Camino und die Krise - Ein Blick nach vorn

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derjens
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Camino und die Krise - Ein Blick nach vorn

Beitrag von derjens »

Hallo zusammen,
hier ein Interview mit einem Hospitalero zur aktuellen Situation:

Vorläufiger Total-Einbruch auf dem Jakobsweg
Viele werden nach Corona hier Trost suchen

https://www.domradio.de/themen/corona/2 ... -jakobsweg

Dass diese Krise bei sehr vielen Menschen das Bedürfnis auslösen wird, sich auf einen Pilgerweg zu begeben kann ich mir gut vorstellen. Wenn man allerdings erstmal auf dieses Jahr schaut, denke ich , dass die Menschen zunächst mal mit der Situation an sich zurecht kommen müssen, die Entwicklung ist ja sehr schwer abzuschätzen, die Verunsicherung groß.

Um einen Pilgerbetrieb überhaupt wieder möglich zu machen muss das Reisen an sich ja erstmal wieder erlaubt sein. Ich denke, die Pilger aus Asien/Übersee werden wohl länger aussen vor bleiben und das sogenannte "social distancing" wird unser aller Leben noch lange bestimmen, in nahezu allen Bereichen.
Pilgern mit Zelt und Übernachten in Privatunterkünften wäre dann wahrscheinlich unproblematischer - aber bei den meisten Herbergen: Unterbringung in den Schlafsälen nur unter Einhaltung von Mindestabständen, mind. 2m Abstand in Aufenthaltsräumen und generell Hygienevorschriften, vielleicht auch Mundschutz? :?:
Oder Reisen: Bus, Bahn, Flieger: Mundschutzpflicht für alle? :?:

Viele Herbergen werden bald kurz vor dem Ruin stehen, also wird sich mit der Zeit ein Druck gegenüber der Politik aufbauen die Restriktionenen zu lockern.
Würde man als Pilger sich und andere wiederum gefährden, wenn man sich auf den Weg macht, also sich der Kritik gegenübersehen, im Grunde egoistisch zu sein? Ich versuche mir vorzustellen, wie das Pilgern unter diesen Umständen an sich wäre (also wenn es bedingt wieder erlaubt sein sollte, keine Ahnung wann das sein wird), was meint Ihr?

Klarstellen möchte ich noch, bevor jemand meckert: Ich hab nicht vor in naher Zukunft auf einen Camino zu gehen! Ich hab nur die leise Hoffnung, dass das vielleicht im Herbst möglich sein könnte und frage mich, wie das dann wohl wäre...

Passt auf Euch auf,
Jens
"Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen." -Kurt Marti-
Christoph
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Re: Camino und die Krise - Ein Blick nach vorn

Beitrag von Christoph »

Also ich glaube nicht, dass im Herbst die Krise "überwunden" sein wird. Die Katastrophe wird uns meiner Ansicht nach wohl leider noch länger begleiten. Ein Ende sehe ich erst mit einem Impfstoff oder dem Erreichen einer Herdenimmunität.
Sollte es dennoch möglich sein zu pilgern (irgendwie muss es ja zwischenzeitlich weitergehen), kann ich mir vorstellen, dass es ein ganz anderes Erlebnis wird als man es kennt.
Ich vermute, dass sehr viel weniger außereuropäische Pilger (und damit Vielfalt) unterwegs sein werden.
Außerdem denke ich, dass einiges der Infrastruktur für Pilger (Herbergen; Transportdienste; Cafes, etc...) zum Teil nur sehr eingeschränkt vorhanden sein wird.
Vor allem aber glaube ich, dass die allgemeine Stimmung auf dem Weg sich nicht der Not und dem Tod entziehen kann, die das Virus hervorgerufen hat.
Für mich wäre diese mutmaßlich bedrückende Stimmung der wesentliche Grund den Weg nicht dieses Jahr zu gehen. Das "Befreite", das für mich ein wesentlicher Bestandteil des Weges ist, würde fehlen.
Schon verrückt, was so ein dämliches Virus verursachen kann :cry:
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CyrusField
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Re: Camino und die Krise - Ein Blick nach vorn

Beitrag von CyrusField »

Christoph hat geschrieben: 29. Mär 2020, 15:28
Für mich wäre diese mutmaßlich bedrückende Stimmung der wesentliche Grund den Weg nicht dieses Jahr zu gehen. Das "Befreite", das für mich ein wesentlicher Bestandteil des Weges ist, würde fehlen.
Das sehe ich im Grunde ganz genau so. Auf der anderen Seite hilft natürlich jeder Pilger, wieder etwas Normalität herzustellen - und sei es durch die dringend notwendige finanzielle Unterstützung. Aber auch, um den Menschen dort zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.

