Abschied nehmen
Abschied nehmen
Hallo zusammen,
Am 9.3 starte ich ja meinen Camino von der Haustür aus und bin dann mal für 4-5 Monate weg...
Nun rückt der Aufbruchstag immer näher und ich merke, dass ich gedanklich bereits immer wieder wider aller Vorhaben nicht mehr im "Hier und Jetzt", sondern auf dem Weg bin... Und auch mein engstes Umfeld ist bereits in einer Abschiedsphase. Ich frage mich auch zunehmend, wie dann dieser Moment des Abschieds wohl sein wird...
Mich würde interessieren: Was sind eure Erfahrungen, Gedanken, Tipps für die Vor-Camino-Phase bis zum Aufbruchstag? Habt ihr Abschiedsrituale oder ähnliches? Und wie erlebt ihr den Abschiedsmoment an sich?
Am 9.3 starte ich ja meinen Camino von der Haustür aus und bin dann mal für 4-5 Monate weg...
Nun rückt der Aufbruchstag immer näher und ich merke, dass ich gedanklich bereits immer wieder wider aller Vorhaben nicht mehr im "Hier und Jetzt", sondern auf dem Weg bin... Und auch mein engstes Umfeld ist bereits in einer Abschiedsphase. Ich frage mich auch zunehmend, wie dann dieser Moment des Abschieds wohl sein wird...
Mich würde interessieren: Was sind eure Erfahrungen, Gedanken, Tipps für die Vor-Camino-Phase bis zum Aufbruchstag? Habt ihr Abschiedsrituale oder ähnliches? Und wie erlebt ihr den Abschiedsmoment an sich?
- Matt Merchant
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Re: Abschied nehmen
Lieber Ötz,
es war am 10. Juli 2016, 8 Uhr früh. Ich schloss pathetisch meine Wohnungstür in Gießen zu, wandte mich gemächlich-weihevoll gen Südwesten und marschierte los nach Santiago...
...Ich kam 200 Meter weit, bis ich merkte, dass ich meinen Wanderstab vergessen hatte. Also zurückgewetzt wie eine gesengte Sau und das ganze nochmal wiederholt, aber weniger pathetisch...
Will sagen: Freu Dich darauf! Es wird alles ganz anders, als Du es jemals planen, erhoffen oder befürchten kannst.
Bin sehr gespannt,w as Du dann hier berichtest! Und beneide Dich ordentlich!
Gruß vom Schreibtisch,
Matthias
es war am 10. Juli 2016, 8 Uhr früh. Ich schloss pathetisch meine Wohnungstür in Gießen zu, wandte mich gemächlich-weihevoll gen Südwesten und marschierte los nach Santiago...
...Ich kam 200 Meter weit, bis ich merkte, dass ich meinen Wanderstab vergessen hatte. Also zurückgewetzt wie eine gesengte Sau und das ganze nochmal wiederholt, aber weniger pathetisch...
Will sagen: Freu Dich darauf! Es wird alles ganz anders, als Du es jemals planen, erhoffen oder befürchten kannst.
Bin sehr gespannt,w as Du dann hier berichtest! Und beneide Dich ordentlich!
Gruß vom Schreibtisch,
Matthias
"Das Unscharfe um das Display herum, das ist der Camino.“ (frei nach M. M. Profitlich)
- Frau Holle
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Re: Abschied nehmen
Ich bin einfach los und war dann 4 Monate weg.
Ich hab da keine große Sache draus gemacht, weil ich ja nur für wenige Monate weg war und nicht ausgewandert bin.
Ich bin aber auch ein pragmatischer Mensch
Ich hab da keine große Sache draus gemacht, weil ich ja nur für wenige Monate weg war und nicht ausgewandert bin.
Ich bin aber auch ein pragmatischer Mensch
u l t r e i a
Re: Abschied nehmen
Ich freue mich schon sehr.
Und ich finde wirklich euren Pragmatismus beeindruckend.
Mir fällt der Abschied(sgedanke) von meiner Familie schon schwer. Vielleicht liegt es daran, dass ich und wir da nicht sonderlich "erfahren" sind und trotz allen persönlichen Freiraums frei gewählt vermutlich überdurchschnittlich "eng miteinander leben"...Und vielleicht liegt es aber auch am aktuellen (gefühlten) Zustand der Welt?
