Chemin Walter Benjamin - Sein Fluchtweg über die Pyrenäen

Pilgerwege in Frankreich
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Fred
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Chemin Walter Benjamin - Sein Fluchtweg über die Pyrenäen

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Matt Merchant
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Re: Chemin Walter Benjamin - Sein Fluchtweg über die Pyrenäen

Beitrag von Matt Merchant »

Juhuu. Bei Walter Benjamin bin ich sofort dabei...
Ein trauriges Schicksal... Und ein Beispiel dafür, wie ein jahrzehntelang verkanntes Genie plötzlich zum Mainstream wird - und alle Welt sein 'Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit' platt zitiert... Oder sein 'Passagenwerk'... Ohne ihn wirklich zu kennen, zu verstehen, zu durchdringen.
Er bleibt der große Unverstandene... Möge der Engel der Geschichte mit ihm sein.

Aber auch Franz Werfel ist hier spannend. Sein 'Lied der Bernadette' ist sicher vielen Pilger*innen geläufig.
Es ist sagenhaft gut gemachter XXL-Kitsch. Und entstand, als Werfel auf der Flucht (mit seiner Alma Mahler?) In Lourdes vorbeikam...

Hach - Kulturgeschichte.
Die vermisse ich auf dem Theologencampus doch manchmal...
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Matt Merchant
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Re: Chemin Walter Benjamin - Sein Fluchtweg über die Pyrenäen

Beitrag von Matt Merchant »

M@rio d'Abruzzo hat geschrieben: 20. Nov 2021, 10:35
Gibt es neben dem Roman wirklich dieses XXL-Kitsch-Lied? Also was Singbares?
Nun, wenn man auf den Jakobswegen unterwegs ist, wird man um das berühmte 'Lourdes-Lied' kaum herumkommen, das namentlich in Frankreich zum Geläut vieler Kirchen gehört.
Ich persönlich mag es nicht, empfinde es als billig komponiert (wohlwollendere Stimmen werden es 'naiv' nennen). Aber Millionen Menschen bedeutet es spirituell sehr viel, daher möchte ich nicht lästern.

Aber im Fall Franz Werfel meine ich tatsächlich den besagten Roman 'Das Lied der Bernadette', der auch prominent verfilmt wurde.
Er ist lesenswert und als Klassiker katholischer Erbauungsliteratur tatsächlich vom Feinsten.
Als Wermutstropfen empfinde ich aber, dass sich der Jude Franz Werfel mit diesem Weg versucht hatte, von seiner religiösen Herkunft künstlerisch 'reinzuwaschen'; nicht zuletzt auf Betreiben der waschechten Antisemitin Alma Mahler-Werfel.
Das verleidet mir heute, offen gestanden, den Lesegenuss.

2007, als ich den Roman vor meiner ersten Lourdes-Reise las, wusste ich noch zu schwelgen. Heute halte ich es eher mit dem gnadenlosen Gegenwerk 'Lourdes' von Émile Zola.
Das hatte ich auf meinem Camino 2018 dabei.
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Matt Merchant
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Re: Chemin Walter Benjamin - Sein Fluchtweg über die Pyrenäen

Beitrag von Matt Merchant »

M@rio d'Abruzzo hat geschrieben: 20. Nov 2021, 12:48 Franz Werfel hat den Roman (s.o) in Amerika geschrieben und da hatte er doch wohl keinen Grund mehr, sich 'von seiner religiösen Herkunft künstlerisch 'reinzuwaschen', wie du schreibst.
Da magst Du Recht haben, Mario... Und letzten Endes steht es mir und uns sicher nicht zu, das religiöse Bekenntnis Herrn Werfels in Abrede zu stellen, der eben in jenen Jahren zum Katholizismus konvertierte. Ganz ähnlich wie Jahrzehnte zuvor sein 'Vorgänger' Gustav Mahler - bei dem das aber wiederum ganz offensv ein Karriere-Schritt war, um im antisemitischen Klima Wiens Operndirektor werden zu können.
Konversionen in dieser Generation des 'langen Fin-de-siècle' kann man eben kaum rein religiös interpretieren; die waren immer auch ein politischer Schritt. Und, wie gesagt, Alma war da ein wichtiger, aber übelst antisemitischer Katalysator...

Gelübde und Bekenntnisse sind auch so eine Sache...
Manche wirken zu gut, um nicht erfunden zu sein... Und gerade die Werfelsche Lourdes-Berufungs-Story hat Hollywood-Qualitäten, wo sicher auch ein Gutteil dichterische Freiheit mitschwingen mag. Wie bei so vielen 'Damaskus-Erlebnissen', die man im Theologen-Alltag zu hören bekommt. Alle habe sicher einen wahren, guten und tief empfundenen Kern, den man respektieren sollte. Aber eben auch oft viel Zuckerguss drumherum...
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