neue Hygieneauflagen für die Herbergen

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Simsim
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neue Hygieneauflagen für die Herbergen

Beitrag von Simsim »

Hier ein Stück "neue Realität", .....ohne Kommentar .... :shock:

Ich fand den Link und die Teilübersetzung in einem anderen Forum. Hoffe dass es in Ordnung ist, das hier so weiterzugeben:

https://elcaminodesantiago.es/albergues ... anitarias/

Eine Verwendung von Systemen die es erlauben eine Türe zu öffnen ohne diese zu berühren. - Lebensmittel von Pilgern für andere Pilger dürfen nicht aufbewahrt werden. - Einmalgeschirr in Plastik. - Küchen Desinfektion vor und nach jeder Nutzung eines Pilgers. - Essensautomaten und Waschmaschinennutzung nur mit Kartenzahlung...Das Personal der Herberge muss mindestens durch Handschuhe und eine Maske sowie andere Elemente wie Trennwände geschützt werden, falls der Sicherheitsabstand zum Pilger nicht garantiert werden kann. Es mag offensichtlich erscheinen, aber im Kontakt mit Pilgern sollten keine Grüße gemacht werden.
Die Bearbeitung von Ausweisdokumenten muss auf leicht zu reinigenden Oberflächen erfolgen und diese Dokumente müssen laminiert sein.
Der Pilgerausweis, den sie uns normalerweise in den Herbergen des Camino stempeln, muss vom Pilger vorbereitet werden, und der Stempel muss vom Hospitalero ausgestellt werden, der ausschließlich alleine den Stempel berührt.
Wir werden am Eingang des Hostels ein Hygienesystem für Rucksäcke, Stöcke und Schuhe haben. Wir sprechen von Sprays mit Hygienelösung oder Desinfektionsmatten.
In Bezug auf diesen Punkt wird versucht, einen möglichst äußeren Raum für die Aufbewahrung von Pilgerschuhen und -stöcken zu schaffen, auf den zur besseren Desinfektion regelmäßig Sprays aufgetragen werden. -
Der Pilger erhält einen Müllsack, um den Rucksack einzuführen, und der wiederum wird behandelt...

und noch einiges mehr, das ihr euch selber übersetzen lassen könnt (Google oder Deepl-Translator)
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Pooh_der_baer
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Re: neue Hygieneauflagen für die Herbergen

Beitrag von Pooh_der_baer »

Welche tollen Herbergen wurden hier für den Artikel herangezogen ?

Wer rüstet die vorhandenen Herbergen entsprechen auf ?

Die zusätzlichen Kosten müssen die Pilger tragen. Donativoherbergen sind, wenn dies alles erfüllt werden soll, tot.
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
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Simsim
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Re: neue Hygieneauflagen für die Herbergen

Beitrag von Simsim »

Ok, die Quelle für diesen Text ist die Werbe-Webseite einer Organisation für Gruppenreisen auf dem Camino.

Ich denke schon, dass die Auflagen authentisch und offiziell sind, aber es scheint auch grad eine Auseinandersetzung hochzukochen, in der sich kommerzielle Angebote auf dem Camino die Situation zunutze machen (oder es zumindest versuchen), um die einfachen Herbergen endlich von der Bildfläche verwschwinden zu lassen.
Diese Auflagen werden nie und nimmer dauerhaft auf dem Camino Einzug halten können....meine Güte, die momentane Angstpandemie treibt wirklich groteske Blüten.

Ich vertraue, hoffentlich zu Recht, dass der Camino de Santiago von einem unzerstörbaren Geist getragen ist, der vielleicht eine Weile kaum noch wahrnehmbar scheint...aber dann um so stärker wieder auftaucht.

Wenn die einfachen, improvisierteren Strukturen ganz verboten werden, wird die Atmosphäre auf dem Camino so anders werden, dass er seine geheimnisvolle Anziehung verliert.

