Zum 1.Mal unterwegs

[Britts]

Moin allerseits,
ich hab da mal eine Frage in die Runde.
Ich lese immer mal wieder ,dass der/ die eine oder andere schreibt, es sei der erste Camino für sie der ihn.
Ich frage mich ,ob ihr trotzdem wandererfahren seid und entsprechend vorbereitet? Oder lauft ihr sozusagen einfach los aus dem Wunsch heraus den Camino zu laufen?
Ich frage deshalb, weil ich auch diesen Wunsch in mir habe,aber unsicher bin wieviel Vorbereitung es braucht und wieviel Fitness.
Am liebsten würde ich mir trauen einfach loszulaufen, aber dann überfordert zu sein und abzubrechen wäre auch ziemlich frustrierend. Ich freue mich ,von euren Erfahrungen zu lesen.
Britta

[Anhalter]

Das scheint mir so ein Fall von "hinterher ist man schlauer" zu sein.
Es soll schon sehr fitte Leute gegeben haben, die abbrechen mußten. Ebenso gibt es jedes Jahr unmengen an Leuten die man nicht unbedingt als Fit (wie man das auch definiert) bezeichnen würde, welche dann aber dann freudig in Santiago ankommen.

Ich hab mir vor meinem Ersten auf jeden Fall viel Kopf gemacht. Mich so gut es ging vorbereitet. Und als ich dann angekommen bin hab ich mich gefragt warum. Hatte doch alles einwandfrei geklappt. Kam mir fast schon "zu" einfach vor.
Aber vielleicht waren meine Bedingungen auch nur gut oder ich hatte Glück oder was weiß ich. Wäre ich irgendwo ausgerutscht und hätte mir das Bein gebrochen hätte ich das bestimmt anders gesehen...

[Pater Norbert]

Hallo Britta,

ein wenig hängt es in meinen Augen von verschiedenen Umständen ab.

Ich male das Idealbild der ersten Tage:
Du gehst los und achtest auf die Signale deines Körpers. Der sagt dir, wann heute Schluss sein sollte.
Das wird sich täglich ändern und nach einigen Tagen kennst du dein ungefähres Tempo. Dann weißt du in etwa, wie viele Tage du unterwegs sein wirst.
Wenn du die Rückfahrt erst vor Ort regelst, kannst du so wirklich gut pilgern.

Viele reisen schon mit dem Wissen um den Rückreisetermin.
Dann solltest du z.B. nach einem Drittel der Lauftage schauen, wie gut du in der Zeit bist. Wenn du zu knapp dran bist, überbrücke mit ÖPNV eine Strecke und steige dann wieder in den Lauf ein. Das halte ich für sinnvoller als Kilometer zu kloppen, die dein Verstand will, aber nicht dein Körper.

Die Wege haben unterschiedliche Profile. Daher ist die Streckenmöglichkeit im Flachland anders als im hügeligen Teil des Weges.

Ansonsten schadet es ja nicht, schon vorher mal eine Tour zu laufen (am besten mit Rucksack), um zu sehen, wie es sich anfühlt und was du vielleicht aus dem Rucksack weglassen kannst.

[Camineiro]

Das scheint mir so ein Fall von "hinterher ist man schlauer" zu sein.
Es soll schon sehr fitte Leute gegeben haben, die abbrechen mußten. Ebenso gibt es jedes Jahr unmengen an Leuten die man nicht unbedingt als Fit (wie man das auch definiert) bezeichnen würde, welche dann aber dann freudig in Santiago ankommen.

Ich hab mir vor meinem Ersten auf jeden Fall viel Kopf gemacht. Mich so gut es ging vorbereitet. Und als ich dann angekommen bin hab ich mich gefragt warum. Hatte doch alles einwandfrei geklappt. Kam mir fast schon "zu" einfach vor.
Aber vielleicht waren meine Bedingungen auch nur gut oder ich hatte Glück oder was weiß ich. Wäre ich irgendwo ausgerutscht und hätte mir das Bein gebrochen hätte ich das bestimmt anders gesehen...

