körperliche Vorbereitung

Allgemeine Diskussionen zur Pilgerei und ihrer Geschichte
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Sandy
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körperliche Vorbereitung

Beitrag von Sandy »

Hallo zusammen,

schon der zweite Beitrag heute; mich beschäftigt das Thema immer mehr. ...

Ich frage mal ganz allgemein und platt: wie bereitet ihr euch auf das Pilgern körperlich vor? ... Bzw. wie bereitet man sich auf den CdF vor? Man läuft ja nicht alle Tage 800 km am Stück.

Vielen Dank für eure Antworten im Voraus und eine gute Nacht.
Buen camino

Sandy
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Camineiro
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Re: körperliche Vorbereitung

Beitrag von Camineiro »

Hallo Sandy,

ich bereite mich nicht speziell auf den Camino vor.
Beim 1. Camino bin ich vom Sofa aufgestanden und losgelaufen.
Die körperliche Fitness steigerte sich dann im Laufe des Weges.

Mit kürzeren Etappen (15 - 20 km) beginnen und dann langsam steigern.

Andere trainieren zuhause mit 10 - 12 Tetrapaks im Rucksack und simulieren damit eine Pilgerwanderung.
Ich persönlich halte davon nichts.

Solltest Du in SJPdP starten wollen und Bedenken wg. Deiner körperlichen Fitness haben würde ich empfehlen,
die 1. Etappe nach Roncesvalles in zwei aufzuteilen:

SJPdP - Orisson - Roncesvalles (Route Napoleon)

bzw. SJPdP - Valcarlos - Roncesvalles („Strassenroute“)

Alternativ könnte man den Startpunkt 2-3 Etappen auf die Via Lemoviciensis (Orthez) vorverlegen.
Dann wäre man bei Ankunft in SJPdP etwas eingelaufen, bevor man die Pyrenäenetappe in Angriff nimmt.
Orthez ist von Bayonne mit der Bahn erreichbar.

Buen camino
Uwe
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Pooh_der_baer
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Re: körperliche Vorbereitung

Beitrag von Pooh_der_baer »

Hallo,

Mein Training für meinen ersten Camino bestand aus 1-2 maligem Walken in der Woche je 6 km. Zugegeben meist war es nur 1x.
So hielt ich es auch bei den weiteren Wegen.
Ich kann besser und ausdauernder Gehen statt laufen.
Die Kondition kommt, wie Uwe angeführt, mit der Zeit.
Der Camino ist eine mehrwöchige, gleichmäßige Dauerbelastung.
Wichtig ist es, auf den Körper zu hören. Man/frau muss nicht jeden Tage 20-30 km gehen. Wenn der Körper es will, dann sind es nur 15 km.
Nicht verrückt machen lassen von den Menschen, die meinen es muss ordentlich trainiert werden.
Kenne ein Ehepaar, das sich über ein Jahr Walken in der Woche und Wanderungen am Wochenende vorbereitet haben. Mussten wegen Fussbelastung
abbrechen. Ein Jahr später haben sie es nochmals versucht, diesmal ohne Training. Es lief wie am Schnürchen.
Den Weg kann man nicht erzwingen.
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
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Uti
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Re: körperliche Vorbereitung

Beitrag von Uti »

Bei mir war es ähnlich wie bei Uwe. Speziell vorbereitetet habe ich mich nicht. Wandern war ich vorher seit ziemlich langer Zeit nicht, habe dann vor dem Start eine längere Probewanderung gemacht zum Schuhe einlaufen, Ausrüstung testen und um ein Gefühl für die Streckenlänge, also wie sich so 20 km laufen anfühlt, gemacht. Das würde ich wohl auch empfehlen.
Wenn du trainieren willst, würde ich das vorrangig durch wandern mit Gepäck machen. Nur dadurch kannst du die Belastungsfähigkeit für Füße, Knie, Rücken erhöhen. Das wird dir die ersten Etappen evtl. erleichtern. Unbedingt notwendig ist es aber nicht.
Jedes Gehen auf unvertrauten Wegen ist eine Reise ins Vertrauen.
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KarstenD
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Re: körperliche Vorbereitung

Beitrag von KarstenD »

