Orientierungsfragen Jakobsweg

Allgemeine Diskussionen zur Pilgerei und ihrer Geschichte
Nici
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Orientierungsfragen Jakobsweg

Beitrag von Nici »

Hallo,

ich bin gerade dabei ein schlimmes Beziehungsende zu verarbeiten und muss mir über Vieles im Leben Gedanken machen. Ich plane, im Oktober 1-2 Wochen auf einem der Jakobswege zu gehen und habe ein paar Fragen dazu.

Von den Hauptwegen in Spanien und Portugal könnten für mich theoretisch alle in Frage kommen mit Ausnahme vom Caminho Portugues, weil ich dort zu viel Kontext zu meiner Freundin habe.

Plata, Finisterre sind geografisch ungünstig, weil ich aus Deutschland komme - es sei denn ihr sagt mir jetzt, einer der beiden ist super gut und der Umweg würde sich im Vergleich zu den anderen lohnen. Daher tendiere ich zu Norte, Primitivo oder Frances.

Das ist es, was ich suche:
- Weg verläuft viel in der Natur, wenig auf Straßen und durch Städte
- Eher Wanderwege anstatt asphaltiert
- Höhenmeter sind OK, müssen aber nicht sein
- Ich bin noch nie einen Pilgerweg gelaufen, von daher weiß ich nicht, ob es üblich/angemessen ist, aber es wäre schön, wenn man auch ein paar andere Leute trifft, mit denen man ein bisschen reden kann, ich glaub, es würde gut tun, sich ein bisschen auszutauschen.
- Bzgl. Unterkünfte wäre Einzelzimmer angenehm, weil ich schlecht schlafen kann, wenn jm. laut schnarcht aber ich bin im Großen und Ganzen anspruchslos und Gruppenschlafzimmer ist auch OK. Gemeinschaftsräume für Abends und Abendessen wären cool, weil ich nicht jeden Tag komplett allein sein will.
- Was ich vermeiden möchte, sind sozusagen Touris, die überall Selfies und Instagram-Uploads machen müssen und zum Spaß da sind, feucht-fröhliche Anlässe etc. da bin ich aktuell nicht in der Stimmung dazu, ich suche eher eine ruhige Umgebung in der ich nachdenken und ggf. auch Gedanken austauschen kann.
- Es sollten ausreichend Schlafmöglichkeiten, Essen, Sanitäranlagen etc. vorhanden sein, weil ich kein Zelt mitnehmen möchte, aber ich möchte Kommerzialisierung vermeiden und eine authentische Erfahrung.
- Ich habe keinen Ehrgeiz die Strecke XYZ unbedingt von A-Z zu laufen, kann also weniger schöne Passagen auch per Bus überspringen, insb. da ich nur 7-14 Tage Zeit habe und somit nur 125-280km zurücklegen kann. Würde aber gerne in Santiago de Compostela ankommen.

Ich bin noch in der Recherche, aber ich glaube der Caminho del Norte könnte ganz gut passen. Über Primitivo habe ich noch nichts gelesen.

Habt ihr Empfehlungen für mich?

Danke euch!
DerWandervogel
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Re: Orientierungsfragen Jakobsweg

Beitrag von DerWandervogel »

Den Camino Norte bin ich 2x komplett gegangen und die Wege bestehen gefühlt aus 50% Asphalt Straßen, daher ungeeignet.
Nici
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Re: Orientierungsfragen Jakobsweg

Beitrag von Nici »

Erfahrungswerte zu den anderen?

Zur Not lauf ich auch auf Asphalt, wenn die anderen Punkte erfüllt wären?
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Camineiro
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Re: Orientierungsfragen Jakobsweg

Beitrag von Camineiro »

Hallo Nici,

willkommen im Forum. :)

Bzgl. Deiner Wünsche an den Weg suchst Du - so fürchte ich - die eierlegende Wollmilchsau.

Leider bist Du schon etwas spät dran im Jahr, sonst hätte ich Dir einen der Pilger-/Wanderwege in Skandiavien empfohlen (Olavsweg, Kungsleden etc.). Sehr naturnah.
Das wird aber witterungsbedingt erst wieder nächstes Jahr machbar sein.

Warum gehst Du nicht einfach den Moselcamino oder einen der anderen deutschen Pilgerwege?
Oder den Hermannsweg über den Teutoburger Wald?
Irgendein Weg führt sicher bei Dir in der Nähe vorbei.

Um seine Gedanken neu zu sortieren und den Kopf frei zu kriegen muss man nicht zwingend auf der iberischen Halbinsel pilgern.

