Zunächst einmal möchte ich mich bei allen bisherigen Schreibenden bedanken. Das ist ja durchaus ein Thema wozu man sich streiten kann, und bisher läuft die Diskussion wirklich vorbildlich ab.
Ich hab auf meiner "Willste bald mal machen" Liste 2 Punkte. Den Camino Primitivo und den Traumpfad München-Venedig.
Oberflächlich betrachtet sind das beides Touren mit Ähnlichkeiten. Man läuft durch mehr oder weniges Gelände (klar, bei zweiterem deutlich bergiger), übernachtet überwiegend in bestehender Infrastruktur mit einfachem Standard und man wird wohl nicht totgetrampelt, ist jetzt aber auch nicht wirklich vernab der Zivilisation unterwegs.
Trotzdem ist das eine "in meinem Bauch" ganz klar "Pilgern", das andere eine "Fernwanderung". Beiden gemein ist das Wandern. Auf dem Jakobsweg stelle ich mich aber auf eine andere spirituelle Erfahrung ein (wenn man es so nennen möchte), gehe davon aus, mit meinen Begegnungen andere Gespräche zu führen... und irgendwie steht das Wandern nicht so im Vordergrund. Die Alpentour ist da eher von der sportlichen Herausforderung charakterisiert (natürlich nicht nur das).
Das ist selbstverständlich für mich hoch individuell und jeder darf das gerne anders bewerten
Nun möchte ich noch ein paar Worte zu den "Tourigrinos" verlieren und hoffe, dass ich dadurch die bisherige Sachlichkeit der Beiträge nicht torpediere.
Ich verspüre hier, auch wieder aus dem Bauch heraus, eine gewisse Abneigung. Also in Bezug auf Pilger, die es sich, aus meiner externen, eingeschränkten Sicht, zu einfach machen. Mental bin ich mir völlig bewusst, dass jeder in der Facon pilgern darf, die ihm richtig scheint und für vieles, was mir von Außen als falsch erscheint es vielleicht einen triftigen Grund gibt. Vielleicht kann er/sie nicht gut laufen, weil krank. Vielleicht keinen Rucksack tragen, weil Rücken. Oder was weiß ich.
Dennoch, wenn ich dann auf dem Frances gesehen habe, wie ein Bus eine Ladung Menschen mit Daypacks 2km vor der nächsten Ortschaft aussetzt, damit diese dann zur nächsten Herberge "pilgern" können, dann fühlte sich das falsch an. Ebenso die Gespräche mit den beiden sehr netten Kanadierinnen die ihre (jeweils) beiden Koffer mit Wechselwäsche immer von Herberge zu Herberge geschickt haben.
Ich verstehe auch, dass durch diesen zusätzlichen Kommerz einige Menschen in strukturschwachen Gegenden die Möglichkeit erhalten, sich eine Existenz aufzubauen. Ich freue mich für diese Menschen.
Auf der anderen Seite verändert dieser Kommerz dann aber eben auch die Art, wie sich der Camino für mich anfühlt. Und da kommt dann diese Angst ins Spiel, dass man irgendwann in der Zukunft nur noch einen Weg geht der eben nur ein Weg ist.