Moin Moin,

es geht auch ohne Vorbereitung, aber immer auf den Körper hören! Ich wollte bei meinem ersten Weg ein wenig trainieren, bin dann aber 2 Monate vorher umgeknickt und war froh, das sich mein Fuß bis zum Start gut erholen konnte. Und nach den Pyrenäen hätte ich erstmal eine kurze Strecke oder direkt Pause gebraucht, aber ich wollte ja die Etappen wie in dem Plan gehen... und das hat 7 Tage Schmerzen, Besuch im Krankenhaus und fast zum Abbruch der Reise geführt. Klar gewöhnt sich der Körper an das tägliche Wandern, aber das dauert doch seine Zeit. Nach gut 3 Wochen hatte ich einen richtig guten Rhythmus für mich gefunden. Um dahin zu kommen, hab ich dann nach der ersten Woche 3 Tage in Burgos pausiert und bis dort den Bus nehmen müssen, um nach der Pause, ab Burgos neu starten zu können.

Und da man aus Fehlern nicht lernt, ist mir (bzw. uns) in 2018 auf dem Portugues, das selbe fast nochmal passiert... in diesem Jahr, haben wir komplett auf den Körper gehört und uns an keine Planung gehalten und genug Zeit nach hinten offen gelassen, aus einer Etappe mit 28 Kilometer wurden bei uns dann 2 Etappen daraus, mit 12 und 16 Kilometer. Aber so ging es komplett ohne die kleinste Beschwerde und völlig schmerzfrei nach Santiago.

Training schadet nichts, aber höre auf die Signale von deinem Körper, der wird auf dem Weg viel mit dir reden wollen.


Gruß Karsten
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Sandy
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Re: körperliche Vorbereitung

Beitrag von Sandy »

Ach, Kinnas, ihr seid spitze. Danke für eure Antworten.

Für mich heißt das, dass ich einfach alles wie immer mache. Ich ging sonst ca. 1x alle 2 Wochen wandern ... zwischen 10 und 20 km. Das wollte ich dann ab dem Frühjahr (diese ganz kalte Jahreszeit ist nicht so meins) mit gepacktem Rucksack ein paar mal probieren, denn mein Körper ist ein richtiger Quatschkopf, aber ich (nur was meinen Körper angeht) eine schlechte Zuhörerin :roll: . Mein restlicher Sport in der Woche wird sein Übrigens dazu beitragen, damit ich nicht nach 2 km meine Lunge vom Boden kratzen muss ;) .
Buen camino

Sandy
Thüringer
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Re: körperliche Vorbereitung

Beitrag von Thüringer »

Hallo

Laufe, wenn es lange Caminos am Stück zu gehen galt....fast immer mit Vorbereitung. Eine 11 km Runde im Wald......manchmal auch länger und mehrmals die Woche.
Meinen ersten Camino am Stück, den Camino France, bin ich mit ca 500 km Vorbereitung ohne Probleme und zügig gegangen. Gehe aber auch größere
Strecken, ohne das ein Camino ansteht...….es tut mir und meiner Gesundheit gut. Dieses Jahr bin ich meinen Camino wegen voran gegangener Erkrankung ohne Vorbereitung von der Haustür, durch die Schweiz und Südfrankreich zum Somport , habe zu Beginn etwas mehr Zeit zum
einlaufen gebraucht. Und wie Karsten richtig schreibt......immer schön auf den Körper hören....er sagt uns schon, wenn es zu viel wird. Das muss
jeder für sich heraus finden.

Thüringer
4 mal den Camino auf Wegen durch die Schweiz, Frankreich und Spanien von der Haustür nach Santiago.
Den de Norte, den Primitivo, der Ingles und Muxia/Finiterre mehrmals. Den Portuguese von Lissabon und von Faro nach Santiago...1500 km in Deuschland
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Shabanna
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Re: körperliche Vorbereitung

Beitrag von Shabanna »

There is no need to train for the Camino. No need for regular long walks, preferably with some climbing involved, for a few months beforehand.

Once you start on the Camino you will find yourself propelled along as if by the breath of angels and you will make progress effortlessly. So, sit back, have another beer, order in a pizza and watch the ball game on TV. You’ll be fine.


:D

Quelle (mit noch mehreren nicht ganz ernst gemeinten Ratschlägen): Hier.

