Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Pilgerwege in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Mimmy2022
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Mimmy2022 »

Icecube84 hat geschrieben: 1. Feb 2024, 18:32 Ich kann den meisten hier zustimmen: unbedingt vorbuchen.
Als erstes suche ich mir die Kirchengemeinden am Weg raus und starte dort Anfragen per Telefon oder Mail. Auf manche Anfragen von 2021 habe ich bis heute keine Antwort erhalten. Das finde ich sehr traurig, das manche einen einfach ignorieren.
Telefonisch sind manche Gemeinden sehr schwer zu erreichen, Dienstag 2 Stunden am Vormittag und dann nochmal Donnerstagnachmittag eine Stunde, da is dann nix mit spontan klingeln. Ich stand auch schon während der Öffnungszeiten vor verschlossener Tür...
Für die restlichen Tage suche ich dann günstige Pensionen am Weg, Campingplätze gehen auch, manche haben inzwischen Schlaffässer oder sogar ein Haus in dem sie Zimmer vermieten.
Welche Quellen nutzt Du, um die günstigen Pensionen zu finden? Bzw. wo/womit hattest Du den größten Erfolg?
Icecube84 hat geschrieben: 1. Feb 2024, 18:32 Tja und das nächste is dann die Verpflegung. Es kann tatsächlich passieren, dass man ein bis zwei Tage lang an keinem Supermarkt vorbei kommt (je nach Weg und Region). Das sollte man vorher wissen und entsprechend planen. Man bekommt ja auch nicht immer was von der Unterkunft zu essen...
Ich merke schon, dass Verpflegung deutlich komplexer ist, als ich vermutet hätte.
Icecube84 hat geschrieben: 1. Feb 2024, 18:32 Voll werden wird es auf Deutschlands Pilgerwegen wohl eher nicht. Rechne damit, dass du tagelang deine einzige Gesellschaft bist.
Ein bisschen Einsamkeit muss ja nicht schädlich sein. Mehr Zeit fürs Nachdenken, Beten, den Tag verarbeiten/verinnerlichen, usw. :)
Icecube84 hat geschrieben: 1. Feb 2024, 18:32 Geht es eigentlich um einen bestimmten Weg oder war das allgemein? Hab ich da irgendwas überlesen?
Allgemein. Also nichts überlesen. :)
Eckart
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Eckart »

Hallo Mimmy2022,

du hast zwar allgemein zum Pilgern in Deutschland gefragt, ich möchte hier aber doch einen Pilgerweg in Deutschland erwähnen, der aus meiner Sicht eine gute Pilgerinfrastruktur hat und somit etwas andere Voraussetzungen als die meisten anderen.

Ich war vor einigen Jahren auf dem Ökumenischen Pilgerweg unterwegs zwischen Naumburg und Eisenach.
In dem Pilgerführer, der auf der Webseite https://www.oekumenischer-pilgerweg.de angeboten wird, sind zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten aufgelistet. Ich habe da immer eine günstige, teilweise sehr einfache Unterkunft, gefunden. Zelt hatte ich keines dabei und auch nicht vermisst.
Zum Schlafen hatte ich meinen dünnen Daunenschlafsack dabei und auch gebraucht, den ich auch auf spanischen Pilgerwegen nutze.

Bezüglich Essen hatte ich immer so vorgeplant, dass ich eine Notration für das Abendessen und Frühstück verfügbar hatte. Unterwegs gab es immer irgendwo einen Laden oder Restaurant.

So gesehen kann ich den Ökumenischen Pilgerweg sehr empfehlen.

Der größte Unterschied für mich war, dass ich nur ca. jeden 2. Tag andere Pilger am Abend getroffen habe und keine Pilger fremder Nationalitäten unterwegs waren.

BC
Eckart
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Icecube84
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Icecube84 »

Mimmy2022 hat geschrieben: 1. Feb 2024, 22:23 Welche Quellen nutzt Du, um die günstigen Pensionen zu finden? Bzw. wo/womit hattest Du den größten Erfolg?
Ich schau auf Google Maps was angezeigt wird am Weg. Manchmal noch zusätzlich bei Booking.
Und dann ruf ich einfach bei den Pensionen an oder schreib ne Mail.
Aber nicht immer gibs ne Pension, wir haben mit unseren Outdoor-Klamotten auch schon in nem 4 Sterne-Hotel gesessen 🤷🏼‍♀️