Ich sah dass, auch in den letzten Jahren schon, manche "KomfortpilgerInnen" wenig Bewußtsein dafür hatten, wie sehr sie von den Resten der ursprünglicheren und einfacheren Infrastruktur profitieren, auch ohne diese zu nutzen.
Die Langstreckenpilger mit wenig Ansprüchen prägen und prägten immer, gemeinsam mit den Hospitalero/as, genau das Besondere an diesem Weg, was dann die anderen anzieht, jedenfalls meine ich das so wahrzunehmen. Und es ist ein bisschen arg vereinfacht, das gebe ich zu. Denn natürlich gibt es viele, die beides nutzen und sehr stark die intensive und berührende Atmosphäre mitprägen.

Ich finde es übrigens sehr positiv, dass auch Menschen mit höheren Komfortbedürfnissen jetzt den Weg gehen können. Aber es MUSS eine Mischung bleiben.Sonst sind nicht nur die Donativos tot, sondern der Weg als solches.

Was Corona angeht, begreife ich nicht recht....man erkläre es mir...:

das Virus ist potentiell gefährlich für Menschen mit schweren Vorerkrankungen und alte Menschen.
Solche sollten vielleicht erstmal nicht pilgern und auch nicht als Hospitalero/a arbeiten. Auch nicht, wenn sie dann fürchten, jemand zuhause anzustecken.

Aber wie oft hab ich schon, besonders in der Meseta, "Epedemien" von Erkältungen und Magen-Darm-Infekten erlebt und da brach nicht die Panik aus, obwohl ich zwei Mal jemand so krank erlebt habe, dass er ins Krankenhaus musste. Ganz offensichtlich angesteckt mit irgendwas, denn viele hatten die gleichen Symptome. Nur wurde davon nie in den Medien berichtet, also hielt eine Ansteckungsgefahr (die immer da ist) niemand vom Pilgern ab....schon alles irgedwie schräg...oder nicht?
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CyrusField
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Re: neue Hygieneauflagen für die Herbergen

Beitrag von CyrusField »

Simsim hat geschrieben: 12. Mai 2020, 13:59 Was Corona angeht, begreife ich nicht recht....man erkläre es mir...:

das Virus ist potentiell gefährlich für Menschen mit schweren Vorerkrankungen und alte Menschen.
Solche sollten vielleicht erstmal nicht pilgern und auch nicht als Hospitalero/a arbeiten. Auch nicht, wenn sie dann fürchten, jemand zuhause anzustecken.

Aber wie oft hab ich schon, besonders in der Meseta, "Epedemien" von Erkältungen und Magen-Darm-Infekten erlebt und da brach nicht die Panik aus, obwohl ich zwei Mal jemand so krank erlebt habe, dass er ins Krankenhaus musste. Ganz offensichtlich angesteckt mit irgendwas, denn viele hatten die gleichen Symptome. Nur wurde davon nie in den Medien berichtet, also hielt eine Ansteckungsgefahr (die immer da ist) niemand vom Pilgern ab....schon alles irgedwie schräg...oder nicht?
Ich glaube, viele Menschen wissen nicht einmal - oder wollen es nicht wahrhaben - dass sie zur Corona Risikogruppe zählen. Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Vorschädigung der Lunge, Herzrhythmusstörungen, etc.pp. Dazu kommen erblich bedingte Neigungen von denen wohl die allerwenigsten überhaupt etwas wissen.

Eine Erkältung nimmt in den allerseltensten Fällen einen so schweren Verlauf, dass überhaupt ärztliche Behandlung, geschweige denn ein Krankenhausaufenthalt notwendig ist. Natürlich gibt es auch da Außreißer in beide Richtungen. Aber Corona ist eine völlig andere Hausnummer. 15% der Patienten müssen stationär behandelt werden, 5% davon intensivmedizinisch beatmet oder intubiert, 1% stirbt. Nagelt mich jetzt bitte nicht auf die genauen %-Werte fest, da streiten sich ja auch die Gelehrten noch drüber. Da aber 85% der Infizierten keine oder so gut wie keine Symptome hat, merken diese Menschen häufig nicht einmal, dass sie überhaupt ansteckend sind. Die laufen dann fröhlich durch die Gegend und verteilen das Virus. Super-Spreader.

