Krank/Verletzt auf dem Camino

Allgemeine Diskussionen zur Pilgerei und ihrer Geschichte
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Heidi
Beiträge: 13
Registriert: 6. Dez 2020, 20:38

Krank/Verletzt auf dem Camino

Beitrag von Heidi »

Nach 300km. von SJPdP.bis Burgos fühlte ich mich mittendrin im Pilgergeschehen, fühlte mich "eingelaufen"
Plötzlich und unvorbereitet trifft, Schmerzen im Knie, nichts geht mehr. 3 Tage Pension mit Ruhe und Kühlen bringen keinerlei Besserung.
Besuch im Hospital. Alles heil. Entzündung im Knie. Weitere 4 Tage vergehen. Keine Besserung.
Nun zweifel ich, was soll ich tun?
Hellsehen können wir alle nicht.
Wer hat auch schon solche Erfahrung mit seinem Knie gemacht?
Was sagt mir der Weg?
Buen Camino? Gruß Heidi
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Simsim
Beiträge: 2433
Registriert: 23. Okt 2019, 11:33

Re: Krank/Verletzt auf dem Camino

Beitrag von Simsim »

Oh das ist ja sehr doof, Heidi!

Was Dir der Weg sagt, kann natürlich niemand für Dich herausfinden, aber was die Knieschmerzen angeht....kann ich Dir nur die youtube Videos von Liebscher und Bracht empfehlen. Die Übungen sind sehr gut, lösen aber natürlich das Problem nicht von heute auf morgen.
Allerdings gibt es in Spanien (Apotheke) eine absolut phantastische Salbe Namens "Fisiocrem", die auch bei heftiger akuter Tendinitis schon Leuten schnell geholfen hat.
Sie ist offenbar wesentlich effizienter als Voltaren, Ibuprofen und co.
Ein Versuch wert?
Ansonsten ist halt mit einer Entzündung nicht unbedingt zu spaßen und wenn es nicht besser wird.....tja... was willste machen?
Wäre halt hilfreich zu wissen, was genau entzündet ist, Schleimbeutel, Sehnen, Gelenke, Muskeln, Knochenhaut ....?

Alles Gute!

Simone
avat03
Beiträge: 25
Registriert: 2. Dez 2019, 16:05

Re: Krank/Verletzt auf dem Camino

Beitrag von avat03 »

Hi
wenn du nach so langem abwarten immer noch Schmerzen im Knie hast, dann fahre heim und gehe zum Arzt. Der Weg läuft ja nicht weg...
Matten
Beiträge: 502
Registriert: 17. Jul 2019, 10:19
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Re: Krank/Verletzt auf dem Camino

Beitrag von Matten »

Hallo Heidi

Ja, ist blöde!!!!

Versuch doch noch die „Zaubersalbe“ „Fisiocreme“, die Simone empfiehlt.
Danach kannst Du dann entscheiden: Camino oder nach Hause zum Orthopäden Deines Vertrages.

Mucha Suerte
Martin
Niemand weiß was in ihm steckt, bevor er nicht versucht hat es herauszuholen.
Ernest Hemingway
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Simsim
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Re: Krank/Verletzt auf dem Camino

Beitrag von Simsim »

Oder Krücken ausleihen und damit weiterlaufen!
Hab ich wirklich mal gesehen!
Ein etwa 40 jähriger deutscher Mann, der so eine heftige Tendinitis bekam, dass er schon auf der Via Podiensis hätte aufgeben müssen. Er wollte aber unbedingt weiter bis Finisterre. Die berühmte Therèse in Miradoux (damals noch dort) lieh ihm die Krücken und sagte :
"en avant, mon fils, Saint Jacques t'aidera!"
("vorwärts mein Junge! Jakobus wird dir helfen!")
Und tatsächlich, er gewöhnte sich schnell an die Krücken, kam in normalem Tempo voran (mit Rucksack, Zelt und Transistorradio!!!) und zur geplanten Zeit in Finisterre an, um einige Schultermuskeln reicher....tja, so kann's gehen 😄.
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beliperegrina
Beiträge: 463
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Re: Krank/Verletzt auf dem Camino

Beitrag von beliperegrina »

Ob sich der Pilger mit dem langen Weg auf Krücken und ungleicher Belastung damit auch langfristig Gutes angetan hat???

