Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Allgemeine Diskussionen zur Pilgerei und ihrer Geschichte
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Pooh_der_baer
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Pooh_der_baer »

Der August ist ein Ferienmonat in Spanien.
Viele älter, aber besonders junge Spanier, wie Schüler und Jugendgruppen, nehmen diesen Monat um auf den Jakobsweg
zu gehen. Besonders die letzten 100 km.
Als ich vor 2 Jahren meiner Frau den Weg rückwärts mit dem Auto zeigte, kamen uns ab Sarria sehr viele Jugendgruppen
entgegen. Viele sangen.

Als ich 2014 den Weg zum 2.mal ging, wahr ich erstaunt, wieviele Gepäcktransportfirmen in den Herbergen warben.
Bis zu 8 Firmen habe ich gezählt. Auf der gesamten Wegstrecke ab Punte la Reina hatte ich das Gefühl, dass ca. 30% der Pilger
den Gepäcktransport nutzen.

Ders Reiseveranstalters, der damit wirbt, die Compostela zu erwerben, bietet im Rahmen einer touristischen Reise
vorab den Besuch verschiedener Orte auf dem Jakobsweg an.

Die Zeiten, dass eine überschaubare Personenanzahl den Weg geht ist vorbei. Die Kunden verlangen, die Tourismusindustrie
bietet an.

Es wurden schon immer Reisen auf Strecken des Jakobsweges angeboten. Freunde von uns haben alleine 3 Reisen in den letzen
12 Jahren durchgeführt.

Ich bin der Meinung, dass es an den einzelnen Personen liegt, wie sie den Jakobsweg gehen möchten, welche Empfindungen sie
dabei haben. Jeder kann den "alten" Sinn des Jakobsweges für sich entdecken und im "alten" Sinn gehen.
Es kann auch jeder Einzelne für sich den Weg zur Farce machen, wenn er ihn nur als z.B.sportliches Event sieht.

Nebenbei: 2010 wurde einer Familie im Touristenbüro empfohlen, den Jakobsweg als preisgünstigen Urlaub zu gehen.
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
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CyrusField
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von CyrusField »

Pooh_der_baer hat geschrieben: 25. Okt 2019, 11:32 Die Kunden verlangen, die Tourismusindustrie bietet an.
Ich denke nach wie vor, dass das ein falscher Schluss ist. Ist bei der Automobilindustrie und ihren SUVs genau das selbe - umgekehrt wird ein Schuh draus: Irgendjemand hat das angeboten mit dem Hintergedanken, damit Geld verdienen zu können. Die Kunden sehen ein günstiges Angebot, finden es zudem noch interessant und schlagen zu. Wahrscheinlich würde sich aber kaum ein Tourist aufregen, gäbe es dieses Angebot von heute auf morgen nicht mehr. "Verlangen" ist hier ein viel zu großes Wort, meiner Meinung nach.

ABER man darf halt trotz des ganzen negativen Einflusses des Tourismus halt auch nicht vergessen, dass hierdurch Geld in extrem strukturschwache Regionen fließt. Wer weiß, vielleicht wären manche Dörfer entlang der Jakobswege mittlerweile schon komplett entvölkert, wenn dieses Geld nicht da wäre bzw. nur durch die (bewusst überspitzt) "echten" Pilger in geringem Maße fließen würde. An der Stelle sind die Menschen, die von den Einnahmen des Jakobswegs ihren Lebensunterhalt gestalten schon weit weg von "verlangen" Für die ist es einfach essentiell.
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Pierre1983
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Pierre1983 »

