Was definiert einen Pilger?

Allgemeine Diskussionen zur Pilgerei und ihrer Geschichte
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Icecube84
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Re: Was definiert einen Pilger?

Beitrag von Icecube84 »

chrisbee hat geschrieben: 16. Feb 2021, 08:32 Und ich persönlich finde Touristen auch nicht so prickelnd, auch nicht auf dem Camino, besonders dann, wenn sie anreisen, um Pilger zu gucken.

Gruß chrisbee
DAS hab ich schon gemacht.
2014 macht ich eine Kreuzfahrt und wir legten in Ferrol an. Wir sind dann nach Santiago gefahren, damit ich die Pilger sehen konnte. Für mich war das sehr ergreifend, weil ich wusste das ich im nächsten Jahr den Weg gehen werde und ich fühlte mich damals schon sehr verbunden mit den Pilgern und gleichzeitig war es doch unvorstellbar das ich im nächsten Jahr einer von ihnen sein sollte. Voll das Durcheinander.

Meine Mama ging in die Kathedrale um für meine Pilgerreise fürs nächste Jahr zu beten und um Beistand falls ich ihn benötigte. Ich benötigte ihn und hab ihn bekommen.
Ich blieb draußen, es war mir ganz wichtig erst hineinzugehen wenn ich zu Fuß angekommen war.

Ich weiß gar nich warum, aber wo ich das hier so schreibe, da bekomm ich Tränen in den Augen... blöd auf Arbeit...
Buen Camino,
Jani

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Beri t go
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Re: Was definiert einen Pilger?

Beitrag von Beri t go »

Heute morgen beim Frühstück war dieser Treat Thema und dann kam mir die Idee einer bzw. meiner Definition, ich gehe mehrere Tage Wochen Monate und es kann sich ändern, mal bin ich Wanderer und mal Pilger. Je nach dem in welcher Stimmung, Laune, Verfassung ich bin. Ich kann das nicht vorhersagen oder planen, genau wie ich nicht vorhersagen oder planen kann ob ich morgen fröhlich oder bedrückt bin...
Aber das will ich auch garnicht, das Leben ist wechselhaft, der Weg ist wechselhaft und die Art damit umzugehen...

Schönen Tag euch allen
Gruß Berit
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Pooh_der_baer
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Re: Was definiert einen Pilger?

Beitrag von Pooh_der_baer »

Icecube84 hat geschrieben: 16. Feb 2021, 10:20
DAS hab ich schon gemacht.
2014 macht ich eine Kreuzfahrt und wir legten in Ferrol an. Wir sind dann nach Santiago gefahren, damit ich die Pilger sehen konnte. Für mich war das sehr ergreifend, weil ich wusste das ich im nächsten Jahr den Weg gehen werde und ich fühlte mich damals schon sehr verbunden mit den Pilgern und gleichzeitig war es doch unvorstellbar das ich im nächsten Jahr einer von ihnen sein sollte. Voll das Durcheinander.
Hallo,

zur Erheiterung:
Im Jahr 2010 kam ich Anfang Sep in SDC an.
Der Platz vor der Kathdrale war gefüllt mit Pilgern und auch vielen span. Tagesbesuchern.
Die Luft bebte von Musik und Gesang.
Als ich eine knappe Woche später vom Kap zurückkam, lagen 2 Pilgerinnen auf dem Bodes den Platzes.
Da kamen Passagierinnen von einem Aida-Schiff zu den beiden und fragte, ob sie wirklich richtige Pilgerinnen seien.
Mußte in mich hineinlachen. Wenige Tage zuvor wäre niemand auf die Idee gekommen Menschen mit Rucksack zu befragen.
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
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Simsim
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Re: Was definiert einen Pilger?

Beitrag von Simsim »

"Pilger gucken" :lol: genau!
Einmal kam ich in Roncesvalles an und jede Menge andere Pilger natürlich auch, die meisten davon richtig k.o. nach der Etappe, logisch.
Eine Busladung amerikanischer Touristen stand vor dem Eingang der Herberge und fotografierte, filmte, befragte alle Ankommenden. Sie wollten alles genau wissen, wieviel Geld man mitnimmt, was man genau sucht, wie man sich jetzt fühlt, ob man an Gott glaubt etc. Die meisten Pilger waren sichtlich überfordert von der Gruppe....es war wie ein Haufen sensationswütiger Reporter....
Tja....ich dachte nur: "auch das ist Camino " ;) man darf gleich mal lernen, freundlich Grenzen zu setzen und die Touris einladen, am Besten selbst zu laufen, da würden sich die Fragen schon beantworten.
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CyrusField
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Re: Was definiert einen Pilger?

