Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

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Anhalter
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Re: Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

Beitrag von Anhalter »

Mein Beitrag war jetzt auch nicht direkt an dich gerichtet, sondern sollte als allgemeiner Denkanstoß gelten. Nur weil ich was machen darf, muss ichs nicht tun. Nur weil mir eine Einschränkung nicht weh tut, kann die durchaus einem anderen das Leben versauen. So in die Richtung.
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Pilgerbär
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Re: Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

Beitrag von Pilgerbär »

ja dann sind wir ja ganz nah beisammen...
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Simsim
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Re: Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

Beitrag von Simsim »

Ich nahm ja vor allem die Situation in Portugal zum Anlass mal darüber nachzudenken, wie es vielleicht wäre wenn......

....das Wagnis eingegangen würde und alle erzwungenen Beschränkungen aufgehoben würden......ob da nicht vielleicht die Eigenverantwortung und Selbsteinschätzung inzwischen ausreichen würde,
und die Menschen vor lauter Erleichterung und Freude viel leichter gesund würden oder blieben ..

Ob also nicht gerade in Kulturen, in denen Menschen große Nähe gewohnt sind, die Krankheit und das Sterben explodiert, weil der Stress unerträglich wird.

Die meisten kranken Menschen wünschen sich am dringendsten Nähe und Berührung, warum? Weil es zur Heilung beiträgt?

Ok, das war jetzt viel "wäre, würde, könnte " aber ich denke darüber nach.
Manchmal stell ich mir vor, was wohl passieren würde, wenn die Regierungen weltweit ihre Corona Politik als verfehlt erklären, es den Menschen selbst überlassen wie sie sich und andere vor Krankheit schützen, weiterhin eine freiwillige Impfung anbieten, das Testen beenden und alle Beschränkungen aufheben.

Ob das dann wirklich so ein Chaos gäbe, oder ob das Chaos, das sich durch die Konsequenzen der Lockdowns abzeichnet, nicht viel größer werden könnte in näherer Zukunft.

Naja wie auch immer, so werden die Regierungen wohl eher nicht entscheiden....
Oh Zebrero

Re: Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

Beitrag von Oh Zebrero »

Simsim hat geschrieben: 29. Jan 2021, 15:07 Manchmal stell ich mir vor, was wohl passieren würde, wenn die Regierungen weltweit ihre Corona Politik als verfehlt erklären, es den Menschen selbst überlassen wie sie sich und andere vor Krankheit schützen, weiterhin eine freiwillige Impfung anbieten, das Testen beenden und alle Beschränkungen aufheben.

Deine Frage dürften die Berichte aus Brasilien und den USA beantworten.
Die Menschen in Manaus, die händeringend um Sauerstoff für ihre Angehörigen anstehen, wären sicherlich auch gute Antwortgeber.
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Simsim
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Re: Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

Beitrag von Simsim »

Aber dort ist doch keine Aufhebung der Beschränkungen, oder bin ich falsch informiert?
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Berthold
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Re: Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

Beitrag von Berthold »

Simsim hat geschrieben: 29. Jan 2021, 15:07

Naja wie auch immer, so werden die Regierungen wohl eher nicht entscheiden....
....und das ist aus epidemiologischer Sicht auch gut.

PS: In Freiburg ist gerade in einer Kita eine Infektionswelle ausgebrochen - und das bei Kindern, die ihre gewohnten Sozialkontakte hatten, weil sie in der "Notbetreuung" waren. Anscheinend war die Infektiosität des Virus größer als das durch die "günstigen Umstände" gestärkte Immunsystem.
Oh Zebrero

Re: Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

Beitrag von Oh Zebrero »

Simsim hat geschrieben: 29. Jan 2021, 15:24 Aber dort ist doch keine Aufhebung der Beschränkungen, oder bin ich falsch informiert?
Bolsenaro und Trump verharmlosen das Virus und da sind/waren die Beschränkungen, die der Bevölkerung auferlegt wurden, gleich Null. In den USA wird sich unter Joe Biden da sicherlich manches ändern (s. Maskenpflicht im Weißen Haus)
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Camineiro
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Re: Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

Beitrag von Camineiro »

Simone, ich verstehe Deine persönlichen Beweggründe.
Simsim hat geschrieben: 29. Jan 2021, 15:07 Ich nahm ja vor allem die Situation in Portugal zum Anlass mal darüber nachzudenken, wie es vielleicht wäre wenn......