Wohin auch immer der Weg Dich führt …
Buen camino
Uwe
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Matt Merchant
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Re: Orientierungsfragen Jakobsweg

Beitrag von Matt Merchant »

Liebe/r Nici,

Du hast mein volles Mitgefühl für Deine derzeitige Trennungssituation; Danke für Dein Vertrauen und die Offenheit, mit der Du damit umgehst.
Ich kenne das - und schon der junge Goethe kannte das, als er mit gebrochenem Herzen den Lahn-Camino (er hieß damals noch anders) von Wetzlar nach Koblenz lief, viel weinte und am Ende den 'Werther' schrieb...
Auch mich hat der Weg in verschiedenen Umbruchsphasen des Lebens gerufen; gescheiterte Beziehungen waren auch dabei.
Es hat tief geschmerzt.

Gelernt habe ich dabei, dass es oft garkeine großen Planungen braucht. Loslaufen ist die Lösung: Santiago liegt im Südwesten! Drauflos! Du hast ja mehrere Jahre Zeit, es in Etappen zu erreichen! Und Du wirst als anderer, größerer Mensch dort ankommen.
Warum nicht einen Ort wählen, den Du besonders mit Deiner Partnerin/Deinem Partner verbindest - und Dich dann Schritt für Schritt davonbewegen, Richtung Westen? Hinaus aus den bekannten Straßen und Gassen, Schritt für Schritt hinaus aus der Komfortzone, into the Unknown...?

PfarrerInnen lernen das für Beerdigungen: Sie sind angehalten, langsam, aber entschieden als erste vom Grab fortzugehen, der Trauergemeinde den Rücken zu kehren, weg vom Friedhof. Um den Trauernden das stille, hoffnungsvolle Symbol zu geben, dass es vom Grab fort einen Weg voran gibt. Schritt für Schritt.

Irgendwann werden die Tränen einem inneren Strahlen weichen. Und dann wird auch irgendwann wieder Platz für einen neuen Menschen sein.
Das wünsche ich Dir von Herzen!

Bon Camino!

Matthias
"Das Unscharfe um das Display herum, das ist der Camino.“ (frei nach M. M. Profitlich) :geek:
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Pooh_der_baer
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Re: Orientierungsfragen Jakobsweg

Beitrag von Pooh_der_baer »

Hallo Nici,

pilgern in diesen Zeiten ist nicht so einfach, wie vor 2021.
Es verlangt schon etwas Planung.
Der Primitivo ab Oviedo ist in deinem Zeitrahmen durchführbar. Leider ist uns unbekannt, aus welcher Ecke D dur kommst.
Für Flugverbindungen nahc Oviedo oder Santander mit Busfahrt befragt du das Internet. Über die Situation der Herbergen
kann dir gronze.com Informationen geben.
Ich selbst bin im Aug auf der Via Beuronensis unterwegs gewesen. Hier hast du die Möglichkeiten dir Strecken auszusuchen,
die deinem Zeitplan entsprechen. Nur musst du die Unterkünfte vorbuchen.
http://www.via-beuronensis.de/
Auch der Weg von München in Richtung Bodensee (Münchner Jakobsweg) wäre eine Möglichkeit.

Wünsche dir Erfolg bei der Auswahl.
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
tsetse
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Re: Orientierungsfragen Jakobsweg

Beitrag von tsetse »

Zwei Wochen pilgern in Spanien erfordert einiges an Planung, Vorbereitung, und die ersten Pilgertage wirst Du brauchen, um Dich auf die neue Situation einzuschwingen und in den passenden Flow zu kommen.
Für ein bis zwei Wochen wäre mir persönlich der Aufwand zu groß. Wenn aber Dein Hauptfokus die Ablenkung ist, dann lauf den Frances. Da hast Du auf den letzten 200 km viel Natur und viele Menschen.
Wenn Dein Hauptfokus das Überdenken der Beziehung, das Innenschauen, Erinnern, Trauern und das Suchen nach dem Mut für einen Neuanfang ist, dann lauf vor Deiner Haustüre oder am nächstgelegenen Pilgerweg los.

Alles auf einmal wirst Du in zwei Wochen kaum hinbekommen. So einfach gestrickt ist das Leben nicht, sonst wärs ja langweilig ;)

Matt Merchant hat geschrieben: 15. Sep 2021, 07:13 PfarrerInnen lernen das für Beerdigungen: Sie sind angehalten, langsam, aber entschieden als erste vom Grab fortzugehen, der Trauergemeinde den Rücken zu kehren, weg vom Friedhof. Um den Trauernden das stille, hoffnungsvolle Symbol zu geben, dass es vom Grab fort einen Weg voran gibt. Schritt für Schritt.