Beitrag von CyrusField »

Pooh_der_baer hat geschrieben: 16. Feb 2021, 11:50 Da kamen Passagierinnen von einem Aida-Schiff zu den beiden und fragte, ob sie wirklich richtige Pilgerinnen seien.
Nur echt mit Zertifikat! :lol:
Camino Francés 2018
Mosel-Camino 2019
Via Mosana 2019 - ... (das wird noch :lol:)
Caminho Portugês Central 2020
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Nicoletta
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Re: Was definiert einen Pilger?

Beitrag von Nicoletta »

Vielen, vielen Dank für die ganzen hochinteressanten Antworten!

Mir ging es tatsächlich um subjektive Antworten, nicht um eine Wikipediataugliche Definition :)

Mich beschäftigt die Frage wirklich schon länger und auch wenn ich weiss dass es immer heisst "es ist dein Camino, es ist egal was andere denken", hat es mich einfach nicht losgelassen und ein Gefühl von "ich bin keine echte Pilgerin" blieb, obwohl mir rational klar war dass einem Wände ums eigene Bett nicht das Pilgerdasein nehmen. Zumal ja niemand einer 90jährigen oder einer schwer kranken Person das Pilgerdasein absprechen würde, nur weil er/sie nicht in Herbergen schläft.

Und es ist ja auch nicht so dass es damit plötzlich zu einem Luxusurlaub umschwingt - der Minimalismus bleibt ja an allen anderen Stellen. Auch als Pensionspilger wäscht man abends seine Sachen von Hand, muss mit zwei T-Shirts und auskommen und trägt seinen kompletten Hausstand auf dem Rücken über die Berge.

Schreibt gerne weiter was für euch der Unterschied zwischen wandern und pilgern ist - ich hatte mich extra bisher zurück gehalten um die Diskussion nicht abzubrechen, aber wollte mich dann jetzt doch mal für den interessanten Input bisher bedanken :)

Liebe Grüße,

Nicoletta
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Betz
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Re: Was definiert einen Pilger?

Beitrag von Betz »

Hallo,

hier zunächst mal das, was ich zum Thema "Pilgern" gefunden habe:

Ich zitiere: „Man nimmt an, dass es irische Mönche waren, die mit dem Pilgern begannen. Die Bedeutung dahinter war, es dem missionierenden Jesus Christus und dem wandernden Abraham gleichzutun. Damals hatte das Pilgern meist kein spezielles Ziel.

Im Mittelalter änderte sich die Bedeutung des Pilgerns ein wenig: Man suchte jetzt meistens bestimmte Orte auf, wie Rom, Jerusalem oder das Grab des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela. Oft wurde eine Pilgerreise erst gegen Ende des Lebens unternommen, um sich von den Sünden zu reinigen und auf das Jenseits vorzubereiten. Anschließend traten die Pilger oft ins Kloster ein, um ihre Reinheit zu bewahren.

Heute hat sich die Bedeutung des Pilgerns gewandelt. Zwar wird es auch heute noch häufig aus religiösen Motiven unternommen, oft verbunden mit einer bestimmten Bitte. Viele sehen darin aber auch einfach nur die Möglichkeit, dem hektischen Alltag zu entfliehen, auf Schusters Rappen Natur und Landschaft zu genießen und der Spiritualität im Leben mehr Raum zu geben.

Viele der alten mittelalterlichen Pilgerrouten – allen voran natürlich der Jakobsweg – sind aber auch heute noch sehr beliebt, auch wenn sich die Bedeutung des Pilgerns über die Jahrhunderte verändert hat.“ (Ende Zitat).