Gerade der letzte Punkt ist für mich mit am kritischsten. Wenn ich mich selbst anstecke, ok. Das Risiko kann ich einschätzen. Da ich aber auch zur Risikogruppe gehöre, würde ich das schon gerne vermeiden. Aber aus Unwissenheit das Virus an andere Menschen zu verteilen und damit im schlimmsten Fall ein Leben auf dem Gewissen zu haben? Das kann und will ich nicht eingehen. Daher kann ich die bisher getroffenen Maßnahmen fast uneingeschränkt gutheißen.

Was die in dem Artikel beschriebenen neuen Maßnahmen angeht, nunja - da ist entweder viel Panik oder reine Berechnung mit dabei.
Ich glaube auch, dass die Donativo-Herbergen hierdurch am meisten leiden werden. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es im Interesse der Betreiber von Privatherbergen ist, Hygienestandards zu definieren, die von einfacheren Herbergen unmöglich eingehalten werden können. Und so tragisch das ist - egal, wie viele Spendenaktionen es gibt, es werden bei weitem nicht alle Herbergen gerettet werden können.

Aber ich kann mir gut vorstellen, dass gerade die einfachen Unterkünfte, d.h. die Municipals (durch öffentliche Unterstützung), beliebte Kultherbergen (die Hoffentlich viel private Unterstützung bekommen) und vielleicht doch die eine oder andere Donativo am Ende der Krise die Gewinner gegenüber den Unterkünften für Komfortpilger oder gewöhnliche Touristen sein werden. Ich glaube nämlich, dass gerade die einfachen Pilger, die auf der Suche nach Gemeinschaft, netten Gesprächen und "ehrlichen" Unterkünften die ersten sein werden, die die Caminos wieder bereisen werden.
Camino Francés 2018
Mosel-Camino 2019
Via Mosana 2019 - ... (das wird noch :lol:)
Caminho Portugês Central 2020
Camino Inglés 2022
...und auch sonst viel zu Fuß unterwegs: https://stefansspuren.com 8-)
GretaBo

Re: neue Hygieneauflagen für die Herbergen

Beitrag von GretaBo »

Simsim hat geschrieben: 12. Mai 2020, 13:59 [....]....meine Güte, die momentane Angstpandemie treibt wirklich groteske Blüten. [...]

[....]Was Corona angeht, begreife ich nicht recht....man erkläre es mir...:
Nichts lerntest Du, wollt man Dich lehren
Simsim hat geschrieben: 12. Mai 2020, 13:59 das Virus ist potentiell gefährlich für Menschen mit schweren Vorerkrankungen und alte Menschen.
Solche sollten vielleicht erstmal nicht pilgern und auch nicht als Hospitalero/a arbeiten. Auch nicht, wenn sie dann fürchten, jemand zuhause anzustecken.
Aber wie oft hab ich schon, besonders in der Meseta, "Epedemien" von Erkältungen und Magen-Darm-Infekten erlebt und da brach nicht die Panik aus, obwohl ich zwei Mal jemand so krank erlebt habe, dass er ins Krankenhaus musste. Ganz offensichtlich angesteckt mit irgendwas, denn viele hatten die gleichen Symptome. Nur wurde davon nie in den Medien berichtet, also hielt eine Ansteckungsgefahr (die immer da ist) niemand vom Pilgern ab....schon alles irgedwie schräg...oder nicht?[....]