Die Frage nach den Ritualen rührt übrigens daher, da ich ein grosser Fan davon bin, Wertschätzung/Liebe auch auszudrücken. Oder anders: ich meine, das Sprichwort "Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft" ist schon nicht so ganz verkehrt...
Und ich finde wirklich euren Pragmatismus beeindruckend.
Mir fällt der Abschied(sgedanke) von meiner Familie schon schwer. Vielleicht liegt es daran, dass ich und wir da nicht sonderlich "erfahren" sind und trotz allen persönlichen Freiraums frei gewählt vermutlich überdurchschnittlich "eng miteinander leben"...Und vielleicht liegt es aber auch am aktuellen (gefühlten) Zustand der Welt?
Die Frage nach den Ritualen rührt übrigens daher, da ich ein grosser Fan davon bin, Wertschätzung/Liebe auch auszudrücken. Oder anders: ich meine, das Sprichwort "Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft" ist schon nicht so ganz verkehrt...
Re: Abschied nehmen
Meine Rituale vor einer Pilgerfahrt erschöpfen sich darin, das Wasser abzustellen und den Fernseher vom Stromnetz zu trennen.
Dann ziehe ich die Tür ohne Pathos hinter mir zu und los geht’s.
Ohne viel Brimborium.
Dann ziehe ich die Tür ohne Pathos hinter mir zu und los geht’s.
Ohne viel Brimborium.
Re: Abschied nehmen
Lieber ötz,
ich verstehe dich - du lässt deine Familie zurück und musst auch die Verantwortung loslassen, die du immer ausgefüllt hast. Unsere sorgen und ängste packen wir mit ein in unseren Rucksack - manchmal auch ganz real ( bei mir war es Angst vor der Obdachlosigkeit in Form eines Zeltes, fast 2.000 km bis ich es mitsamt meiner Angst ausgepackt und zurück gelassen habe).
Nimm einen Stein aus deiner Umgebung mit, der dich an deine ängste und alles was dich belastet erinnern soll und schmeiß ihn spätestens am Cruz de hierro auf den Steinhaufen.
Auf dem Weg lernst du loslassen, was brauchst du wirklich, was ist wichtig, was unwichtig. Loslassen müssen wir im echten Leben auch Schritt für Schritt - die Kinder wachsen und wir lassen sie Schritt für Schritt in die Selbstständigkeit. Wenn wir altern, lassen wir das Leben Schritt für Schritt los, Weggefährten sterben, man ist nicht mehr so aktiv und zieht sich stück für stück zurück . Ich sehe das an meinen Eltern und höre das von meinem Wanderpartner von früher, der jetzt weit über 80 ist...
Verbring zeit in den Tagen vor deinem Aufbruch mit den deinen und höre ihnen zu - ihre ängste, ihre wünsche, ihre Geschichten begleiten dich und noch viele andere auf und am weg werden dir ihre Geschichte erzählen, die du dann auch mit einpackst in deinen rucksack. Ich habe sie bei der Ankunft in Santiago in zwiesprache mit dem Herrn ausgepackt und ihm erzählt.
Einige rückkehrer, die ich auf dem Heimweg zu Fuß kennengelernt habe, haben mit unabhängig voneinander immer das gleiche erzählt: auf dem hinweg nach Santiago waren sie mit sich selbst beschäftigt, auf dem Rückweg mit der Familie Zuhause, mit den lieben, die sie dann Wiedersehen. Meistens sparen wir uns ja den rückweg und werden dann in einem einzigen Zeitraum in unseren Alltag zurück gebeamt.
Grüße Claudia
ich verstehe dich - du lässt deine Familie zurück und musst auch die Verantwortung loslassen, die du immer ausgefüllt hast. Unsere sorgen und ängste packen wir mit ein in unseren Rucksack - manchmal auch ganz real ( bei mir war es Angst vor der Obdachlosigkeit in Form eines Zeltes, fast 2.000 km bis ich es mitsamt meiner Angst ausgepackt und zurück gelassen habe).
Nimm einen Stein aus deiner Umgebung mit, der dich an deine ängste und alles was dich belastet erinnern soll und schmeiß ihn spätestens am Cruz de hierro auf den Steinhaufen.
