Eine Geschichte zum Nachdenken und Schmunzeln

Allgemeine Diskussionen zur Pilgerei und ihrer Geschichte
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Pinie
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Eine Geschichte zum Nachdenken und Schmunzeln

Beitrag von Pinie »

Mullah Nasrudin war mit seinem Sohn und einem Esel auf dem Weg in ein Dorf. Der Mullah lief hinter deEsel und sein Sohn saß auf dem Esel. So liefen sie an einigen Bauern vorbei, die auf ihrem Feld arbeiteten. „Schaut euch das nur an. Nennt man das Erziehung?“ sagten sie so laut, dass Vater und Sohn es hören mussten. „Ist Das Respekt für deinen Vater?“ fragte ein Bauer den Sohn ganz entrüstet. „Du sitzt seelenruhig auf dem Esel, während dein Vater hinter dem Esel herlaufen muss. Und das in dieser Hitze!“ Der Sohn erschrak durch diese Bemerkung sehr und schämte sich, sprang von dem Esel hinunter und forderte seinen Vater auf, sich auf den Esel zu setzen. Sie waren noch nicht weit gekommen, da begegnete ihnen eine Gruppe von Männern, die auf dem Weg zum Markt waren. „Was für eine Schande!“, rief einer von ihnen. „Was für ein schlechter Vater! Lässt sein Kind hinter sich herlaufen und sitzt selbst königlich auf dem Esel. Bah!“ Mullah Nasrudin fühlte sich nun sehr schlecht. „Komm her, mein Sohn“, sagte er „und steige vor mir auf de: Esel. Es ist Platz genug für uns beide.“ Ein Stück weiter kamen sie an einen Brunnen, aus dem gerade einige Frauen Wasser schöpften. Sie redeten nicht laut, aber der Mullah und sein Sohn konnten sie verstehen: „Tapfere Reiter sind das, nicht merken, dass das arme Tier durch das Gewicht der beiden beinahe in die Knie sinkt.“ Der Sohn schaute geradeaus und versuchte zu tun, als ob er es nicht hörte. Als sie schon lange an dem Brunnen vorbei waren, drehte er sich verzweifelt zu seinem Vater um. Dieser nickte nur und beide stiegen sofort von ihrem Esel ab und liefen vor ihm her. Der Esel freute sich, winkte mit seinem Schwanz und machte laut „Iaah!“ Kurze Zeit später erreichten sie das Dorf und liefen an einem Café vorbei. Dort saßen einige Leute und spielten Karten. Sie schauten auf, begannen lauthals zu lachen und riefen: „Was sind denn das für Dummköpfe? Da haben sie einen starken Esel und anstatt das Tier als Reittier zu nutzen, trotten sie hinterher. Wer ist der Chef? Der Esel oder die beiden?“ Der Mullah und sein Sohn reagierten nicht und liefen einfach weiter. Als niemand sie mehr hören konnte, sagte der Nasrudin zu seinem Sohn:

„Jetzt siehst du, wie die Welt funktioniert, mein Sohn. Was du auch tust, du kannst es nie allen Recht machen. Darum ist es einfach das Beste, wenn du selbst entscheidest, was du tust und was du als richtig empfindest!“

BC Pinie
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Matt Merchant
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Re: Eine Geschichte zum Nachdenken und Schmunzeln

Beitrag von Matt Merchant »

Danke für das schöne Gleichnis (das wandert gleich in meine Predigtmappe ;-) )...!

Zu Deiner Geschichte passt trefflich, dass heute der 'Diversity-Tag' ausgerufen wurde [https://www.charta-der-vielfalt.de/diversity-tag/].
In diesem Sinne: gemeinsam für Vielfalt, Buntheit und Toleranz!
"Das Unscharfe um das Display herum, das ist der Camino.“ (frei nach M. M. Profitlich) :geek:
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Uti
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Re: Eine Geschichte zum Nachdenken und Schmunzeln

Beitrag von Uti »

Danke, gefällt mir auch sehr gut und ich habs mir für mich abgespeichert 😊
Jedes Gehen auf unvertrauten Wegen ist eine Reise ins Vertrauen.
Kick2007
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Re: Eine Geschichte zum Nachdenken und Schmunzeln

Beitrag von Kick2007 »

