Am Niederrhein

Pilgerwege in Deutschland, Österreich und der Schweiz
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chrisbee
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Am Niederrhein

Beitrag von chrisbee »

Nimwegen in den Niederlanden ist der Ausgangspunkt des Jakobsweges nach Köln, wie er von Christoph Kühn und Annette Heusch-Altenstein im Band 4 der „Wege der Jakobspilger im Rheinland“ (2009) beschrieben wird. Für mich war es der Endpunkt, weil ich, anstatt wie geplant Ende März den Weg von Köln nach Trier zu gehen, mich nicht vom Rhein losreißen mochte und dann immer weiter in Richtung Meer unterwegs war. Ich kam zuerst nicht weit – nur bis Zons – nahm dann aber einen zweiten und dann noch einen dritten Anlauf, bis ich letztes Wochenende in Nimwegen ankam. Für Übernachtungen nutzte ich wieder meinen Camper. Was natürlich auch bedeutet hat: häufig auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen zu sein, um meinen jeweiligen Stellplatz oder den Ausgangspunkt der geplanten Etappe zu erreichen. Was mitunter mit langen Fahrtzeiten verbunden war.

Dieser Jakobsweg ist 200 Kilometer lang. Er „pendelt“, so steht es im Buch, „oft um die Hauptverkehrsachse der historischen Römerstraße“. Und die entstand vor 2000 Jahren. Wer hier unterwegs ist, bekommt also die unterschiedlichsten Eindrücke mit. Angefangen bei den ganz alten Zeugnissen römischer Zeiten am ehemaligen Limes, wobei das große archäologische Gelände von Xanten und seinen verschiedenen Nachbauten ein absoluter Höhepunkt ist. Ich las von etwa 10 000 Menschen, die innerhalb dieser Mauern gelebt haben sollen. Nachhaltiger waren allerdings die Eindrücke einer Industrielandschaft, vor allem im „mittleren“ Bereich um Krefeld, wo mir immer wieder der Ausdruck der „geschundenen Landschaft“ in den Sinn kam – wobei vieles inzwischen wieder begrünt und renaturiert wurde und zugewachsen ist. Vielleicht sogar „überwachsen“. Manchmal kam es mir so vor, als hätte ich eine versunkene Industrieära unter den Füßen. Aber immer noch war es oft laut und der Eindruck vom traurigen „Malocherland“ hat sich bei mir festgesetzt. Industrie, Kraftwerke und Häfen bestimmen immer noch den Rhein – und verhindern oft den Zugang zum Fluss und Wege am Wasser.

Andererseits führt dieser Jakobsweg durch historische Kleinode, die ich hier nie vermutet hätte, beispielsweise bei Krefeld: Die Stadt selbst umgeht er, der Weg führt stattdessen weiter östlich durch Linn, (auch eine Art Vorort), das wie eine Puppenstube mit Wasserschloss, großem Park und geradezu putzigen kleinen, sehr alten und dicht gedrängten Häusern wie von Zauberhand in die Region gesetzt wirkt. Oder Zons (nördlich Köln) direkt am Rhein: es ist eine ehemalige kurkölnische Zollfeste. Hier gibt es Stadtmauern, wie es dicker kaum geht, und ein erstaunliches mittelalterliches Ambiente. Hier gibt es allerdings auch zahllose Touristen.

Im Buch von Christoph Kühn wird sehr ausführlich über die Historie durch vielen Jahrhunderte berichtet und den Spuren und den Orten für Pilger nachgegangen. Es hat sich sehr viel in dieser alten Kulturlandschaft abgespielt. Hinzu kommt, dass auch der Rhein sein Flussbett immer mal wieder verändert hat, was gravierende Folgen für die Bewirtschaftung und Besiedlung des Landes hatte. Landschaftlich wirklich schön, und das möchte ich auch noch sagen, ist der Abschnitt zwischen Nimwegen und Moers, also am offiziellen Start des Pilgerweges. Um Schloss Moyland herum war ich richtig begeistert.

Wo immer möglich, bin ich den Rheinauen und entlang von Sandbuchten und möglichst nah am Wasser gegangen, also auch abseits des Pilgerweges. Etliche Abschnitte des Weges musste ich wegen der Umstände auslassen. Nirgends war es anstrengend. Allerdings würde ich niemandem empfehlen, es so wie ich zu machen und zu Fuß zu gehen, sondern: in Nimwegen aufs Fahrrad steigen. Es sind durchweg befestigte Wege und eigentlich durchweg geteert. Es ist die ideale Radlerstrecke.

chrisbee
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Bernie
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Re: Am Niederrhein

Beitrag von Bernie »

chrisbee hat geschrieben: 2. Jun 2022, 10:51 wobei das große archäologische Gelände von Xanten und seinen verschiedenen Nachbauten ein absoluter Höhepunkt ist.
Ich hoffe doch, Du hast den Xantener Victordom nicht vergessen.
Und vor allem den Wallfahrtsort Kevelaer Bild
Marienbasilika, Gnadenkapelle, Kerzenkapelle - ein "must see" Bild
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chrisbee
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Re: Am Niederrhein

Beitrag von chrisbee »

In Kevelaer war ich nicht, dort führt dieser Jakobsweg auch nicht durch. Mein Favorit ist und bleibt wohl der Kölner Dom. Im Dom zu Nimwegen fühlte ich mich irgendwie verloren, keine Ahnung warum. Viele Kirchen am Weg waren verschlossen. Und Xanten? Empfand ich als imposant.

chrisbee
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Bernie
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Re: Am Niederrhein

Beitrag von Bernie »

Xanten ist imposant; vor allem das Amphitheater.
Aber Kevelaer wäre auf jeden Fall einen Abstecher wert gewesen. Du hättest es nicht bereut.
Zu schade. Bild
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