Bleibt gesund,
Stefan
Camino Francés 2018
Mosel-Camino 2019
Via Mosana 2019 - ... (das wird noch :lol:)
Caminho Portugês Central 2020
Camino Inglés 2022
...und auch sonst viel zu Fuß unterwegs: https://stefansspuren.com 8-)
derjens
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Re: Camino und die Krise - Ein Blick nach vorn

Beitrag von derjens »

Sich auf den Weg machen - das käme für mich auch erst in Frage, wenn ich das Gefühl hätte, dass das jetzt das Richtige wäre - dafür müsste eine grundlegende Trendwende stattfinden. Auf der ganzen Welt wird jetzt alles rausgehauen was man hat, um einen Impfstoff zu finden, der wird aber wohl - auch wenn jetzt viele der üblichen Hürden bei der Erprobung/Zulassung gelockert werden- erstmal zu spät kommen.

Daher bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass schnellstmöglich ein Therapeutikum gefunden wird das kurzfristig einsetzbar wäre und wenigstens die Todesrate minimieren könnte, das würde für Entspannung sorgen, wenngleich das Virus immer noch allgegenwärtig wäre.
Das wird auch hier angesprochen:

Seuchenhistoriker im Interview
"Das ist ein gigantisches Experiment"

https://www.n-tv.de/panorama/Das-ist-ei ... 74001.html

Interessant ist auch, was er zu der vermeintlich wundersamen Bezwingung des Virus in China sagt.
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derjens
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Re: Camino und die Krise - Ein Blick nach vorn

Beitrag von derjens »

Hier eine Übersicht zum Stand der weltweiten Impfstoffentwicklung:

29. März 2020
Impfstoffe zum Schutz vor Covid-19, der neuen Coronavirus-Infektion
https://www.vfa.de/de/arzneimittel-fors ... -2019-ncov

Insgesamt 58 Impfstoffprojekte, seit Mitte März finden bereits Erprobungsphasen ("Phase 4") statt, viele weitere Erprobungen anderer Stoffe sollen ab April stattfinden.
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Fred
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Re: Camino und die Krise - Ein Blick nach vorn

Beitrag von Fred »

Harald Lesch rechnet vor, warum unsere Einschränkungen wirklich wichtig sind.

Coronavirus – unnötiger Alarm bei COVID-19? | Harald Lesch

Ein wirklich sehr gute Sendung, die sich gegen die Fakenews positioniert, das alles nur Hysterie sei wie bei der Schweinegrippe 2009.

Mario
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Camineiro
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Re: Camino und die Krise - Ein Blick nach vorn

Beitrag von Camineiro »

Moin!

Für alle, die evtl. noch Hoffnung für eine Pilgerwanderung in Spanien in diesem Jahr (2020) hegen ...

Folgender Link aus Ivars englischsprachigem Forum dürfte für Ernüchterung sorgen.


Mittels google-Übersetzer schälten sich folgende Sätze heraus:

... mit der schrittweisen Erholung ... und anderer Bereiche wie Tourismus, Freizeit und Kultur, deren Wiedereingliederung
"bis Ende des Jahres dauern wird"
.

... und verschob Anfang 2021 die Rückkehr zur Normalität der wichtigsten Wirtschaftssektoren in Spanien wie dem Tourismus ...

Yolanda Diaz, (span.) Ministerin für Arbeit und Sozialwirtschaft


Wir werden uns noch etwas gedulden müssen.

Bleibt gesund
Uwe
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Simsim
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Re: Camino und die Krise - Ein Blick nach vorn

Beitrag von Simsim »

Ja, ich las auch im anderen Forum (bei Sybille), dass die Jakobusvereine und der Bischof in Santiago einhellig davon ausgehen, dass dieses Jahr nix mehr läuft und sogar für nächstes Jahr Unsicherheit herrscht. Ich denke dass nach so langer Zeit dann wirklich vieles ganz anders sein wird...
Komisch....als ich Anfang März auf der Via de la Plata war, hatte ich die ganze Zeit so ein eigenartig-feierliches Gefühl von tiefer Dankbarkeit und....Abschied....
Und dann kam Corona...
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