Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Pilgerwege in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Doro pèlerine
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Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Beitrag von Doro pèlerine »

Hallo in die Runde,
ich möchte nächstes Jahr ab März (zum Beginn meiner Rentenzeit) von Bonn aus nach le Puy gehen, das erste Mal auf dem Jakobsweg. Da ich frankophil bin, ist Trier (und danach bald Frankreich) "gesetzt", aber für den Weg bis Trier bin ich noch sehr unschlüssig: entweder Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg und dann von Bingen nach Trier den Ausoniusweg oder linksrheinischer Jakobsweg bis Andernach und dann den Eifel-Camino bis Trier.
Gibt es hier Menschen, die Erfahrungen mit diesen Wegen haben und sie möglicherweise vergleichen können?

Mir ist schon klar, dass Pilgern in Deutschland eine eher einsame Angelegenheit ist. Aber zumindest hin und wieder andere PilgerInnen zu treffen, wäre schon schön, außerdem natürlich, durch eine interessante Landschaft zu gehen.
Und dann bin ich unsicher, was das Vorbuchen von Unterkünften angeht. Eigentlich möchte ich nicht lange im Voraus buchen, habe aber den Eindruck, dass es nötig sein könnte, insbesondere auf der Via coloniensis, vielleicht aber auch auf dem Eifel-Camino.
Wenn Ihr mir mit der einen oder anderen Info, die mir die Entscheidung und die Planung erleichtert, helfen könnt, wäre ich Euch sehr dankbar.

Danke im Voraus
Doro
Christoph Kühn
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Re: Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Beitrag von Christoph Kühn »

Hallo Doro,

herzlich willkommen im Pilgerforum.

Beide Wege bin ich von Köln aus gegangen. So schön das Mittelrheintal zwischen Bonn und Bingen ist, ziehe ich als Pilger den Weg quer durch die Eifel über Blankenheim und Prüm nach Trier dann doch vor. Der Weg am Rhein folgt über weite Strecken dem Rheinburgenweg; er windet sich, geht mehrfach am Tag von den Rheinorten hoch in die Hänge und fällt dann wieder ab. Als Pilger gehe ich auf ein Ziel hin und möchte mich dabei nicht unnötigerweise immer wieder am selben Hang abarbeiten müssen. Da kommt mir der Weg durch die Eifel nach Trier mehr entgegen.

Landschatlich ist der Weg durch die Eifel sehr interessant, besonders ab Bad Münstereifel, wenn man das Erfttal verlässt und auf die Höhen kommt. Die Südeifel mit dem malerischen Nimstal, den alten Ortslagen von Waxweiler und Neuerburg, dem Ferchweiler Plateau, den Felsformationen bei Bollendorf und der Pilgerherberge im Kloster der Salesianer auf dem Helenenberg ist etwas besonderes.

Als Wanderer bin ich hingegen gerne am Rhein unterwegs; auf dem Rheinburgenweg und auch schon auf seinem Vorgänger, dem Rheingoldweg, bin ich seit den achtziger Jahren immer wieder gerne gewandert. Als Wanderer, nicht als Pilger.

Vorbuchen ist auf beiden Wegen ratsam, denn die Fremdenzimmer sind auch außerhalb der Ferienzeiten belegt, weil sie gerne von Gästen gebucht werden, die auf Montage sind. Innerhalb der Schulferien von NRW und Rheinland-Pfalz ist es ganz schwierig, ein günstiges Quartier zu bekommen, denn sowohl die Eifel als auch das Mittelrheintal sind ausgewiesene Urlaubsregionen.

Viele Grüße

Christoph
"70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs sind in Europa wieder Städte von der Auslöschung bedroht."

Karl Schlögel, 2015
wanderer
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Re: Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Beitrag von wanderer »

Hallo Doro,
da hat Christoph schon fast alles gesagt!Es kommt drauf an , was du möchtest. Auch ich kenn beide/alle Weg.Hab sie alle genossen.Gehst du den Eifelcamino kannst du auch im Naturfreundehaus am Laacher See übernachten, JH Mayen gib es, Pilgerzimmer in Kaisersesch,Pilgerherberge Klausen. Nur einige Möglichkeiten.
Du könntest aber auch bis Bingen,dann durch die Pfalz und durchs Elsass,wo ich in vielen Klöstern übernachten konnte...einfach nur schön!!!Und erst der Ottilienberg....
Sooooo viele Möglichkeiten!!!!
Doro pèlerine
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Re: Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Beitrag von Doro pèlerine »

Hallo Christoph, hallo wanderer,
ganz herzlichen Dank Euch beiden; das hilft mir ein riesiges Stück weiter! Das sind ja jede Menge wertvolle Tipps und den Hinweis auf den Unterschied zwischen Wandern und Pilgern finde ich auch sehr wichtig, hatte ich für mich bisher nicht so klar.
Ich werde berichten, für welchen Weg ich mich entscheide; derzeit sieht es nach der Via coloniensis aus.

