Pilgern im Winter

Allgemeine Diskussionen zur Pilgerei und ihrer Geschichte
calixtinusII
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Pilgern im Winter

Beitrag von calixtinusII »

Nur ein Hinweis für diejenigen PilgerInnen, die den Jakobsweg im Winter gehen wollen. Im konkreten Fall weiß ich von einem "Neuling", dass er just am 01. Januar 2020 in St. Jean starten will. Ihm habe ich empfohlen, besondere Vorsicht walten zu lassen: in den Bergen möglichst nicht alleine zu gehen, unbedingt Wettervorhersagen zu beachten. Habe ich etwas vergessen? Im Spätherbst und/oder Winter bin ich selbst noch nie gegangen, nur im Frühjahr, und dort/dann gab es Gott sei`s gedankt immer wieder einmal nicht so überlaufene Strecken.
calixtinusII
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Shabanna
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Re: Pilgern im Winter

Beitrag von Shabanna »

calixtinusII hat geschrieben: 10. Dez 2019, 19:01 Habe ich etwas vergessen?
Vielleicht, dass man nicht unterschätzen sollte, dass es morgens später hell wird und abends früher dunkel.

Dass Bars/Restaurants evtl. geschlossen sein können und man sich zum Rasten nicht einfach in eine Wiese legen kann. Ich musste aus diesem Grund im Winter mehrmals Etappen ohne Pause durchgehen. Wenn dann noch Schnee liegt, sind 20 km manchmal mehr als genug.

Vielleicht sollte man noch bedenken, dass eventuell Klamotten und Schuhe über Nacht nicht trocknen. Wenn man in Herbergen übernachtet, sollte man so viele Klamotten (und oder einen warmen Schlafsack) dabei haben, dass man notfalls auch bei defekter Heizung überleben kann :)

LG,
Andrea
No creo en casi nada que no salga del corazón.
(Fito Páez)

http://und-die-haare-im-wind.blogspot.com
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beliperegrina
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Re: Pilgern im Winter

Beitrag von beliperegrina »

Shabanna hat geschrieben: 10. Dez 2019, 19:15 Dass Bars/Restaurants evtl. geschlossen sein können und man sich zum Rasten nicht einfach in eine Wiese legen kann. Ich musste aus diesem Grund im Winter mehrmals Etappen ohne Pause durchgehen.
Ein kleines Stück Isomatte als Sitzkissen ist für mich Gold wert, um mich trotz Kälte und Nässe irgendwo hinsetzen zu können.
Auch etliche Herbergen sind im Winter geschlossen.
Buen camino
Thüringer
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Re: Pilgern im Winter

Beitrag von Thüringer »

[[/quote]

Vielleicht, dass man nicht unterschätzen sollte, dass es morgens später hell wird und abends früher dunkel.

Vielleicht sollte man noch bedenken, dass eventuell Klamotten und Schuhe über Nacht nicht trocknen. Wenn man in Herbergen übernachtet, sollte man so viele Klamotten (und oder einen warmen Schlafsack) dabei haben, dass man notfalls auch bei defekter Heizung überleben kann :)
[/quote]

Bin den France Ende Oktober gegangen. 3 - 5°C , Dauerregen und die meisten Unterkünfte kalt. Klamotten oft klamm angezogen.....die Schuhe das letzte Wegstück dauernass. Von hinsetzen draußen keine Rede.....bewegen, bewegen, nur nicht anfangen....zu frieren.
Ein Drittel der Unterkünfte waren geschlossen oder im Begriff, das zu tun. Denke - gemessen an anderen Caminos - gibt es trotzdem genug Übernachtungsmöglichkeiten.
Die sehr verkürzten Tage sind ein weiteres Problem. Es wurde zu der Zeit erst 8:30 richtig Tag und gegen 18 Uhr Nacht. Das ist dann Anfang Januar noch kürzer.

Buen Camino
Thüringer
4 mal den Camino auf Wegen durch die Schweiz, Frankreich und Spanien von der Haustür nach Santiago.
Den de Norte, den Primitivo, der Ingles und Muxia/Finiterre mehrmals. Den Portuguese von Lissabon und von Faro nach Santiago...1500 km in Deuschland
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Simsim
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Re: Pilgern im Winter

Beitrag von Simsim »

Gibt es denn jemand der/die Fragen hat, weil er/sie im Winter los will?
Ich bin den CF schon mehrmals ( und die Via de la Plata einmal) im tiefsten Winter gelaufen und hätte eine Menge Tipps.
Dieses Mal habe ich übrigens Ende November wegen allzu harter Wetterbedingungen abgebrochen....wie viele andere auch.

Möchte aber hier nicht ins Leere schreiben, wenn es eh niemand wirklich braucht.
Was ihr bisher geschrieben habt, kann ich bestätigen.
Auf konkrete Fragen, gibts gerne konkrete Antworten :)

Herzlich früßt Simone
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hasenfuss
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Re: Pilgern im Winter

Beitrag von hasenfuss »

Doch doch Simone
erzähl mal. Ich habe vor Anfang Januar die Via de la Plata zu gehen.
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Simsim
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Re: Pilgern im Winter

Beitrag von Simsim »

Also Hasenfuss, dann erzähl ich mal ein bisschen.

