Bin ganz neu und habe sooo viele Fragen :-)

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Pilgerfrau
Beiträge: 3
Registriert: 6. Mär 2020, 09:56

Bin ganz neu und habe sooo viele Fragen :-)

Beitrag von Pilgerfrau »

Hallo,

ich bin weiblich und 46.

Ich bin seit ein paar Wochen komplett mit dem Pilger-Virus infiziert :D
Ich lese alles was mir in die Hände gerät und habe mich schon ziemlich umfangreich informiert.
Auch die Ausrüstung habe ich mir schon weitestgehend besorgt. Mein Ziel ist es, im Spätsommer/Herbst alleine den Camino del Norte ab Bilbao zu laufen.

Ich bin noch nie alleine ins Ausland gereist, daher wird alleine der Flughafen schon eine riesige Herausforderung werden.....zusätzlich habe ich einige gesundheitliche Einschränkungen, und hoffe ich schaffe die Strecke überhaupt.
Einige Fragen habe ich nun noch, ich würde mich sehr über hilfreiche Antworten sehr freuen....

Wenn ich in Bilbao ankomme, wo kann ich am besten übernachten und wie finde ich ab dem Flughafen den Weg? Kommt man mit dem Bus in die Stadt?

Gibt es die Pilgerherbergen nur an den beschriebenen Etappenzielen oder auch unterwegs auf dem Weg?

Wie sind die Temperaturen an der Küste Ende August bis Anfang Oktober? Ich habe keine Ahnung welchen Schlafsack ich am besten besorge, da ich gerne friere.

Wo geht man unterwegs zur Toilette? Ich muss leider oft und spontan :-(

Ich suche noch ein Multifunktionstuch als Schal und Kopfbedeckung, kann mir jemand was empfehlen?

Brauche ich eine Isomatte in dieser Jahreszeit?

Wie viel Zeit sollte ich grob veranschlagen für die Strecke? Ich wollte erstmal nur den Hinflug buchen, und den Rückflug dann vor Ort, damit ich da keinen Zeitstress bekomme....ist das klug?

Was tut man, wenn man unterwegs ärztliche Hilfe braucht?


Bestimmt fallen mir noch viel mehr Fragen ein, für den Anfang schonmal vielen Dank.....oh wie gerne würde ich jetzt schon loslaufen .... :-D
Thüringer
Beiträge: 213
Registriert: 27. Jul 2019, 06:44

Re: Bin ganz neu und habe sooo viele Fragen :-)

Beitrag von Thüringer »

Hallo

Bin vor 7 Jahren auch zum ersten mal ohne englisch sprechende Begleitung zu meinen ersten Camino ...mit Air France über Paris nach Biarritz. Musste in Paris den Flughafen wechseln …..ohne franz. Sprachkenntnisse und im englisch Anfänger :D …..alles gut gegangen, immer Hilfe bekommen, wenn
ich sie gebraucht habe. Die Muschel an meinen Rucksack hat dabei sehr geholfen. War und bin gesundheitlich sehr angeschlagen, muss immer hinterfragen, ob ich noch pilgern kann.....pilgern ist inzwischen zur Sucht geworden.
Von Flughafen Bilbao gibt es einen Zubringerbus, der dich in die Stadt bzw zum Busbahnhof bringt....den kannst du nicht verfehlen. Bin den Norte 2* gelaufen, es hat genügend Unterkünfte.....nicht nur in den in den Pilgerführern beschriebenen Etappenzielen. Das sind nur vorgeschlagene Etappen, die du aber nach deinen persönlichen Möglichkeiten und Wünschen ohne Probleme verändern kannst.
Toiletten bietet die Natur jede Menge, in den Städten und größeren Orten ist es wie bei uns auch. Und den Schlafsack sollest du beim Erwerb so wählen, dass er Temperaturmäßig bis ins Minusbereich ausgelegt ist, da es im Oktober schon recht frisch ist. Wenn der Schlafsack zu warm ist, aufmachen und nur als Zudecke verwenden.
Wünsche einen schönen ersten Camino...

Thüringer
4 mal den Camino auf Wegen durch die Schweiz, Frankreich und Spanien von der Haustür nach Santiago.
Den de Norte, den Primitivo, der Ingles und Muxia/Finiterre mehrmals. Den Portuguese von Lissabon und von Faro nach Santiago...1500 km in Deuschland
Matten
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Re: Bin ganz neu und habe sooo viele Fragen :-)

Beitrag von Matten »

Hallo Pilgerfrau

Herzlich willkommen in diesem Forum.