Klar, Covid-19 ist nicht gefährlicher als jegliche andere Influenza, an der auch Menschen sterben.
Klar, es trifft nur die Alten und eh schon gesundheitlich angeschlagenen Menschen. Die gehören somit nicht mehr auf die Straßen. Wegsperren!!!!
Dass die Virologen und Epidemiker alle nur Stuss von sich geben, ist ja bekannt. Die wollen doch nur die Politiker verunsichern und diese dazu animieren, den Menschen die Freiheiten zu nehmen und die Wirtschaft zu ruinieren.
Alles Handlanger von Bill Gates und seiner Frau, welche die Weltherrschaft übernehmen wollen.
Der Papst wird von Kardinal Müller gestürzt..... Putin, Trump, Erdogan und Bolsenaro werden Brüder.
Und das Pilgerwesen erfährt einen ungebremsten Aufschwung.(*Ironie aus*)



Und nun beten wir alle:

Herr, lass Hirn vom Himmel regnen

Nur am Rande:
In diesem Forum ist ein Pilgerfreund Mitglied, dessen kerngesunder 29-jähriger Sohn sich unverschuldetet mit dem Virus infinziert hat.
Der junge Mann hat dieses Virus NICHT überlebt, und ist vorige Tage verstorben.
Wenn ich dann solche Aussagen, wie die zitierten, lese, dann erfasst mich heiliger Zorn.
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Pooh_der_baer
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Re: neue Hygieneauflagen für die Herbergen

Beitrag von Pooh_der_baer »

Simsim hat geschrieben: 12. Mai 2020, 13:59 Aber wie oft hab ich schon, besonders in der Meseta, "Epedemien" von Erkältungen und Magen-Darm-Infekten erlebt und da brach nicht die Panik aus, obwohl ich zwei Mal jemand so krank erlebt habe, dass er ins Krankenhaus musste. Ganz offensichtlich angesteckt mit irgendwas, denn viele hatten die gleichen Symptome. Nur wurde davon nie in den Medien berichtet, also hielt eine Ansteckungsgefahr (die immer da ist) niemand vom Pilgern ab....schon alles irgedwie schräg...oder nicht?
Simsim,
du schreibst von 2 Kranken, die ins Krankenhaus mussten. Aber nicht von mehreren hundert, tausend ...
Du beschreibst Magen-Darm-Infekte, die gibt es auch sonst überall und keiner redet von einer Epedemie. Anders sähe es bei Cholera aus.
Es ist nur ein "unbedeutender" :o Unterschied : Magen-Darm-Infekt zu Cholera Erkältung zu Covid
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
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Simsim
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Re: neue Hygieneauflagen für die Herbergen

Beitrag von Simsim »

GretaBo schrieb in einer anderen Antwort an mich (im März):
...... Ja ich weiß, MIR will man auf dem Weg auch nicht begegnen. Das muss also nicht nochmals erwähnt werden. Ich kann sehr gut damit leben.
Ich denk immer mal an diesen Satz von Dir, GretaBo, auch jetzt wieder, angesichts deiner Polemik mir gegenüber. Ich fände es jedenfalls interessant, wenn wir uns mal real begegnen würden. Es ist einfach, sich im Internet auf solche Weise Luft zu machen. Aber was willst du damit erreichen?
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Camineiro
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Re: neue Hygieneauflagen für die Herbergen

Beitrag von Camineiro »

Moin Simone,
Simsim hat geschrieben: 12. Mai 2020, 13:59 ...
Was Corona angeht, begreife ich nicht recht....man erkläre es mir...:

das Virus ist potentiell gefährlich für Menschen mit schweren Vorerkrankungen und alte Menschen.
Solche sollten vielleicht erstmal nicht pilgern und auch nicht als Hospitalero/a arbeiten. Auch nicht, wenn sie dann fürchten, jemand zuhause anzustecken.