Moin Britta,

Willkommen im Pilgerforum .

Dann bin ich wohl der Gegenentwurf zu Anhalter.
Zu meinem 1. Camino bin ich völlig unvorbereitet aufgebrochen.
Von der Couch aufgestanden und los ging’s.
Und besonders sportlich war ich damals auch nicht.

Klar, irgendwann habe ich in meinem Leben schonmal die eine oder andere Wanderung gemacht.
Aber das waren maximal 2 Tage am Stück mit kleinem Tagesrucksack.
Als „wandererfahren“ würde ich das nicht bezeichnen.

Trau Dich … es geht.
Kürzere Etappen am Anfang zum Eingewöhnen.
Die Kondition steigert sich von Tag zu Tag.
Zum Schluss schlenderst Du nach Santiago.
Man muss auch nicht gleich von Null auf Hundert in SJPdP starten.

Ultreia
Uwe

[Klopfer66]

Liebe Britta,

die Drei haben alles schon gut erklärt.

Bei mir war es letztes Jahr bei meinem ersten Camino auch so, dass ich mir vorher zu viele Gedanken gemacht hatte.
Ich bin eine Couch-Pateto , und bin dann vorher gewandert, mit Ruckack leer und Rucksack voll...
Ich habe es geschafft an meinem Etappenziel ( Sahagun) anzukommen. Aber bei 250 km blockte vorher meine Hüfte und mein Bein, sodass ich
den Rucksacktransport in Anspruch nehmen musste nach Pausentagen. Habe es aber dann geschafft.
Dieses Jahr konnte ich mich familär bedingt vorher nicht auf den Camino vorbereiten weder wandern noch Kopfmässig......
Ich wusste aber, ich muss Gewicht reduzieren des Rucksackes. Das habe ich getan. Und es war sehr entspannt diesmal,
ich bin angekommen in SDC, hatte keine Schmerzen oder sonst was....Es war anderes diesmal : das Vertrauen des Weges enorm...

Du schaffst das auch. Höre auf Deinen Körper und vertraue
so verschieden die Menschen, so verschieden der Camino

buen camino, LG Claudia

[Matten]

Moin Britta
Willkommen im Forum
Auf meinen ersten Camino Frances (2016) habe ich mich nicht wirklich vorbereitet. Okay, ich habe viel gelesen und auf YouTube Videos geschaut. Aber da ging es um Ausrüstung usw.
2015 bin ich allerdings zum Probepilgern gewesen. Habe mir die Strecke Lübeck- Lüneburg ausgesucht. Hat ganz gut geklappt. Bis auf die Wanderstiefel: die waren zu eng. Habe mir “schöne” Blasen gelaufen. Habe dann in neue Stiefel investiert.
Ich hatte nicht bedacht, dass meine Füße bei solchen Strecken größer werden. Seitdem kaufe ich meine Wanderschuhe immer 1 bis 1.5 Nummern größer als normal.

Ansonsten hatte ich mir für 2016 vorgenommen rechtzeitig vorher zu trainieren. Hat nicht geklappt. War auch kein Problem. Wie Pater Norbert sagte: Dein Körper sagt Dir, wann Du eine Pause machen oder die Etappe beenden solltest.

Ansonsten kann ich alles unterschreiben, was vorher dazu gesagt wurde.

Buen Camino
Martin

[Monoeagle]

Ich frage mich ,ob ihr trotzdem wandererfahren seid und entsprechend vorbereitet? Oder lauft ihr sozusagen einfach los aus dem Wunsch heraus den Camino zu laufen?