Hallo Heidi, das tut mir sooo leid. Wie es dir geht - vermutlich voller Traurigkeit, Wut, Enttäuschung, Ratlosigkeit - kann ich nachfühlen, denn letztes Jahr hatte ich ein ähnliches Erlebnis:

Mit Blasen, Fehlbelastung, letztlich Plantarfasciitis habe ich mich mit Rucksacktransport und Trekkingstöcken ab Santo Domingo bis nach Leon geschleppt, wo dann nichts mehr ging. Traurig bin ich von dort aus zurückgekehrt und habe noch ca. 3 Wochen gebraucht, bis ich wieder annähernd normal laufen könnte. Dieses Jahr versuche ich dann, ab Leon weiterzulaufen.

Es ist kein großer Trost, dass der Weg dir nicht wegläuft, aber du wirst die für dich passende Entscheidung treffen. Was signalisiert dir dein Körper? Du musst niemandem etwas beweisen.
Ich drücke dir fest die Daumen für einen guten Ausgang.
Liebe Grüße, Beate
goyogigo
Beiträge: 6
Registriert: 30. Apr 2022, 17:09

Re: Krank/Verletzt auf dem Camino

Beitrag von goyogigo »

Meine Mitpilgerin hatte sich mit starken Schienbeinschmerzen rumgequält und es wurde im KH nichts gefunden. Ausruhen, Salben und Massagen wurden empfohlen. Danach weitergequält und es wurde immer schlimmer, bis nur noch der Abbruch ging. Zuhause wurde dann ein Überlastungsbruch festgestellt und eine Knochenhautentzündung hatte sich dazugesellt. Also besser rechtzeitig aufhören und einen neuen Anlauf nehmen. Gute Besserung
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KlausF
Beiträge: 71
Registriert: 24. Apr 2022, 15:20

Re: Krank/Verletzt auf dem Camino

Beitrag von KlausF »

Das ist ja echt nicht schön und tut mir sehr leid für Dich. Ich hatte damals auch nach ca. 3 Wochen in beiden Schienbeinen Knochenhautentzündung. Mit Voltaren Druckverbänden und täglich 2-3 Ibu hab ich dann auch noch die ketten 2,5 Wochen bis Finisterra durchgehalten. Würde ich heute aber nicht mehr tun. Ich schliesse mich meinen Vorredner*innen an, hör auf Deinen Körper und auf Diich. Im Prinzip weißt Du die Antwort. Lass sie zu.
Gute Besserung und toi, toi, toi
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altbrummi
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Re: Krank/Verletzt auf dem Camino

Beitrag von altbrummi »

Hallo
Auch mir ging es so. Als ich in Azofra ankam stelle ich fest dass mein rechtes Knie geschwollen und bunt gefärbt war. Schmerzen hatte ich weniger weil ich schon vorher Ibu wegen Rückenscherzen genommen hatte. Ich habe mich dann noch bis nach Belorado durchgekämpft und von dort aus bin ich mit dem Bus nach Burgos gefahren was mir schwer gefallen ist weil ich einige gute Mitpilger hatte. Aber in Burgos angekommen habe ich schweren Herzens meine Pilgertour abgebrochen und bin nach Hause gefahren. Hatte das Glück dass mein Knie nach 3 Tagen zuhause bei Ruhestellung und schonung wieder abgeschwollen und die Farbe verschunden war. Hat mir aber schwer gefallen dass ich aufhören musste und so bin ich dann einige Jahre danach noch den CP gegangen der auch wunderschön ist und so bin ich doch nach nach Santiago und nach Finistera zum Ende der Welt gekommen. Habe meines erachtens nach alles gesehenund habe meinen Frieden gefunden. Alfred
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Frau Holle
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Re: Krank/Verletzt auf dem Camino

Beitrag von Frau Holle »

Als ich vor 8 Jahren in Siegen losgelaufen bin musste ich wegen Knieschmerzen in der Eifel zum Arzt. Ich weiß nicht mehr was die Diagnose war, aber ich habe eine Bandage bekommen und bin fast 3 Monate mlt Schmerzen gelaufen. Irgendwo auf dem Frances endeten die Schmerzen, aber ich habe viele Nächte im Zelt gelegen und konnte wegen der Schmerzen nicht schlafen. Rückwirkend betrachtet klingt das gar nicht mal so angenehm und auch nicht klug. Ich weiß noch, dass wir extra ein paar Tage in Taizé geblieben sind, damit sich mein Knie etwas erholen kann

Ich habe Tempo und Etappenlänge oft angepasst und konnte somit weitergehen ohne abbrechen zu müssen. Empfehlen kann ich so ein Vorgehen aber natürlich nicht, jeder muss selbst auf seine Grenzen achten und diese möglichst auch einhalten.