Aber wie oft hab ich schon, besonders in der Meseta, "Epedemien" von Erkältungen und Magen-Darm-Infekten erlebt und da brach nicht die Panik aus, obwohl ich zwei Mal jemand so krank erlebt habe, dass er ins Krankenhaus musste. Ganz offensichtlich angesteckt mit irgendwas, denn viele hatten die gleichen Symptome. Nur wurde davon nie in den Medien berichtet, also hielt eine Ansteckungsgefahr (die immer da ist) niemand vom Pilgern ab....schon alles irgedwie schräg...oder nicht?
gemäss Definition des RKI greift der Terminus „Risikogruppe“ bereits ab einem Alter 50 Jahren aufwärts
(ohne Berücksichtigung jeglicher Vorerkrankungen).
Zunächst nur wenig, aber ab 60+ umso mehr.

Lt. Statistik des Pilgerbüros in Santiago haben sich im Jahr 2019 von insgesamt 347.578 Pilgern 65.103 über 60-jährige eine Compostela abgeholt.
Das sind 18,73% aller in Santiago registrierten Pilger.

Die dürfen/sollen also alle zuhause bleiben?

Wie bekannt sein dürfte, pilgern viele etappenweise bzw. holen sich gar keine Compostela ab.
Die Dunkelziffer der über 60-jährigen liegt also vermutlich viel höher.

Viele der ehrenamtlichen Hospitaleras/os sind Ü60.
Damit bleibt eine beträchtliche Anzahl der Herbergen mangels Betreuung geschlossen.


Auf mich treffen insgesamt mindestens 3 Kriterien der Definition Risikogruppe zu:
- Alter
- Geschlecht (Männer haben vergleichsweise mehr schwere Verläufe als Frauen)
- 1 bekannte Vorerkrankung

Dabei fühlte ich mich jedoch völlig fit, einen Jakobsweg problemlos bewältigen zu können.
Ich wehre mich dagegen, wie oben ^ diskriminiert zu werden („Solche sollten vielleicht erstmal nicht pilgern ...“).

Die „Erkältungs- und Magen-/Darm-Epidemien“ herkömmlicher Art sind eben nicht mit der Corona-Pandemie vergleichbar.
Mir ist unbegreiflich, warum das in manchem Bewusstsein immer noch nicht angekommen ist.
Es sterben eben nicht mal rund 30.000 Menschen wie in Italien oder knapp 27.000 wie in Spanien
an einer simplen Erkältung oder Magen-/Darm-Infekten innerhalb von 2 Monaten.

Ultreya
Uwe
Zuletzt geändert von Camineiro am 12. Mai 2020, 15:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Berthold
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Re: neue Hygieneauflagen für die Herbergen

Beitrag von Berthold »

Simsim hat geschrieben: 11. Mär 2020, 19:05 Bin gerade unterwegs und heute in Puerto de Bejar. Seit Merida ist hier keine Spur von irgendwelchen besonderen Maßnahmen. Die Leute tippen sich an den Kopf ( ich auch.. ) wenn sie über die totale Hysterie reden.
Ok bisher ist die Extremadura auch in ganz Spanien am wenigsten betroffen.
Ich genieße jedenfalls den Fruhling und bin heilfroh hier zu sein. Jeder Tag ist so kostbar! Die Vögel singen...alles ist völlig friedlich
Simsim hat geschrieben: 12. Mai 2020, 13:59

…...Was Corona angeht, begreife ich nicht recht....man erkläre es mir...:

das Virus ist potentiell gefährlich für Menschen mit schweren Vorerkrankungen und alte Menschen.
Solche sollten vielleicht erstmal nicht pilgern und auch nicht als Hospitalero/a arbeiten. Auch nicht, wenn sie dann fürchten, jemand zuhause anzustecken.
Ich nehme an, dass die Leute in Spanien, die sich noch am 11. März laut deiner Aussage über die totale Hysterie an den Kopf tippten, diese Handbewegung inzwischen mehrheitlich eingestellt haben. Die haben ja auch knapp 27 000 Tote zu beklagen - und das trotz verordneter Einschränkungen, die die unsrigen erheblich überstiegen.