Bisher war irgendwie alles dabei: Übernachtung bei Freunden, Schlaffass, Reiterhof, Pfarr/Gemeinde-Haus, Pension, Hotel, Ferienwohnungen, bei fremden Menschen direkt im Haus weil sie Pilger aufnehmen...
Buen Camino,
Jani

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Tritta
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Tritta »

Icecube84 hat geschrieben: 2. Feb 2024, 13:24
Mimmy2022 hat geschrieben: 1. Feb 2024, 22:23 Welche Quellen nutzt Du, um die günstigen Pensionen zu finden? Bzw. wo/womit hattest Du den größten Erfolg?
Ich schau auf Google Maps was angezeigt wird am Weg. Manchmal noch zusätzlich bei Booking.
Mach ich auch so.
Zusätzlich noch im Pilgerführer in Buchform, bei Airbnb und auf der Webside Preiswert-übernachten.
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Marcel17
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Marcel17 »

Und auch von mir ein kurzer Beitrag.
Ich bin schon verschiedenen Pilgerwege in Deutschland gegangen, u.a. den Ausoniusweg, durch Rheinhessen und die Pfalz.
Ich habe bis jetzt persönlich den Vergleich zu Portugal, Spaniern und Frankreich

- In Deutschland musst du eher als z.B. in Frankreich auf Feiertage, Wochenenden und Ferienzeiten achten.
- In vielen ländlichen Gegenden sind Gaststätten Montag und Dienstag zusätzlich geschlossen
--> Nimm immer 1,5 Tagesrationen Verpflegung mit und ausreichend Wasser
--> Vorreservieren ist auf jedenfall sinnvoll in D.

Meistens habe ich über Booking.com gesucht und gefunden

Die anderen Hinweise kennst Du schon.

BC
Marcel
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Tritta
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Tritta »

Marcel17 hat geschrieben: 3. Feb 2024, 21:23 --> Nimm immer 1,5 Tagesrationen Verpflegung mit
Das war auf vielen Wegen wo ich in Deutschland unterwegs war, nicht notwendig. Ich schaue am Vortag bei Google maps nach Einkaufsmöglichkeiten und Öffnungszeiten und muss dann nicht so viel Essen spazierentragen.
Allerdings habe ich immer eine Notration Nüsse im Rucksack.

Einmal hatte ich auf der Via Regia kein Wasser mehr, es waren 38° an diesem Tag und ich hatte mehr Durst als gedacht.
Habe mich dann getraut an einem Haus zu klingeln und um Wasser zu bitten. Selbstverständlich habe ich es bekommen und hätte sogar noch ein paar Kirschen mitnehmen dürfen. :)
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Marcel17
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Marcel17 »

Tritta hat geschrieben: 4. Feb 2024, 14:51
Marcel17 hat geschrieben: 3. Feb 2024, 21:23 --> Nimm immer 1,5 Tagesrationen Verpflegung mit
Das war auf vielen Wegen wo ich in Deutschland unterwegs war, nicht notwendig. Ich schaue am Vortag bei Google maps nach Einkaufsmöglichkeiten und Öffnungszeiten und muss dann nicht so viel Essen spazierentragen.
...
Der Hunsrück (Ausoniusweg) ist eine der einsamsten Gegenden, auch was Einkaufsmöglichkeiten betrifft...
Und in der Pfalz bin ich einmal mit einem Gewitter im Nacken in die Unterkunft geflohen und hatte keine Zeit mehr zum Einkaufen bevor der Himmel seine Schleusen geöffnet hat. Da war ich froh um einen Rest vom Vortag, den ich noch dabei hatte.
Aber ich habe natürlich auch schon Essen spazieren getragen ... mehr als einen Tag.

BC,
Marcel
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Tritta
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Tritta »

Marcel17 hat geschrieben: 4. Feb 2024, 15:04
Tritta hat geschrieben: 4. Feb 2024, 14:51
Marcel17 hat geschrieben: 3. Feb 2024, 21:23 --> Nimm immer 1,5 Tagesrationen Verpflegung mit
Das war auf vielen Wegen wo ich in Deutschland unterwegs war, nicht notwendig. Ich schaue am Vortag bei Google maps nach Einkaufsmöglichkeiten und Öffnungszeiten und muss dann nicht so viel Essen spazierentragen.
...
Aber ich habe natürlich auch schon Essen spazieren getragen ... mehr als einen Tag.
Ja, kenne ich. :D
Letztes Jahr in Norwegen hatte ich Essen für 3 Tage eingepackt. Hat dann für 5 Tage gereicht. :lol:

Ausoniusweg klingt spannend. Ich liebe ja so einsame Wege.
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Marcel17
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Marcel17 »

Zum Ausoniusweg - durch Corona leider etwas zerteilt - hatte ich hier: https://www.caminosantiago.eu/pilgerfor ... trier.908/ einen kurzen Bericht eingestellt, falls Du mehr wissen willst.

