Ich arbeite in einer Krankenhausapotheke, die gestern und vorgestern unseren ersten Schwung an Impfungen für die Mitarbeiter vorbereitet hat.
Alleine für die Lösung des Impfstoffes und für die anschließende Gabe an die Mitarbeiter waren diverse Sorten Spritzen und Kanülen
vom Hersteller vorgeschrieben, die glücklicherweise bei der Lieferung dabei waren.
Wir benutzen in unserem Alltag zur Herstellung von Zytostatika (Chemos), Infusionslösungen für Frühchen etc. zig verschiedene Sorten an Kanülen und Spikes zur Herstellung und gefahrlosen Überführung in zig Sorten Infusionsbeutel etc. Dabei ist immer der Schutz des Produktes im Vordergrund, darüber hinaus natürlich bei Dingen wie Chemos, die ja bekanntlich äußerst aggressiv im Körper wirken, auch der Schutz der herstellenden Kollegen. Selbstredend verträgt sich nicht jeder Wirkstoff mit jedem Material, aus dem für gewöhnlich diese Artikel hergestellt werden.
Das sind zwar alles "Pfennigsartikel", aber trotzdem werden sie gerade rund um den Globus benötigt. Diese Hilfsmittel müssen sicherstellen, dass bei diesen kleinen Volumina an Impfstoff alles aus dem Fläschchen entnommen werden kann und so gut wie nichts in Spritze und Kanüle zurück bleibt, denn dann kommt nicht die vorgeschriebene Wirkstoffmenge im Körper an. Und wir können ja nicht mal einfach die nächste Ampulle knacken wenn die letzte Spritze nicht mehr voll wird.
Die Impfung erfolgt in den Muskel, d.h. die Nadel muss z.B so lang sein, dass auch in etwas "speckigeren" Ärmchen
der Muskel erreicht wird, aber wiederum nicht so lang, das die Hälfte des Impfstoffes drin bleibt. Also ins Regal greifen und "Reste aufbrauchen" geht nicht.
Auch viele Arzneistoffe werden nur in wenigen Orten der Welt hergestellt und wenn da mal ne Produktionsstrasse ausfällt ist bei allen Herstellern Ebbe. Täglich muss ich für ein 0815-Präparat diverse Pharmafirmen anrufen und nach deren Lieferfähigkeit fragen.
Ich denke wir können froh und dankbar sein, das in dieser sehr kurzen Zeit bereits mehrere Impfstoffe zugelassen oder auf einem guten Weg dahin sind.
Es klingt vielleicht sarkastisch, aber wenn es diese Krankheit schon geben muss, dann kann die Menschheit froh sein, dass die Industrienationen die ersten Staaten waren, in denen diese Erkrankung um sich gegriffen hat. So wurden in sehr kurzer Zeit große Geldbeträge für Forschung und Herstellung dieser Impfstoffe zur Verfügung gestellt. Ansonsten hätten die Impfstoffhersteller erst mal ihre potentiellen Investoren davon überzeugen müssen, dass dieser Impfstoff ein profitables Geschäft wird.
Wäre Covid-19 nur eine weitere Krankheit, die nur in den so genannten Entwicklungsländern auftreten würde, wären wir sicher bei weitem noch nicht so weit. Überspitzt gesagt: Nur wenn die potentiellen Patienten anschließend auch genug Geld haben, um das Arzneimittel zu einem solchen Preis zu kaufen der nötig ist, um die Entwicklungskosten wieder rein zu holen und noch was dran verdienen, gibts überhaupt eins.
Es ist eine Schande, aber so läufts.