Aber angesichts der unterschiedlichen Lernkurven tippe ich mir mittlerweile an Kopf.
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Raimund Joos
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Re: neue Hygieneauflagen für die Herbergen

Beitrag von Raimund Joos »

.... in meinem näheren Familienkreis ist jemand bei einem Autounfall ums Leben gekommen ... Das ist schrecklich aber deswegen werde ich nicht so weit gehen das Autofahren als solches als unverantwortlich zu betrachten.
Corona kann jeden treffen und einige können leider auch daran sterben. Bei Risikogruppen (wie bei mir - Asthma) ist das Risiko erhöht aber bei jüngeren Menschen erwiesenermaßen wesendlich geringer.

Ich denke mal bei der Risikobewertung gibt es deshalb drei wichtige Aspekte:

1. Die öffentliche Verantworung der Politik für die Volksgesundheit. Diese Vorgaben sind natürlich zu respektieren und zu befolgen und ein Gepöbele wie in vielen der neueren Demonstrationen verbietet sich da natürlich genauso wie ein Hintergehen dieser öffentlichen Regeln.

2. Die Verantwortung gegenüber Angehörigen die evtl einer Risikogruppe angehören und in besonderer Weise geschützt werden müssen. Wie dies geschieht muss aber m.E. in einem verantwortlichen Austausch mit diesen geschehen (Einige wollen eigentlich garnicht so behütet werden da sie z.B. Angst vor Vereinsamung habe aber nicht unbedingt vor dem Tod)

3. Die Verantwortung gegenüber sich selber. Im Rahmen der gesetzlichen Gegebenheiten besteht da aus gutem Grund ein Spielraum wie diese Spielraum genutzt werden kann. Und ich vermute mal dieser Spielraum wird und muss sich in Zukunft auch erweitern. Und dieser Spielraum und dessen Ausgestalltung ist auch von der persönlichen körperlichen Verfassung und der Lebenseinstellung abhängig. Wenn da jemand zu einem anderen Schluß kommt ist er noch keinesfalls hirnlos oder hysterisch ... Hier ist m.E. auf beide Seiten Toleranz gefragt.

Was hat das nun mit dem Jakobsweg zu tun?
Ob einer nun in der derzeitigen oder bald folgenden Situation pilgern kann und will ist zum einen von den gesetzlichen Rahmenbedingungen in Heimatland und im Gastland abhängig und über diese entscheidet der jeweilige Gesetzesgeber und die Behörden. Zum Anderen ist das aber auch die freie Entscheidung jedes einzelnen die als solche Respekt verdient. Es besteht hier m.E. kein Grund zu einem Glaubenskrieg in dem die Gegenseite in agressiver Weise angegriffen wird und man seine persönliche (Risiko-)Einschätzung und Bewertung als die einzig vernünftige betrachten kann.

Bon Camino!

Raimund
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Re: neue Hygieneauflagen für die Herbergen

Beitrag von Berthold »

Raimund, ich muss teilweise widersprechen.

Wenn jemand jetzt noch das Virus als harmlos darstellt und z.B. mit einer Magendarm-Grippe vergleicht, fehlen mir fast die Worte.

Wir alle haben in den letzten Wochen durch die behördlich angeordneten Maßnahmen große Einschränkungen hingenommen. Die Leute, die den dadurch erzielten Teilerfolg jetzt leichtfertig aufs Spiel setzen, indem sie die besondere Gefährlichkeit des Virus leugnen , sich unter Missachtung jeglicher Abstandsregeln pöbelnd versammeln, sind in meinen Augen bestenfalls hirnlos , anderenfalls muss ich ihnen unsozialen, gnadenlosen Egoismus unterstellen ( ist uns doch egal , wenn die Alten/ chronisch Kranken krepieren). Letzteres will ich niemandem unterstellen, bleibt also nur ersteres.
Keine Sorge: es besteht ein grundgeseztliches Recht auch darauf.
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Raimund Joos
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Re: neue Hygieneauflagen für die Herbergen

