Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Allgemeine Diskussionen zur Pilgerei und ihrer Geschichte
WoM
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von WoM »

geher hat geschrieben: 27. Okt 2019, 15:44 Ich sehe die Sache sehr einfach:
Erst entsteht durch pilgern ein Pilgerweg.
Durch weitere Pilger folgt eine Infrastruktur.
Durch mehr Pilger wird diese Infrastruktur Tourismus konform.
Nun zerstört der Pilger selbst durch sein Pilgern ,das was er sucht.
Verantwortlich macht er dafür aber andere . . .
.
Ultreia et suseia
Gut vorstellbar, gut auf den Punkt gebracht.
Es ist interessant mit welchen Vorstellungen viele auf dem Weg sind. Mir berichten immer wieder Bekannte von Freunden die auf dem Weg waren und verändert zurückkamen - das wollen sie dann auch. Allerdings zu ihren Konditionen.
Dann entstehen Hotels, Bequemlichkeiten usw.
Damit meine ich ausdrücklich nicht die Pilger, die es körperlich nicht anders schaffen.
Eine Person, die mit mir mitkommen wollte, hat sich die Hotels rausgeschrieben - pilgern von Hotel zu Hotel. Herberge war undenkbar, aber unbedingt interessante Menschen treffen.
Für mich waren die richtig interessanten Charaktere die Menschen, die bewusst ihre Komfortzone verlassen haben.

Diese Pilger werden wohl so nach und nach auf die unbekannten Wege ausweichen. Nächstes Jahr werde ich bewusst den Frances für mich anschließen, mal sehen welche Wege es dann werden.

Grüßle Wolfgang
Nach dem Camino ist vor dem Camino 8-)
Martina

Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Martina »

WoM hat geschrieben: 27. Okt 2019, 18:36

Eine Person, die mit mir mitkommen wollte, hat sich die Hotels rausgeschrieben - pilgern von Hotel zu Hotel. Herberge war undenkbar, aber unbedingt interessante Menschen treffen.
Für mich waren die richtig interessanten Charaktere die Menschen, die bewusst ihre Komfortzone verlassen haben.
Hm, nur weil man also lieber, aus welchen Gründen auch immer, lieber im Hotel schläft ist man also nicht als Person interessant?
Eine Übernachtung im Hotel muss nicht Komfortzone sein es kann für die Person Gründe haben die du evtl nicht verstehst.
Ich habe da mehrere Gedankengänge warum das so sein könnte.
Persönlich finde es daher schon recht anmaßend so eine Behauptung aufzustellen :?
WoM
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von WoM »

@ Martina

Keine Sorge, das ist nicht anmaßend, die Person kenne ich schon seit über 50 Jahre und wir haben uns ausführlich darüber unterhalten. Die Person hat ein Problem mit größeren Schlafsäle und einfachen Betten. Ein Mindestmaß an Luxus ist gewünscht.

Nicht immer gleich etwas Böses unterstellen. Diesen Text würde diese Person sicherlich auch so unterschreiben.

Zudem habe ich nicht geschrieben, dass Menschen im Hotel nicht interessant sind, würde ich auch nicht behaupten; hast du vermutlich so empfunden, oder wolltest es so ...

Grüßle Wolfgang
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Simsim
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Simsim »

Und....es kommt auf UNS an. Z.b. mit vordergründig "uninteressanten" Leuten Kontakt aufzunehmen, uns mit-zu-teilen, zuzuhören, vom Weg und seiner Wirkung zu zeugen....

Ich traf letztes Jahr einen reichen Firmenboss aus Alaska am Beginn seines Weges kurz vor Pamplona. Er stellte mir Fragen z.b. ob ich meine, dass seine 100 € Tagesbudget reichen...:)
Er war insgesamt ganz unvorbereitet und mit burn out unterwegs.
Ich konnte ihm ein bisschen Camino Faszination vermitteln und die Möglichkeit, dass ihm Überraschungen passieren, wenn er sich auf Unbekanntes einlässt.

Eine Woche später war er schon vielen Pilgern bekannt als der Reiche, der in den Küchen der municipals Pasta für alle kocht !!!!

Ich konnte, wie so oft, nur glücklich ein Loblied singen!!! Auf Gott und Seinen Weg, die Wahrheit und das Leben.

Also verbergt Euch nicht, redet mit den Leuten, ladet sie ein, werdet Teil des Wegs, gebt Euch, so wie der Camino sich Euch gibt.