....das Wagnis eingegangen würde und alle erzwungenen Beschränkungen aufgehoben würden......ob da nicht vielleicht die Eigenverantwortung und Selbsteinschätzung inzwischen ausreichen würde,
und die Menschen vor lauter Erleichterung und Freude viel leichter gesund würden oder blieben ..

Ob also nicht gerade in Kulturen, in denen Menschen große Nähe gewohnt sind, die Krankheit und das Sterben explodiert, weil der Stress unerträglich wird.

Die meisten kranken Menschen wünschen sich am dringendsten Nähe und Berührung, warum? Weil es zur Heilung beiträgt?

Ok, das war jetzt viel "wäre, würde, könnte " aber ich denke darüber nach.
Manchmal stell ich mir vor, was wohl passieren würde, wenn die Regierungen weltweit ihre Corona Politik als verfehlt erklären, es den Menschen selbst überlassen wie sie sich und andere vor Krankheit schützen, weiterhin eine freiwillige Impfung anbieten, das Testen beenden und alle Beschränkungen aufheben.

Ob das dann wirklich so ein Chaos gäbe, oder ob das Chaos, das sich durch die Konsequenzen der Lockdowns abzeichnet, nicht viel größer werden könnte in näherer Zukunft.

Naja wie auch immer, so werden die Regierungen wohl eher nicht entscheiden....


Dann wird das im Großen passieren, was man in Schweden und anfänglich in einigen anderen Ländern (Niederlande, Großbritannien, Brasilien, USA) aus unterschiedlichen Beweggründen praktiziert hat: die Pandemie gerät außer Kontrolle.

Schweden ist mit seinem Kurs grandios gescheitert.
Bezogen auf die Bevölkerungszahl sind die dortigen Infektionszahlen und Sterbefälle mit den USA und Mexiko vergleichbar.
Höchstes Niveau.

Und in Schweden sind insbesondere die am meisten gestorben, die Du gerne berühren und knuddeln möchtest:
die Alten in den Pflege- und Seniorenheimen.

Man könnte zynisch sagen: glücklich gestorben - aber tot!



Es ist halt die Frage, was man gewillt ist in Kauf zu nehmen:

- Glücklich sein, Freiheit, weitestgehend normales Leben = viele Tote

oder

- zeitlich begrenzte Beschränkungen akzeptieren, sich impfen lassen = Infektions-/Sterbezahlen senken, langfristig Normalzustand wiederherstellen


Die aktuell schlimme Lage in Portugal wird übrigens u.a. durch die britische Virusmutante hervorgerufen, die sich dort rasend verbreitet.
Das Ausmaß der Ansteckungen/Toten mit der Mutation in GB ist noch schlimmer. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.

Und das Virus überträgt sich nun mal über (engere) Kontakte.

Kontaktvermeidung ist gegenwärtig das Gebot der Stunde.


Ich hoffe, dass die Impfung langfristig Wirkung zeigen wird und das Virus damit seinen Schrecken verliert.


Ultreya


Edit: Jeder Zweifler an den gegenwärtigen Maßnahmen gegen Corona möge sich dieses Interview mit Dr. Viviane Zotzmann anschauen (ab Minute 40 bis Minute 54).
Der betreffende Ausschnitt ist etwas unglücklich zwischen zwei politische Diskussionen platziert worden.

Ob man die Spätfolgen einer durchgemachten Infektion durch Nähe, Zärtlichkeit und Liebe wieder wettmachen kann, wage ich zu bezweifeln. Die betreffenden Menschen brauchen sehr lange, um wieder auf die Füße zu kommen und sind fürs Leben gezeichnet.
Zuletzt geändert von Camineiro am 29. Jan 2021, 16:00, insgesamt 2-mal geändert.
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Simsim
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Re: Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

Beitrag von Simsim »

Natürlich ist alles viel komplexer....das ist schon wahr.
Es gibt keine einfache Lösung.
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ilfuchur
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Re: Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

Beitrag von ilfuchur »

Portugal, 7-Tage-Inzidenz: 885.
Pilger, die beim Gehen manchmal einfach nur Bauch und Füße sind - #Bauchfüßler eben.
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Gertrudis
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Re: Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

Beitrag von Gertrudis »

Camineiro hat geschrieben: 29. Jan 2021, 15:38 Schweden ist mit seinem Kurs grandios gescheitert.

Höchstes Niveau.
Wie kommst Du zu dieser Einschätzung?
Je nachdem, welche Quelle man liest, stellt sich der Fall Schweden ja sehr unterschiedlich dar.
Z.B. hier: https://reitschuster.de/post/tote-luege ... ch-anders/
Das ist 1 Beispiel... ich hab einige Statistiken gefunden, die zeigen, dass der schwedische Weg ein durchaus gangbarer ist.