Beitrag von Raimund Joos »

... ich persönlich finde den Vergleich mit einer Grippe auch nicht angemessen ... obwohl es da sogar Professoren gibt die das so sehen ... Permanent im Seuchenmodus zu bleiben erscheint mir aber auch zahlreiche "Nebenwirkungen" zu haben die nicht zu unterschätzen sind .. Wie in allen gesellschaftlichen Bereichen wird man da nicht um eine plurale demokratische Auseinandersetzung mit dem Ergebnis von Kompromissen herumkommen wenn man an einer demokratrischen Wertestruktur festhalten möchte...

BC

Raimund
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Re: neue Hygieneauflagen für die Herbergen

Beitrag von Uti »

Simsim hat geschrieben: 12. Mai 2020, 13:59 Was Corona angeht, begreife ich nicht recht....man erkläre es mir...:

das Virus ist potentiell gefährlich für Menschen mit schweren Vorerkrankungen und alte Menschen.
Solche sollten vielleicht erstmal nicht pilgern und auch nicht als Hospitalero/a arbeiten. Auch nicht, wenn sie dann fürchten, jemand zuhause anzustecken.

Aber wie oft hab ich schon, besonders in der Meseta, "Epedemien" von Erkältungen und Magen-Darm-Infekten erlebt und da brach nicht die Panik aus, obwohl ich zwei Mal jemand so krank erlebt habe, dass er ins Krankenhaus musste. Ganz offensichtlich angesteckt mit irgendwas, denn viele hatten die gleichen Symptome. Nur wurde davon nie in den Medien berichtet, also hielt eine Ansteckungsgefahr (die immer da ist) niemand vom Pilgern ab....schon alles irgedwie schräg...oder nicht?
Simone, in diesem Fall kann ich Deine Meinung leider auch nicht teilen. Bei allen Maßnahmen die getroffen wurden geht es doch eben um Solidarität mit und Schutz von Menschen die zur Risikogruppe gehören. Selbst wenn du und niemanden den du kennst zu dieser Gruppe gehören, die Infektionskette geht doch immer weiter, wir können diese nur stoppen, wenn wir uns alle an bestimmte Regeln halten. Gerade weil wir die Einschränkungen der vergangenen Wochen und die aktuell immer noch bestehen nicht ewig einhalten können, ist eben die Einhaltung der beschriebenen Hygieneregeln durch alle so wichtig.

Unabhängig davon!
Bei einigen Beitragen hier möchte ich aber doch darum bitten, auch bei unterschiedlichen Meinungen die Forumsregeln und einen angemessenen Umgang miteinander zu respektieren!
Jedes Gehen auf unvertrauten Wegen ist eine Reise ins Vertrauen.
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Re: neue Hygieneauflagen für die Herbergen

Beitrag von Simsim »

Komisch, ich schrieb nochmal eine Antwort, die ist aber irgendwie beim Absenden verschwunden....schade.

Ich schrieb, dass ich allen, die sich über meine Worte aufregen, sagen kann, dass ich durchaus die Informationen über die öffentlich-rechtlichen Medien erhalte und auch verstanden habe.
Ich informiere mich aber auch intensiv aus anderen Quellen und nehme die Analyse von Experten ernst, die die sogenannten Fakten anders bewerten. Auch die Definition der Risikogruppen ist unterschiedlich. Überhaupt ist die Vielfalt an Informationen sehr groß und es gibt nicht nur einfache und klare Gegebenheiten, die man zu lernen hätte. Es sei denn man hält sich einzig und allein an das RKI und die Infos durch die Regierung.
Aber selbst da kommt widersprüchliches: Zb hat Prof. Dr. Drosten als Berater der Bundesregierung am 30.1. in einem Interview das Tragen von Masken als sinnlos erklärt....
googelt, wenn ihr es genauer wissen wollt.