Auf dem Weg lernst du loslassen, was brauchst du wirklich, was ist wichtig, was unwichtig. Loslassen müssen wir im echten Leben auch Schritt für Schritt - die Kinder wachsen und wir lassen sie Schritt für Schritt in die Selbstständigkeit. Wenn wir altern, lassen wir das Leben Schritt für Schritt los, Weggefährten sterben, man ist nicht mehr so aktiv und zieht sich stück für stück zurück . Ich sehe das an meinen Eltern und höre das von meinem Wanderpartner von früher, der jetzt weit über 80 ist...
Verbring zeit in den Tagen vor deinem Aufbruch mit den deinen und höre ihnen zu - ihre ängste, ihre wünsche, ihre Geschichten begleiten dich und noch viele andere auf und am weg werden dir ihre Geschichte erzählen, die du dann auch mit einpackst in deinen rucksack. Ich habe sie bei der Ankunft in Santiago in zwiesprache mit dem Herrn ausgepackt und ihm erzählt.
Einige rückkehrer, die ich auf dem Heimweg zu Fuß kennengelernt habe, haben mit unabhängig voneinander immer das gleiche erzählt: auf dem hinweg nach Santiago waren sie mit sich selbst beschäftigt, auf dem Rückweg mit der Familie Zuhause, mit den lieben, die sie dann Wiedersehen. Meistens sparen wir uns ja den rückweg und werden dann in einem einzigen Zeitraum in unseren Alltag zurück gebeamt.
Grüße Claudia
Re: Abschied nehmen
Ob ich nun durchschnittlich, unterdurchschnittlich oder überdurchschnittlich mit meiner Familie verflochten bin, kann ich eigentlich nicht sagen. Hier fehlt mir schlicht die Referenz.
Wir sind mind. einmal in der Woche bei unseren Eltern und regeln Einkäufe, Apotheke und was sonst noch so anfällt. In der Woche vor unserer Tour nehmen wir uns dann noch einmal Zeit für eine extra Tasse Kaffee.
Meine Schwester und meine Nichte bringen uns i.d.R zum Bahnhof/Flughafen, kurz gedrückt und gut ist.
Jetzt habe ich natürlich den großen Vorteil, dass mein Lieblingsmensch stets an meiner Seite mit mir pilgert...
Wir sind mind. einmal in der Woche bei unseren Eltern und regeln Einkäufe, Apotheke und was sonst noch so anfällt. In der Woche vor unserer Tour nehmen wir uns dann noch einmal Zeit für eine extra Tasse Kaffee.
Meine Schwester und meine Nichte bringen uns i.d.R zum Bahnhof/Flughafen, kurz gedrückt und gut ist.
Jetzt habe ich natürlich den großen Vorteil, dass mein Lieblingsmensch stets an meiner Seite mit mir pilgert...
Ultreya, euer Pilgerbär
Re: Abschied nehmen
Ein wunderschöner berührender Beitrag.wiesicla hat geschrieben: ↑21. Feb 2023, 21:17 Lieber ötz,
ich verstehe dich - du lässt deine Familie zurück und musst auch die Verantwortung loslassen, die du immer ausgefüllt hast. Unsere sorgen und ängste packen wir mit ein in unseren Rucksack - manchmal auch ganz real ( bei mir war es Angst vor der Obdachlosigkeit in Form eines Zeltes, fast 2.000 km bis ich es mitsamt meiner Angst ausgepackt und zurück gelassen habe).
Nimm einen Stein aus deiner Umgebung mit, der dich an deine ängste und alles was dich belastet erinnern soll und schmeiß ihn spätestens am Cruz de hierro auf den Steinhaufen.
Auf dem Weg lernst du loslassen, was brauchst du wirklich, was ist wichtig, was unwichtig. Loslassen müssen wir im echten Leben auch Schritt für Schritt - die Kinder wachsen und wir lassen sie Schritt für Schritt in die Selbstständigkeit. Wenn wir altern, lassen wir das Leben Schritt für Schritt los, Weggefährten sterben, man ist nicht mehr so aktiv und zieht sich stück für stück zurück . Ich sehe das an meinen Eltern und höre das von meinem Wanderpartner von früher, der jetzt weit über 80 ist...