Simone
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donjohannes
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von donjohannes »

Camineiro hat es schön auf den Punkt gebracht, wie ich finde: Pilger ist, im ganz alten, ursprünglichen Sinn, wer einen heiligen Ort aufsucht, um das Wirken Gottes in der Welt zu sehen und selber zu erfahren; wer sich in die "Fremde" aufmacht (peregrinatio) um der eigentlichen Heimat näher zu kommen. Auch mit dem Flieger oder dem Bus geht das und schmälert nicht die Bezeichnung "Pilger". Anderseits wird so mancher Fußgeher sich wahrscheinlich selbst zu recht als Tourist oder Wanderer bezeichnen, was bei einer gewissen Offenheit nicht ausschließt, dass er auch Schritte auf einem "anderen" Weg machen kann oder machen wird. Eine Australierin, mit der ich damals ein Stück des Weges teilte, mag für schmalere Hüften aufgebrochen sein, aber ich glaube, sie hat vom Weg mehr als das geschenkt bekommen.

Noch nicht mal jene, die für ein Stück Papier für die Bewerbungsunterlagen pilgern, muss gelten, dass sie an einer Farce teilhaben. Gewiss, sie schöpfen das Potential eines solchen Weges (wie alle von uns) nicht aus, aber als Menschen gehen wir halt oft mit kleinen Schritten durch's Leben. Da kann etwas grundgelegt werden, was später nochmal wichtig wird.

Zur Compostela selbst: ich gestehe, ich hab das nie verstanden. Ich war in Rom, Jerusalem und Santiago und hab mich nie um ein Papier bemüht. Ich hab auch keines ausser von Santiago (irgendwo in einer Lade), weil es mir mehr oder weniger vom begeisterten Sakristan aufgedrängt worden war (sollte eine Fürbitte auf Deutsch machen). Im Mittelalter machte die Urkunde Sinn, etwa weil sie in der Heimat Beleg dafür war, dass man die auferlegte Buße erfolgreich verrichtet hatte. Heute ist sie gewiss ein schönes Andenken und wer so eines durch Fußmarsch "verdient" hat (übrigens war der Fußmarsch dafür einst kein Kriterium!) möge es sich mitnehmen und zu Hause aufhängen. Das ist schön. Aber der Wert des Weges hängt wohl für niemanden hier von der Compostela ab; noch wird der Weg selbst zur Farce, nur weil das Dokument für manche aus verschiedenen Gründen einen hohen Stellenwert genießt. Darum bin ich sie auch niemandem neidig, weil er nur kurz dafür auf den Wandersocken war. Es ist nur Papier. Ein Andenken. Der zurückgelegte Weg ist echt.

Mir persönlich ist es egal, warum Leute nach Santiago marschieren. Und wenn sie ohne religiöses Motiv oder Touristen aufbrechen, tut das dem Weg keinen Abbruch. Einzig von der Kirche in Spanien erhoffe ich mir, dass sie die Gelegenheit wahrnimmt, auf diesem Weg auch viele Menschen zu erreichen, die sonst eben keinen Bezug zum Glauben haben. Das ist eine Chance. Und glaube ich einem Gespräch, das ich vor kurzem hatte, gibt es da noch "Luft nach oben". Die Person war enttäuscht, dass am Norte so viele Kirchen geschlossen und generell wenig katholische Angebote vorhanden gewesen seien. Ich hab den Norte nie gemacht, darum kann ich nicht sagen, woran es gelegen hat (vielleicht stimmt der Eindruck, vielleicht war es die Jahreszeit?), aber das wäre mir wichiger (als Aufgabe), als das Aussieben von "echten" und "unechten" Pilgern. Denn niemand sagt, dass man so ankommen muss, wie man gestartet ist. Dafür können ja auch gerade der Weg und seine Angebote sorgen.
Österreich -Santiago 1998
Liechtenstein - Jerusalem und zurück 2013-14 (http://www.4kmh.com/neo)
Triest - Cannes (Via Alpina Sacra) 2018 ( http://www.4kmh.com/vas )
Irland - Italien (Via Columbani) 2022
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Simsim
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Simsim »

Hihi offen gestanden, ich hol mir die Compostela um damit im Parador essen zu gehen. Bis vor kurzem waren da im Winter ( kaum Andrang) bis zu 9 Mahlzeiten drin (3 Tage). Jetzt ist es nur noch eine...aber immerhin, ein feierlicher Abschluss :)
Aber danach gebrauche ich sie auf dem Rückweg manchmal als Sonnenschutz, unters Stirnband geschoben, wie ein Baseballkäppi...sieht hübsch aus!

Simone
moviable
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von moviable »

Erinnert sich jemand an Parocco Augusto Losada Lopez aus Triacastela? Er ist, glaube ich 2015 in Rente gegangen. Er war für mich der beste Camino-Seelsorger, hat viel in mir gedreht. Er schrieb zu diesem Thema auf den Zetteln, die er jedem in seiner Sprache mitgab:

"Der Weg nach Santiago ist ein Weg nach innen, die Idole vergessend, die uns versklaven und die Ideale suchend, die uns würdig sind und machen. Ein Weg, der uns in der Wüste unserer Zweifel Horizonte öffnet und weit macht, uns hilft das Licht zu sehen und Licht gibt. Uns hilft zu leben und uns Leben gibt. Uns hilft, uns selbst zu entdecken und die echten und gleichzeitig unterschiedlichen Wege zu finden, die uns zu den großen Pilgern Jesus und Jakobus führen.

