Re: Persönliche Sicht zu Herbergspreisen
Verfasst: 2. Nov 2019, 20:26
Ich hoffe, dass jene, die es sich den Aufpreis nicht leisten können, auch künftig Wege finden, den Camino zu gehen. Fair wären m.E. auch 10 Euro für Übernachtungen, denn das Leben ist in den letzten Jahren eben generell nicht billiger geworden. Der marode Staat schlägt vielleicht noch Tourismustaxen drauf um nicht vor die Hunde zu gehen etc.
Für wen 2 € zusätzlich ein Grenzwert sind, für den gibt es aber vielleicht trotzdem Verständnis von den Herbergsbetreibern? Ist da denn kein Spielraum mehr? Ich bin 1998 ohne Geld gegangen (von Österreich weg - zurück per Anhalter) und auch wenn ich oft und am liebsten draussen übernachtet habe, so bin ich doch auch bei kirchlichen oder municipalen Herbergen nie abgewiesen worden. War ein Bett frei, durfte ich in Spanien rein, auch ohne zahlen zu können. Und ich war bereit, auch improvisiert auf dem Boden zu schlafen, denn Anspruch hatte ich ja keinen. (Vor Spanien gab es damals ohnehin kaum echte Pilgerquartiere). Mein Brot hab ich mit meiner Urkunde vom Wiener Kardinal bei Klöstern erbettelt und immer mehr als Brot erhalten. Gemeinschaftsessen war in den Herbergen, wo ich Station gemacht habe, nicht gegeben. Ich wurde lediglich manchmal von Mitpilgern eingeladen, die selbst gekocht haben.
Auch wenn sich sicher viel verändert hat (1100% mehr Pilger im Vergleich zu damals) würde ich denken, dass Leute, die sich 2 € mehr nicht leisten können, vielleicht auch heute Hilfe von Mitpilgern bekommen oder eben vom Personal - gerade wenn sie ganz offensichtlich Pilgern und nicht billigen Urlaub suchen. Oder denkt ihr, dass das nicht (mehr) funktioniert? Wird man abgewiesen, wenn man wirklich einfach nicht mehr als 6 € geben kann?
Man könnte aber auch anders fragen:
Welcher Pilger ist denn wirklich in dieser Situation? Jene, die bewusst verzichten wollen (und ohne oder mit nur wenig Geld gehen), werden bereit sein, draussen zu schlafen und altes Brot zu essen. Sie werden dankbar sein für Dargebotenes, und keine Gabe mit einen Anspruch darauf verbinden. Sie werden nicht "schmarotzen", sondern lediglich Einladungen folgen, wenn diese von Herzen ausgesprochen werden.
Für jene, die generell weniger haben und z.B. in Osteuropa losgehen, gelten mangels Infrastruktur oft schon höhere Kosten für die ersten paar tausend Kilometer. Zwar wird man abseits der Routen oft freundlich aufgenommen, aber man wird wohl auch hier bereit sein müssen, ohne Essen im Freien zu schlafen, wenn sich nichts anderes findet (ist mir auch passiert). Wer aus dem Westen kommt und wenig hat, muss auch abwiegen. DENN wirklich arm darf man ohnehin nicht sein, wenn man für ein paar Wochen oder Monate loszieht. Es sind ja zusätzliche Kosten zu dem, was man daheim für Wohnung (oder Haus) bezahlt und ein Ausfall von möglichem Verdienst. Pilgern wird nie "billiger" sein, als daheim bleiben und arbeiten. Pilgern zu weit entfernten Zielen (Wallfahrtsorte gab's ja für religiöse Menschen immer in viel unmittelbarerer Nähe) ist in diesem Sinn seit ältester Zeit auch immer ein "Luxus" gewesen auf den man hinsparen musste. Santiago, Rom, Jerusalem waren nicht einfach ein Willensakt für Sinnsuchende. Diese Monate der "Freiheit" mussten sich damals und müssen sich auch heute die allermeisten erst einmal erarbeiten und verdienen.