Auch bei uns sterben ja die meisten Menschen in Alten- und Pflegeheimen. Und Krankenhäusern. An Corona - (aber auch an anderen Ursachen...)
Dieses einsame abgesonderte Sterben, ohne Abschied, ohne Begleitung durch liebe Menschen ist einfach unmenschlich.
Ich befasse mich viel mit dem Sterben und dem Leben nach dem Sterben, vielleicht sehe ich das deshalb anders als jemand, in dessen Vorstellung das Leben im Moment des Sterbens ins Nichts zerstiebt...

Aber das gehört ja vielleicht gar nicht hier her...
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Pilgerbär
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Re: Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

Beitrag von Pilgerbär »

wie ich bereits eingängig versucht habe darzulegen empfinde ich diese Sterbesituation auch als kaum zu ertragen. Aber ohne diese Maßnahmen würde es aussehen wie in Bergamo. Auch hier wurde Militär eingesetzt...weil man nicht wusste wie man die Verstorbenen sonst abtransportieren konnte, oder wie in New York wo man hunderte (!) Kühllaster zu den Krankenhäuser beordern musste. Oder wie aktuell in Brasilien, wo deine Angehörigen im Kreise der Familie qualvoll ersticken und es noch nicht einmal Sauerstoff für die leichteren Fälle gibt...grausam. Hier nur auf die Vernunft der Menschen zu setzen wäre meiner Meinung nach ein fataler Fehler, dafür ist unsere Gesellschaft viel zu egoistisch geworden...leider.
Ultreya, euer Pilgerbär
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Pooh_der_baer
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Re: Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

Beitrag von Pooh_der_baer »

[/quote]
Dieses einsame abgesonderte Sterben, ohne Abschied, ohne Begleitung durch liebe Menschen ist einfach unmenschlich.
Ich befasse mich viel mit dem Sterben und dem Leben nach dem Sterben, vielleicht sehe ich das deshalb anders als jemand, in dessen Vorstellung das Leben im Moment des Sterbens ins Nichts zerstiebt...

Aber das gehört ja vielleicht gar nicht hier her...
[/quote]

Mir ist bei vielen Äußerungen, nicht nur hier im Forum, aufgefallen, daß das Sterben im Kreis von Angehörigen wichtig sei.
Warum plötzlich in diesen Zeiten ?
Sonst hat es viele Menschen nicht gekümmert, wann und wie Anghörige sterben.
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
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Simsim
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Re: Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

Beitrag von Simsim »

Ich finde es vor allem von Seiten der Politik sehr erstaunlich, wie alle Priorität auf einmal angeblich dem Schutz älterer und kranker Menschen gilt.....
Das war vorher doch nie Thema.
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Pilgerbär
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Re: Portugal bittet Bundeswehr um Nothilfe

Beitrag von Pilgerbär »

Pooh_der_baer hat geschrieben: 30. Jan 2021, 09:32
Dieses einsame abgesonderte Sterben, ohne Abschied, ohne Begleitung durch liebe Menschen ist einfach unmenschlich.
Ich befasse mich viel mit dem Sterben und dem Leben nach dem Sterben, vielleicht sehe ich das deshalb anders als jemand, in dessen Vorstellung das Leben im Moment des Sterbens ins Nichts zerstiebt...

Aber das gehört ja vielleicht gar nicht hier her...
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Mir ist bei vielen Äußerungen, nicht nur hier im Forum, aufgefallen, daß das Sterben im Kreis von Angehörigen wichtig sei.
Warum plötzlich in diesen Zeiten ?
Sonst hat es viele Menschen nicht gekümmert, wann und wie Anghörige sterben.
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Ich fürchte es kümmert auch immer noch viele Menschen nicht. Aus 20 Jahren Erfahrung im Rettungsdienst kann ich bestätigen das z.Bsp.: sterben zu Hause oft unerwünscht ist, oft weil man sich nicht wegen Erbfragen etwas "vorwerfen" lassen möchte. Aber es ist schon etwas anderes wenn mir die Entscheidung abgenommen wird. Ich für mein Teil möchte meine Angehörigen nicht alleine lassen, so wie ich es bei meinem Schwiegervater schon getan habe. Aber leider muss ich euch recht geben, sterben passt nicht in das Konzept unserer Leistungsgesellschaft...
Ultreya, euer Pilgerbär
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