Den Bus vom Flughafen in Bilbao in die Stadt bzw. zum Busbhf. kann man nicht verfehlen. Ich habe 2016 ein Taxi genommen....
Das kam dann zeitgleich mit dem obigen Bus an.

Als Multifunktionstuch habe ich mit denen von Buff angefangen. Mittlerweile habe ich ein 2 Meter langes Tuch aus dünnem Stoff (in Carrion de los Condes gekauft). Das ist variabler im Einsatz. Allerdings habe ich auch einen Hut dabei.

Wenn Du ärztliche Hilfe benötigst, wäre meine erste Anlaufstelle eine Apotheke (spanisch: Farmacia/ zu erkennen an dem grünen Kreuz). Dort wurde uns gut geholfen (Erkältung und Blasenbildung). Wenn Du wegen Deiner ges. Probleme spezielle Hilfe benötigen solltest, frage doch nach einem Doctor oder Medico.
Es empfiehlt sich evtl. auch mit Deiner Krankenversicherung zu sprechen. Möglicherweise haben die einen entsprechenden Service. Von meiner Versicherung die den Rücktransport im Krankheitsfall zahlen würde, wird auch die Organisation inklusive sprachliche Kommunikation angeboten.

Vielleicht kannst Du Deinen Arzt nach bestimmten medizinischen Formulierungen fragen? Die könntest Du Dir ins spanische übersetzen lassen.

Zeit: rechne mal mit 15 bis 25 Km pro Tag. Evtl. in den größeren Städten auch einen Pazsentag für die Erholung und für das Sightseeing. Wenn Du Deinen Pilgerrythmus gefunden und Dein Körper (die Füße) sich an die Belastung gewöhnt haben, kannst Du überlegen ob auch eine längere Tagesetappe drin ist. Aber niemand hetzt Dich...
Dann ergibt es sich von allein wann Du in Santiago bist.

Buen Camino sin Covid19
Martin
Niemand weiß was in ihm steckt, bevor er nicht versucht hat es herauszuholen.
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WoM
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Re: Bin ganz neu und habe sooo viele Fragen :-)

Beitrag von WoM »

Hola Pilgerfrau,

sehr gute Entscheidung und mit deinen Fragen bist du hier genau richtig: herzlich willkommen.
Gute Tipps gab es schon: Buff, Apotheken usw.

Eine andere Frage:
muss es zum Einstieg der Norte sein? Er ist zwar einsamer aber auch etwas anspruchsvoller.
Der Frances ist deutlich frequentierter, aber es gibt auch mehr Restaurants (Toiletten) und Apotheken.
Von Bilbao kommt man auch gut nach Pamplona, wäre auch ein schöner Einstieg.

Einmal habe ich eine 69 jährige getroffen mit zwei künstlichen Kniegelenken und minimalen Englischkenntnissen, aber richtig gut drauf - es war ihr zweiter Camino! Die war richtig toll und zeigt, was machbar ist.

Wenn du kein Zeitlimit hast, würde ich den Rückflug unterwegs buchen - war bisher immer machbar. Manchmal braucht es Phantasie - zB nach Zürich und mit dem Zug weiter usw.

Isomatte braucht man nur, wenn es im Sommer überlaufen ist oder man im Zelt schläft.

Die Etappenziele habe ich gemieden, denn da war es mir zu voll. Das schöne am Camino ist die Spontanität - da lasse ich mir die Strecke nicht vorschreiben. Wenn das Wetter und die Leute passen sind es einmal über 40 km und wenn es regnet oder die Stadt einfach besichtigt werden sollte, dann weniger.

Viel Spaß beim Planen! Spannend wird's mit der Packliste. Man startet minimalistisch, um dann festzustellen, dass es doch zuviel war :lol:

Grüßle Wolfgang
Nach dem Camino ist vor dem Camino 8-)
Matten
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Re: Bin ganz neu und habe sooo viele Fragen :-)

Beitrag von Matten »

Matten hat geschrieben: 8. Mär 2020, 08:30

Vielleicht kannst Du Deinen Arzt nach bestimmten medizinischen Formulierungen fragen? Die könntest Du Dir ins spanische übersetzen lassen.

