hatten, aber nie mit der Absicht, sie zu vertreiben. Formell verboten ist das Biwakieren mit Zelt nicht in allen Regionen Spaniens (was etwas anderes ist als Wildcamping) und das Übernachten ohne Zelt im Freien, ist fast überall, auch offiziell, kurioserweise erlaubt.

Ansonsten ja, ich kann in Schlafsäälen nicht schlafen, es ist mir zu unruhig, mein Schlaf ist ultraleicht :lol: (immerhin etwas ultraleichtes in meinem Gepäck) und die Kostenersparnis ist inzwischen sehr groß...
Ich habe ansonsten zumeist trotzdem genug Kontakt zu anderen Pilgern und bin eh nicht interessiert an feucht-fröhlichen langen Abenden, sondern der absolute Früh-Morgenmensch.
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