Und nun meine Meinung dazu:

Früher beschränkte sich das Pilgern allein schon aus verkehrstechnischen Gründen meist darauf einmal im Leben von seinem Heimatort zu einem Pilgerziel und wieder zurück (meist SdC) zu wallfahren. Heute dagegen machen es die Verkehrsmittel (PKW, Bus, Zug, Flugzeug) möglich, dass jeder aus welchen Gründen auch immer zu fast jeder Zeit von irgendeinem beliebigen Ort zu irgendeinem beliebigen Pilgerziel aufbrechen kann. Genauso beim fernwandern.

Für mich – der ich mich als Wanderer auf alten Pilgerwegen bezeichne - hat das heutige Pilgern nur noch dann etwas mit dem früheren Pilgern zu tun, wenn es ausschließlich aus religiösen Gründen erfolgt.

Ist dies nicht der Fall, kann ich einen Unterschied zwischen Pilgern und Fernwandern nicht erkennen.

Allzeit einen guten Weg, egal ob als Pilger oder als Wanderer auf Fernwander- oder Pilgerwegen wünscht

Betz
Zuletzt geändert von Betz am 19. Apr 2021, 10:12, insgesamt 2-mal geändert.
2014 - 2016 Trier - Vezelay, Via Lemovicensis
2017- 2018 Camino del Norte bis Ribadeo
2018 Ribadeo - Ferrol
2019 Camino dos Faros und Finesterre bis SdC
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Anhalter
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Re: Was definiert einen Pilger?

Beitrag von Anhalter »

Zunächst einmal möchte ich mich bei allen bisherigen Schreibenden bedanken. Das ist ja durchaus ein Thema wozu man sich streiten kann, und bisher läuft die Diskussion wirklich vorbildlich ab.

Ich hab auf meiner "Willste bald mal machen" Liste 2 Punkte. Den Camino Primitivo und den Traumpfad München-Venedig.
Oberflächlich betrachtet sind das beides Touren mit Ähnlichkeiten. Man läuft durch mehr oder weniges Gelände (klar, bei zweiterem deutlich bergiger), übernachtet überwiegend in bestehender Infrastruktur mit einfachem Standard und man wird wohl nicht totgetrampelt, ist jetzt aber auch nicht wirklich vernab der Zivilisation unterwegs.
Trotzdem ist das eine "in meinem Bauch" ganz klar "Pilgern", das andere eine "Fernwanderung". Beiden gemein ist das Wandern. Auf dem Jakobsweg stelle ich mich aber auf eine andere spirituelle Erfahrung ein (wenn man es so nennen möchte), gehe davon aus, mit meinen Begegnungen andere Gespräche zu führen... und irgendwie steht das Wandern nicht so im Vordergrund. Die Alpentour ist da eher von der sportlichen Herausforderung charakterisiert (natürlich nicht nur das).
Das ist selbstverständlich für mich hoch individuell und jeder darf das gerne anders bewerten :)

Nun möchte ich noch ein paar Worte zu den "Tourigrinos" verlieren und hoffe, dass ich dadurch die bisherige Sachlichkeit der Beiträge nicht torpediere.

Ich verspüre hier, auch wieder aus dem Bauch heraus, eine gewisse Abneigung. Also in Bezug auf Pilger, die es sich, aus meiner externen, eingeschränkten Sicht, zu einfach machen. Mental bin ich mir völlig bewusst, dass jeder in der Facon pilgern darf, die ihm richtig scheint und für vieles, was mir von Außen als falsch erscheint es vielleicht einen triftigen Grund gibt. Vielleicht kann er/sie nicht gut laufen, weil krank. Vielleicht keinen Rucksack tragen, weil Rücken. Oder was weiß ich.
Dennoch, wenn ich dann auf dem Frances gesehen habe, wie ein Bus eine Ladung Menschen mit Daypacks 2km vor der nächsten Ortschaft aussetzt, damit diese dann zur nächsten Herberge "pilgern" können, dann fühlte sich das falsch an. Ebenso die Gespräche mit den beiden sehr netten Kanadierinnen die ihre (jeweils) beiden Koffer mit Wechselwäsche immer von Herberge zu Herberge geschickt haben.
Ich verstehe auch, dass durch diesen zusätzlichen Kommerz einige Menschen in strukturschwachen Gegenden die Möglichkeit erhalten, sich eine Existenz aufzubauen. Ich freue mich für diese Menschen.
Auf der anderen Seite verändert dieser Kommerz dann aber eben auch die Art, wie sich der Camino für mich anfühlt. Und da kommt dann diese Angst ins Spiel, dass man irgendwann in der Zukunft nur noch einen Weg geht der eben nur ein Weg ist.
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Nicoletta
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Re: Was definiert einen Pilger?