Der Weg nach Santiago ist ein Glaubensweg, nicht ein kultureller, aber glaubensloser Weg. Er will gelebt werden, nicht einfältig tot geredet oder berechnet. Der Weg ist der, den der Pilger aus ihm machen will, bedenkend, dass es neben dem Pilger weitere Personen gibt, die aus ihm Tourismus, Wanderung oder Ferien, fern von jedem gesellschaftlichen und spirituellen Zusammenhang, machen wollen. Ein Weg, der uns hilft gerecht zu sein und frei vor aller Welt. Fähig zu sein einfach zu bleiben, den Stolz vergessend, der uns arm macht. Der Weg hilft dir, die Liebe Jesu zu entdecken und in ihrer Fülle zu leben. Dafür musst du Jesus von Nazareth wirklich begegnen.

Wir können nicht Nachfolger Jesu sein, nur nach dem Hörensagen, eine persönliche Erfahrung ist nötig. Auf diesem Weg müssen wir unser Leben neu ausrichten. Es ist der Moment etwas zu riskieren, weil unsere Sicherheiten uns fesseln, uns lähmen und uns unbrauchbar machen für die Liebe. Manchmal geht Jesus an unserer Seite und wir wollen ihn nicht sehen: in dem Armen, in dem Kind, in dem Alten, in jedem Wesen das leben will."
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Simsim
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Simsim »

Ja, das ist wunderschön ausgedrückt!
Und ich habe den berührenden Priester einige Male treffen dürfen.

Ich habe viel über dieses Thema nachgedacht und bin nicht ganz einig mit DonJohannes. Ich glaube nicht wirklich, dass durch mehr Angebote der spanischen Kirche am Weg, mehr Menschen die Erfahrung Gottes machen können.
In Puente la Reina z.B. bieten die netten Padres Reparadores ein Abendgebet mit Segen an, aber wenn die Herberge voll ist, geht da doch so gut wie niemand hin.
Es wirkt auf dem Weg viel mehr der spontane Moment. "Der Weg" sorgt selber für die Herzen. Und wir können uns selbst offen halten und dann geben, was wir zu geben haben, wenn es der richtige Moment ist.

Außergewöhnliche Persönlichkeiten, wie der Priester in Triacastela oder auch der In Barbadelo (leider auch nicht mehr da), und der in Carrion de los Condes und José-Luis in Tosantos, um nur ein paar zu nennen, helfen allerdings, so manchen Leuten die Kirche wieder anziehender erscheinen zu lassen.
Auch die wenigen Angebote zum abendlichen Austausch, wie z.B. bei den Schwestern in Zabaldika und in der kirchlichen Herberge in Granon, sind für manche Leute sehr anrührende Momente.

Die Menschen, die nicht im Glauben den Camino gehen, machen sehr oft tiefe Erfahrungen. Ich höre ihnen zu, wenn sie erzählen und denke immer wieder "das ist das Evangelium live und direkt".
Auch ich selber bin auf meinem ersten Camino von Jesus so berührt und und erschüttert worden (ohne ihn gesucht zu haben), bin also Christin geworden und habe mich DANACH an die Kirche gewandt. Religion ist für mich in erster Linie ein Werkzeug, aber nicht das Zentrum der Erfahrung. Daher ist der Camino ja so genial. Eine wunderbare Einrichtung Gottes...Menschen erleben, was sie dann später als Gotteserfahrung einorden können.

Es gibt in der ARD Mediathek einen kurzen Dokumentarfilm über eine Gruppe übergewichtiger 100 km Pilgerinnen...ich war zu Tränen gerührt über den Weg und seine Wirkung auf die Damen, auch wenn sie äußerlich sicher als Touristinnen eingeordnet würden.

Lassen wir Gott Gott sein und enthalten uns möglichst den Urteilen....

