Pilgerbär hat geschrieben: ↑7. Mär 2021, 17:11
Aber auch ein Arzt muss sich nicht erst sein Bein brechen um zu ahnen was beim gipsen in seinem Patienten vorgeht.
Leider falsch.
Der Arzt sieht und erahnt, dass der Patient Schmerzen hat bzw. haben muss..... und dass der Patient seine Situation als beschi****en empfindet.
Aber auch nicht mehr.
Aber Patienten mit einem ausgewachsenen Burnout (ich verwende hier mal diesen Modebegriff) haben ganz andere Probleme.
Sie sind, ohne erkennbaren Grund, plötzlich nicht mehr in der Lage, auch nur die simpelsten Dinge des täglichen Lebens zu erledigen, wie z.B. ein Päckchen zur Post zu tragen. Es könnte ja sein, dass man die falsche Paketgröße frankiert hat und nun am Schalter zurückgewiesen wird.
Oder:
Eine Banküberweisung ausfüllen..... aber bei der langen IBAN abbrechen muss, weil man sich nicht mehr konzentrieren kann.
Einen Brief schreiben? Unmöglich. Irgendwo ein Formular ausfüllen? Noch unmöglicher. Die Spülmaschine ausräumen, obwohl man eigentlich die Waschmaschine bestücken wollte? Ein Unding. Beides bleibt unerledigt.
Ich habe stundenlang wie paralysiert dagesessen, unfähig auch nur die kleinste Kleinigkeit zu erledigen. Es ging nichts mehr.
Die Psyche läßt nichts mehr zu.......und Du merkst Deine Unfähigkeit.... und Du willst dagegen angehen.....Du willst aus dieser Starre raus..... und Du schaffst es nicht. Dein Körper reagiert, das Herz fängt an zu rasen, der Magen rebelliert, die Galle sendet Signale, Schmerzen ohne Ende.......und Du kommst aus diesem Teufelskreis nicht heraus.
Und je mehr man sich bemüht, dagegen anzugehen, desto schlimmer wird es.
Man hatte doch immer ganz toll alles gewuppt. Karriere im Beruf gemacht. Nebenbei Haushalt und Familie versorgt. Die pflegebedürften Elternpaare in ihren eigenen Häuschen und mit ambulanter Hilfe versorgt. Sich daneben auch noch ehrenamtlich betätigt.
Nun ja, die Nächte waren dann nicht allzulang. Vier Stunden Schlaf waren vollkommen ausreichend.......
Bis........
Nichts mehr ging. Ich war mit Tempo 300 vor die sprichwörtliche Betonwand gerast.
Wir Betroffenen merken ja gar nicht, wie sehr wir bereits im Hamsterrad beheimatet sind. Die Umwelt merkt es auch nicht.....und will auch nichts wissen, denn die Menschen, die an einer schweren Erschöpfungsdepression erkranken, sind nicht die Dümmsten, nicht die Faulsten und sehr zuverlässig. Ihnen vertraut man schwierige und umfassende Arbeiten an denn man weiß, auf diese Menschen ist Verlaß.
Fortsetzung folgt.