Raimund schreibt:
Es besteht hier m.E. kein Grund zu einem Glaubenskrieg in dem die Gegenseite in agressiver Weise angegriffen wird und man seine persönliche (Risiko-)Einschätzung und Bewertung als die einzig vernünftige betrachten kann.
Ja, Raimund, so sehe ich das auch.

Camineiro, ich wollte nicht als diskriminierend erscheinen (verstehe gar nicht recht, wo man das aus meinen Zeilen herauslesen kann), und rechthaben will ich auch nicht.
Ich stellte eine Frage und habe eine Antwort bekommen: nämlich dass die meisten von euch offenbar all die Maßnahmen in den Herbergen angesichts von Corona für angemessen halten, auch wenn schon immer Ansteckungsgefahr mit allem möglichen in den einfachen Herbergen gegeben war.

Tatsächlich war es Anfang März auf dem Camino so wie beschrieben, nämlich niemand ahnte auch nur im Geringsten, was da auf uns zukommt. Weder die Leute in den Dörfern, noch die Hospitaleros, noch die Polizei, geschweige denn die Pilger.

Inzwischen greife ich mir nicht mehr an den Kopf, wirklich nicht, aber aus anderen Gründen als viele, nehme ich an, denn immer noch halte ich die Angst und ihre Nebenwirkungen für die größere reale Gefahr, als das Virus selbst. Und ich bin entsetzt von manchen Auswüchsen, die die Angst zur Zeit hervorbringt, denn manche Maßnahmen erscheinen selbst für eine wirklich sehr gefährliche Krankheit als kontraproduktiver Irrsinn. Zumindest hier in Frankreich, wo ich es direkt miterlebe.

Auch Covid 19 mit Cholera auf einer Ebene zu erwähnen (Camineiro) ist doch wohl auch eher unsachlich. Die Letalität von Cholera beträgt bei Ausbruch der Krankheit 20-80% (Wikipedia).

Soweit, ich hoffe wirklich von Herzen, dass die ganze Situation zu etwas Gutem führt und wir uns dann wieder offen und friedlich auf dem Camino begegnen!!!


Simone
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Simsim
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Re: neue Hygieneauflagen für die Herbergen

Beitrag von Simsim »

Uti schreibt:
Bei allen Maßnahmen die getroffen wurden geht es doch eben um Solidarität mit und Schutz von Menschen die zur Risikogruppe gehören. Selbst wenn du und niemanden den du kennst zu dieser Gruppe gehören, die Infektionskette geht doch immer weiter
Ja, das weiß ich natürlich...ich kenne übrigens einige alte Menschen, die in ihren Heimen keinen Besuch mehr bekommen dürfen. Eine Verwandte von den Freunden, mit denen ich hier lebe, ist letzte Woche ohne Corona gestorben. Sie sagte, völlig verzweifelt in ihrer plötzlichen Einsamkeit: "ich lasse mich jetzt sterben. Niemand kommt mehr zu mir..."

Ich rufe andere fast täglich an, um ihnen zu helfen durchzuhalten. Natürlich finde ich es richtig niemanden anzustecken, wenn möglich. Und ich habe nie gesagt, dass ich alle Maßnahmen, z.B. in den Städten, für Quatsch halte. Das ist nicht so.
Aber wird von offizieller Seite ein gesunder Lebensstil angeregt? Wurden alte und kranke Menschen schon immer in unserer Gesellschaft so wichtig genommen (wäre schön, wenn sich das mal wirklich ändert!!)? Was wird offiziell getan für die Stärkung des Immunsystems? Für Aufklärung in dieser Richtung? Ich finde es wichtig, dass sich durch die ganze Lage vieles deutlicher zeigt, was sich wirklich grundliegend ändern muss. Und mir kommen einfach viele Fragezeichen, ich sehe nicht alles was publiziert wird, einfach unkritisch als Tatsache an.
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