Beitrag von Nicoletta »

Hallo Anhalter,

vielen Dank für deinen Beitrag!

Mir geht es da sehr ähnlich wie dir. Es gibt dieses Bauchgefühl was sagt, dass es kein Pilgern mehr ist wenn zu viel Luxus im Spiel ist, gleichzeitig habe ich aber auch das Gefühl dass es mir nicht zusteht zu beurteilen wann es zu viel Luxus ist.

Ich will mich nicht hinstellen und meine eigenen Pensions-Übernachtungen für ok befinden, aber jemand anders das Pilgerdasein absprechen, der seinen Rucksack transportieren lässt (obwohl er ihn tragen könnte).

Herzliche Grüße,

Nicoletta
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Matt Merchant
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Re: Was definiert einen Pilger?

Beitrag von Matt Merchant »

Liebe Mitdiskutand*innen,

um mal eine provokante Frage in den Raum zu stellen:
Sind wir nicht nach puristisch-mittelalterlichem Verstädnis allesamt Tourigrinos bzw. Wohlfühl-Pseudo-Pilger, da wir den Rückweg mit Verkehrsmitteln absolvieren?
Was ein echter Büßer des Mittelalters war - der ist natürlich zurückgelaufen, mithin war Santiago 'Halbzeit'. Vor meinem geistigen Auge sehe ich die gerade alle auf ihrer Wolke sitzen und auf uns runterschauen: 'Pfff, diese Tourigrinos heutzutage...!' :D
"Das Unscharfe um das Display herum, das ist der Camino.“ (frei nach M. M. Profitlich) :geek:
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Simsim
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Re: Was definiert einen Pilger?

Beitrag von Simsim »

Oh toll, nach der Definition dürfen die da oben sich freuen :D Ich laufe nämlich seit einigen Jahren immer auch zurück.....mindestens teilweise und den Rest per Autostop oder auch kleine Busfahrten. Aber ok, ich gehöre zu den Ultrareichen :lol: , an Zeit jedenfalls.

Aber im Ernst, ich dachte heute dass ein Pilger meistens von einer Sehnsucht getrieben ist, sei sie nach etwas bestimmten oder so eine unbestimmte Sehnsucht....
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Pater Norbert
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Re: Was definiert einen Pilger?

Beitrag von Pater Norbert »

Matthias,

so toll waren sie doch garnicht, im Gegenteil. Weil sie keine Verkehrsmittel zur Verfügung hatten, brauchten sie auch nicht drüber nachzudenken. Sie kannten nichts anderes und sind damit glücklich gewesen.
In manchen Comedyauftritten wird gerne mal die alte Zeit genannt, in der das Telefon noch mit Schnur war und mit einer Wählscheibe. Meine Eltern waren damals froh, als damals bei uns ein solches Teil stand und sie nicht zum Arbeitskollegen sechs Häuser weiter gehen mussten und nicht wußten, wie viel sie jetzt vertelefoniert haben.
Wenn mein Handyvertrag alle 2 Jahre ausläuft, habe ich schon drei Generationen neuer Phones erlebt und will eigentlich immer noch ein einfaches Teil für Anrufe ohne 40 Sachen, von denen mir eh nur 3 nützlich sind.

Alte Pilgerberichte beschreiben, wie sie es sich damals auch gern gefallen ließen, wenn es etwas einfacher wurde (etwa mit der Brücke von Puente de la Reina) oder gerne eine Suppe gelöffelt wurde, wenn der Brotkanten schon hart war.
Wer pilgert, wird von einem Virus infiziert, das nicht vergeht.
Gemerkt im März 2022. Avatar stammt aus Juni 2023.
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Matt Merchant
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Re: Was definiert einen Pilger?