Frau Holle hat geschrieben: 25. Okt 2019, 10:27
Pierre1983 hat geschrieben: 24. Okt 2019, 18:43 in didn't start in Sarria" steckt irgendwie eine humorvolle Wahrheit, die auf die mitunter schon touristisch wirkenden Auswüchse auf den letzten 100 km aufmerksam macht (Stichwort: Reiseanbieter, die die Compostela versprechen).
Für mich steckt in dem Satz nur: Stimmt, aber auch nicht in Leon, Burgos, Roncesvalles, SJPDP, Le Puy oder gar vor der eigenen Haustür, denn er startete nie auf seinen Jakobsweg ;)
Ok, genau genommen hast du vollkommen Recht, touché! Wobei ich trotz dieses Fehlers in der Argumentation ("Jesus...") denke, dass klar ist, worauf der Zeichner hinaus möchte.
Pooh_der_baer hat geschrieben: 25. Okt 2019, 11:32 Ders Reiseveranstalters, der damit wirbt, die Compostela zu erwerben, bietet im Rahmen einer touristischen Reise
vorab den Besuch verschiedener Orte auf dem Jakobsweg an.
Das hängt sehr vom Reiseveranstalter ab. Ein Reiseveranstalter aus Hamburg wirbt z.B. explizit mit folgendem Text:
Wenn Sie es kurz und knapp mögen und auf die verdiente Pilgerurkunde „La Compostela“ nicht verzichten möchten, dann ist das genau Ihre Jakobswegreise! In nur fünf Tageswanderungen à durchschnittlich 22 km pilgern Sie auf den letzten 100 km des Jakobsweges von der Kleinstadt Sarria durch das grüne Galicien bis nach Santiago. Auf Komfort brauchen Sie aber nicht zu verzichten: Sie schlafen in gepflegten Landhotels, erhalten von uns den Pilgerpass und unser zuverlässiger Gepäcktransport ist auch bereits inklusive. Buen Camino!
Es mag für einige Pilger gute Gründe geben, solche Reisen zu buchen, das möchte ich gar nicht abstreiten bzw. beurteilen, aber bei solch einer Formulierung des Reiseveranstalters wirkt es auf mich so als sei weder Santiago selbst das Ziel, noch sei der Weg das Ziel, sondern das einzige Ziel scheint die Compostela zu sein.
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Frau Holle
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Frau Holle »

Das stimmt, wobei du jetzt einen Reiseanbieter herausgesucht hast, bei dem man auch die Compostela ja sogar wirklich verdient, weil man die gesamte Strecke pilgert 😄
u l t r e i a
Pierre1983
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Pierre1983 »

Naja, ich wusste nicht, dass wir schon bei den Buspilgern angekommen sind, die alle paar Kilometer aussteigen, um sich in einer Bar ihren Stempel zu holen. Oder verstehe ich deine Anspielung falsch?

Das Buspilgern in der Form ist meiner Meinung nach wirklich eine Farce, um mal auf den Threadtitel zurückzukommen.
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Camineiro
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Camineiro »

Hallo Pierre,

Pilger im Sinne der Compostela sind alle Menschen, die - auf welche Weise auch immer -
zum Grab des Apostels reisen, dort beten, beichten ... etc.

Fusspilger halten sich häufig für etwas Besonderes, was sie aber nicht sind.
Sie nutzen lediglich eine andere Art der Fortbewegung.
Pierre1983 hat geschrieben: 25. Okt 2019, 13:15 Naja, ich wusste nicht, dass wir schon bei den Buspilgern angekommen sind, die alle paar Kilometer aussteigen, um sich in einer Bar ihren Stempel zu holen. Oder verstehe ich deine Anspielung falsch?

Falls Du glaubst, dass sei Betrug und Deine Compostela deshalb weniger wert, irrst Du.
Sie (Buspilger) betrügen allenfalls sich selbst.


Das Buspilgern in der Form ist meiner Meinung nach wirklich eine Farce, um mal auf den Threadtitel zurückzukommen.


Möge der Herr Dir die Geduld und Gelassenheit geben auch Buspilger auszuhalten und zu akzeptieren. ;)
Sie sind Teil der (Deiner) Prüfung.

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Pater Norbert
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Pater Norbert »

Seit 5 Jahren bin ich jedes Jahr mit Menschen der Ü 60 Generation unterwegs mit einem Begleitbus. Ohne den würden manche es nicht wagen, zu starten. Allein das Wissen motiviert.
Bei einer Tour ist niemand mit dem Bus gefahren. Alle konnten und wollten laufen.
Bei einer Tour bekam gleich am ersten Tag jemand ein Problem und hat in Absprache mit mir gemäß des Problems einen Teil zu Fuß gemacht, den anderen Teil im Bus. Aber diese Person konnte das ihre machen und war glücklich. Ich betrachtete sie als Pilgerin.

Bei der ersten Tour auf dem Camino Ingles hatte ich die Hotels am Weg. Der Bus transportierte das Gepäck. Bei der letzten Tour haben wir zwei Hotels zu Fuß erreicht. In den anderen Nächten sind wir abseits gewesen und am nächsten Morgen mit dem BUs wieder an den abendlichen Endpunkt, um dort wieder zu starten.

Auf den Wegen kommen wir zwei Pilgerleiter immer wieder auf die Frage des "Wie pilgerns". Unsere Teilnehmer*innen erzählen uns im Gespräch von ihrem Grund und dem, was die Wegerfahrung ihnen als Antwort auf ihre Motivation bedeutet.