Hi Britta,
Ich bin ja frisch von meinem ersten Camino zurück und den einzigen Fokus den ich bei der Vorbereitung drauf gelegt habe war der auf die Ausrüstung und die Grobplanung wo will ich lang/hin.
Am ende heißt es rucki schnappen und los ins Abenteuer.
Ich war zwar die letzten jahre ab und an Wandern aber nie länger als 1 woche und das auch nur regional zuhause und das kann man denke ich nicht als Vorbereitung für den camino von 3100+ km zählen.
Also nehme dir einfach etwas zeit damit du nicht zu viel tragen musst, suche dir schuhe die dir angenehm sind und los geht's.
LG

[Rossi]

Moin Britta,

wie du sicher schon gemerkt hast: Art und Umfang der Vorbereitungen zu einem Camino sind so vielfältig wie die Pilger selbst. Ich bin eher ein Vorbereitungs-Freak. Ich habe z.B. schon ein paar Monate vor meinem ersten Camino angefangen, mit meinem Rucksack tyische Camino-Distanzen (+/- 25 km) zu wandern, das dann auch mal 2-3 Tage am Stück. Das hat den Vorteil, dass du einerseits merkst, wie fit du bist und wie sich das nach 3 x 25 km anfühlt . Andererseits ist das aber auch ein guter Materialtest. So konnte ich z.B. eine Hose aussortieren, die nach längeren Distanzen fürcherlich an der Haut gescheuert hat. Ist mir bei den üblichen Kurzstrecken vorher nicht aufgefallen. Und schließlich steigern vorbereitende Wanderungen ja auch die Vorfreude.

Also wenn dir deine innere Stimme nicht unbedingt sagt, dass du morgen loslaufen sollst, dann spricht ja nichts dagegen, die verbleibende Zeit für ein wenig Vorbereitung zu nutzen.

[elcallo]

Servus Britta,
ich möchte nächstes Jahr meinen ersten camino laufen und stelle mir daher die selben Fragen, wie du sie dir jetzt stellst.
Aus Erfahrung kann ich daher logischerweise nicht sprechen, aber ich selbst habe in diesem Forum schon viele Tipps bekommen, hier lässt dich keiner allein, nutze dieses Medium, dafür ist es da!
(Bei dieser Gelegenheit mal vielen Dank an alle, die uns greenhorns unterstützen )
Alle, was meine Vorredner gesagt haben, unterschreibe ich auch.

Ich werde mich wie folgt vorbereiten (so jedenfalls mein Plan): gute Schuhe 1 - 1,5 Nummern größer kaufen, so dass auch (dickere) medizinische Einlagen reinpassen, 3 Paar (verschiedene!) Wandersocken besorgen und das abwechselnd mehrmals in den verschiedenen Kombinationen zusammen mit der Wanderhose bei 25 km-Wanderungen rechtzeitig testen. Ggf. auch mal mit gefüllten Rucksack.
Wenn's wo kneift, hast du noch Zeit das zu ändern, wenn nix kneift, hast du schon mal ein Gefühl der Sicherheit.
Und dann: einfach los ohne weiter groß drüber nachzudenken. Ich werde meine Etappen nicht generalstabsmäßig vorplanen, am späten Vormittag werde ich mir dann je nach Lust und Laune überlegen, wie weit es dann an diesem Tag noch gehen soll. Fertig.
So jedenfalls mein Plan - aber meistens kommts ja eh anders als man plant.

In diesem Sinne wünsche ich dir alles Gute !

LG Rainer

[Britts]

Moin allerseits, ich finde es super ,dass so viele geantwortet haben und auch so unterschiedlich. Immer her damit,ich verschlinge das alles .
Ich werde mir wahrscheinlich meine persönliche Mischung daraus basteln und dann schauen wie es läuft.
Ist schon komisch, dass man einerseits den Wunsch hat mal so ganz bei sich zu sein und ohne viel Schnick Schnack usw.und andererseits ist man so unsicher und ängstlich, dass was schief geht.
Aber es beruhigt mich zu wissen,dass es euch ähnlich geht oder ging.
Liebe Grüße, Britta

[Wanderoma]