Herzliche Grüße
Doro
Wanderoma
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Re: Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Beitrag von Wanderoma »

Hi, Doro,
auch ich kann die Via Coloniensis sehr empfehlen, die Landschaft ist überzeugend schön – und man trifft (mit Glück) sogar andere Pilger.
Auf der Via Coloniensis wirst du keine Probleme mit den Übernachtungen bekommen, es gibt genügend Gemeinden, die Pilger aufnehmen. Man muss sie nur vorher kontakten. Ansonsten gibt es Jugendherberge, urige Landgasthöfe und Campingplätze. Und in Trier das DBH!
Alles Gute und viel Spaß
LG
Wanderoma
Doro pèlerine
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Re: Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Beitrag von Doro pèlerine »

Liebe Wanderoma,
auch Dir herzlichen Dank! Wenn ich Eure Antworten so lese, bekomme ich Lust, gleich morgen loszugehen!
Eine Frage zu den Unterkünften in den Gemeinden: Um das Gepäck zu reduzieren, habe ich nicht vor, eine Isomatte mitzunehmen. Ist es realistisch, dass es in solchen Gemeinde-Unterkunften eine Matte oder Matratze gibt? (Ich habe schon Schilderungen von Übernachtungen auf Kirchenbänken gelesen. Dafür fühle ich mich dann doch zu alt. 😉)
LG. Doro
Christoph Kühn
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Re: Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Beitrag von Christoph Kühn »

In den kirchlichen Herbergen in Brühl, in Euskirchen, auf dem Helenenberg und in Trier sind Betten mit Matratzen vorhanden. Allerdings ist die Herberge in Euskirchen gerade geschlossen, da dort zur Zeit eine Familie untergebracht ist, die aus der Ukraine fliehen musste. Die beiden erstgenannten Herbergen liegen nicht an Deinem Weg, wenn Du von Bonn kommst.
"70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs sind in Europa wieder Städte von der Auslöschung bedroht."

Karl Schlögel, 2015
Wanderoma
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Re: Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Beitrag von Wanderoma »

Hi, Doro,
in den Gemeinden gab es immer einen freundlichen Empfang und wunderbare Gespräche. Aber leider sind sie nicht immer ausgestattet wie eine Herberge. Nur selten gibt es Matratzen oder Klappbetten. Oftmals übernachtest du auf zusammengeschobenen Stühlen oder auf dem Boden von Gemeindesaal, Teamerbereich oder Kita. Also sind Schlafsack und superleichte Luftmatratze sehr nützlich. Anmelden solltest du dich stets einige Tage vorher, denn die Gemeindebüros sind nicht jeden Tag besetzt.

Meine Etappen: Bad Meifel (DJH), Blankenheim (altes Pfarrhaus), Kronenburg (Campingplatz – nicht empfehlenswert), Ormont (Landgasthof), Prüm (Gemeinde – ohne Bett), Waxweiler (Gemeinde – o B), Neuerburg (DJH), Nusbaum (glücklicherweise ein freundlicher Bauer mit Obstwiese zum Zelten), Echternach (JH), Welschbillig Helenenberg (sehr komfortabel), Trier (DBH o B), ab hier war ich mehr auf das Zelt angewiesen. Z.B. ist in Sierck-les-Bains der Campingplatz graduit. In Frankreich gibt es an jeder Ecke Campingplätze, besonders günstig sind die städtischen…

LG
Wanderoma
Doro pèlerine
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Re: Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Beitrag von Doro pèlerine »

Ihr seid wirklich klasse, danke!
LG Doro
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Pilger Franz
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Re: Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Beitrag von Pilger Franz »

Hallo Doro,
mein Tipp für eine alternative/ergänzende Vorgehensweise: Du suchst in der Vorbereitung einen zentralen Ort, der eine gute ÖPNV-Anbindung hat und an dem du mehrere Nächte bleiben kannst ("Standquartier"). Dann fährst du mit ÖPNV zu den Tagesetappen in diesem Einzugsbereich, nur mit Tagesgepäck. So gehen auch Schlafsack und Isomatte mit, die bleiben nämlich im Standquartier. Dann kommt das nächste Standquartier dran.

Nachtrag: Beschrieben in "Mein Bahntipp #19: "Standquartier + ÖPNV"
Zuletzt geändert von Pilger Franz am 7. Jan 2023, 23:48, insgesamt 2-mal geändert.
BC
Franz
Doro pèlerine
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Re: Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Beitrag von Doro pèlerine »

Hallo Franz,
auch Dir herzlichen Dank! Das ist ja ein origineller Vorschlag, auf so etwas wäre ich gar nicht gekommen.
LG Doro
Christoph Kühn
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Re: Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Beitrag von Christoph Kühn »

Christoph Kühn hat geschrieben: 1. Dez 2022, 17:42 Allerdings ist die Herberge in Euskirchen gerade geschlossen, ...
Seit dem 10. Januar ist die Pilgerherberge in Euskirchen wieder geöffnet.

https://485355.forumromanum.com/member/ ... link=10772
"70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs sind in Europa wieder Städte von der Auslöschung bedroht."

Karl Schlögel, 2015
Doro pèlerine
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Re: Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Beitrag von Doro pèlerine »

Ich hatte doch versprochen, mich hier nochmal zu melden. Also:Es ist wirklich der Via Coloniensis geworden. Gestern bin ich zu Hause gestartet. Dank Eurer Ratschläge habe ich die Unterkünfte bis Trier vorgebucht - und dabei sehr schnell gemerkt, dass es nötig ist. Einige Unterkünfte gibt es nicht mehr, oder nicht für PilgerInnen, z. B. den Helenenberg.
Ich hab mich übrigens für die Variante ohne Zelt und Isomatte entschieden, hab eine interessante, wilde Mischung von Unterkünften.
Euch noch mal danke und liebe Grüße
Doro
P.S.: Die entsprechende Frage zu Frankreich stelle ich dann im Frankreich -Teil.😉
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beliperegrina
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Re: Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Beitrag von beliperegrina »

Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen. Vor 10 Jahren bin ich ebenfalls dort gepilgert.
Dir einen wunderschönen Weg!
BC, Beate
wanderer
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Re: Via coloniensis oder linksrheinischer Jakobsweg?

Beitrag von wanderer »

Dir einen guten Weg , spontane Begegnungen und fühl dich behütet!
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