So unterschiedlich können die Wahrnehmung sein. Nach meinem Empfinden haben sich, abgesehen von Raimund, alle aus dieser Diskussion zurück gezogen, die es vertretbar finden, oder sogar selber in Erwägung ziehen, in diesem Jahr im Ausland pilgern zu gehen. Diese Forenmitglieder gab es ja zu Anfang der Diskussion doch auch immer wieder und auch die Abstimmung im anderen Thread zeigt ja durchaus (wenn man sicher auch über die genaue Interpretation streiten kann) dass es diese Meinungen gibt. Ich frage mich warum das so ist und nehme doch in vielen der kontra-pilgern Beiträge immer wieder offen oder unterschwellig den Vorwurf von Egoismus oder Verantwortungslosigkeit wahr. Ich persönlich habe schon den Eindruck, dass der ein oder andere sich diesem nicht aussetzen möchte.ich würde mir wirklich wünschen, wenn wir uns hier endlich auch ALLE wie Pilger austauschen könnten. Wenn sich jemand aus unschönen Gründen/Gefühlen aus einer Diskussion herauszieht, ist das etwas, was meiner Meinung nach in einem PILGERforum NICHT tragbar ist.
Im übrigen finde ich aber auch, dass hier in vielerlei Hinsicht und von allen Seiten auch gute Argumente für die jeweilige Ansicht hervorgebracht wurden. Und trotzdem, ist es doch völlig in Ordnung, am Ende bei seiner Meinung zu bleiben und diese zu vertreten, das sehe ich auch nicht als "auf vehemente Art und Weise die Stirn bieten." Ich persönlich, kann aus der Tatsache pro Pilgern im Ausland auch keine "Verniedlichung" des Virus erkennen.
Natürlich ist Raimund als Autor für Pilgerführer in einer besonderen Position, was seine Empfehlungen angeht, das sehe ich absolut auch so. Aber was soll man denn schreiben, wenn man selber Pilgern in dieser Situation für vertretbar hält: Geht auf keinen Fall dieses Jahr auf den Camino?
Ich persönlich werde dieses Jahr, obwohl geplant, ebenfalls nicht in Spanien pilgern. Nicht, weil ich es für deutlich riskanter als das pilgern in Deutschland oder den normalen Auslandsurlaub halte, sondern vorrangig weil das besondere am Pilgern in Spanien (neben der Nähe zu Santiago) für mich die Menschen, die Umarmungen, das Miteinander in den Herbergen und vieles mehr sind, was unter den momentanen Voraussetzungen nicht gegeben ist. Unter diesen Umständen pilgere ich dieses Jahr gerne in Deutschland. Und trotzdem ist es für mich moralisch vertretbar auch im Ausland zu pilgern. Ein Freund von mir, einer der wenigen noch sehr vorsichtigen Menschen aus meinem Bekanntenkreis in Bezug auf die Corona Regeln, möchte im September das erste Mal auf den Camino. Er hält sich im Alltag wirklich sehr penibel an alle Regeln und erinnert auch schon einmal andere daran. Auf seine fünf Wochen Urlaub hat er sehr sehr lange gespart, was mit schulpflichtigen Kindern nicht einfach war, mit seinem AG lange verhandelt um so lange Urlaub am Stück zu bekommen, einfach aufs nächste Jahr verschieben geht also nicht. Ich bin mir sicher, dass er auch auf dem Weg alle möglichen Risiken minimieren wird, aber er wird, sofern zu diesem Zeitpunkt möglich, den Weg gehen. Das ist für mich moralisch absolut vertretbar.
Ich würde mir wünschen, dass sich in diese Diskussion evtl. noch andere einbringen, die das ähnlich sehen, das würde die Diskussion vielleicht ein wenig vielschichtiger machen