Hallo, ihr Lieben. Als greenhorn macht man sich zu viele Gedanken. Vorheriges Training ist nicht nötig. Das kommt alles von allein. Das Wichtigste sind leichte, großzügige Schuhe und dass der Rucksack nicht zu schwer ist.
Und dann, wie elcallo sagt: einfach los ohne weiter groß drüber nachzudenken. Es funktioniert! Genau so! Alles in den Rucksack schmeißen, ab in den Zug und los geht’s! Don’t panic.
Alles Gute
Wanderoma

[Pilgerbär]

Moin allerseits, ich finde es super ,dass so viele geantwortet haben und auch so unterschiedlich. Immer her damit,ich verschlinge das alles .
Ich werde mir wahrscheinlich meine persönliche Mischung daraus basteln und dann schauen wie es läuft.
Ist schon komisch, dass man einerseits den Wunsch hat mal so ganz bei sich zu sein und ohne viel Schnick Schnack usw.und andererseits ist man so unsicher und ängstlich, dass was schief geht.
Aber es beruhigt mich zu wissen,dass es euch ähnlich geht oder ging.
Liebe Grüße, Britta

Naja, immerhin investiert man Zeit, Geld und Herzblut um in einem Land zu pilgern dessen Sprache man nicht gerade beherrscht. Ich persönlich bin allerdings der Meinung, dass die Freude das Ziel erreicht zu haben umso größer ist wenn man vorher eher "unsicher" war...gehört irgendwie einfach dazu.

Aber nur Mut, du wirst dich wundern wieviel gute Seelen für dich da sein werden falls es doch mal nicht so rund läuft.

Zur Ausgangsfrage: Wir sind ein paar Tagesetappen durch das Ruhrgebiet/Rheinland gepilgert, einfach um zu sehen ob der Rucksack ordentlich gepackt ist, Schuhe OK sind...und dann ging es los. Wir haben uns zwar Ziele gesetzt, aber nach etwa der Hälfte des Weges entschieden ob die realistisch waren oder nicht. Hat gut geklappt, bis auf Anfängerblasen an den Füßen ohne nennenswerten Beschädigungen an Körper oder Geist.

Du wirst uns hoffentlich berichten...

[Mintaka]

Man muss auch nicht gleich von Null auf Hundert in SJPdP starten.

Tut man das denn nicht, wenn die erste Etappe gleich über die Pyrenäen geht?

Nächstes Jahr möchte ich den Camino del Norte gehen und bin mir deshalb noch nicht sicher, ob ich in Irun starte.

Jetzt bin ehrlich gesagt erstmal ganz froh darüber, dass ich es in flachem Gelände angehen lassen kann.
Für meinen Camino Português Anfang September habe ich mich soweit vorbereitet, dass ich 10 Kilometer in meinen neuen Schuhen gehen kann, ohne Blasen zu bekommen, also quasi die Schuh- Strumpf- Kombination getestet (ähnlich wie elcallo).
Wie das mit (voraussichtlich 7 kg inklusive Wasser) Rucksack und 20 km aussehen wird, das werde ich nicht vorher ausprobieren, das lasse ich auf mich zukommen.
Ich habe 3 Übernachtungen vorab gebucht. Eine für die erste Nacht, wenn ich abends in Porto ankomme und dann nach ca. 15 und 20 km. Falls das fürs erste zuviel sein sollte, habe ich mir vorgenommen, ein Stück mit Bus oder Taxi zu fahren.
Danach möchte ich ohne Buchung weiter, jeweils immer soweit es geht.
Meine Kondition ist nicht die beste, aber ich vertraue darauf, dass sich das ändern wird, wie Pater Norbert schon schrieb.

[Camineiro]

Man muss auch nicht gleich von Null auf Hundert in SJPdP starten.

Tut man das denn nicht, wenn die erste Etappe gleich über die Pyrenäen geht?

Damit war gemeint, dass man nicht in SJPdP starten muss.
Man kann den Camino auch in Pamplona, Puente de la Reina, Logroño oder sonstwo beginnen.

[Mintaka]

Achso ok, danke für die Erklärung, das hatte ich falsch verstanden.