Hinweis: Die Übersetzung ins Spanisch sicherheitshalber nicht mit dem Google-Übersetzer vornehmen. Da kann man Überraschungen erleben und die Gesundheit willst Du sicher nicht riskieren. Möglicherweise hilft die KV oder die spanische Botschaft in Berlin?

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Gerhard.1
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Re: Bin ganz neu und habe sooo viele Fragen :-)

Beitrag von Gerhard.1 »

Hallo Pilgerfrau,

Du hast ja schon eine ganze Reihe von Antworten erhalten, die ich gerne ergänzen möchte.
Flughafen Bilbao - Busbahnhof Bilbao:
Vom Flughafen fährt ab 06:15 Uhr bis 24:00 Uhr alle 15 Minuten der BizkaiBus Linie A3247 nach Bilbao-Termibus, Fahrtdauer 25-35 Min, Fahrtkosten: 3 €.

Mit nachgenanntem Link hast Du einen sehr guten Onlineführer verfügbar, mit allen Übernachtungsmöglichkeiten unterwegs, Geländeprofil, Distanzen und mehr. Mit dem google-Übersetzer ist es kein Problem, die span. Beschreibungen zu verstehen.
https://www.gronze.com/camino-norte

Meine Frau und ich haben den Küstenweg 2009 unter die Füße genommen, allerdings von San Sebastian aus und nur bis Llanes. Wenn Du magst, findest Du unseren Etappenbericht auf meiner Webseite. Von Bilbao aus gibt es zwei Varianten um nach Portugalete zu kommen. Wir hatten damals ab Bilbao die Etappe 10B gewählt, siehe Gronze.com

Unsere Yeti-Daunenschlafsäcke sind mit 420 g sehr leicht, erfüllen aber voll und ganz ihren Zweck in der Übergangszeit. Alternativ gibt es diesen:
https://www.bergfreunde.de/alvivo-ibex- ... chlafsack/

Wir haben nie richtige Isomatten dabei, statt dessen verwenden wir beide eine jeweils halbierte alukaschierte, ca 2 mm starke Isomatte, jedes Teil wiegt nur 70 g. Das ist sehr praktisch bei einer Rast auf feuchtem, schmutzigem oder kühlem Untergrund und reicht sogar für die Rückenlänge bei einer Siesta in Liegeposition.

Bei der Planung kalkuliere ich immer mit 20 km pro Tag und rechne noch 1-2 Tage als Reserve hinzu. Damit sind wir nie in Zeitnot gekommen mit dem vorgebuchten Rückreisetermin. Wir sind es anfangs auch immer verhalten angegangen, mit etwa 15 km und haben nach und nach dann die Tagesleistung erhöht und sind auch mal zwischendurch über 30 km gelaufen, haben unsere "Sherpas" abends immer liebevoll mit Hirschtalgcreme gepflegt und sie nie überfordert. Sie haben es uns stets gedankt.

Viel Vorfreude, gute Vorbereitung und
buen camino
Gerhard
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Pilgerfrau
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Re: Bin ganz neu und habe sooo viele Fragen :-)

Beitrag von Pilgerfrau »

Ach ihr seid ja toll :-D

Danke schonmal für die vielen Tipps und Links !!!
Darüber freue ich mich sehr !

Ja, es soll der Küstenweg werden, irgendwie ruft der mich so doll .....

Das mit der spanischen Übersetzung von meinem Arzt ist ein toller Tip, vielen Dank.
Ich habe momentan zum Glück nichts akutes, aber einiges im chronischen Zustand, und nehme natürlich eine entsprechende Reiseapotheke mit.

Ich bin versuchsweise gestern und heute mal 6, bzw. 5 km mit 6 kg im Rucksack gelaufen, das ging Fuß- und Beintechnisch ganz gut, aber mein Ischiasnerv hat arg wehgetan....der braucht wohl ein bisschen Training.