Matt, das sind ja interessante Informationen! Ich habe da echt schon tolle Beisetzungen erlebt, mit berührenden Trauerreden, die genau zu dem Toten und den Angehörenden passten. Wenn der Pfarrer dann nach der Zeremonie kurz nach links und rechts nickend eilenden Schrittes davonrannte, hatte das für mich immer ein G´schmäckle. Die zuvor gesprochenen empatischen Worte kamen mir dann einstudiert, geschauspielert vor.
Ab sofort seh ich das anders :)
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Anhalter
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Re: Orientierungsfragen Jakobsweg

Beitrag von Anhalter »

Auch mich hat ein "Beziehungsthema" damals auf den Frances geführt und für mich war das die genau richtige Entscheidung. Ich hatte aber auch die Zeit, den im Ganzen zu gehen. Ob mir "nur" die letzten 150-300km gereicht hätten, ich glaube es nicht. Hinzu kommt noch, dass insbesondere dort, die Menschendichte, und somit auch die "Selfie-Party-Touri" Fraktion stärker vertreten ist (einfach aufgrund der absoluten Zahlen). So wie du schreibst, es wäre vielleicht nicht die Richtige Entscheidung.
Ich werfe mal den Camino Primitivo in den Raum. Ich bin ihn noch nicht gegangen, hatte das aber geplant und einiges darüber gelesen. Natur + Landschaft, nicht ganz so viele Menschen, das könnte passen. Wie es mit der Herbergssituation aussieht im Oktober... dazu kann ich gar nichts sagen. Es gibt aber durchaus Berichte hier über den Primitivo zu der Jahreszeit, vielleicht schaust du dort mal. Einzig die Länge der Strecke könnte zum Problem werden. 330km wollen gegangen werden, ob und wie man das verkürzen kann muss jemand anderes beantworten.

edit: hier gibt es einen super Routenplaner in englischer Sprache: https://godesalco.com/plan/primitivo
copiness
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Re: Orientierungsfragen Jakobsweg

Beitrag von copiness »

Hi Nici, siehe unten:

Das ist es, was ich suche:
- Weg verläuft viel in der Natur, wenig auf Straßen und durch Städte

Primitivo!
- Eher Wanderwege anstatt asphaltiert

Primitivo!
- Höhenmeter sind OK, müssen aber nicht sein

Primitivo= Höhenmeter, die habe ich als Nicht- Sportlerin mit Mitte 50 aber gemeistert


- Ich bin noch nie einen Pilgerweg gelaufen, von daher weiß ich nicht, ob es üblich/angemessen ist, aber es wäre schön, wenn man auch ein paar andere Leute trifft, mit denen man ein bisschen reden kann, ich glaub, es würde gut tun, sich ein bisschen auszutauschen.

Am Primitivo trifft man ander Pilger, jedoch nicht zu viele, was ich gut fand


- Bzgl. Unterkünfte wäre Einzelzimmer angenehm, weil ich schlecht schlafen kann, wenn jm. laut schnarcht aber ich bin im Großen und Ganzen anspruchslos und Gruppenschlafzimmer ist auch OK. Gemeinschaftsräume für Abends und Abendessen wären cool, weil ich nicht jeden Tag komplett allein sein will.

Schnarcher gibt es immer wieder. Meistens schnarcht man ja selber auch ;-) Manche Unterkünfte bieten auch Einzel- oder Zweier- Zimmer an. Wie es zur Zeit (Coronabedingt) läuft, kann ich leider nicht beurteilen.


- Was ich vermeiden möchte, sind sozusagen Touris, die überall Selfies und Instagram-Uploads machen müssen und zum Spaß da sind, feucht-fröhliche Anlässe etc. da bin ich aktuell nicht in der Stimmung dazu, ich suche eher eine ruhige Umgebung in der ich nachdenken und ggf. auch Gedanken austauschen kann.

Am Primitivo habe ich kaum Touris gesehen...

- Es sollten ausreichend Schlafmöglichkeiten, Essen, Sanitäranlagen etc. vorhanden sein, weil ich kein Zelt mitnehmen möchte, aber ich möchte Kommerzialisierung vermeiden und eine authentische Erfahrung.

Kein Zelt am Primitivo im Oktober, zu kalt nachts. Die Unterkünfte bieten meist Essen an (ausser die öffentlichen Herbergen, die z.Z. eher geschlossen sind), Sanitäranlagen selbstverständlich.