Verbring zeit in den Tagen vor deinem Aufbruch mit den deinen und höre ihnen zu - ihre ängste, ihre wünsche, ihre Geschichten begleiten dich und noch viele andere auf und am weg werden dir ihre Geschichte erzählen, die du dann auch mit einpackst in deinen rucksack. Ich habe sie bei der Ankunft in Santiago in zwiesprache mit dem Herrn ausgepackt und ihm erzählt.
Einige rückkehrer, die ich auf dem Heimweg zu Fuß kennengelernt habe, haben mit unabhängig voneinander immer das gleiche erzählt: auf dem hinweg nach Santiago waren sie mit sich selbst beschäftigt, auf dem Rückweg mit der Familie Zuhause, mit den lieben, die sie dann Wiedersehen. Meistens sparen wir uns ja den rückweg und werden dann in einem einzigen Zeitraum in unseren Alltag zurück gebeamt.
Grüße Claudia
Vielen Dank dafür, Claudia.
LG,
Andrea
No creo en casi nada que no salga del corazón.
(Fito Páez)
http://und-die-haare-im-wind.blogspot.com
(Fito Páez)
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Re: Abschied nehmen
Und los geht's
Re: Abschied nehmen
Da setzt Du aber voraus, daß man den Frances geht.
Welcher Herr?Ich habe sie bei der Ankunft in Santiago in zwiesprache mit dem Herrn ausgepackt und ihm erzählt.
- Pater Norbert
- Beiträge: 1378
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Re: Abschied nehmen
Wenn es nur das Eiserne Kreuz ist, ja!
Auf dem Camino Portugues Central hat das Franzosenkreuz eine ähnliche Funktion.
Wer pilgert, wird von einem Virus infiziert, das nicht vergeht.
Gemerkt im März 2022. Avatar stammt aus Juni 2023.
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Re: Abschied nehmen
Ja das weiß ich und dort war ich auch schon Danke für die Info.Pater Norbert hat geschrieben: ↑9. Mär 2023, 13:35Wenn es nur das Eiserne Kreuz ist, ja!
Auf dem Camino Portugues Central hat das Franzosenkreuz eine ähnliche Funktion.
Sie schrieb aber explizit "Cruz de hierro" was ja das eiserne Kreuz bedeutet und nicht "Crus francesa"
Re: Abschied nehmen
Bob hat geschrieben: ↑9. Mär 2023, 13:44Ja das weiß ich und dort war ich auch schon Danke für die Info.Pater Norbert hat geschrieben: ↑9. Mär 2023, 13:35Wenn es nur das Eiserne Kreuz ist, ja!
Auf dem Camino Portugues Central hat das Franzosenkreuz eine ähnliche Funktion.
Sie schrieb aber explizit "Cruz de hierro" was ja das eiserne Kreuz bedeutet und nicht "Crus francesa"
Lt. Pilgerlisten-Eintrag „wer-wann-wo“ möchte Ötz in Spanien dem Norte und ggf. Primitivo folgen.
Dort gibt es mWn keine speziellen Steinablegestellen.
Aber man kann ja selbst eine kreieren …
Buen Camino y Ultreia
- Anne Ruschmann
- Beiträge: 78
- Registriert: 9. Aug 2019, 21:08
Re: Abschied nehmen
Hallo Ötz,
ich wünsche dir eine wunderschöne, fantastische Zeit mit bereichernden Eindrücken, Erlebnissen und Begegnungen.
Wenn du magst dann lass' uns ein bisschen an deiner Reise teilhaben.
Oder postest du ggfls. irgendwo unter FB o.ä.?
Buen Camino
Anne
Re: Abschied nehmen
Vielen lieben Dank für die netten Zeilen.Anne Ruschmann hat geschrieben: ↑9. Mär 2023, 14:21Hallo Ötz,
ich wünsche dir eine wunderschöne, fantastische Zeit mit bereichernden Eindrücken, Erlebnissen und Begegnungen.
Wenn du magst dann lass' uns ein bisschen an deiner Reise teilhaben.
Oder postest du ggfls. irgendwo unter FB o.ä.?
Buen Camino
Anne
Ich werde ab und an im Forum präsent sein und wohlmöglich auch das ein oder andere aktuelle Geschehnis/ den ein oder anderen aktuellen Gedanken einbringen.
Fb, Instagram, Blogs, etc. dürfen andere gerne machen - mein Ding ist das aber nicht so.