Simone
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CyrusField
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von CyrusField »

Simsim hat geschrieben: 30. Okt 2019, 10:11 Ich habe viel über dieses Thema nachgedacht und bin nicht ganz einig mit DonJohannes. Ich glaube nicht wirklich, dass durch mehr Angebote der spanischen Kirche am Weg, mehr Menschen die Erfahrung Gottes machen können.
Ich habe am Wochenende den Blog von Traugott Roser, einem evangelischen Theologen (vllt. kennen ihn einige, er ist Professor in Münster), über seine Zeit auf dem Camino Francés entdeckt und verschlungen. In einem der Beiträge (der Rest ist mMn genauso lesenswert) beschreibt er sehr schön und treffend genau dieses Thema:
https://traugottspilgerweg.home.blog/20 ... e-zukunft/


Ich habe bisher wenig Erfahrungen auf anderen Pilgerwegen in Spanien/Portugal. Aber als ich letztes Jahr, ebenfalls im Herbst, den Francés unter die Füße genommen habe, war ich - obgleich kein praktizierender Christ - enttäuscht, dass viele, viele Kirchen geschlossen waren. Pilgermessen werden zwar oft angeboten, aber bis auf wenige Ausnahmen fand ich sie ehrlich gesagt wenig inspirierend oder bewegend. Wenn der Pfarrer ein bisschen "Elan" in den Gottesdienst bringt und nicht nur einfach routiniert die Liturgie herunter leiert, nehme ich davon auch etwas mit. Soetwas spricht sich unter Pilgern auch schnell herum.

Auch finde ich, dass oft die Ökumene zu kurz kommt. Gerade deswegen ist es aber gut und richtig, dass in vielen Herbergen die Pilger zu einer großen Familie zusammenfinden.
Simsim hat geschrieben: 30. Okt 2019, 10:11 Es gibt in der ARD Mediathek einen kurzen Dokumentarfilm über eine Gruppe übergewichtiger 100 km Pilgerinnen...ich war zu Tränen gerührt über den Weg und seine Wirkung auf die Damen, auch wenn sie äußerlich sicher als Touristinnen eingeordnet würden.
Hast Du hier vielleicht einen Link?

Grüße
Stefan
Camino Francés 2018
Mosel-Camino 2019
Via Mosana 2019 - ... (das wird noch :lol:)
Caminho Portugês Central 2020
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...und auch sonst viel zu Fuß unterwegs: https://stefansspuren.com 8-)
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Uti »

Hast Du hier vielleicht einen Link?
Scheint mir diese Doku zu sein, die morgen auch im TV läuft:
Kilo gegen Meter-Ein dickes Abenteuer auf dem Jakobsweg

https://programm.ard.de/TV/hrfernsehen/ ... 2221048523
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Uti »

Jedes Gehen auf unvertrauten Wegen ist eine Reise ins Vertrauen.
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von CyrusField »

Super, danke Euch!
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Pooh_der_baer
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Pooh_der_baer »

Stefan,

zwischen 2010 und 2014 hat sich mit den Kirchen schon einiges getan. 2014 waren schon mehr geöffnet als 2010.
Leider werden die Kirchen nicht immer als solche behandelt. Daher sind sie auch in Deutschland immer häufiger
geschlossen.

Die Ökumene ist in einem Land, das bis vor wenigen Jahrzehnten nahezu rein katholisch war, nicht gerade bekannt und
wird daher noch viel weniger praktiziert als in Deutschland. Für mich war das große Ärgernis, das in vielen Kirchen beim
Gottesdienst darauf hingewiesen wurde, dass nur katholische Christen an der Kommunion teilnehmen dürfen.

Auch für mich, als Katholik mit gelegentlichem Kirchgang, fand die angebotenen Pilgergottesdienste auch nicht besonders
inspirierend. Die meisten Gottesdienste waren reine Gemeindegottesdienste. Mehrzahl der Besucher waren ältere Frauen.
Nur in wenigen Stellen in Frankreich und Spanien wurde ich als Pilger direkt angesprochen. Sonst war ich ein normaler
Besucher des Gottesdienstes.

Ich kann nur hoffen, dass sich in Zukunft sich auf dem Weg Einiges ändert. Z.B. gemeinsame Kommunion
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
WoM
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von WoM »

Hallo Stefan,

vielen Dank für den Link!

Mich hat der Priester in hontanas begeistert! International und sehr persönlich!

Grüßle Wolfgang
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Simsim
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Simsim »

Ja, der Priester in Hontanas muss interessant sein, ich hatte noch nicht die Freude, denn im Winter kommt er nur selten ins Dorf.
Aber ich hörte, dass er von den Einheimischen wenig geschätzt wird.
Er hatte auch ein Projekt in Hontanas, so ein offenes Haus (Casa Mambré) für Pilger, die ein paar Tage bleiben wollen, `Hast Du mitbekommen, ob da was draus geworden ist?
Die Benediktinermönche in Rabanal machen ja auch so ein Angebot und auch deren Gottesdienste sind für manche Leute tief berührend.
Sie beten auf Latein und beziehen die Pilger mit ein. Lesungen werden in mehreren Sprachen gelesen etc.
Und in Sahagun gibt es im Benediktinerkloster neue Betreiber der Herberge. Es sind Maristenpriester, die sich sehr bemühen, den Pilgern einen spirituellen Rahmen zu schaffen.
Also es gibt schon so einiges, wenn man nachdenkt...
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