Die Via de la Plata ist im Winter absolut einsam. Ich traf im Monat Februar zwischen Sevilla und Salamanca genau eine Pilgerin...es waren aber wohl noch eine Handvoll unterwegs, die sah ich aber nie. Ab Salamanca waren wir ein paar wenige mehr.
Ich empfand die Landschaften in dieser Jahreszeit zumeist als sehr monoton, denn es gab kaum Vegetation und die meiste Zeit läuft man zwischen zwei Zäunen, oder in den Weideflächen. Viele Leute mögen die ewigen Steineichenkulturen, ich persönlich fand sie höchst langweilig, aber das ist eben Geschmackssache. Ich war irgendwie enttäuscht, denn immer wieder las ich von wilder Natur die man durchstreift, auf diesem Camino. Da ich aber in der Natur lebe und nicht in der Stadt, war es für mich alles Kulturland, nix von Wildnis. Städter mögen das anders empfinden.
Die Weite, die Stille, die vielen vielen Vögel, besonders Störche auf Schritt und Tritt, die ganz fremdartigen Dörfer, wunderschöne Städte, ....das alles gibt es ja nicht nur im Winter auf der Plata.
Das Wetter war nur in den ersten Tagen etwas mild, aber dann wurde es in der Extremadura schnell eisig, windig, manchmal regnerisch. Viel Sonne auch, aber eben kalt.
Das kann aber jedes Mal ganz anders sein, da gibt es keine Regelmäßigkeit, wie ich hörte.
Wenn Du im Januar los willst, bist Du wohl informiert über die Unterkunftssituation. Ich fand es unproblematisch, war halt so gut wie immer allein und oft ohne Heizung. Ich geh immer in die einfachsten Unterkünfte, aber die amerikanische einzige Pilgerin der ich anfangs begegnete, sagte mir, dass sie in Pensionen auch oft fror, weil die verständlicherweise nicht wegen einer Person den ganzen Tag heizen.
Ich hatte mein Zelt mit und übernachtete einige Male draussen, besonders wenn mir die Etappe zu lang war, oder es keine günstige Unterkunft gab. Das war aber eher ein Survival-Wintercamping....brrr....also von wegen im Süden überwintern....naja, wärmer als in Nordspanien war es nicht letzten Februar.
Aber das Licht ist anders....sehr speziell...unbeschreiblich.

Willst Du noch was bestimmtes wissen?

Schöne Vorfreude wünsch ich Dir !

Simone
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Simsim
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Re: Pilgern im Winter

Beitrag von Simsim »

Ach ja, ich füge noch an, dass es auf der Plata bei schwieigem Wetter auf vielen Etappen absolut null Ausruhmöglichkeit gibt.
Oft auch keine Wasserstellen über viele, viele Stunden. Bei Regen und Wind nirgends ein Dach über dem Kopf. Man muss in Bewegung bleiben und das kann ganz schön hart werden, wenn man noch 20 km vor sich hat und schon k.o. ist.
Es gibt überhaupt eher wenig Bars, wenig Einkaufsmöglichkeiten.
Jedenfalls kein Vergleich mit dem CF.
In der Saison ist gibt sicher etwas mehr Infrastruktur, aber im Winter ist auch in Dörfern viel geschlossen.
Ich hatte aber nur Probleme wegen der Wasserversorgung. Das war schon grenzwertig und man muss manchmal viel schleppen. Alles andere ließ sich durch gute Planung hinkriegen. Wenn Du mit einem größeren Budget unterwegs bist als ich und in Hotels und Restaurants gehst, ist es vielleicht ein anderer Eindruck. Aber das ist eine andere Art den Camino zu gehen, da kann ich nix dazu sagen.
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hasenfuss
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Re: Pilgern im Winter

Beitrag von hasenfuss »

Hallo Simone,
Vielen Dank für die Info s und Tipps.
Da ich öfters im Winter unterwegs bin, bin ich schon mit vielen kalten Wassern gewaschen und nehme das Wetter halt wie es kommt. Natürlich wäre mir Sonne lieber als Regen und Schnee. Doch selbst die Mesete kenne ich nur verschneit.
Zelten möchte ich jedoch nicht und bin dafür auch nicht ausgerüstet. So habe ich sicher mehr Platz für Wasser und Vorräte. Habe von Reimund Joos und anderen hier im Forum erfahen das es Sinn macht sich vorher anzumelden damit ich keine bösen Überraschungen mit verschlossenen Herbergen erleben muss. Teure Hotels möchte ich auch meiden, wenn es aber zu kalt wird kann ich mir aber schon mal eines leisten um wieder warm zu werden.
Früher war das anders da wäre ich lieber erfrohren als unnötig Geld auszugeben oder besser gesagt auf die Idee wäre ich schon gar nicht gekommen.
Ich denke mit der Einsamkeit komme ich klar, der Plan B wäre ansonsten gerade aus weiter nach Astorga zu gehen und auf dem CF zu wechseln.
Ob mir die Landschaft zusagt werde ich selbst erfahren müssen aber das von dir beschriebene spezielle Licht macht mich neugierig.
Am meisten Sorge mache ich mir wegen Hunden, kann einfach nicht an kläffenden Kötern vorbei (ein Hasenfuss eben). Sage es mir lieber nicht wenn es viele am Weg gibt.