- Ich habe keinen Ehrgeiz die Strecke XYZ unbedingt von A-Z zu laufen, kann also weniger schöne Passagen auch per Bus überspringen, insb. da ich nur 7-14 Tage Zeit habe und somit nur 125-280km zurücklegen kann. Würde aber gerne in Santiago de Compostela ankommen.

Ich habe den Primitivo in 12 Tagen geschafft. Notfalls nimmst du auch mal den Bus oder so, da hast du ja kein Problem damit, wie du sagst.

Ich bin noch in der Recherche, aber ich glaube der Caminho del Norte könnte ganz gut passen. Über Primitivo habe ich noch nichts gelesen.

Der del Norte ist wunderschön, aber wie schon erwähnt relativ viel Asphalt, besonders wenn du in Santiago ankommen willst.
Der Frances ist vermutlich auf den letzten KM auch eher voll.

Meine Empfehlung also: Camino Primitivo ab Oviedo. ich bin ihn Ende September gegangen, war sehr schön.

Grüße,
Copiness
Nici
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Re: Orientierungsfragen Jakobsweg

Beitrag von Nici »

Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Antworten, das hilft mir sehr!

Anbei ein paar Antworten zu euren Punkten.
Warum pilgern in Spanien und nicht in DE oder anderswo? Weil ich weg muss von den ganzen Orten, an denen wir zusammen waren (das sind eine ganze Menge), wo es so viele Erinnerungen gibt und weil ich hoffe, dort nicht der einzige zu sein, der etwas verarbeiten muss und eine Atmosphäre zu finden, in der ich mich wieder neu sortieren kann.

Einfach los laufen, ja, das klingt gut, ich muss aber zumindest die Corona-Situation, Termine auf der Arbeit, Verkehrsmittel zum Beginn meiner Fußreise etc. planen.

Zum Thema Abschied nehmen: Ich weiß, dass es das Richtige ist, aber ich bin noch nicht soweit und hänge noch an irrationalen Hoffnungen. Ich hoffe u. a. hiermit weiter zu kommen, dass ich abschließen kann, in dem ich einen der Wege laufe.

Der Zeitrahmen: es ist momentan schwer für mich, meine berufliche und private Situation parallel zu managen. Ich bin noch nie gepilgert und dachte 14 Tage Reflexion und Abschalten sind eine lange Zeit. Es geht mir überhaupt nicht um Ablenkung, ich muss rekapitulieren, abschließen, trauern, herausfinden, wie ich in Zukunft sein möchte und mich auf ein anderes Leben einstellen - das werde ich nicht in 14 Tagen komplett schaffen aber ich erhoffe einen merkbaren Fortschritt, zumal die Trennung nicht ganz frisch ist.

Wie viel Zeit bräuchte ich denn mindestens eurer Meinung nach (ich weiß, wir sind alle Individuen, aber so aus eurer persönlichen Erfahrung)?

Davon abgesehen klingt der Primitivo super! Ich schau mir den mal näher an.

Danke euch allen!
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Matt Merchant
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Re: Orientierungsfragen Jakobsweg

Beitrag von Matt Merchant »

Lieber Nici,

hab' Dank für Deine Einblicke und Pläne.

Der kleine Haken an Deinen Ausführungen scheint mir - wenn ich offen und ehrlich sein darf - zu sein, dass Du die Orte, die Du mit Deiner Freundin verbindest, in den kommenden Monaten nicht wirst 'abhaken' können. Sie werden bleiben, wo sie sind, auch, wenn Du aus Spanien zurückkehrst.
Du musst sie mit der Zeit emotional überwinden lernen, indem Du sie neu einordnest und zu Teil durch neue Erfahrungen umgestaltest. Da wird auch der Jakobsweg, egal wie lang, kein Kippschalter sein; das ist ein längerer Prozess.
Dein Camino kann einen Geburtsprozess auslösen, muss aber womöglich noch nicht die fertige Lösung bieten.