Gute Besserung!
u l t r e i a
Heidi
Beiträge: 13
Registriert: 6. Dez 2020, 20:38

Re: Krank/Verletzt auf dem Camino

Beitrag von Heidi »

Danke , es tröstet mich sehr, eure Mitteilungen zu lesen. Irgendwie fühlt es sich ja an, als würde es nur einem alleine so gehen. Alle flitzen flott und fröhlich an einem vorbei. Ich warte jetzt noch die Tage ab, die ich hier in Burgos gebucht habe und entscheide mich dann wohin es geht.
Vielen lieben Dank
Heidi
caminoxyz
Beiträge: 226
Registriert: 5. Mai 2021, 11:47

Re: Krank/Verletzt auf dem Camino

Beitrag von caminoxyz »

Hier gibt es eine Erkärung für die Knieprobleme:
https://www.youtube.com/watch?v=pIJiUb91s34
Superfrauandrea
Beiträge: 315
Registriert: 6. Aug 2019, 16:55

Re: Krank/Verletzt auf dem Camino

Beitrag von Superfrauandrea »

es gehört auch viel Kraft dazu, den Camino abzubrechen.

2018 gab es keine Wahl, durch einen schweren Sturz meines Mannes mussten wir nach 90 Kilometern den CP abbrechen und sind mit dem ÖAMTC (bei euch ADAC) heimwärts gereist. Wir waren froh über die Unterstützung.
2019 war ein neuer Anlauf und alles lief gut.

Ich wünsche dir, dass du die richtige Entscheidung für dich triffst. Alles Gute!
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Matt Merchant
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Re: Krank/Verletzt auf dem Camino

Beitrag von Matt Merchant »

Heidi hat geschrieben: 27. Mai 2022, 22:37 Irgendwie fühlt es sich ja an, als würde es nur einem alleine so gehen. Alle flitzen flott und fröhlich an einem vorbei.
Liebe Heidi,

Du siehst: es geht nicht nur vielen so, sondern praktisch alle, die den Camino häufiger ‚anpacken‘, erleben eines Tages auch Momente des Scheiterns…
Auch bei mir ist es der Schicksalsort Burgos: 2018 streckten mich dort die Folgen eines verschleppten Hitzschlages für drei Tage aufs Hostelbett… Danach schleppte ich mich weiter, musste aber bereits am Stadtrand, bei der Kapelle ‚Madonna del Pilar, gleich wieder abbrechen… Saß dröge auf einem Hydranten, kotzübel, und sah wohl so dreckig aus, dass der nächste vorbeikommende Pilger fragte: ‚Are you okay‘…? Da half nurmehr Rückzug in die City, unter den doofen Kommentaren mancher Mitpilger (‚Hey, Santiago is in the other direction man! Haha!‘), jede Menge Barbacoa- Pizza bei Telepizza und - Abreise…
Ein halbes Jahr später setzte ich den Weg mit einer rituellen weiteren Barbacoa-Pizza in Burgos fort - - und kam gerade mal bis Frómista, wo mich ein Bänderriss streckte… 60 Km: Der kürzeste und teuerste Camino meines Lebens…
Da half nur: Mit dem Bus zurück nach Burgos, eine Barbacoa-Pizza und - Abreise… :-(

Aber im Sommer drauf zog ich dann ‚durch‘…

Was ich daraus gelernt habe:
Jeden einzelnen Schritt, der beim Pilgern gelingt, nicht als Selbstverständlichkeit zu betrachten, sondern dankbar als Geschenk des Lieben Gottes zu wertschätzen…

Ultreia!!
Matthias
"Das Unscharfe um das Display herum, das ist der Camino.“ (frei nach M. M. Profitlich) :geek:
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KlausF
Beiträge: 71
Registriert: 24. Apr 2022, 15:20

Re: Krank/Verletzt auf dem Camino

Beitrag von KlausF »

Oder wie der Rheinländer sagt: Watt mutt datt mutt... der Mensch denkt, GOTT lenkt.
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