Ergänzend:
Aus "Der Kaufmann und der Papagei" von Nossrat Peseschikian.. (Orientalische Gischichten in der Positiven Psychotherapie)
Was der Frühling nicht sät, kann der Sommer nicht reifen, der Herbst nicht ernten, der Winter nicht genießen.“ (Johann Gottfried Herder)
Pinie
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Re: Eine Geschichte zum Nachdenken und Schmunzeln

Beitrag von Pinie »

Hallo Kick,
Das von dir genannte Buch kenne ich nicht,bestätige aber gerne,dass die Mulla Nasrudin Geschichten oftmals im Kontext Psychotherapie/ Konfliktarbeit/NLP verwendet werden.Ich wollte nicht den Eindruck erwecken,dass ich der Autor bin.
LG Pinie
Kick2007
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Re: Eine Geschichte zum Nachdenken und Schmunzeln

Beitrag von Kick2007 »

Hallo Pinie,
darum ging es mir auch nicht. Wollte nur auf das kleine Büchlein hinweisen, welches ich einmal vor langer Zeit geschenkt bekam. Darin sind noch einige sehr schöne kleine Geschichten.... so zum Beispiel:

Es war einmal ein Hahn auf einer Hühnerfarm. Jeden Morgen, wenn es noch dunkel war, stolzierte er aus dem Stall, kletterte auf einen Misthaufen und begann mit voller Kraft zu krähen. Und tatsächlich: kaum hatte er seine Stimme laut erklingen lassen, da erschien die Sonne am Horizont und ging strahlend auf. Mit stolzgeschwellter Brust ging der Hahn dann nach getaner Arbeit zu seinen Hühnern in den Stall und sagte: „Bitte schön, meine Lieben, ihr könnte hinausgehen, ich habe die Sonne für euch aufgehen lassen!“
So ging es Tag für Tag. An einem Morgen war der Sonnenaufgang ungewöhnlich schön. Vor Begeisterung über sich selbst und das wunderbare Werk, das er vollbracht hatte, krähte der Hahn an diesem Morgen so lange und kräftig, bis er keine Stimme mehr hatte.
Als er am nächsten Morgen aufwachte, war die Stimme immer noch weg. Der Hahn war verzweifelt: wie sollte ohne sein Krähen die Sonne aufgehen? Gegen besseres Wissen stieg er auf den Misthaufen und versuchte, zu krähen. Aber kein Laut kam aus seiner Kehle.
Niedergeschlagen wollte der Hahn zum Stall zurückkehren. Dann würde es heute zum ersten Mal wohl nicht Tag werden. Aber was war das? Ganz langsam hinter den Hügeln kam ein Lichtstrahl hervor. Die Sonne ging auf wie jeden Morgen – und das ohne sein Zutun! Sollte er sich so geirrt haben, sollte er vielleicht gar nicht verantwortlich sein für den Sonnenaufgang?
Gedemütigt zog sich der Hahn in die hinterste Ecke des Stalls zurück und wagte nicht mehr, seinen Hennen in die Augen zu sehen. Am Abend kam die klügste seiner Hennen zu ihm und sagte: „Geh nur morgen wie gewöhnlich hinaus und krähe. Aber krähe nicht, um die Sonne aufgehen zu lassen. Krähe, weil sie aufgeht!“
Was also ist das Entscheidende am christlichen Glauben? Dass ein Christ weiß, dass sich die Welt nicht um ihn dreht und Gott auch nicht. Es liegt nicht in meiner Hand, dass die Sonne jeden Tag aufgeht, und es liegt nicht in meiner Hand, dass Gott mich liebt. Beides ist ein Geschenk. Das einzige, was ich als Christ tun kann, ist: dieses Geschenk dankbar aus Gottes Händen anzuneh­men.
Der Hahn aus der Geschichte hat damals übrigens auf die Henne gehört. Und sein Krähen klang seit diesem Tag viel entspannter und glücklicher!

meint Kick
Was der Frühling nicht sät, kann der Sommer nicht reifen, der Herbst nicht ernten, der Winter nicht genießen.“ (Johann Gottfried Herder)
Pinie
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Re: Eine Geschichte zum Nachdenken und Schmunzeln

Beitrag von Pinie »

Hallo Kick,
Vielen Dank für deine Kurzgeschichte.
Vielleicht gibt es „im Forum“ ja noch weitere Gleichnisse ? Wäre schön,sie zu lesen....
LG Pinie
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