Jedes Jahr mache ich dann für mich auch noch die "klassische" Weise mit großem Rucksack und Herberge. Und wo war es ein besseres Pilgern? Unser Bus gibt den Teilnehmer*innen Sicherheit, die es ihnen erleichtert, sich fallen-zu-lassen.
Wer pilgert, wird von einem Virus infiziert, das nicht vergeht.
Gemerkt im März 2022. Avatar stammt aus Juni 2023.
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Shabanna
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Shabanna »

Camineiro hat geschrieben: 25. Okt 2019, 14:41 Möge der Herr Dir die Geduld und Gelassenheit geben auch Buspilger auszuhalten und zu akzeptieren. ;)
Sie sind Teil der (Deiner) Prüfung.
:D

Ich find das im Übrigen gar nicht so schwierig, Buspilger auszuhalten. Ich selbst pilgere zu Fuß, was irgendwie geht, aber halt auch nur noch, solange es geht. Wenn's mal nicht mehr geht, fahr ich vielleicht auch mal nach Santiago ... mit einer Träne im Auge. Und hoffe auf euren Respekt.

Und überhaupt sind die Buspilger ja nur auf den Hauptwegen so zahlreich zu finden. Auf den Nebenwegen kann man denen prima ausm Weg gehen, wenn man sie nicht erträgt.

LG,
Andrea
No creo en casi nada que no salga del corazón.
(Fito Páez)

http://und-die-haare-im-wind.blogspot.com
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CyrusField
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von CyrusField »

Pater Norbert hat geschrieben: 25. Okt 2019, 15:24 Seit 5 Jahren bin ich jedes Jahr mit Menschen der Ü 60 Generation unterwegs mit einem Begleitbus. Ohne den würden manche es nicht wagen, zu starten. Allein das Wissen motiviert.
Bei einer Tour ist niemand mit dem Bus gefahren. Alle konnten und wollten laufen.
Bei einer Tour bekam gleich am ersten Tag jemand ein Problem und hat in Absprache mit mir gemäß des Problems einen Teil zu Fuß gemacht, den anderen Teil im Bus. Aber diese Person konnte das ihre machen und war glücklich. Ich betrachtete sie als Pilgerin.
Sehr lobens- und bewundernswert, dass es derartige Angebote gibt. Natürlich ist das pilgern, gar keine Frage.

Die Diskussion ist ohnehin müßig. Wo will man denn eine Grenze ziehen? Wo fängt Pilgern an und wo hört "Sightseeing mit Jakobsweg auf"? Wenn sich jemand auf den Jakobsweg begibt, weil er nur die Landschaft bewundern will? Wenn jemand den Weg als sportliche Herausforderung sieht?
Pooh_der_baer hat geschrieben: 25. Okt 2019, 11:32 Es kann auch jeder Einzelne für sich den Weg zur Farce machen [...]
Großartig zusammengefasst! Genau DAS ist für mich der Knackpunkt. Nicht der Weg an sich ist eine bzw. wird zur Farce.
Camino Francés 2018
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Pierre1983
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Pierre1983 »

Hallo Camineiro,

zunächst Danke für deinen Wunsch nach Geduld und Gelassenheit, zwei Tugenden, die man gerade im (stressigen) Alltag zu gern vernachlässigt, aber die man übrigens gerade auf dem Jakobsweg sehr gut trainieren kann :)

Der Wert meiner Compostela ist definiert durch die Erfahrungen und Erinnerungen, die ich damit verbinde (wobei genaugenommen das Credencial für mich sogar noch eine höhere Wertigkeit besitzt, weil es den Weg beschreibt, der mich letztlich zum Ziel geführt hat).
Was ich damit sagen möchte ist, dass die Wertigkeit meiner Compostela nicht von anderen abhängt, sondern lediglich von mir. Diesbezüglich musst du dir also keine Sorgen machen :)

Um präzise zu sein, sind für mich die Erfahrungen und Erinnerungen an den Weg selbst sogar noch wertvoller als ein Stück Papier wie die Compostela. Diese ist vielmehr eine Erinnerungshilfe.

Und grundsätzlich hast du Recht, denn pilgern kann man auf verschiedenen Weisen mit verschiedenen Fortbewegungsmitteln. Auch wenn ich bisher stets Fußpilger war, halte ich mich und meine Fortbewegungsart keineswegs für etwas besonderes und möchte mich entschuldigen, falls dieser Eindruck entstand.

Um aber vielleicht besser zu verdeutlichen, was ich meine, folgender Hinweis: Ich halte mich für einen rechtschaffenden Menschen, ich finde das Einhalten von Regeln und Gesetze wichtig, weil es eine Gemeinschaft zusammenhält. Natürlich kann man immer über die Sinnhaftigkeit von Regeln und Gesetzen reden, genauso wie man sich fragen kann, ob es sinnvoll ist, dass man mindestens 100 km zu Fuß gehen/auf einem Pferd reiten oder 200 km mit dem Rad fahren muss, um formell eine Compostela zu erhalten. Aber diese Regeln existieren nunmal und deshalb finde ich es wichtig, dass man sich daran hält, wenn man in dem Fall eine Compostela möchte. Ich kann die Regeln gut oder schlecht finden, aber so sind nunmal die aktuellen Regeln.