BC
Marcel
Zuletzt geändert von Marcel17 am 4. Feb 2024, 18:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Tritta
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Tritta »

Danke. 8-)
Fermate
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Fermate »

Nach meinen rund 2500 km Pilgerkilometern in Deutschland und Österreich kann ich bilanzieren: keine Sorge, es gibt freundliche, hilfsbereite (und neugierige!) Menschen an allen Ecken und Enden. Und hungern muss man, wenn man nicht gerade über Pfingsten in einsamen Regionen unterwegs ist, auch nicht.
Natürlich klingele ich überall und bitte um Wasser, statt es literweise mitzuschleppen, und oft bietet man mir dann sogar noch mehr an - Essen oder einen Toilettenbesuch, in der Eifel sogar mal eine Führung durch den Wildkräutergarten (mit Verkostung, versteht sich!). Gerade so entstehen oft die schönsten Gespräche.
Auch in Sachen Übernachtung habe ich viel herumgefragt und - ohne es darauf angelegt zu haben - einige Male private Einladungen bekommen.
Das kurioseste Erlebnis hatte ich mit einer alten Dame, die ihr Gästezimmer für Besuch vorbereitet hatte. Der blieb jedoch aus. Also bot sie das Bett netterweise mir an, ein bisschen ängstlich vor der eigenen Courage, aber ich versprach ihr, sie nicht im Schlaf auszurauben. Natürlich wollte ich dann schon gar nicht lästig fallen, behauptete also nur halb wahrhaftig, ich hätte reichlich zu Essen dabei und hockte bis zum Schlafengehen - keine Bücher im Gästezimmer! - allein in meinem Quartier und starrte sehnsüchtig auf die Zugspitze im goldenen Abendlicht, während nebenan eine andere Frau allein auf den Fernseher starrte. Wie blöd! Am nächsten Morgen ließ ich mich doch noch zu einem Tee überreden - und drei Stunden später saßen wir immer noch gemeinsam am Frühstückstisch und erzählten einander unsere Lebensgeschichten! Als ich wieder loszog, machte meine Gastgeberin sich ans Holzhacken für den Winter (!), ehe sie sich auf ihr Mountainbike schwang. So viel zur hilflosen alten Dame!

Kirchengemeinden - da kann es dann übrigens nicht schaden, mal einen Abendgottesdienst zu besuchen -, sind auch gute Ansprechpartner, im Ernstfall direkt beim Pfarrhaus vorstellig werden. Eine Isomatte im Gepäck hilft für den Fall, dass man zwar ein Dach, etwa im Gemeindesaal, aber kein Bett angeboten bekommt.
Und, interessante Erfahrung: je "frommer" die Gegend, desto zögerlicher die Pfarreien. Auch Klöster - sofern sie nicht über offizielle Pilgerzimmer oder gar Gästehäuser verfügen - leben keineswegs immer nach der alten Regel, dass Pilger aus christlicher Barmherzigkeit aufgenommen und verpflegt werden sollten. (Wobei es ja heute auch genügend Alternativen gibt und die meisten Pilger ehrlicherweise zahlungskräftig genug sind, um keine Almosen zu benötigen.)
Im "heidnischen" Osten dagegen habe ich nie eine Abfuhr erlebt. Allerdings auch kaum einen persönlichen Kontakt mit meinen (meist evangelischen) Gastgebern: hier schlafen, hier waschen, Tür morgen einfach zuziehen, gute Nacht.
Das wiederum war bei den katholischen Priestern in Bayern, wenn sie erst ihr gastfreundliches Herz entdeckt hatten, meist anders: gemeinsame Mahlzeiten und intensive Gespräche - die nach stunden- und tagelangem Alleinwandern natürlich auch willkommen waren.
Alles in allem: ein ausdrückliches Plädoyer für Pilgern in Deutschland!
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Pellegrina
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Re: Was muss man beim Pilgern in Deutschland beachten?

Beitrag von Pellegrina »

Danke für den schönen Beitrag!
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