LG,
Andrea
No creo en casi nada que no salga del corazón.
(Fito Páez)

http://und-die-haare-im-wind.blogspot.com
Matten
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Re: körperliche Vorbereitung

Beitrag von Matten »

Sandy hat geschrieben: 29. Dez 2019, 11:04 Für mich heißt das, dass ich einfach alles wie immer mache. Ich ging sonst ca. 1x alle 2 Wochen wandern ... zwischen 10 und 20 km. Das wollte ich dann ab dem Frühjahr (diese ganz kalte Jahreszeit ist nicht so meins) mit gepacktem Rucksack ein paar mal probieren, denn mein Körper ist ein richtiger Quatschkopf, aber ich (nur was meinen Körper angeht) eine schlechte Zuhörerin :roll: . Mein restlicher Sport in der Woche wird sein Übrigens dazu beitragen, damit ich nicht nach 2 km meine Lunge vom Boden kratzen muss ;) .
Hallo Sandy

Da du regelmäßig wanderst, sind deine Schuhe an deine Füße gewöhnt oder besser umgekehrt. Und dein Körper vermutlich hinreichend vorbereitet. Wie bereits gesagt, solltest du langsam beginnen. Nicht rennen (Lunge) keine Monsteretappen. Die Ausdauer kommt von allein.

Ich hatte mich in der Muckibude auf den ersten Weg vorbereitet und speziell die Fuß- und Beinmuskulatur (den Rücken sowieso) trainiert.
bei mir gab es keine Probleme, meine Frau hat sich mit demselben Programm einen Ermüdungsbruch im Fuß geholt.
Es kommt wie es halt kommt.

Buen Camino
Martin
Niemand weiß was in ihm steckt, bevor er nicht versucht hat es herauszuholen.
Ernest Hemingway
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Hobbypilger
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Re: körperliche Vorbereitung

Beitrag von Hobbypilger »

Ohne etwas Wissen um die eigenen Fähigkeiten auf eine Pilgertour von 800 km zu gehen, scheint mir ziemlich leichtsinnig zu sein. Es sei denn, man hätte beliebig viel Zeit um unterwegs immer wieder auszuruhen.

Wer täglich mit Rucksack über 20 km oder 30 km gehen will, sollte das zumindest ausprobieren, um ein Gefühl zu bekommen es schaffen zu können.

Ciao
Detlef
Sept. 2018 Camino Francés (SJPdP - Santiago)
März 2020 Camino del Norte (Bilbao - Santander, Abbruch wegen fehlender Übernachtungsmöglichkeiten bis Santiago)
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Pooh_der_baer
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Re: körperliche Vorbereitung

Beitrag von Pooh_der_baer »

Hobbypilger hat geschrieben: 29. Dez 2019, 15:14 Ohne etwas Wissen um die eigenen Fähigkeiten auf eine Pilgertour von 800 km zu gehen, scheint mir ziemlich leichtsinnig zu sein. Es sei denn, man hätte beliebig viel Zeit um unterwegs immer wieder auszuruhen.
Es war der Ruf des Weges. 12 Jahre zuvor ist er das erste Mal erschallt.
Ok, ich hatte nach hinten Zeit ihne Ende.
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
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Camineiro
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Re: körperliche Vorbereitung

Beitrag von Camineiro »

Hobbypilger hat geschrieben: 29. Dez 2019, 15:14 Ohne etwas Wissen um die eigenen Fähigkeiten auf eine Pilgertour von 800 km zu gehen, scheint mir ziemlich leichtsinnig zu sein. Es sei denn, man hätte beliebig viel Zeit um unterwegs immer wieder auszuruhen.

Wer täglich mit Rucksack über 20 km oder 30 km gehen will, sollte das zumindest ausprobieren, um ein Gefühl zu bekommen es schaffen zu können.

Ciao
Detlef

Hallo Detlef,

wenn ich im Vorfeld einer Pilgerwanderung 2 oder 3x mit Rucksack eine Probewanderung über 20km mache,
sagt das eigentlich nichts über meine Langzeitwanderfähigkeiten aus.
Das ist nicht dasselbe als wenn man 3-5 Wochen eine Langestrecke bewandert.

Es besteht immer die Möglichkeit, dass man aus verschiedensten Gründen einen Camino abbrechen muss.
Sollte sich nach 10 Tagen herausstellen, dass das Wandern/Pilgern nicht das Richtige für einen ist, kann man immer noch nach Hause fahren.