Und da, glaube ich, fällt diese Preiserhöhung letztlich für niemand derart ins Gewicht, dass der Jakobsweg damit steht oder fällt. Wohl mag es die Weise des Reisens beeinflussen, aber die großen Faktoren (Verdienstausfall, Heimkosten, Anreisekosten, Heimreisekosten) werden wohl schwerer wiegen, als die eine oder anderere Nacht in einer galizischen Herberge, die fortan den Preis eines Cappuchinos mehr kostet.
Für wen 2 € zusätzlich ein Grenzwert sind, für den gibt es aber vielleicht trotzdem Verständnis von den Herbergsbetreibern? Ist da denn kein Spielraum mehr? Ich bin 1998 ohne Geld gegangen (von Österreich weg - zurück per Anhalter) und auch wenn ich oft und am liebsten draussen übernachtet habe, so bin ich doch auch bei kirchlichen oder municipalen Herbergen nie abgewiesen worden. War ein Bett frei, durfte ich in Spanien rein, auch ohne zahlen zu können. Und ich war bereit, auch improvisiert auf dem Boden zu schlafen, denn Anspruch hatte ich ja keinen. (Vor Spanien gab es damals ohnehin kaum echte Pilgerquartiere). Mein Brot hab ich mit meiner Urkunde vom Wiener Kardinal bei Klöstern erbettelt und immer mehr als Brot erhalten. Gemeinschaftsessen war in den Herbergen, wo ich Station gemacht habe, nicht gegeben. Ich wurde lediglich manchmal von Mitpilgern eingeladen, die selbst gekocht haben.
Auch wenn sich sicher viel verändert hat (1100% mehr Pilger im Vergleich zu damals) würde ich denken, dass Leute, die sich 2 € mehr nicht leisten können, vielleicht auch heute Hilfe von Mitpilgern bekommen oder eben vom Personal - gerade wenn sie ganz offensichtlich Pilgern und nicht billigen Urlaub suchen. Oder denkt ihr, dass das nicht (mehr) funktioniert? Wird man abgewiesen, wenn man wirklich einfach nicht mehr als 6 € geben kann?
Man könnte aber auch anders fragen:
Welcher Pilger ist denn wirklich in dieser Situation? Jene, die bewusst verzichten wollen (und ohne oder mit nur wenig Geld gehen), werden bereit sein, draussen zu schlafen und altes Brot zu essen. Sie werden dankbar sein für Dargebotenes, und keine Gabe mit einen Anspruch darauf verbinden. Sie werden nicht "schmarotzen", sondern lediglich Einladungen folgen, wenn diese von Herzen ausgesprochen werden.
Für jene, die generell weniger haben und z.B. in Osteuropa losgehen, gelten mangels Infrastruktur oft schon höhere Kosten für die ersten paar tausend Kilometer. Zwar wird man abseits der Routen oft freundlich aufgenommen, aber man wird wohl auch hier bereit sein müssen, ohne Essen im Freien zu schlafen, wenn sich nichts anderes findet (ist mir auch passiert). Wer aus dem Westen kommt und wenig hat, muss auch abwiegen. DENN wirklich arm darf man ohnehin nicht sein, wenn man für ein paar Wochen oder Monate loszieht. Es sind ja zusätzliche Kosten zu dem, was man daheim für Wohnung (oder Haus) bezahlt und ein Ausfall von möglichem Verdienst. Pilgern wird nie "billiger" sein, als daheim bleiben und arbeiten. Pilgern zu weit entfernten Zielen (Wallfahrtsorte gab's ja für religiöse Menschen immer in viel unmittelbarerer Nähe) ist in diesem Sinn seit ältester Zeit auch immer ein "Luxus" gewesen auf den man hinsparen musste. Santiago, Rom, Jerusalem waren nicht einfach ein Willensakt für Sinnsuchende. Diese Monate der "Freiheit" mussten sich damals und müssen sich auch heute die allermeisten erst einmal erarbeiten und verdienen.
Und da, glaube ich, fällt diese Preiserhöhung letztlich für niemand derart ins Gewicht, dass der Jakobsweg damit steht oder fällt. Wohl mag es die Weise des Reisens beeinflussen, aber die großen Faktoren (Verdienstausfall, Heimkosten, Anreisekosten, Heimreisekosten) werden wohl schwerer wiegen, als die eine oder anderere Nacht in einer galizischen Herberge, die fortan den Preis eines Cappuchinos mehr kostet.