Es ist genauso, wenn Menschen Steuern hinterziehen. Dann fühle ich auch keinen Neid, weil ich ja brav meine Steuern zahle, sondern ich finde es schade, dass diese Menschen damit der Gemeinschaft schaden.

Wenn jemand sich also etwas erschleicht, was ihm nicht zusteht, dann ist das Betrug und das ist es, was ich nicht gut finde, weil es gegen meine Grundüberzeugungen verstößt. Ich könnte natürlich auch hier versuchen anzufangen Gelassenheit zu entwickeln, aber ich bin mir unsicher, ob ich das wirklich möchte.

@Pater Norbert: Die von dir beschriebenen Menschen meinte ich auch nicht mit dem Begriff Buspilger. Und es mag gesundheitliche Gründe geben, weshalb man doch auch mal motorisierte Unterstützung benötigt (@Shabanna). Mir geht es eher um das vorsätzliche Erschleichen, nicht um die aus einer Notsituation geborene Flexibilität.
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Camineiro
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Camineiro »

Im Gegensatz zur Steuerhinterziehung entsteht der Allgemeinheit beim „Erschleichen“ der Compostela aber kein Schaden.

Wie geschrieben: diejenigen, die es tun, betrügen sich allenfalls selbst.

Bzgl. der Wertigkeit der Compostela im Vergleich zum Credencial oder zu den Erlebnissen und Erfahrungen gebe ich Dir Recht. Das sehe ich genauso.
Die Compostela ist ein buntes Stück Papier mit Souvenircharakter.
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Ronald
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Ronald »

Jeder geht nun mal seinen eigenen Weg. Und es steht mir nicht an, darüber zu richten.
Ich glaube immer noch daran, dass ein Pilgerweg auf seine Pilger wirkt.
Und ich habe schon ein paar Menschen gesprochen, die zuerst "touristisch" Santiago besichtigt haben, dann miterlebten, wie bewegt die ankommenden Pilger auf dem Platz vor der Kathedrale waren, und sich später selbst mit dem Rucksack auf den Weg machten.
Vertrauen wir einfach auf das Wirken des Weges. Da passiert was mit den Menschen. Daran glaube ich wirklich. Das ist für mich der Unterschied zwischen einem Wanderweg und einem Pilgerweg.
Liebe Grüße
Ronald
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Simsim
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Simsim »

Ja! Ronald, genau so erlebe ich das auch, wie ich schon weiter oben geschrieben hab.

Je authentischer wir uns ( du, ich, alle die den wunderbaren Weg an sich ranlassen) auf dem Camino bewegen und uns auch öffnen für Leute, die anders unterwegs sind, desto mehr tragen wir zu seiner Wirkung bei.
Der Weg selbst kann niemals zur Farce werden, höchstens manche Phänomene um ihn.
Genau wie Ostern oder Weihnachten...wie sollten sie zur Farce werden können?
Allerdings Nikolause (oder- läuse ;)) mit Brummstimme in Supermärkten, oder halbnackte Damen mit Osterhasi-Ohren...
Ist so ähnlich wie die Pilgermuschel aus Plastik mit bunter Beleuchtung.
Klar ist das nervig und ich fühl mich manchmal verletzt und traurig und auch einsam unter soviel Mangel an Achtung und Tiefe, aber der Camino konfrontiert uns halt mit der realen Welt im Konzentrat :)

Simone
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Kruemel
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von Kruemel »

Simsim hat geschrieben: 27. Okt 2019, 06:33 ... aber der Camino konfrontiert uns halt mit der realen Welt im Konzentrat :)

Simone
Das ist eine wie ich finde sehr schöne Erkenntnis, die ich auch immer wieder verwende.
geher
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Re: Verkommt der Jakobsweg zu einer Farce?

Beitrag von geher »

Ich sehe die Sache sehr einfach:
Erst entsteht durch pilgern ein Pilgerweg.
Durch weitere Pilger folgt eine Infrastruktur.
Durch mehr Pilger wird diese Infrastruktur Tourismus konform.
Nun zerstört der Pilger selbst durch sein Pilgern ,das was er sucht.
Verantwortlich macht er dafür aber andere . . .
.
Ultreia et suseia
Von der Haustür auf drei verschiedenen Wegen nach Santiago,nach Tarifa Nordkap und Brindisi >25.000 km.
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