Für leichtsinnig halte ich das keineswegs.
Ultreya
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Annkatrin
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Re: körperliche Vorbereitung

Beitrag von Annkatrin »

Moin,
genau wie Uwe es beschreibt bin ich auch gestartet. Hatte mir drei Wochen für den Weg von Pamplona (als untrainierter Flachlandtiroler wollte ich nicht mit den Pyrenäen starten) bis Leon genommen. Hatte mir überlegt, soweit zu gehen, wie ich in der Zeit komme und evtl. für den Rest den Bus zu nehmen. Ab dort würde ich dann im nächsten Jahr weiterlaufen. So kann man auch mit der Zeit, die zur Verfügung steht flexibel bleiben. Bin dann doch zu Fuß angekommen. Hätte es im Vorfeld nicht für möglich gehalten, dass ich 30 km mit Gepäck schaffe.
Auf jeden Fall auf den Körper hören und deshalb kommt bei mir auch KEIN SCHMERZMITTEL auf die Packliste!

Buen Camino
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Marcel17
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Re: körperliche Vorbereitung

Beitrag von Marcel17 »

Hallo,

mein erster Weitwanderweg war kein Camino, aber auch nur 75 Km lang - die Vorbereitung darauf war gleich null.
Mein erster Camino wurde dann mit einem Mensch- und Materialtest von 28 Km bei 28°C vorbereitet. :lol:
Auf dem Weg (CP) habe ich wirklich viel gelernt.
Seit Oktober 2018 bin ich auf dem Weg von der Haustür (Rhein-Main) nach Santiago de Compostela. Da ich dabei vermutlich nie mehr als 2 Wochen am Stück Zeit haben werde - eher weniger, bereite ich mich tatsächlich :shock: auf die Wegstücke vor.
Ich gehe etwa alle 3 Wochen ca. 10 Km mit leichtem Gepäck ... o.k. heute waren es nur 8 Km ...
Etwa 6 Wochen vor dem Start gehe ich dann wöchentlich einmal mit 10 kg Gepäck 10 Km um den Körper an eine gewisse Gewichtsbelastung zu gewöhnen. Vermutlich werde ich zu der Zeit auch meine neuen Schuhe einlaufen.

Ich halte ein Grundmaß an Vorbereitung für sinnvoll. Da ich mit einem Freund den Camino zusammen laufe, fällt das dann auch nicht wirklich schwer.

BC
Marcel
---
Wer das Ziel kennt, findet einen Weg ...
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Sandy
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Re: körperliche Vorbereitung

Beitrag von Sandy »

Hallo,

offenbar ist auch das Thema Vorbereitung ähnlich zu sehen wie viele andere ... z.B. Stöcke, Poncho etc .

Mein Körper ist leider immer wieder der jenige, der mir durch meine Vorhaben Striche zieht. So wollte ich z.B. dieses Jahr am Mud Masters teilnehmen. 12 km durch Matsch und über Hindernisse. Ich habe mich vorbereitet mit Joggen (ich hasse es und es ist einfach nicht meins), Training auf Outdoorsportgeräten, wo ich das Hangeln geübt habe, hängen, hüpfen etc., diverses Körpertraining mit Liegestütz, Kniebeugen und diversen Planks. und ich bin gewandert zusätzlich zum 3 x wöchetlichen Karatetraining. Das Ende vom Lied ... Ausfall nach knapp 3 km wegen einer fiesen Wadenzerrung, die sich wie ein Riss anfühlte ... meine Muskeln finden es offenbar doof, völlig warm in kaltes Wasser zu fallen und dann direkt bergauf zu laufen.
Und so geht es mir leider oft. z.B. kurz vor meiner Gürtelprüfung im Karate jeweils mal einen Muskelfaserriss, Sehnenscheidenentzündung, Sehnenriss im anderen Ellenbogen und nun auch Sehnenanriss in der Schulter kurz vor einem Turnier.

Daher meine Frage mit der Vorbereitung. Ich werde mich sowieso vorbereiten. Ich dachte, vielleicht hat der ein oder andere sogar einen besonderen Vorbereitungsplan ;) . Nein, das wohl doch eher nicht, aber ich wollte mal schauen, wie es andere so handhaben. Vielleicht hat ja auch der ein oder andere das ein oder andere Gebrechen und lief trotzdem.

Ich habe nach hinten raus Zeit. Ich muss nur spätestens nach 8 Wochen zu Hause sein, um die Buchführung für den Steuerberater fertig zu machen.
Buen camino

Sandy
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