Beitrag von Matt Merchant »

Simsim hat geschrieben: 25. Feb 2021, 15:07 ...dass ein Pilger meistens von einer Sehnsucht getrieben ist, sei sie nach etwas bestimmten oder so eine unbestimmte Sehnsucht....
Liebe Simone, das hast Du wirklich wunderschön formuliert!
Dabei würde ich diese Sehnsucht garnicht nur auf Pilger beschränken.
Ich persönlich habe das 'Sinnsucher'-Sein immer als verbindendes Element zwischen religiösen Menschen und Künstler*innen definiert: wobei bei Künstler*inen diese Sinnsuche in die volle Breite geht, mit allen Höhen und Abgründen, während religiöse und spirituelle Menschen in ihrem Bekentnnis zumindest eine Richt- und Halteschnur wissen.
Aber das schließt Deine Definition ja nicht aus: denn unter den Pilgernden erlebt man erstaunlich viele Künstlernaturen, Religiöse sowieso... Vielleicht ist's dann doch spezifisch für Pilger*innen, dass sie aus ihrer Sehnsucht einen Weg der bewussten Reduktionen gestalten: wie Jesus in der Wüste (oder Mohammed in der Oase, der Buddha im Nirvana...)

Danke für die philosophische Inspiration!
Matthias
"Das Unscharfe um das Display herum, das ist der Camino.“ (frei nach M. M. Profitlich) :geek:
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Simsim
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Re: Was definiert einen Pilger?

Beitrag von Simsim »

Oh....und Dir vielen Dank für die Be-Geisterung :D
Interessanter Gedanke, das mit den Künstlern und der nicht ausgerichteten Sehnsucht. Manchmal denke ich, dass die Ausrichtung auch nur ein Schein ist, denn wenn ich mich nach Gott sehne, weiß ich dann, wonach ich mich sehne?
Poorboy
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Re: Was definiert einen Pilger?

Beitrag von Poorboy »

Hi @,
Was definiert einen Pilger? Das ist eine interessante Frage!
Erstmal glaube ich, dass wir alle auf dieser Erde Pilger sind. Jeder ist ein Suchender und macht eine persönliche Entwicklung durch - ob er will oder nicht...
Was das Wandern auf einem Pilgerweg angeht bin ich der Meinung: wandere deinen eigenen Weg! Ob und wie man sich dabei definieren muss soll bitte jeder selbst entscheiden, aber bitte die Anderen nicht be- oder verurteilen (wie war das mit dem ersten Stein werfen?). Die Sache ist doch die: was jeder sucht und wie er sich auf den Weg macht ist doch individuell unterschiedlich. Außerdem ist es doch ein Prozess und nicht statisch. Man sollte sehr demütig sein und auf sich selber schauen. Die Selbsterkenntnis sollte die Aufgabe und das Ziel sein auf dem Weg der persönlichen Entwicklung sein. Was das religiöse angeht: Ich habe Respekt vor jedem, der gläubig ist und denke man sollte einen Mensch weder nach Religion, Glaube, Nationalität, Hautfarbe oder was auch immer beurteilen.
Letztendlich sind wir doch unterwegs um unseren Mitmenschen, unserer Umwelt (Gott?) und dadurch uns selbst zu begegnen. Wer da seine Maßstäbe und Regeln auf Andere anwenden muss, ist eben noch nicht so weit. Sich selber über den Mitwanderer zu erheben, weil der etwas nicht richtig macht ist nicht nur ekelhaft, sondern auch dumm.
Vor vielen Jahren hat mir ein Mitwanderer mal gesagt, dass man die Arschlöcher auf den langen Wanderungen nicht trifft... ob das immer so stimmt möchte ich nicht behaupten. Es gibt allerdings schon einen Unterschied zwischen einem Reisenden und einem Tourist: der Reisende lässt sich auf seine Umwelt ein und will ihr begegnen und Neues entdecken. Der Tourist möchte gerne dass seine Umwelt sich ihm anpasst und er setzt sich nicht mit ihr auseinander und bleibt passiv. Die Grenzen verschwimmen aber. Ich bin und war beides. Der Reisende und der Tourist haben beide ihre Daseinsberechtigung. Aber hey, wenn du alle Regeln kennst und diese auch befolgst - nimm den ersten Stein!
"Afoot and light-hearted I take to the open road, healthy, free, the world before me, the long brown path before me leading wherever I choose."
- Walt Whitman
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