Ein halbkluges Bonmot sagt: Die Überwindung einer Beziehung dauert die Hälfte der Zeit, welche sie gedauert hat. Nun, das mag für manche Menschen stimmen; auf mich persönlich traf das nie zu. Ich brauchte immer länger. Und auch das mit den vergeblichen Hoffnungen kenne ich.
Vor genau 11 Jahren habe ich einer jungen Dame auf dem Gianicolo in Rom einen Heiratsantrag gemacht. Die Verlobung ist gescheitert und ich traue mich bis heute nicht zurück nach Rom auf diesen Hügel des Scheiterns. Aber ich bin gespannt, wann ich das kann - und wer dann an meiner Seite sein wird, um mir bei Aufstieg zu helfen. ;-)

Du, wenn es denn Spanien sein soll, dann ruft Dich diese Gegend eben. Und dann ist das auch in Ordnung. Aber kannst Du Dir nicht irgendwie fünf Wochen freischaufeln und den ganzen Camino Francés machen? Das ist halt einfach DER Camino, auf dessen Spuren seit Jahrhunderten Milliarden ähnlicher Schicksale ihren Lauf genommen haben. Ein Weg, der für Esoteriker*innen die Lebensabschnitte von Abschied (bis Burgos), Tod (Meseta) und Neubeginn (ab León) exemplarisch abbildet... Und der lang genug ist, um Gedanken freien Lauf zu lassen.
Ich persönlich kenne es so, dass es überhaupt erstmal zwei Wochen braucht um als Pilger*in 'aus der Zeit zu fallen', bis man schließlich nurnoch läuft, atmet, vielleicht betet, nicht mehr auf die Uhr schaut, sich dabei ertappt, wie man irgendwann mit Kühen redet, sich über Blumen am Wegesrand freut... Entschleunigt...

Wenn das partout zeitlich nicht drin ist, schließe ich mich der Vorrednerin an: Primitivo. ;-)

Fußnote:
Auch Frankreich bietet traumhafte mittelalterliche Jakobswege mit vorzüglicher Herbergsstruktur - und manch' Forianer*in meint, die seien sogar schöner als in Spanien (Ja, sind Sie! :-D)! Ich persönlich würde empfehlen, die Via Podiensis von Le-Puy-en-Velay bis Conques oder Rocamadour in Deine Auswahl einzubeziehen. Das schaffste in zwei Wochen. Und bist mit dem TGV ruckzug flexibel wieder zurück.
"Das Unscharfe um das Display herum, das ist der Camino.“ (frei nach M. M. Profitlich) :geek:
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CyrusField
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Re: Orientierungsfragen Jakobsweg

Beitrag von CyrusField »

Nur eine kleine Anmerkung:
Wir reden immerhin von Ende September / Anfang Oktober. Da ist der Francés idR auch alles andere, als "voll".

Wie viel Zeit Du brauchst, wirst Du wohl selbst erfahren müssen. Ich kenne Pilger, die haben sich schon nach 2-3 Tagen den Kopf leer gelaufen. Bei mir persönlich hat es in einer schwierigen Situation knapp 3 Wochen gedauert...

So oder so - Buen Camino!
Camino Francés 2018
Mosel-Camino 2019
Via Mosana 2019 - ... (das wird noch :lol:)
Caminho Portugês Central 2020
Camino Inglés 2022
...und auch sonst viel zu Fuß unterwegs: https://stefansspuren.com 8-)
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Re: Orientierungsfragen Jakobsweg

Beitrag von Matten »

CyrusField hat geschrieben: 15. Sep 2021, 18:02 Nur eine kleine Anmerkung:
Wir reden immerhin von Ende September / Anfang Oktober. Da ist der Francés idR auch alles andere, als "voll".

Wie viel Zeit Du brauchst, wirst Du wohl selbst erfahren müssen. Ich kenne Pilger, die haben sich schon nach 2-3 Tagen den Kopf leer gelaufen. Bei mir persönlich hat es in einer schwierigen Situation knapp 3 Wochen gedauert...

So oder so - Buen Camino!
Da kann ich mich nur anschließen.
Bis ich bei „walk, eat, sleep“ angekommen war, hat es auch immer 2 bis 3 Wochen gedauert.

BC
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Niemand weiß was in ihm steckt, bevor er nicht versucht hat es herauszuholen.
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Matten
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Re: Orientierungsfragen Jakobsweg

Beitrag von Matten »

Hallo Nici

Wenn Du den CF von Pamplona nach Burgos läufst, hast Du etwa den angedachten Zeitraum und zwei Orte, die Du gut erreichen bzw. verlassen kannst.

Beide Orte sind von Bilbao (Flughafen) aus mit Bussen verbunden.

Nur mal so ein Vorschlag
Gute Entscheidung
und
Buen Camino
wünscht
Martin
Niemand weiß was in ihm steckt, bevor er nicht versucht hat es herauszuholen.
Ernest Hemingway
Torsten
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Re: Orientierungsfragen Jakobsweg

Beitrag von Torsten »

Als Alternative bietet sich der Portugués an. Porto ist per Flugzeug gut zu erreichen. Barcelos oder Valenca mit dem Zug von Porto ebenfalls. Viel Erfolg.
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