Herberge auf Spendenbasis

Allgemeine Diskussionen zur Pilgerei und ihrer Geschichte
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Simsim
Beiträge: 2483
Registriert: 23. Okt 2019, 11:33

Re: Herberge auf Spendenbasis

Beitrag von Simsim »

Guten Tag neuer Forumsteilnehmer.
Bei der Aggressivität deiner Beschuldigungen fände ich es angemessen, konkrete Namen von Herbergen zu nennen, die du als "Piratenherbergen" bezeichnest. Dann sehen wir mal weiter.
Pilgrim
Beiträge: 3
Registriert: 22. Apr 2020, 12:22

Re: Herberge auf Spendenbasis

Beitrag von Pilgrim »

Ich will hier kein konkretes Unternehmen an den Pranger stellen, sondern allgemein zur kritischen Reflektion anregen, denn auf dem Camino ist nicht immer alles, wie es scheint. Sicherlich haben die meisten Donativo-Herbergen die besten Absichten. Aber es gibt auch schwarze Schafe. Wenn eine Donativo-Herberge die Etappe rauf und runter Flyer verteilt, um die Pilger in die eigene Herberge zu locken, oder versucht Pilger, die vorbeilaufen, in die eigene Herberge zu winken. Oder Pilger in den sozialen Medien, bereits am Start per PN oder Post anspricht, um die eigene Herberge an zu preisen. Dann sollte das nachdenklich machen, ob es sich tatsächlich um eine Donativo-Herberge im ursprünglichem Sinne handelt oder um ein als gemeinnützig kaschiertes Geschäftsmodell. Ich schreibe das, weil ich sehe, dass hier teilweise Vergütungen für Donativos diskutiert werden, die weit über dem gewöhnlichen Übernachtungspreis liegen. Für aufrichtige Donativo-Herbergen finde ich das durchaus angemessen. Leider sind diese Preise aber auch der Grund, dass sich schwarze Schaf in die Herde der Donativos mischen, um abzukassieren.
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Camineiro
Beiträge: 1862
Registriert: 15. Jul 2019, 11:53
Wohnort: südl. Münsterland

Re: Herberge auf Spendenbasis

Beitrag von Camineiro »

Na ja ... ich kann Pilgrims Grimm 😉 irgendwie verstehen.

Manch einer wird das hier jetzt nicht gerne lesen ...
Letztes Jahr war ich auf dem Norte u.a. in DER KULTHERBERGE schlechthin ... Güemes.

Die Herberge an sich ist schön, ein Hort der Ruhe und Erholung.
Aber das Gebaren der dortigen Offiziellen war schon sehr aufdringlich.
Ich meine damit nicht Padre Ernesto. Der war zwar da, zeigte sich aber selten.

Wir wurden bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Nachdruck darauf hingewiesen,
dass es sich um eine Donativoherberge handelte und man eine entsprechende (hohe) Spende erwarten würde.
Das Ganze wiederholte sich etwa 5-6 Mal.
Selbst beim gemeinsamen Abendessen stand jmd für jeden gut sichtbar neben der Spendendose
und forderte alle anwesenden Pilger mit den Worten „This is the Deutsche Bank“ auf, einen angemessenen Beitrag zu spenden.

Dazu sollte man noch wissen, dass bei Extraleistungen wie Waschmaschine, Trockner sowie Getränken aus dem Kühlautomaten ordentlich hingelangt wurde.

Dieser Schuss ging dann für die Herberge leider nach hinten los.
Vielen ging diese Aufdringlichkeit so auf den Keks, dass sie anschließend nichts oder eben nur das Nötigste in den Kasten warfen.

Ganz anders dagegen meine Erfahrung 5 Jahre zuvor mit der Donativoherberge in der Kirche von Grañon am Cfrances.
Das Spendenkörbchen stand beinahe unscheinbar auf einer Anrichte im Eingangsbereich.
Niemand forderte einen zur Spende auf oder mahnte zur Zahlung.
Allein das Körbchen und ein Pappschildchen daneben mit der Aufschrift Donativo stellten die “Forderung“ dar.

Als ich am nächsten Morgen aufbrach, lagen eine ansehnliche Anzahl an Münzen und Geldscheinen im Körbchen.
Auch so kann es gehen.

Ähnlich gute Erfahrungen machte ich auf der Via Podiensis in Navarrenx beim Alchimisten.
Der Herbergsvater legte sich richtig ins Zeug, was Essen, Unterkunft und Nebenleistungen anging.
Ein kleiner Hinweis beim Essen, wo die Spendendose zu finden sei.

Da zahlt man dann gerne seinen Obulus (und vielleicht auch etwas mehr).

Es gibt halt so’ne und so’ne.

Ultreya
Uwe
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Simsim
Beiträge: 2483
Registriert: 23. Okt 2019, 11:33

Re: Herberge auf Spendenbasis

Beitrag von Simsim »

Pilgrim, Wenn du nicht konkret wirst, versteh ich wirklich nicht, was du willst, zumal es ein eigenartiger Einstieg in dieses Forum ist, finde ich.

Vielleicht bist du persönlich betroffen, vielleicht hast du was doofes erlebt, fühlst dich getäuscht etc. Das kannst du ja sagen.
Und klar gibt es auf den hochfrequentierten Caminos alles mögliche an Geschäftspraktiken, wie es auch alles mögliche an großzügigem, echtem, wunderbaren Einsatz gibt. Allein schon von den unzähligen Hospitalera/os.
Und genauso gibt es unter Pilgern alles Mögliche...die unterschiedlichsten Verhaltensweisen...auch da ist manchmal mindestens Kopfschütteln, wenn nicht Entsetzen angebracht.
Ich denke dass Pilger mit offenen Herzen selber einschätzen können, worauf sie sich einlassen. Und wenn nicht, machen sie eine Erfahrung, vielleicht eine miese...na und?
Aber hier Spendenherbergen gegenüber allgemein misstrauisch machen zu wollen, ist schon ein merkwürdiges Ansinnen.
Den Camino Frances kenne ich sehr gut, aber nicht in der Hauptsaison. Habe nie erlebt, was du erzählst. Und du scheinst ja mehrere zu meinen, gar ganze Scharen von Piraten und schwarzen Schafen, komm gib mal Budder bei die Fisch und sag klar, wo du das so gesehen hast. Und du sprichst von "sogenannten" Piratenherbergen.
Ich hab diesen "Fachbegriff" noch nie gehört. So genannt? Von wem?
Und du schreibst auch, dass man unschwer die Heuchelei der Piraten erkennen könne. Falls das so ist, wo ist dann das Problem in deinen Augen?

Simsim
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Simsim
Beiträge: 2483
Registriert: 23. Okt 2019, 11:33

Re: Herberge auf Spendenbasis

Beitrag von Simsim »

Uwe, ja ich vergaß ...natürlich gibt es auch bei den Hospitaleros manchmal schräge Vögel...aber wie du auch sagst, das regelt sich schließlich von selber.
Es gibt da viel Radio Camino und etliche Möglichkeiten, öffentlich die Herberge im Internet zu kommentieren.
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