Liebe Grüße

Hasenfuss
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Simsim
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Re: Pilgern im Winter

Beitrag von Simsim »

Ja, vorher anrufen in den Herbergen, das hab ich auch immer gemacht, oder fast immer. Manche Herbergen kann man aber nicht anrufen, und sie sind dennoch offen.
Gronze ist die zuverlässigste Quelle für jegliche Weginfos. Und ich nutze die Locus Freemaps-App (für Android) zur Wegfindung. Ich fand die Plata wahrlich nicht überall zuverlässig markiert und in diesen endlosen Weiten wollte ich mich nicht verlaufen.
Die Via de la Plata, sowie sämtliche andere Caminos sind da drauf und ich finde die Karten wirklich super.


Hunde...ja, ich kann das nachvollziehen, habe auch Angst vor Hunden, seit ich vor zwei Jahren mal gebissen wurde (in Frankreich, nicht auf der Plata) und habe keine Erinnerung, dass es mit Hunden irgendwie besonders nervig war. Klar, es gibt sie leider überall...ich weiß auch nicht wozu eigentlich, es sei denn sie haben wirklich einen sinnvollen Job. Aber auf der Plata sind es wohl eher weniger, denn du gehst weite Strecken durch Weideland, da sind nur Kühe, oder Schweine...keine Hunde.
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Pater Norbert
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Re: Pilgern im Winter

Beitrag von Pater Norbert »

Im neuesten Newsletter von Mundi Camino ist ein Artikel zu den wichtigsten Dingen, die beachtet werden sollen.

Der Newsletter ist auf Spanisch und Englisch zu lesen, nicht auf Deutsch.
Wer das möchte: https://www.mundicamino.com/boletines/250-2/
Wer pilgert, wird von einem Virus infiziert, das nicht vergeht.
Gemerkt im März 2022. Avatar stammt aus Juni 2023.
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Backgammon
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Re: Pilgern im Winter

Beitrag von Backgammon »

Pater Norbert hat geschrieben: 16. Dez 2019, 09:42 Im neuesten Newsletter von Mundi Camino ist ein Artikel zu den wichtigsten Dingen, die beachtet werden sollen.

Der Newsletter ist auf Spanisch und Englisch zu lesen, nicht auf Deutsch.
Wer das möchte: https://www.mundicamino.com/boletines/250-2/
Wenn ich den Link auf dem Handy mit Google Chrome öffne, erhalte ich direkt die deutsche Übersetzung. Keine Ahnung, ob das immer so ist, oder ob ich irgendwann mal etwas eingestellt habe
BC
Peter
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WanderinStar
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Re: Pilgern im Winter

Beitrag von WanderinStar »

Ola,
unglaublicher Camino, verzaubert, von Pamplona Start 15.12.19 bis 12.01.20 Santiago,
über Pamplona-Leon-Oviedo-Santiago, ja, ab Leon den San Salvador, dann weiter auf dem Primitivo (über Hospital), also alles ist möglich.
(Wetter war einfach unverschämt gut)
Traumhaft...
Stelle mich gerne zu aktuellen Auskünften bereit.
Ultreia
WanderinStar
PS einer der besten von 9
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Simsim
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Re: Pilgern im Winter

Beitrag von Simsim »

Ola!
Du bist aber auch sportlich, bei dem Tempo!
Interessant!
Ich bin grade ein paar Tage vor Leon und habe das Gleiche vor!
Das Wetter kündigt sich allerdings schwierig an.
Fragen:
Gibt es auf den beiden Bergcaminos genügend Lebensmittelgeschäfte um small-budget Pilger wie mich zu versorgen?
Ich gehe ohne Bars und Pilgermenüs, aber mit Zelt und Kocher.
Gibt es für Schlechtwetter genug einfache Herbergen, auch für kleinere Etappen?
Hast du andere Pilger getroffen?

Danke für deine begeisterte Ermutigung!

Simone
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Simsim
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Re: Pilgern im Winter

Beitrag von Simsim »

Hallo WanderinStar,

Antwort auf meine Fragen ist nicht mehr nötig.
Bin inzwischen über Leon hinaus und bin nicht auf den C. Salvador abgebogen, weil das Wetter stürmisch und winterlich wird.
Die Fragen haben mir schließlich Pilger beantwortet, die gerade von dort kamen. ..

Gruß, Simone
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