Ich wünschte es wäre schon soweit :-)
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Winti46
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Re: Bin ganz neu und habe sooo viele Fragen :-)

Beitrag von Winti46 »

Wie viel Zeit sollte ich grob veranschlagen für die Strecke?
Für meine Grobplanung rechne ich jeweils mit 20km/Tag und 1 Ruhe- oder Besichtigungstag/Woche. Die Strecke von Bilbao nach Santiago ist etwa 675km und das würde dann etwa 34 Marschtage und etwa 5 Ruhe- oder Besichtigungstage ergeben, also etwa 39 Tage. Dazu kommt die An- und Abreise sowie etwas Zeit nach der Ankunft in Santiago. Sportliche Pilger machen das viel schneller aber mit dieser Grobplanung hatte ich noch nie Probleme.
Mangels eines Meeres, da wo ich wohne, genoss ich die Nähe des Atlantiks sehr. Oft bin ich Varianten gelaufen und bin zu den malerischsten Buchten und pitoresken Fischerdörfchen gelangt. Allerdings war das mit längeren Wegen verbunden als im Führer angegeben. Beispielsweise bin ich die nach Führer 10.5km lange Strecke von La Caridad nach Tapia de Casariego in einem Tag gelaufen, aber auf der 23km langen Strecke des Europäischen Fernwanderweges E9. Manchmal verweisen die Führer auf solche schöne Alternativwege und beschreiben diese auch und dann müsste man die Grobplanung noch etwas "aufrunden". Auch daher finde ich den Tipp gut, den Rückflug noch nicht zu Buchen und unterwegs auf Grund Deiner Erfahrung zu schauen, wann Du mit der Ankunft in Santiago rechnen kannst.
Wie sind die Temperaturen an der Küste Ende August bis Anfang Oktober?
Ein Voraussage ist natürlich schwierig; da kann man sich nur auf die historischen Klimatabellen der Wetterdienste abstützen und die geben für die Nordküste im September und Oktober Durchschnittswerte von minimal 12-15 Grad und maximal 19-22 Grad an (und dies jeweils immmer im Schatten gemessen; tagsüber an der Sonne kann es natürlich wärmer oder heisser werden aber an der Küste meistens angenehm).

Alle übrigen Fragen sind ja bereits gut beantwortet und da verzichte ich darauf, mich zu wiederholen.

Falls Du Lust hast, kannst Du meinen Bericht auf https://fernwandern.jimdofree.com/nordspanien finden. LG Walter
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Via2010
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Re: Bin ganz neu und habe sooo viele Fragen :-)

Beitrag von Via2010 »

Hallo,

von Bilbao-Flughafen zum zentralen Busbahnhof fährt etwa halbstündlich ein Bus. Wir haben damals in der Jugendherberge Aterpetxea übernachtet (vorher online reserviert), die liegt etwa 20 Gehminuten vom Busbahnhof entfernt am Berg, schon fast zur Abzweigung zum Camino del Norte.

Ob es Herbergen gibt, die zwischen den Etappenzielen liegen, hängt davon ab, welchen Führer Du nutzt. Der rote schlägt - teils ambitionierte - Tagesetappen vor, der gelbe Führer beschreibt jeweils von Ort mit Unterkunftsmöglichkeit zu Ort mit Unterkunftsmöglichkeit, listet aber inzwischen auch nicht mehr alle Unterkünfte, sondern trifft eine Vorauswahl (Preis, Entfernung vom Weg). Die Jakobusfreunde Paderborn veröffentlichen Unterkunftslisten (online bestellbar), die z. B. auch preiswerte Pensionen aufführen.

Zur Toilettendichte am Camino del Norte kann ich Dir, da ich diesen noch nicht gegangen bin, keine Angaben machen. Sie ist aber mit Sicherheit geringer als am Camino Francés. Innerorts steuert man eine Bar an, bestellt eine Kleinigkeit - z. B. einen Café für rund 1 € - und nutzt dann die dortige Toilette. Außerorts tut es im Notfall ein Busch. Dafür aber lieber etwas richtiges Klopapier mitnehmen, Papiertaschentücher zersetzen sich deutlich langsamer.

Mögliche Etappenplanungen kannst Du auch hier durchspielen:
https://www.rutasasantiago.com/BDCamino ... -del-Norte
Ab Arzua sind es noch 2 Tagesetappen auf dem Camino Francés bis Santiago. Es gibt aber mittlerweile auch eine ausgeschilderte Variante, die erst auf den letzten 10 km mit dem Camino Francés zusammentrifft. Der Zeitbedarf ist da vergleichbar.

Anhand des kalkulierten Zeitbedarfs mit einem kleinen Puffer (2-3 Tage) würde ich vorab den Rückflug buchen, kurzfristig ist immer deutlich teurer.
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