Hallo Manuel,
Ich bin kurz davor einen sehr ähnlichen Camino anzutreten. Ich starte gegen Ende März in Speyer und laufe mit Zelt und Schlafsack bis SdC. Geplant hab ich dafür 93 Tage (plus ein paar mehr wenn ich mal Lust hab wo einen Bleibetag einzulegen).
Meine Packliste ist beinahe fertig und ich komme aktuell auf 7.5kg Basisgewicht im Rucksack (plus ca 1.5kg am Körper). Ich hab das im Herbst auf der Tour du Mont Blanc (TMB) getestet. Ich wiege selbst ca 78kg, und man sagt man sollte nicht mehr als 10% des Körpergewichts Basisgewicht im Rucksack haben - ich bin also schon hart am Limit aber es ging ganz gut! Hin und wieder taten mir die Schultern weh, aber das ging auch wieder weg sobald ich ein bisschen an den Bändern gezupft und die richtige Einstellung der Gurte gefunden hab.
Wenn du noch genügsamer bist als ich, kannst du das auch locker noch um so 2 Kilo erleichtern. Gerade bei Zelt (1.5kg), Isomatte (800g), und Rucksack (1.7kg) hab ich nicht gerade das Leichteste vom Leichtesten, aber eben etwas was für mich passt. Wenn du da auf komplett Ultraleicht gehst, kannst du allein da schon 1.5kg einsparen (würde aber genau überlegen ob du einen UL Rucksack ohne Tragegerüst haben willst).
Solarpanel würde ich übrigens zuhause lassen. Ich nehm ne 10000mAh Powerbank (150g) mit, stell mein Handy auf Airplane mode wenn ich nicht grad irgendwas recherchieren muss, und dann sollte es reichen wenn ich nur ca alle 3 Tage wo die Powerbank laden kann. Ich werd dann einfach bei Cafes, Kirchen, Tankstellen, etc mein Zeug anstecken.
Ich navigiere mit der Smartwatch weil die viel genügsamer ist als das Handy (selbst im offline-mode frisst das Handy Display viel Strom). Ich kann mit meiner Uhr 2 Tage navigieren ohne sie laden zu müssen, und dann braucht sie auch nur ca 200maH bis sie voll ist.
Wie viele Kilometer habt ihr am Tag gemacht? Durchschnittlich… Maximal… Haltet ihr euch an die vorgegebenen Etappen? Bei den ersten Etappen der Via Lemovicensis sehe ich Distanzen von über 30, fast 40km. Das scheint mir für mich unmachbar. 20 bis 30km halte ich als Obergrenze für realistisch, wenn ich wirklich nahezu jeden Tag wandern wollen würde.
Vorerst: ich bin nicht besonders sportlich. Ich hab wenig Ausdauer, hab nen Bürojob, und mach maximal 1 mal die Woche Sport.
Ich plane aktuell
im Durchschnitt ca 26km pro Tag. Dabei sind aber auch ein paar Tage wo ich bis zu 37km (dafür aber komplett flach) versuchen werde. Wie gut das alles bei mir geklappt hat, kann ich dann hoffentlich in den nächsten Monaten berichten! Testweise bin ich aber auch schon mit vollem Gepäck 33km in der Heimat gegangen. Das war anstrengend, aber ging. Gut, da musste ich nicht auch ein Zelt ab und aufbauen. Auf der TMB war mein längster Tag 27km mit 1350 Höhenmeter, und das mit Zelt aufbauen, Wäsche waschen, etc. Das war auch kein Problem.
Man muss halt wenn man ne lange Etappe vor sich hat schaun, dass man früh losgeht. Sobald die Sonne aufgeht am besten schon losmarschieren.
Ich schlag vor du probierst auch mal Testwanderungen. Einfach mal am Sonntag früh losstarten und schaun was deine Gehgeschwindigkeit mit Gepäck ist und wie weit du kommst.
Habt ihr Tipps für Dinge wie das Waschen von Wäsche, das Duschen etc. für überwiegend wild zeltende Pilger?
Achtung! Meine Erfahrung basiert hier nur auf meiner kurzen Testreise auf der TMB, daher bitte mein Geschwafel nicht 100% für bare Münze nehmen. Hier aber ein paar "Tipps" von mir:
- Merinowollshirts müssen nicht täglich gewaschen werden. Ist natürlich toll wenn du das kannst, aber muss nicht! Auslüften reicht vollkommen, da Wolle antibakteriell ist.
- Falls du ein Merinoshirt wäschst, und es bis zum nächsten morgen nicht trocknet (weil es z.b. regnet): du kannst es nass anziehen! Anfangs etwas unangenehm, aber wenn du dann in Bewegung kommst trocknet es durch deine Körperwärme sehr schnell. Bei mir war es dann nach 30min gehen schon komplett trocken.
- Ich nehme statt einem größeren, zwei kleinere Mikrofaserhandtücher mit. So kann ich zur Not eines als Lappen für die "Katzenwäsche" und das andere zum Abtrocknen nutzen.
- Kernseife oder ähnliches kann man für Haare, Körper, und Wäsche verwenden. Ich hab auf diesem Forum mal den Tipp gelesen die Shampoo-bars von Lush zu nutzen, und habs ausprobiert. Gefällt mir ganz gut!
- Nasse Kleidung kann man an den Rucksack binden und so trocknet sie (hoffentlich) während der Wanderung Aber aufpassen, dass es gut angebunden ist. Irgendwo in den Bergen in Italien liegt der BH meiner Frau rum, weil ich ihn nicht ordentlich angebunden hab. Leider zu spät bemerkt um zurückzugehen!
Ich hab selbst aber noch keine Ahnung wie ich regelmäßig duschen können soll. Hier im Forum wurde mir geraten nach Gartenschläuchen (besonders auf Friedhöfen) Ausschau zu halten. Mal sehen ob das klappt. Meine Notfallplan aktuell ist so viel wie möglich Katzenwäsche an Bächen (Achtung: ohne Seife da die nicht gut für die Natur ist) oder Waschbecken von öffentlichen WCs zu machen. Hin und wieder werde ich auch auf Campingplätzen mein Zelt aufstellen und kann dann dort duschen. Und so einmal die Woche werde ich wahrscheinlich nicht zelten und stattdessen in ner Unterkunft mit Dusche unterzukommen (Gite/Albergue oder auf den Strecken wo es keine gibt halt AirBnB oder vieleicht auch Couchsurfing).
Auch Schwimmbäder wurden mir fürs Duschen empfohlen, aber auf meiner gesamten Route komme ich glaube ich an 3 Schwimmbädern vorbei wenn ich nicht einen riesigen Umweg machen will.
PS: Überleg dir bevor du losgehst einen Plan wie du reagierst wenn du dein Zelt im Regen aufstellen musst, oder wenn ein Gewitter kommt.
PPS: Wenn du einen Plan für Regen und Gewitter hast sag ihn mir, denn meiner ist aktuell "mir fällt schon was ein"